Wieviel Sonne ist gesund?

Mai 2008 | Kosmetik & Pflege

Die Sonnen- und Schattenseiten des UV-Lichts
 
Als Verursacherin von Sonnenbrand und Hautkrebs ist die Sonne in den vergangenen Jahrzehnten in Verruf geraten. Allerdings sind die übel beleumundeten Strahlen auch gut für uns. MEDIZIN populär über die Vor- und Nachteile der UV-Strahlen und die Frage aller Fragen: Wie finde ich das richtige Maß?
 
Von Mag. Sabine Stehrer

„Sonne auf der Haut und offene Haare, braungebrannt und niemals alleine…“ So besingt Juliane Werding, was wir mit dem Gedanken an die Sonne verbinden: sich selbst schön finden und ein besonderes Gefühl von Freiheit und der Leichtigkeit des Seins. Wen wundert’s da noch, dass in einer Umfrage aus dem Jahr 2004 jede dritte Österreicherin und jeder dritte Österreicher angab, sich im Urlaub oder in der Freizeit am liebsten in die Sonne zu legen?

Wer auch zu jenen gehört, die eine Vorliebe für das Sonnenbaden haben, sollte im bevorstehenden Sommer aber auf keinen Fall vergessen: Der freuden- und lichtspendende Himmelskörper hat seine Schattenseiten. Einer, der gerade davon ein Lied singen kann, ist Univ. Prof. Dr. Werner Aberer von der Klinischen Abteilung für Umweltdermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz. Er sagt: „Wir ersehen aus unseren Statistiken, dass die Zahl der Österreicherinnen und Österreicher mit sonnenbedingten Hautschäden von Jahr zu Jahr kontinuierlich ansteigt.“

Warum? Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von der Tatsache, dass gebräunte Haut nach wie vor als chic gilt und man daher länger in der Sonne bleibt, als es einem gut tut, über die Erkenntnis, dass manche modernen Sonnenschutzmittel mehr versprechen als sie halten und Sonnenschäden nicht verhindern, bis hin zur weit verbreiteten „Wurschtigkeit“. Aberer: „Die Leute wollen in der Sonne sein und sie genießen, und was danach ist, ist ihnen egal. Dazu gehören Hautschäden, die kurzfristig auftreten wie der Sonnenbrand, aber auch der Hautkrebs, der sich mittel- oder langfristig als Folge übermäßigen Sonnenkonsums bildet.“

Die Schattenseiten:

Hautkrebs
Bei 1500 Österreicherinnen und Österreichern im Jahr wird derzeit der bösartige Tumor Melanom diagnostiziert, Tendenz weiter steigend. Bei 1200 Patientinnen und Patienten erfolgt dies rechtzeitig genug, um entfernt zu werden, ehe sich Krebszellen lösen, die sich im Körper verteilen und abgesehen von der Haut auch noch andere Organe befallen. Bei 300 zu spät, um diese Metastasierung zu verhindern: Sie sterben in der Folge an der Erkrankung. Zu erkennen ist ein Melanom daran, dass sich ein Pigmentfleck oder ein Muttermal in Form oder Farbe verändert, zu jucken beginnt oder blutet. Aberer: „Zwar spielen bei der Entstehung von Melanomen auch andere, zum Teil noch unbekannte Faktoren eine Rolle. Risikofaktor Nummer eins sind aber schwere Sonnenbrände in der Kindheit, und die kann man verhindern, indem man Kinder ausreichend vor der Sonne schützt.“
Auf eine dauernde starke Sonnenbestrahlung über mehrere Jahrzehnte hinweg zurückzuführen ist ein anderer bösartiger Hauttumor, das Plattenepithelkarzinom, erkennbar an knotigen Veränderungen der Haut, die vornehmlich bei Angehörigen der Generation 60plus im Gesicht auftreten. Mit 14.000 Neuerkrankungen pro Jahr allein in Österreich kommt das Plattenepithelkarzinom beinahe zehnmal so häufig vor wie das Melanom und ist die häufigste Krebsart überhaupt. Das Gute: Es ist weniger bösartig. Experte Aberer: „Wenn wir das Plattenepithelkarzinom sehen, schneiden wir es heraus, und die Sache ist meist erledigt, denn es neigt nicht so sehr zur Metastasierung.“ Das Schlechte: Hat das Zuviel an Sonnenstrahlen zur Bildung eines Karzinoms geführt, ist das ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem des Körpers geschwächt ist, und das bedeutet: So wie der Tumor können auch Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien schwer abgewehrt werden, man ist anfällig für Infekte wie die Grippe oder für Entzündungen.

Hautschäden
Eine andere mittel- und langfristige Folge übermäßigen Sonnenkonsums schadet zwar nicht der Gesundheit, aber dem Aussehen. „Wer Wert darauf legt, bis ins hohe Alter hinein eine möglichst faltenfreie, altersfleckenfreie und straffe Haut zu haben, sollte sich sein Leben lang vor zu großer Sonneneinstrahlung schützen“, empfiehlt Aberer.
Sofort sichtbar, dafür aber auch schnell wieder vergänglich sind hingegen akute Sonnenschäden der Haut wie der Sonnenbrand oder die polymorphen Lichtdermatosen. Darunter fallen die so genannte Mallorca-Akne und andere lichtbedingte Reaktionen der Haut. Zur Beseitigung der Beschwerden empfiehlt der Arzt: „Aus der Sonne gehen und Entzündungsreaktionen der Haut mit Cortison-Salbe und Antihistaminika gegen das Jucken behandeln und gegen den Sonnenbrand wie gegen eine Verbrennung vorgehen.“

Die Sonnenseiten:

Heilmittel
Doch die übel beleumundeten Strahlen der Sonne stellen nicht nur eine Gefährdung unserer Gesundheit dar. In Maßen oder richtig geschützt genossen, sind sie gut für uns und können sogar dazu beitragen, gesundheitliche Beschwerden zu lindern oder Krankheiten auszuheilen. „Wir wenden die Sonnenlichtbestrahlung zum Beispiel gegen die Schuppenflechte an und erzielen damit gute Heilerfolge“, sagt Aberer. Ein wenig Sonnenlicht zu tanken, empfiehlt sich aber auch bei Osteoporose, denn das Licht bewirkt, dass der Körper das knochenstärkende Vitamin D bildet.

Stimmungsaufheller
Auch ein anderes verbreitetes Leiden kann nachweislich durch einen Aufenthalt im Sonnenlicht oder auch nur eine sonnenlicht-ähnliche Bestrahlung gebessert werden: Depressive Verstimmungen und Depressionen, die insbesondere in der dunklen Jahreszeit auftreten. „Bei diesen saisonal abhängigen psychischen Beschwerden hat sich Sonnenlicht als guter Stimmungsaufheller erwiesen, die meisten Patientinnen und Patienten fühlen sich nach einer Bestrahlung rundherum wohler“, weiß Werner Aberer.

Richtiges Maß ist Typfrage
Wie lang kann man die Sonne ohne Reue genießen und dabei von den gesundheitlichen Vorteilen des Sonnenlichts profitieren? Dies hänge vom Haut- und Haartyp ab, sagt Aberer. Und natürlich von Schutzmaßnahmen, die getroffen werden und die Dauer entsprechend verlängern. Rothaarige, hellhäutige Menschen vertragen am wenigsten Sonnenlicht, dunkelhaarige und dunkelhäutige am meisten. Darüber hinaus gelte als Maß für die optimale Sonnennutzung: „Höchstens halb so lang in der Sonne bleiben, wie es dauern würde, bis man einen Sonnenbrand bekommt.“ Für den Vitamin-D­Bildungsschub reichen dem Körper zum Beispiel schon 15 Minuten.

Der richtige Sonnenschutz

  • Kleidung aus Leinen oder Baumwolle tragen, die die sonnenempfindliche Haut verdeckt.
  • Hüte tragen, die vor Sonnenlicht schützen.
  • Sonnenbrillen tragen, die einen guten Sonnenschutz bieten.
  • Der Hautempfindlichkeit und der Sonneneinstrahlung entsprechenden Sonnenschutz auftragen, bei Unsicherheit hautärztlichen Rat einholen.
  • Insbesondere bei starker Sonneneinstrahlung am Meer oder in den Bergen mehrmals täglich Sonnenschutzmittel verwenden, die gegen die UVA- und UVB-Strahlen der Sonne schützen und photostabil sind. Für die Lippen, gegebenenfalls auch für die Nase oder Ohrläppchen, einen Sunblocker verwenden.
  • Kleinkinder besonders gut vor direkter Sonnenbestrahlung schützen, durch entsprechende Bekleidung, unter Umständen auch durch spezielle Sonnenschutzkleidung, die undurchlässig für UVA- und UVB-Strahlung ist.
  • Um die Mittagszeit und bei großer Hitze nicht in die Sonne gehen.
  • Die Haut bei Neigung zur so genannten Mallorca-Akne und einer diesbezüglichen Empfehlung des Hautarztes eventuell dosiert vorbräunen, ehe man sich verstärkt der Sonne aussetzt.

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