Welche Zimmerpflanzen sind gesund?

Dezember 2008 | Leben & Arbeiten

Sie sollen Staub und Schadstoffe filtern, effektiver als elektrische Luftbefeuchter sein und für ein kreatives Arbeits- und entspanntes Wohnklima sorgen. Lesen Sie, wie Birkenfeige, Zypergras und Co auf unsere Gesundheit wirken.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Pflanzen sind gut für unsere Gesundheit. Das behauptet Mag. Manuela Lanzinger, Umweltberaterin bei „die umweltberatung“ in Wien, nicht einfach, dafür gibt es wissenschaftliche Grundlagen: Die positive Wirkung von Pflanzen auf Geist und Körper des Menschen wurde nämlich in aufwändigen Studien in Deutschland, in den Niederlanden, in Norwegen, in den USA und in Australien bewiesen. So hat man z. B. in Büros und Schulen, aber auch in Wohnungen mit und ohne Pflanzen die Raumtemperatur gemessen, die Luftfeuchtigkeit, den Schadstoffgehalt, auch den Lärmpegel, und man befragte diejenigen, die in den Räumen lebten, lernten und arbeiteten, ausführlich über ihr psychisch-physisches Befinden. Das alles mit dem Ziel, herauszufinden, was genau Pflanzen bewirken können. Lanzinger über das Ergebnis:

„Nimmt man die positive Wirkung von Zimmerpflanzen auf Menschen mit 100 Prozent an, dann macht davon der Schadstoffabbau ein Prozent aus, die Schallreduktion sechs Prozent und die Staubreduktion acht Prozent.“ Einen weitaus größeren Beitrag für die Gesundheit des Menschen leisten Pflanzen aber über die Verbesserung des Raumklimas durch die Luftbefeuchtung. Dabei bringen sie es auf 30 Prozent. Mit 55 Prozent die meiste positive Wirkung haben Pflanzen schließlich auf unser geistig-seelisches Wohlbefinden.

Grün beruhigt und belebt
So können uns Pflanzen z. B. unheimlich schnell beruhigen. Schon wenn wir nur für fünf Minuten den Blick auf sie richten, wird unsere Pulsfrequenz niedriger, die Muskeln entspannen sich, wir atmen tiefer, entwickeln ein Gefühl der Gelassenheit. Das bewies der amerikanische Wissenschaftler Roger S. Ulrich in den 1980er Jahren, indem er Versuchspersonen erst einen Film vorführte, der sie in Stress versetzte, und anschließend Bilder von Landschaften mit üppiger Vegetation zeigte. Studien mit Führerscheinprüflingen, die die Prüfung teils in Räumen mit Pflanzen und in Räumen ohne Pflanzen ablegen mussten, zeigten, dass der Blick auf das Grün nicht nur beruhigt, sondern auch Konzentrationsfähigkeit und Kreativität steigert. Untersuchungen mit Krankenhauspatienten haben ergeben, dass Heilungsprozesse schneller fortschreiten, wenn die Patienten Grünes sehen. Wobei das besonders Erstaunliche an diesen Ergebnissen war, dass die Wirkung schon dann eintrat, wenn die Patienten nur durchs Fenster in den Park schauen konnten oder auch nur die Möglichkeit hatten, Bilder von Pflanzen zu betrachten.

Effektive Luftbefeuchter
„Echte Pflanzen sind aber Pflanzenbildern unbedingt vorzuziehen“, sagt Lanzinger. Schließlich habe das echte Grün noch einiges mehr zu bieten. Pflanzen sind gut für das Raumklima, weil sie die Luft befeuchten, indem sie einen Teil des Wassers, das ihnen zugeführt wird, wieder verdunsten. Uns nützt das zum einen, weil in der feuchten Luft unsere Nasen- und Mundschleimhaut feucht bleibt, was vor Attacken von Erkältungs- und Grippeviren sowie Bakterien schützt. Zum anderen wird durch die Verdunstung die Luft gesäubert, weil feuchte Luft Staub bindet – und außerdem wird durch die Verdunstung eine gewisse Abkühlung erreicht, was insbesondere an heißen Sommertagen angenehm ist.

Schadstoff- und Lärmfilter
Wie gut Pflanzen die Luft auch von Schadstoffen befreien können, bewiesen Forscher des Instituts für Biochemische Pflanzenpathologie am Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit Neuherberg in Bayern. Sie zeigten, dass drei große Pflanzen in einem vier Mal vier Meter großen und 2,40 Meter hohen Raum die Emissionen einer einen Quadratmeter großen Spanplatte abbauen können, in der Formaldehyd steckt. Ebenfalls in Bayern, an der Fachhochschule für Gartenbau in Weihenstephan, bewies man darüber hinaus, dass Pflanzen Kohlenmonoxid z. B. aus Zigarettenrauch teilweise abbauen können. Wie machen die Pflanzen das? „Sie nehmen die Schadstoffe über die Blätter und die Wurzeln auf“, erklärt Lanzinger. „Anschließend zerlegen Enzyme in den Blättern und Mikroorganismen, die mit den Wurzeln vergesellschaftet sind, die chemischen Verbindungen in unschädliche Bestandteile.“ Durch die Photosynthese können Pflanzen zudem organische Substanzen umwandeln und dabei reinen Sauerstoff freisetzen.
Dass Pflanzen selbst Lärmgeplagten eine leichte Linderung verschaffen können, bewiesen Forscher der South Bank University in London. Die Voraussetzung: Es muss sich um große Pflanzen handeln, die in Gruppen von drei bis fünf an verschiedenen Stellen im Raum stehen.

Allergie- und Schimmelproblem
Bei so viel Wirkung erhebt sich freilich die Frage nach möglichen unerwünschten Nebenwirkungen. Können Pflanzen auch zur Belastung für unsere Gesundheit werden? „Für einen gesunden Menschen nicht, sofern er seine Pflanzen richtig pflegt“, sagt Lanzinger. Richtig pflegen, das heißt, statt chemische Düngemittel organische verwenden und nicht zu viel gießen, damit sich kein Schimmel auf der Blumenerde bildet. Pollen- und Duftstoffallergiker sollten außerdem besser keine blühenden Topfpflanzen oder Schnittblumen in der Wohnung haben, und Latex-Allergikern wird von Birkenfeigen abgeraten. Weihnachtssterne und Primeln, die früher als „reizend“ galten, seien heute unbedenklicher. Lanzinger: „Die Sorten, die inzwischen auf dem Markt sind, sind Züchtungen, bei denen die reizenden Stoffe reduziert wurden.“

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Welche Pflanze für welchen Raum?

Im Wohnzimmer
Große Pflanzen als strukturierende Gestaltungselemente, Luftbefeuchter, Staub- und Schadstoffabbauer wie Paradiesvogelblume, Birkenfeige, Elefantenfuß, Steckenpalme, Kentiapalme.

In der Küche
Rosmarin, Basilikum, oder andere Kräuter, die man auch gleich fürs Kochen verwenden kann.

Im Schlafzimmer
Pflanzen, die es gern kühl und dunkel haben und geruchsneutral sind, wie z. B. Orchideen, Bromelien, Bogenhanf.

Im Bad
Pflanzen, die bei Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit gut gedeihen, wie Zypergras, Tillandsien und Farne.

 

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Mehr Grün ins Büro!

Ein schlechtes Raumklima, ein hoher Lärmpegel, mangelhafte Möglichkeiten, sich vom Schreibtischnachbarn abzugrenzen: Diese Probleme sind an Büro-Arbeitsplätzen häufig anzutreffen. „Wir Arbeitsmediziner machen immer wieder die Erfahrung, dass Pflanzen sehr gut dabei helfen können, diese Probleme zu lindern oder sogar zu beseitigen“, sagt die Präsidentin der Österreichischen Arbeitsmedizinischen Gesellschaft Dr. Christine Klien aus Bregenz in Vorarlberg. Die einzige Voraussetzung dafür, dass die erwünschte pflanzliche Wirkung eintritt – und Konflikte ausbleiben: Man sollte sich mit den Kollegen über die Frage einigen, wo welche Pflanze platziert wird. Für Arbeitsräume empfehlenswerte Sorten sind robuste, schadstoffabsorbierende Pflanzen, wie Drachenbaum, Schefflera und Baumfreund.

Infotipp:

  • „Zimmerpflanzen
    für eine gesunde Raumluft“ – kostenloser Folder von „die umweltberatung“,
  •  „Viel Grün auf wenig Platz“ – kostenlose, 48-seitige Broschüre mit Tipps für das naturnahe Gärtnern im Zimmer und auf dem Balkon.

Zu bestellen unter Tel. 01/803 32 32 bzw. per Mail service@umweltberatung.at

Webtipp:
www.umweltberatung.at

 

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