Natürlich fit werden

August 2010 | Fitness & Entspannung

Bewegung nach dem Vorbild der Natur
 
Laufen im Rhythmus des Wassers, mit einem Baum wachsen, vogelgleich durch die Lüfte schweben, kraftvoll und verspielt tanzen wie das Feuer: Einfache Bewegungsabläufe nach dem Vorbild der Natur kräftigen den Körper, entspannen die Psyche und zentrieren unser Bewusstsein – davon ist Dr. Wolfgang Hofmeister überzeugt. Besonders wirksam sind die Übungen, wenn man sie im Freien macht. Für MEDIZIN populär erläutert der Kärntner Arzt sein Programm, mit dem man ganz natürlich fit werden kann.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

„Meine Übungen sind einfach ausführbar“, sagt der Kärntner Allgemeinme­diziner und Facharzt für Unfallchirurgie Dr. Wolfgang Hofmeister. „Man braucht dafür lediglich ein wenig Naturverständnis.“ Inspiriert von Flora und Fauna und den Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft entwickelte er ein vielseitiges Bewegungsprogramm. „Die Übungen sind auf Basis meiner Naturbeobachtungen und der langjährigen Beschäftigung mit der Vier-Elemente-Lehre der altgriechischen Philosophie und mit der Traditionellen Chinesischen Medizin entstanden.“ Die Bewegungsabläufe sind außerdem inspiriert von den fernöstlichen Bewegungslehren Tai Chi und Qi Gong, die erwiesenermaßen eine positive Auswirkung auf die Gesundheit haben. „Chinesische Untersuchungen zu Qi Gong etwa zeigen, dass die Übungen sich bei regelmäßiger Ausübung auf die EEG-, also Gehirnströme, die Leberwerte und auf die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin auswirken.“ Derartige Untersuchungen gebe es für sein Übungsprogramm zwar nicht, der Arzt rechnet aber mit ähnlich positiven Effekten.

Wasser, Erde, Feuer, Luft

Was können wir nun konkret von den Elementen lernen? „Der ewige Kreislauf des Wassers ist das beste Beispiel dafür, dass ein Element immer – und in jedem Aggregatzustand – in Bewegung ist“, veranschaulicht der Mediziner. „Ein im natürlichen Rhythmus gestaltetes Lauftraining ist wie die Bewegung des Wassers von der Quelle zum Meer: Man beginnt langsam, wird immer schneller und endet schließlich in der Regeneration.“
Im wahrsten Sinn des Wortes erdend wirkt die Übung „Mit Händen und Füßen die Erde spüren“: Dabei berührt man mit Fußsohlen und Handflächen gleichzeitig natürlichen Boden.
Zu tanzen wie junge Maissaikrieger – lebhaft, verspielt und schnell zugleich – ist eine kraftvolle Feuerheilübung. Dem Element Luft entspricht eine Flugheilübung, die sich an den Bewegungen eines Vogels orientiert und Erschöpfung und Burnout vorbeugen soll. „Das Element Luft steht für das Nichts, Überlastung und Erschöpfung lassen sich durch aktives Nichtstun ausgleichen“, erklärt der Arzt. Die Luftheilübung wirke gleich zweifach: Zum einen bringt die Konzentration auf die Ausführung den Übenden weg vom stressreichen Alltag. „Zugleich wird das Bewusstsein geschaffen, über den Problemen zu stehen“, ergänzt Hofmeister. „Die Probleme sind weit weg, weit unten.“
Besonders wichtig: Bei jeder dieser Übungen werden nicht nur Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit trainiert, sondern auch die Vorstellungskraft, was wiederum das Bewusstsein für unsere Verbundenheit mit der Natur schärfen soll.

Natürlicher Untergrund

Will man die elementaren Heilkräfte ausschöpfen, gilt es außerdem weitere Faktoren zu beachten: Wenn Radfahrer oder Läufer beispielsweise ausschließlich auf Asphalt trainieren, entgehe ihnen etwas ganz Wesentliches, so der Arzt, nämlich die natürliche Vielfalt des Bodenuntergrundes. „Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, dass ich einen Weg nehme, der sich verändert, der vielfältig ist bezüglich Struktur, Bodenuntergrund, Farbe“, so Wolfgang Hofmeister. „Wenn der Untergrund vielfältig ist, werden auch unsere Gedanken vielfältig.“ Wer abwechselnd auf einem Waldweg, einem Schotterweg und zwischendurch auf Asphalt läuft, walkt oder radelt, stärkt außerdem die Muskulatur auf vielseitige Weise. „Auf einem unebenen Boden wird das Sprunggelenk an verschiedenen Stellen belastet, damit bauen sich Sehnen- oder Bandstrukturen besser auf, Knorpel bauen sich weniger rasch ab“, veranschaulicht der Arzt. „Wenn man hingegen ausschließlich auf Asphalt läuft, wird das Sprunggelenk immer am gleichen Punkt belastet.“
Wer der Natur noch ein bisschen näher sein möchte, der sollte sich – hin und wieder –  bloßfüßig fortbewegen. Das zunehmend beliebte Barfußwandern oder -laufen verhilft einem  – quasi beiläufig – zu einer Fußmassage und gilt zudem als Gelenksvorsorge. Warum? „Beim Barfußlaufen läuft man vorsichtig, weil man sich nicht stoßen möchte. Bei diesem bewussten Laufen verinnerlicht man, wie man sich gelenkschonend fortbewegt“, erläutert Hofmeister. „Ich empfehle speziell jenen, die mit den Gelenken Probleme haben, beim Lauftraining ein paar 100 Meter Barfußlaufen einzubauen.“
Neben dem vielfältigen Untergrund wirken sich auch die optischen Reize – die Farbenpracht von Flora und Fauna – positiv auf unser Wohlbefinden aus. „Im Gegensatz zum Training im Fitnesscenter, sehe ich in der Natur vorwiegend die Farbe Grün“, betont der Mediziner. „Und Grün wirkt beruhigend auf den Organismus.“ Sogar das Weiß des Winters wirkt heilsam. „Wenn ich für kurze Zeit die weiße Farbe mit den Augen in mich aufnehme, wird erwiesenermaßen vermehrt der Nervenbotenstoff Serotonin aufgebaut“, sagt Wolfgang Hofmeister. „Ein Mangel an Serotonin spielt bei der Entstehung von Depressionen eine Rolle.“

Bewegungsparcours

Ob man sich allein auf weiter Flur bewegt oder mit Familie oder Freunden einen Gesundheitspfad oder Bewegungsparcours erwandert, erwalkt oder erradelt – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, in der Natur aktiv zu werden. „Je weniger ein Bewegungsparcours anbietet, desto besser, weil er umso weniger von der Natur ablenkt“, lautet ein Tipp des Arztes. Beispielhaft ist der „Weg der Elemente“ im Nationalpark Nockberge in Kärnten, wo Wolfgang Hofmeister gemeinsam mit Hauptschülern auf eineinhalb Kilometern zwölf Bewegungsstationen kreiert hat. „Bei diesen Übungen geht es nicht vorrangig darum, dass sie minutiös richtig ausgeführt werden, sondern darum, sich in der Natur und im Einklang mit ihr zu bewegen.“

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Sich bewegen wie ein Tiger, Affe, Käfer

Für die Kräftigung des ganzen Körpers hat der Kärntner Allgemeinmediziner und Unfallchirurg Dr. Wolfgang Hofmeister drei spezielle Übungen nach tierischem Vorbild entwickelt: „Diese Kraftübungen haben einen sportmedizinischen und philosophischen Hintergrund“, sagt der Arzt. „Sie sollten locker und keineswegs verbissen ausgeführt werden.“

Die trinkende Katze

Die Übung „Trinkende Katze“ kräftigt vor allem Oberkörper und Arme. „Beobachten Sie eine Wildkatze beim Wasserschlürfen und versuchen Sie, die gleiche Position einzunehmen. Die Konzentration liegt auf dem Nachahmen des Tieres“, erklärt der Mediziner. „Atmen Sie dabei ruhig ohne zu pressen.“ Nach dem imaginierten Trinkvorgang ausruhen, die Bewegung mehrmals wiederholen.
Das Besondere an dieser Funktionsübung: Trainiert werden nicht nur einzelne Muskeln, sondern eine ganze Muskelkette – Arme, Rücken, Hals, Brust, Oberschenkel, Zunge, Augen. Die Übung stärkt den Gleichgewichtssinn und ist hilfreich bei Haltungsstörungen der Hals- und Brustwirbelsäule
sowie bei Rundrücken.

Der lustige Affe

Wie sportlich es ist, „sich zum Affen zu machen“, zeigt die Kraft- und Koordinationsübung „Der lustige Affe“, bei der man vor allem die Kraft der Beine und des Beckens trainiert. „Stellen Sie sich das Bild eines lebhaften und hüpfenden Affen vor, studieren Sie das Bild und üben Sie“, so Hofmeister. „Das Markante an der Übung ist, dass man dabei lächelt. Die Augen bewegen sich, der Gesichtsausdruck ist entspannt, der Oberkörper komplett locker, während die Beine stark belastet werden.“ Nicht nur Tänzer, Ski- und Langläufer, sondern auch depressive Menschen profitieren von der Übung. „Wenn man nämlich die Gesichtsmuskulatur zu einem Lächeln bewegt, wird vermehrt Serotonin gebildet.“

Der Käfer am Rücken

„Am Rücken liegend spielen Sie den Kampf eines Käfers, der sich umdrehen will“, beschreibt der Arzt diese Aufgabe. „Beine und Arme halten Sie himmelwärts. Mit der Kraft der Rumpfmuskulatur heben Sie Schultern und Gesäß abwechselnd oder gleichzeitig, gleichseitig oder diagonal von der Unterlage hoch.“ Mit der Übung trainiert man eine ansonsten stark vernachlässigte Körperregion: die Körpermitte. Sie sei letztlich für jede Sportart von Bedeutung. „Ein Läufer, dessen Körpermitte nicht trainiert ist, muss seine ganze Kraft dafür aufwenden, den Oberkörper stabil zu halten“, gibt der Arzt ein Beispiel. „Ist die Körpermitte hingegen gut gekräftigt, kann man mehr Kraft in die Beine legen.“

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