e-Magazin lesen
  • Home
  • Über uns
  • Aktuelle Ausgabe
  • Themen
    • Seele & Sein
    • Bewegung & Fitness
    • Gesellschaft & Familie
    • Prominente & Gesundheit
    • Medizin & Vorsorge
    • Partnerschaft & Sexualität
    • Essen & Trinken
    • Leben & Arbeiten
    • Körperpflege & Kosmetik
    • Gesundheitslexikon
  • Downloads
  • Kontakt
    • Kontakt
    • Redaktion
    • Abo-Service
    • Anzeigenabteilung
    • Rücktrittsrecht
    • Über uns
    • Impressum
    • Anzeigenbedingungen und Offenlegung
    • Farbprofil für Druckunterlagen
    • Links
    • Datenschutzerklärung
  • Mediadaten
  • Abo bestellen
  • e-Magazin

Kopfschmerzen

Neue Erkenntnisse, wertvolle Tipps   Kopfschmerzen haben viele Gesichter, können wenige Sekunden bis mehrere Tage lang andauern, von Übelkeit oder anderen Erscheinungen begleitet werden – und sind die häufigste Schmerzerkrankung: Rund einer Million Menschen in Österreich macht das Leiden das Leben regelmäßig zur Qual. Was Experten beunruhigt: Nur jeder Zweite ist in ärztlicher Behandlung. Dabei gibt es heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, die das Leid der Betroffenen lindern können. Die moderne Kopfschmerztherapie fußt vor allem auf eine Erkenntnis: Der Kopfschmerz ist beinahe so individuell wie der Mensch, den er quält.   Von Mag. Alexandra Wimmer

Mitten in der Besprechung wurde es Silvia K. plötzlich übel, das Licht erschien ihr auf einmal zu grell und die Stimme des Kollegen viel zu laut. Als es dann in ihrem Kopf zu pulsieren begann, war ihr klar, was auf sie zukam: Ein Migräneanfall würde sie für die nächsten Stunden zur Ruhe in einen abgedunkelten Raum zwingen. Auch der 40-jährige Werner S. ist ein Kopfschmerz-Geplagter: „Es ist, als würde sich ein Reifen um meinen Kopf spannen“, beschreibt der Volksschullehrer den Spannungskopfschmerz, der ihn regelmäßig quält. „Oft habe ich tagelang beidseitig einen dumpfen, ziehenden Schmerz.“

Schmerz als Krankheit

Werner S. und Silvia K. sind zwei von rund einer Million Menschen in Österreich, die regelmäßig über Kopfweh klagen. Die mehr als 200 verschiedenen Kopfschmerzformen machen selbst erfahrenen Ärztinnen und Ärzten die Diagnose oft schwer. Mit Abstand am häufigsten werden Spannungskopfschmerz und Migräne diagnostiziert, wobei die beiden auch als Mischform auftreten können. Weit abgeschlagen folgen an dritter und vierter Stelle im Kopfschmerz-Ranking der von übermäßigem Schmerzmittelkonsum ausgelöste medikamenteninduzierte Kopfschmerz und der sogenannte Clusterkopfschmerz.

Worin unterscheiden sich die beiden häufigsten Kopfschmerzarten? „Der Spannungskopfschmerz ist drückend, ziehend, reifen- oder haubenartig und strahlt über große Teile des Kopfes aus“, erläutert Univ. Prof. Prim. Dr. Michael Bach, Neurologe und Psychiater am Landeskrankenhaus Steyr. „In seiner extremsten Form kann er über Tage und Wochen andauern.“ Die Migräne hingegen betrifft ein kleineres Areal – z. B. Augen oder Schläfen –, und der Schmerz äußert sich in Pochen und Klopfen. Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Übelkeit sind neben Augenflackern oder -flimmern – der sogenannten Aura – mögliche Begleiterscheinungen. Der Schmerz kann bis zu drei Tage andauern und tritt typischerweise einseitig auf – daher auch der Name, der sich vom griechischen Wort „hemikrania“, „halber Schädel“, ableitet.

Wie ein Donnerwetter

Die Schmerzattacke selbst ist „nur“ die Spitze des Eisbergs, während im Hintergrund ein vielschichtiges Krankheitsgeschehen aktiv ist. Süßgelüste etwa, wie sie manchmal vor einem Migräneanfall auftreten, sind bereits Teil der Migräne und auf das Absinken des Serotoninspiegels zurückzuführen. Das Migränegeschehen lasse sich mit dem Ablauf eines Gewitters vergleichen, erklärt Neurologe Bach. „Erst ist es drückend schwül, der Luftdruck steigt, es brauen sich dunkle Wolken zusammen, mit Blitz und Donner kommt es schließlich zur Entladung, die Luft wird gereinigt.“ Der Schmerzanfall ist demnach der Versuch des Gehirns, aufgebaute Spannung zu lösen. Auch der Spannungskopfschmerz kommt nicht „aus heiterem Himmel“, sondern oft in Folge eines chronischen Anspannungszustands.

Leiden ist individuell

Um die Entstehung von chronischem Schmerz zu erklären, zieht man heute das sogenannte biopsychosoziale Krankheitsmodell heran. „Der Kopfschmerz ist die Folge eines vielschichtigen Geschehens, bei dem biologische, psychische, soziale Aspekte eine Rolle spielen“, erklärt Michael Bach. „Die Mischung der verschiedenen Faktoren macht den Kopfschmerz zu einem individuellen Leiden.“ Auch die Auslöser sind individuell, die jeweiligen Hauptursachen hingegen sind bei allen gleich. „Wir gehen davon aus, dass die Migräne primär eine neurologische Erkrankung aufgrund einer Fehlregulation im Hirnstoffwechsel ist“, so Bach. „Psychische Faktoren beeinflussen den Verlauf der Migräne, sie lösen die Erkrankung jedoch nicht aus.“

Anders beim Spannungskopfschmerz. „Hier spielen die psychischen Faktoren wahrscheinlich eine größere Rolle“, betont der Neurologe. „Man vermutet, dass der Kopfschmerz oft durch innere Anspannung entsteht, die sich auf die Nackenmuskeln oder die kleinen Muskeln am Kopf überträgt und den Kopfschmerz erzeugt.“ Chronischer Stress z. B. kann dazu führen, dass man den Kopf ein- oder die Schultern hochzieht – Fehlhaltungen, die letztendlich Muskelverspannungen auslösen. Der Schmerz kann auch durch eine bloße Fehlhaltung verursacht werden.

Was Kopfzerbrechen bereitet

Typische Merkmale kennt man heute auch in der psychischen Struktur der Kopfschmerzpatienten. „Viele Migränepatienten haben einen hohen Leistungsanspruch, einen Hang zu Selbstüberforderung und Perfektionismus“, berichtet der Facharzt. Wenn sich zu dieser Tendenz eine Anfälligkeit für Migräne gesellt, wird diese durch den Perfektionismus immer wieder angeheizt. „Aus psychologischer Sicht müssen Migränepatienten lernen, den Perfektionismus aufzugeben.“ Spannungskopfschmerzpatienten hingegen müssen lernen loszulassen und wortwörtlich aufhören, sich ständig den Kopf zu zerbrechen. „Sie neigen dazu, dauernd zu grübeln und Sorgen zu wälzen, was zu Muskelverspannungen führt“, veranschaulicht Bach.

Folgen für die Psyche

Da viele Betroffene ihr Problem nicht als therapierbare Krankheit ansehen, erträgt etwa die Hälfte der Kopfschmerzpatienten ihr Leiden ohne ärztliche Behandlung. In der Folge gesellen sich zu den Schmerzen häufig psychische Probleme: Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Angst. „Beinahe jeder zweite Patient mit chronischen Schmerzen entwickelt eine psychische Erkrankung, sei es eine Depression oder Angststörung“, so Bach.

„Wenn man Kopfschmerzen nicht adäquat behandelt, kann es sein, dass sie chronisch werden und im schlimmsten Fall täglich auftreten“, warnt Dr. Christine Schweiger, Neurologin und Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz. Vor einer Selbsttherapie mit Schmerzmedikamenten ist zu warnen, da die Medikamente selbst wiederum chronischen Kopfschmerz auslösen können. Um Folgeproblemen vorzubeugen, sollte man sich bei wiederkehrenden Kopfschmerzen daher an einen Allgemeinmediziner, einen Neurologen oder an eine Kopfschmerzambulanz wenden.

Kopfschmerztagebuch führen

Eine derartige Spezialambulanz für Kopfschmerzgeplagte ist z. B. am Wiener AKH eingerichtet. Sie besteht seit mehr als 30 Jahren, Hunderte Leidende suchen hier jedes Jahr Hilfe. Was ihnen geboten wird, beschreibt der Leiter der Ambulanz und Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Univ. Prof. Dr. Christian Wöber. „Am Anfang der Therapie steht ein ausführliches Gespräch, in dem wir abklären, was für die Diagnose und eine erfolgreiche Behandlung wichtig ist.“

Diese Anamnese ist deswegen so wichtig, weil man beim primären Kopfschmerz wie Migräne und Spannungskopfschmerz keine spezifischen Krankheitszeichen feststellen kann. Der Schmerz selbst ist die Krankheit. Im Arzt-Patient-Gespräch werden die Betroffenen z. B. gefragt, welche Auslöser sie selbst für die Schmerzen vermuten. Auch wird erhoben, ob die Kopfschmerzen mit der Menstruation in Zusammenhang stehe oder ob sie mit dem Empfinden von Ärger, Müdigkeit, mit Stress oder mit Muskelverspannungen einhergehen.

Weiters wichtig ist, ob die Schmerzen Begleiterscheinungen mit sich bringen wie das Sehen von Lichtblitzen oder Übelkeit. Eine Rolle spielt auch, wie sich die Schmerzen anfühlen und wie häufig sie auftreten. Wöber: „Um diese Fragen beantworten zu können, wird Kopfschmerzpatienten empfohlen, ein Kopfschmerztagebuch zu führen.“
(Kopfschmerztagebuch der Wiener Universitätsklinik für Neurologiezum kostenlosen Download bitte   hier klicken).

Zahl der Attacken halbieren

Bei manchen Betroffenen muss durch weitere Untersuchungen ausgeschlossen werden, dass den Kopfschmerzen eine andere Krankheit zugrunde liegt, was allerdings nur selten der Fall ist. „Häufige harmlose Kopfschmerzursachen sind übermäßiger Alkoholkonsum oder fieberhafte Infekte“, sagt Wöber. Besteht der Verdacht, dass gefährliche Krankheiten wie eine Gehirnhautentzündung, eine Gehirnblutung oder ein Gehirntumor die Ursache für die Schmerzen sind, ist sofortiges Handeln erforderlich. Die Diagnose erfolgt mittels Computertomographie, Magnetresonanztomographie und über eine Untersuchung der Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit.

Die Therapie richtet sich nach der dann diagnostizierten Erkrankung.
Ist der Kopfschmerz selbst die Krankheit, wie dies bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen der Fall ist, und sind die Art des Kopfschmerzes und die Ursache bekannt, kann mit der modernen Therapie viel erreicht werden, sagt Wöber. „Die Behandlung kann eine rein medikamentöse sein, aber auch ein interdisziplinäres Therapiebündel.“ Realistische Therapieziele bei den beiden häufigsten Kopfschmerzformen, der Migräne und dem Spannungskopfschmerz, sind ein Abklingen der akuten Kopfschmerzen innerhalb von zwei Stunden. Mit einer vorbeugenden Behandlung kann erreicht werden, dass die Zahl der Kopfschmerzattacken um die Hälfte abnimmt, so Wöber. Gänzlich heilbar sind Kopfschmerzen nicht, da mit keiner Behandlung erreicht werden kann, dass nie wieder Kopfschmerzen auftreten.    


***************
Der Kopfschmerz ist weiblich

„Migräne und Spannungskopfschmerz treten bei Frauen rund drei Mal so oft auf wie bei Männern“, erklärt der Neurologe Dr. Michael Bach. Neben den weiblichen Sexualhormonen, den Östrogenen, sollen auch soziale Faktoren wie Rollenerwartungen sowie die unterschiedliche Stressverarbeitung der Geschlechter eine Rolle spielen. „Männer neigen dazu, Stress nach außen zu tragen, indem sie zum Beispiel aggressiv oder gereizt werden“, so der Mediziner. „Frauen neigen dazu, sich bei Stress mit anderen auszutauschen. Wenn das soziale Netzwerk aber fehlt, kann es sein, dass Stress über den Körper ausgetragen wird.“ Dass Frauen schmerzempfindlicher als Männer sind, konnten entsprechende Studien nicht eindeutig belegen. „Man weiß heute aber, dass Frauen den Schmerz im Gehirn anders verarbeiten als Männer.“



7 Tipps für alle Kopfschmerzgeplagten
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
1     Kopfschmerztagebuch führen

2     Ärztliche Hilfe suchen und sich behandeln ­lassen

3     Ausreichend trinken  und regelmäßig essen

4     Ausreichend schlafen

5     Ausdauersport betreiben

6     Übungen zur Entspannung von Körper und Seele in den Alltag ­einbauen

7     Fehlhaltungen beim ­Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen vermeiden
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Weitere Artikel aus dem Themenbereich

7 Irrtümer rund um KopfschmerzenKleine Köpfe, großer SchmerzKopfschmerzen und MigräneLeben mit MigräneLeben mit DepressionenVon Migräne bis Spannungskopfschmerz5 Entspannungsübungen für zwischendurchHypnose in der SchmerztherapieDer Stress der FrauenSchmerzen im Alter
<< zurück
abo

Ausgabe 02/2010

Weitere Artikel aus dem Themenbereich

7 Irrtümer rund um KopfschmerzenKleine Köpfe, großer SchmerzKopfschmerzen und MigräneLeben mit MigräneLeben mit DepressionenVon Migräne bis Spannungskopfschmerz5 Entspannungsübungen für zwischendurchHypnose in der SchmerztherapieDer Stress der FrauenSchmerzen im Alter


MEDIZIN populär • Nibelungengasse 13 • 1010 Wien • Telefon: 01/ 512 44 86 • Fax: 01/512 44 86-24 • officeno@sonicht.aerzteverlagshaus.at

Teilnahmebedingungen • Datenschutzerklärung • Impressum • Anzeigenbedingungen und Offenlegung

by indesign