Hautunreinheiten: Alles über Mitesser, Pusteln, Zysten

April 2011 | Kosmetik & Pflege

Sind es die Gene, die Hormone oder ist es die (falsche) Ernährung, die zu Hautunreinheiten führt? Warum treten die Mitesser, Pusteln & Co meist ausgerechnet im Gesicht auf? Und wie wird man sie wieder los? Die Dermatologin Univ. Prof. Dr. Jolanta Schmidt über zehn Fakten rund um Akne.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

1. Mitesser, Pusteln, Zysten:
Ausprägungen von Akne

Mitesser, Papeln, Pusteln, Zysten: Akne, eine der häufigsten Hauterkrankungen überhaupt, kann sich auf recht unterschiedliche Weise äußern: Eine „milde Variante“ ist die Mitesser- bzw. Komedonen-Akne. „Geschlossene Komedonen sind winzigkleine, weiße Kügelchen, offene Komedonen schwarze kleine Punkte“, erläutert Univ. Prof. Dr. Jolanta Schmidt, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien. Die schwarze Verfärbung rührt übrigens nicht von Schmutz, sondern von der Reaktion des Hautfarbstoffes Melanin auf den Sauerstoff in der Luft her. „Die geöffneten Mitesser sind harmlos, während es bei den geschlossenen Komedonen letztlich zu den entzündlichen Hautveränderungen der Akne kommt.“ Zu diesen zählen: Papeln – erbsengroße, rötliche Knötchen –, die in Pusteln übergehen können. Pusteln, im Volksmund „Wimmerln“ genannt, sind mit Eiter gefüllte, kleine Hohlräume. Zysten sind große, entzündliche, ineinander fließende Knoten.

2. Nicht-entzündlich, entzündlich:
Verschiedene Schweregrade

So störend sie sein mögen – ein, zwei Mitesser machen noch keine Akne. „Von einer Mitesser-Akne spricht man ab 20 bis 30 Mitessern pro Gesichtshälfte, die für mindestens sechs Wochen bestehen“, erklärt die Hautärztin. Nach spätestens acht Wochen sollte man diese nicht-entzündliche Akneform unbedingt hautärztlich behandeln lassen. Schmidt: „In vielen Fällen führen unbehandelte leichte Akneformen zu schweren Formen.“ Zu diesen zählt u. a. die Akne conglobata, bei der neben Mitessern auch Papeln, Pusteln und Zysten auftreten.

3. Hormone & Gene:
Ursachen für unreine Haut

Zwei Mechanismen spielen bei der Akne-Entstehung eine Rolle: Zum einen eine Überproduktion der Talgdrüsen, die „ein lipidreiches Milieu schafft, in dem sich bestimmte Bakterien vermehren und damit Entzündungsvorgänge in Gang setzen können“, erklärt die Spezialistin. „Zum anderen liegt es an einer gesteigerten Zellteilung der verhornenden Zellen, den Keratinozyten, die den Ausführungsgang der Talgdrüse auskleiden.“
Eine wichtige Ursache dafür, dass die Mechanismen in Gang kommen, sind männliche Geschlechtshormone, die Androgene. „Sie regen die Talgdrüsenfunktion an und erhöhen die Zellteilungsrate der Keratinozyten“, berichtet die Dermatologin. Zusätzlich bedarf es für die Ausbildung einer Akne einer genetischen Veranlagung. Ist man entsprechend veranlagt, kann es sogar sein, dass man trotz normaler Androgenwerte überempfindlich auf die männlichen Geschlechtshormone reagiert – und die Haut Unreinheiten entwickelt.

4. Pubertät & Menstruation:
Jetzt tritt Akne gehäuft auf

In manchen Lebensphasen, z. B. in der Pubertät, sind Probleme mit der Haut geradezu programmiert. Warum? „In der Pubertät steigt der Androgenspiegel plötzlich an, was einen Aktivierungsvorgang bewirkt“, sagt Jolanta Schmidt. Die Haut wird fettiger, es bilden sich Mitesser – rund 80 Prozent der 15-Jährigen sind davon betroffen.  „Generell tritt Akne bei Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren, bei Burschen zwischen 16 und 19 Jahren gehäuft auf.“
Während der Menstruation wiederum sind die Gestagene, Gelbkörperhormone, für die Hautunreinheiten verantwortlich. „Die Akne verschlechtert sich in der gestagenbetonten Phase des Menstruationszyklus, weil die Gestagene in der Haut eine androgenartige Wirkung entfalten können.“ Aus dem gleichen Grund „kann eine Antibabypille, die Gestagene mit ungünstigen androgenen Restwirkungen enthält, der Haut schaden. Es gibt aber auch Antibabypillen, die als Gestagene günstige ,Antiandrogene‘ enthalten“, so die Fachärztin. „Diese Pillen bessern die Akne.“

5. Vorsicht Kohlenhydrate:
Hoher Blutzucker schadet Hautbild

Ob und welche Rolle die Ernährung bei der Entstehung von Akne spielt, wird seit langem diskutiert. Expertin Schmidt geht nicht davon aus, dass einzelne Nahrungsmittel eine Akne auslösen können. „Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte Milchprodukte an der Entstehung von Akne mitbeteiligt sein können“, so die Ärztin. „Erwiesen ist außerdem, dass Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index die Entstehung von Akne begünstigen.“ Damit sind kohlenhydrathältige Nahrungsmittel mit stark blutzuckersteigernder Wirkung gemeint, z. B. Weißbrot, Chips, Cola, Bier. Die glykämische Last wirkt sich auf die Hormonsituation – und damit auf das Hautbild – aus: „Es kommt zu einer Androgenisierung der Hormonsituation“, fasst die Expertin zusammen.

6. Stress:
Hormonlage beeinträchtigt die Haut

Ein Pickel vor der ersten Verabredung oder einem wichtigen Geschäftstermin: Spielen Aufregung und Stress bei der Entstehung von Hautunreinheiten eine Rolle? „Stress führt zu einer vermehrten Produktion unterschiedlicher Hormone, die Akne fördern“, sagt Jolanta Schmidt. „Es werden vermehrt Cortisol, Androgene und Prolaktin freigesetzt, die die vorher genannten Vorgänge an den Talgdrüsen und damit in Folge die Akne fördern.“

7. Nicht selbst Hand anlegen:
Am besten zu Arzt bzw. Kosmetiker

So sehr sie einen stören mögen – besser, man drückt nicht selbst an den Wimmerln herum, sondern wendet sich an ein Kosmetikstudio. „An allem, was entzündlich ist, darf man nicht drücken, weil man damit die Akne eher aufrecht erhält. Selbst eine Kosmetikerin darf nur nicht-entzündliche Hautveränderungen behandeln“, sagt die Expertin. Alles, was entzündlich ist, gehört in ärztliche Hände.

8. Gesicht, Brust-, Rückenbereich:
Bevorzugte „Akne-Areale“

Gesicht, Dekolleté, Rücken – in diesen Körperregionen tritt Akne verstärkt auf. Warum? „Im Gesicht ist die Talgdrüsendichte am größten, im Rücken- und Brustbereich sind die Talgdrüsen sehr groß.“ Aus diesem Grund werden hier die bereits genannten Prozesse in Gang gesetzt – vorausgesetzt, es besteht eine entsprechende genetische Veranlagung.

9. Gefährdete Männerhaut:
Akne oft besonders ausgeprägt

Burschen und Männer sind in vielen Fällen stärker von Pusteln & Co betroffen als Frauen. Da Männerhaut größere Talgdrüsen besitzt und etwa doppelt so viel Talg produziert, kommt es häufiger zu Hautunreinheiten, die entstehen, wenn Talg nicht abfließen kann und Hautporen verstopfen. Schmidt: „Bleiben die Hautunreinheiten unbehandelt, tritt bei Männern in den meisten Fällen eine viel schwerere Akne-Form auf als bei Frauen.“

10. Cremen & Medikamente:
Langwierige Therapie

Eine Akne-Behandlung ist langwierig, sie dauert zumindest mehrere Wochen, meist sogar Monate. „Bei leichteren Formen genügt eine äußerliche Behandlung mit Vitamin A-Säure“, erklärt die Hautärztin. „Wenn neben Mitessern viele Pusteln und entzündliche Papeln auftreten, wird der Hautarzt für bis zu drei Monate ein spezielles Antibiotikum zum Schlucken verschreiben.“ Zeigt diese Maßnahme keine (ausreichende) Wirkung, wendet man eine sogenannte Retinoidtherapie an, bei der man das mehrfach wirksame Vitamin A schluckt. „Vitamin A normalisiert die Talgdrüsenfunktion sowie die Verhornungsprozesse und bewirkt, dass die Entzündung verschwindet.“ Die Heilungschancen bei Akne sind „sehr gut“, beruhigt Jolanta Schmidt abschließend, „sie liegen bei 90 bis 95 Prozent.“

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