Laufen für die Libido

Juni 2008 | Fitness & Entspannung

Wie moderates Joggen die Lust anregt
 
Wer regelmäßig läuft, hält sich nicht nur fit, sondern kurbelt beiläufig die Libido an. Dabei gilt für Anfänger wie für Routinierte: besser langsamer, dafür länger laufen. Beim wohl dosierten Joggen erwacht nämlich die Leidenschaft, während zu intensives Training schlapp und lustlos macht. Lesen Sie, wie’s am besten läuft.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Jeden Abend, gleich nach der Arbeit, absolviert Max F. noch eine längere Laufstrecke durch die Schlossparkallee. Erst dann, so sagt er, kann er den Feierabend und die Zweisamkeit mit seiner Frau genießen. Vorher schwirren dem Manager noch zahlreiche Ideen zu beruflichen Projekten durch den Kopf, aber auch viele Sorgen und Ärger, die er im Laufe des Arbeitstages angestaut hat. Wenn er nach einer Stunde Joggen unter der Dusche steht, fühlt er sich körperlich belebt und geistig wieder frei und klar.

Sportmediziner geben Max Recht: Regelmäßige, moderate Dauerläufe bauen Stress ab, entspannen den Geist und machen ihn frei – auch für die „schönste Nebensache der Welt“. Wie der amerikanische Sportmediziner Prof. Laurence E. Morehouse, bei uns bekannt als Autor des Buches „Fitness für Faule“, herausfand, wirkt sich die Fitness ganz unmittelbar im Bett aus – und zwar nicht nur auf die Frequenz, sondern auch auf die Qualität des Liebesaktes. Ganz nach dem Motto: Je gesünder der Organismus, desto schöner der Orgasmus.

In Stimmung kommen
Warum nun bringt das Laufen die Erotik und das Sexualleben auf Touren? „Das hat hauptsächlich psychologische Gründe“, erklärt Dr. Herbert Ederer, Arzt für Allgemein-, Arbeits-, Sport- und Manualmedizin im steirischen Weiz und selbst begeisterter Läufer. „Wenn jemand regelmäßig Ausdauersport betreibt und läuft, wirkt das Stress reduzierend und macht den Kopf frei. Das wiederum steigert das Lustgefühl und die Liebesfähigkeit. Denn die Erotik wird stark vom Kopf und damit von der Psyche gesteuert.“ Um beim Sex „in Stimmung“ zu kommen, ist es wichtig, sich nicht unter Leistungsdruck zu fühlen, abschalten und entspannen zu können. Das zeigt sich auch bei Sexualstörungen, die nicht nur organische, sondern oft auch funktionelle und psychische Ursachen haben. „Sie lassen sich mittels Ausdauertraining positiv beeinflussen“, betont Ederer.

Hormonmix der Lust
Das Joggen beeinflusst auch den Gehirnstoffwechsel positiv und sorgt für einen aphrodisierenden Hormonmix. „Man weiß, dass bei langen, langsamen Läufen in erster Linie Endorphine ausgeschüttet werden, jene körpereigenen Stoffe, die Schmerzen reduzieren und ein Glücksgefühl hervorrufen“, so der Mediziner. Beflügelt werden die Läufer auch durch den Anstieg des „Glückshormons“ Serotonin. Daneben senkt die Bewegung Stresshormone wie das Adrenalin und das „Managerhormon“ Cortisol, während das männliche Sexual- und Powerhormon Testosteron im Blut ansteigt. Dieser Hormonmix bewirkt, dass Männer schrittweise Dynamik, Durchsetzungskraft und Lust aufbauen.

Aber Vorsicht: Ab einer bestimmten Trainingsintensität lässt die Hormonproduktion nach, der Körper verbraucht alle Energie für die sportliche Leistung, die Energie- und die Lustkurve fallen ab. Das bestätigt eine Studie mit 78 – gesunden, aber untrainierten  – männlichen Testläufern an der Universität von Kalifornien in San Diego. Demnach stieg mit dem regelmäßigen, moderaten Training (drei- bis viermal pro Woche jeweils 60 Minuten) der Testosteronspiegel an, die sexuelle Aktivität und die Orgasmushäufigkeit nahmen um rund 30 Prozent zu. Auch diese Untersuchung belegt aber: Bei zu intensivem Training sinkt der Testosteronanteil im Blut ebenso wie die sexuelle Aktivität.

Moderat zu neuen Höhen
Wer nachhaltig von den positiven, belebenden und Lust fördernden Wirkungen des Laufens profitieren will, muss richtig trainieren. Vorweg für all jene, die hoffen, schon nach wenigen Laufeinheiten als unwiderstehliche Don Juans oder unermüdliche Liebhaber die Partnerin zu beglücken: Die nachhaltige Ausdauer, ob in den Laufschuhen oder im Bett, kommt erst mit der Zeit. Und wie gestaltet man das ideale, libidofördernde Training? „Am besten läuft man 45 bis 90 Minuten, und das mindestens dreimal pro Woche“, rät Laufexperte Ederer. „Erst dann lassen sich jene körperliche Fitness und Ausgeglichenheit erreichen, die sich positiv auf die Libido auswirken.“ Um eine solide Grundkondition aufzubauen, sollten Laufanfänger moderat beginnen. „Gerade für Einsteiger kann es sinnvoll sein, zuerst nur schnell zu gehen oder zu walken. Bei Übergewicht gilt sogar: Vorsicht beim Laufen!“ warnt Ederer und rät zur Rücksprache mit dem Arzt.

Richtig trainieren
Und wie erkennt man, ob zu intensiv trainiert wurde? Sportarzt Ederer: „Die Herzfrequenz braucht nach dem Training sehr lange, um den normalen Zustand zu erreichen.“ Auch verstärkte Müdigkeit, Lustlosigkeit oder zunehmende Nervosität können darauf hindeuten, dass man sich beim Laufpensum verrannt hat. Dem Körper gemäß trainiert, wer sich fünf Minuten nach dem Training frisch und fit fühlt.
Dringend zu warnen ist davor, das Trainingspensum „abzukürzen“, indem man weniger lang, dafür aber schneller und intensiver läuft. Dabei bleiben nämlich die positiven, stressmindernden Effekte des Sportes auf der Strecke. „Ich empfehle ein abwechslungsreiches Training, einen Mix aus Ausdauer- und Krafttraining, mit dem Schwerpunkt des moderaten Trainings im Fettstoffwechselbereich, d. h. bei einem Puls von 60 bis 70 Prozent des Maximalpulses“, so Ederer.

Laufend mehr Lustgewinn
Mit zunehmender Fitness wird man nebenbei schrittweise selbstbewusster. Verhaltensforscher haben festgestellt, dass Jogger sich umso wohler in ihrem Körper fühlen, je mehr sie laufen. Wie andere Studien belegen, sorgt der Laufsport bei Männern außerdem für eine höhere Spermienproduktion und die Erholungsphasen nach dem Orgasmus verkürzen sich. Wie ist das zu erklären? „Das Laufen verstärkt die Durchblutung in der Muskulatur, während sie in den anderen Organen vermindert ist“, weiß Herbert Ederer. „Erst nach dem Laufen kommt es reaktiv zu einer verstärkten Durchblutung jener Organe, die vorher nicht durchblutet wurden – also auch der Geschlechtsorgane.“ Das wirkt sich positiv auf die Spermienproduktion aus. „Eine Hoden- oder Spermienschwäche lässt sich dadurch aber nicht ausgleichen“, warnt der Mediziner. Die verkürzten Erholungsphasen nach dem Orgasmus führt Ederer auf die gesteigerte körperliche Fitness zurück. „Dadurch ist die Regenerationsfähigkeit allgemein besser, man ist früher wieder leistungsfähig.“ Laufen stärkt also Körper, Geist und Psyche und fördert damit ein erfülltes Liebesleben. Grund genug, der eigenen Bequemlichkeit den Laufpass zu geben und loszulegen.

 

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Lauftypen im Erotik-Check

Marathonläufer
Er ist oft sehr schlank oder hager und trainiert vorwiegend die Ausdauermuskulatur im Fettstoffwechselbereich. Wer glaubt, dieser gut trainierte Typ ist extrem ausdauernd in der Liebe, könnte irren: Nach einem Marathonlauf sind die Kraftreserven verbraucht, im Bett läuft nichts mehr.

Sprinter
Sein Körperbau ist kräftig und muskulös. Das intensive Krafttraining zielt auf Höchstleistung und Muskelaufbau ab, was Stress fördert und das Testosteron im Blut senkt. Das wirkt sich – trotz beeindruckend männlicher Optik – negativ auf die Libido aus.

Hobbyläufer
Obwohl man diesem Lauftyp den Sport optisch am wenigsten ansieht, profitiert er am meisten von den Libido fördernden Auswirkungen. Das moderate Training senkt den Stress und steigert die Lust. In Sachen Leidenschaft ist der Hobbyläufer den anderen Typen um Längen voraus.

Und wie läuft‘s für Frauen?
Die Stress reduzierenden und folglich Lust fördernden Auswirkungen des Laufens gelten für Frauen gleichermaßen. Allerdings ist die Libido der Frauen bislang nicht so gut erforscht wie die der Männer, so dass man über die Zusammenhänge und Hintergründe hier noch weitgehend im Dunkeln tappt.

Die Trainingsempfehlungen für Frauen entsprechen im Wesentlichen jenen für Männer. Allerdings mit einer Ausnahme: „Aufgrund der Hormonsituation sind für Frauen Kraft- und Intensivtrainings weniger geeignet, sie haben dafür aber eine mindestens gleich gute Ausdauerleistungsfähigkeit wie die Vertreter des ,starken‘ Geschlechts“, so der Allgemeinmediziner Dr. Herbert Ederer. Der Grund dafür liegt im unterschiedlichen Hormonhaushalt – und der Auswirkung auf die Muskeln: „Von der Muskelzusammensetzung sprechen die so genannten weißen Muskelfasern, die Schnellkraftfasern, gut auf das männliche Sexualhormon Testosteron an. Deshalb ist der Mann bei Kraft und Schnelligkeit gegenüber der Frau im Vorteil“, so Ederer. „Frauen haben zwar auch Testosteron, aber nicht in dem Ausmaß.“ Fazit: Die Leistungsfähigkeit der Frauen liegt in jenen Bereichen, bei denen es auf Muskelmasse ankommt (z. B. Sprinten), hinter jener der Männer. Beim Ausdauerlauf (z. B. Marathon) ziehen sie mit den Männern gleich.
       

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