Tanzen ist gesund

Februar 2006 | Fitness & Entspannung

Tanzen, auf dem Parkett dahinschweben, dabei die Partnerin oder den Partner im Arm halten – ein traumhaftes Vergnügen, vor allem in der Ballsaison. Und obendrein ist es ein herrliches Fitnessprogramm, gesünder als manche schweißtreibende Sportart.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Es war vor zwei Monaten, als sich im Wiener Ferry-Dusika-Stadion 15 Tanzpaare einfanden. Freilich nicht, um Walzer oder Slowfox zu tanzen, sondern um ein paar Runden zu gehen und zu laufen. Dabei unterzogen sich die Männer und Frauen im Alter von 35 bis 70 Jahren einem Belastungstest. Eine Woche später wechselten dieselben Paare auf das Tanzparkett. Diesmal tanzten sie wirklich, und zwar Langsamen Walzer, Wiener Walzer, Cha Cha Cha und Jive. Nach dem Vergnügen wurde ihr Puls gemessen und Blutproben genommen.

Der Sinn der Prozedur? „Wir wollten wissen, ob Tanzen in verschiedenen Intensitäten genauso gesund ist wie Laufen oder Gehen“, sagt Gerhard Schweiger, Inhaber einer Tanzschule in Baden. „Ja“, heißt nach dem Vergleich der Testergebnisse die Antwort auf die Frage. Die Studie sagt aber noch mehr aus: Für Bewegungseinsteiger ist das Tanzen sogar ein besserer Sport als Laufen oder Gehen, weil sie sich auf dem Parkett herz- und kreislaufmäßig nicht überlasten können, dazu fehlt ihnen einfach die Beweglichkeit. Routinierte Tänzer erreichten dagegen bei den schnellen Tänzen Belastungswerte wie beim Laufen.

Schweiger, früher Profi-Eiskunstläufer, hatte die Idee für das wissenschaftliche Projekt „Gesellschaftstanz und Gesundheit“. Er führt es zusammen mit dem Institut für Medizinische und Sportwissenschaftliche Beratung in Maria Enzersdorf durch. Demnächst sollen weitere Untersuchungen klären, ob sich die Kondition eines Menschen nach mehreren Monaten Tanzen genauso verbessern kann wie zum Beispiel nach mehreren Monaten Laufen. Was Ärzte zu dieser Frage sagen? Es sei ziemlich egal, ob man läuft oder tanzt, meint Dr. Kurt Leitner, Sportmediziner und Arzt für Allgemeinmedizin in Judenburg. „Wer über einen längeren Zeitraum hinweg dreimal die Woche 30 Minuten lang bei entsprechender Pulsfrequenz durchhält, verbessert seine Kondition so oder so.“

Gut für Senioren
Erste positive Veränderungen durch Bewegung sind bereits nach zwei Wochen bemerkbar: Das vegetative Nervensystem, das die wichtigsten Körperfunktionen steuert – zum Beispiel Atmung, Verdauung oder Stoffwechsel – wird entscheidend gekräftigt. Nach vier bis fünf Wochen Ausdauertraining ist das Herz- und Kreislaufsystem deutlich stabiler, und nach drei bis fünf Monaten verändert sich der Stoffwechsel in den Muskelzellen. Gegenüber dem Laufen oder auch dem Radfahren hat das Tanzen mit den verschiedenen Schritten und Figuren noch die Vorteile, sagt Dr. Leitner, „dass es zusätzlich die koordinativen Fähigkeiten verbessert und das Gedächtnis trainiert“.

Die Wiener Orthopädin Dr. Dorothea Bliem ist selbst begeisterte Gesellschaftstänzerin. Aus eigener langjähriger Erfahrung kennt sie weitere Vorzüge des Tanzens: „Wenn ich tanze, kann ich abschalten, und der Stress, den ich während des Tages gehabt habe, fällt von mir ab. Ich entspanne mich und fühle mich glücklich. Das liegt an den Endorphinen, die durch die Bewegung und den Spaß ausgeschüttet werden, den ich mit meinem Mann beim Tanzen habe“, sagt Dr. Bliem. Da die Gesellschaftstänze wenige verletzungsträchtige Bewegungen beinhalten, empfiehlt die Ärztin das Tanzen „Menschen jeden Alters“.

Dass Tanzen für alte Menschen besonders viele Vorteile bringt, zeigt ein Langzeitversuch der Universität Surrey in Großbritannien. Dort nahmen 40 Frauen und Männer im Alter zwischen 70 und 90 Jahren mehr als drei Jahre an einem für sie kreierten Tanzprogramm teil. Das Ergebnis: Die alten Menschen entwickelten nach und nach mehr Freude am Tanzen und am Leben insgesamt. Außerdem verbesserte sich ihr körperlicher Zustand: Sie wurden wesentlicher mobiler.

Walzer macht stark, Jive schnell
Wer in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, aber trotzdem gern tanzen möchte, darf hoffen: Auf der Basis der Studie „Gesellschaftstanz und Gesundheit“ werden spezielle Tanzprogramme erstellt, zum Beispiel für Menschen nach Herzinfarkt, nach Unfällen oder auch für ältere Semester.

Jeder Gruppe werden Tänze im passenden Tempo zugeordnet. Zusätzlich soll berücksichtigt werden, dass Paso doble und Samba etwa die Beckenbodenmuskulatur trainieren, Wiener Walzer gut für den gesamten Stützapparat ist und der Jive für mehr Schnellkraft sorgt.

Rock’n Roll & Tango als Kilo-Killer
Wie jede Ausdauersportart ist das Tanzen ein gutes Mittel, schlank zu bleiben oder unerwünschte Kilos wieder los zu werden. Bei einer Stunde Tanzen verbraucht eine 60 Kilogramm schwere Frau rund 200 kcal – genauso viel wie zum Beispiel bei einer Stunde Gymnastik oder Volleyballspielen. Freilich ist Tanzen nicht gleich Tanzen. Ein 70 Kilogramm schwerer Mensch, der sich beim Rock’n‘Roll eine Stunde lang auspowert, verbraucht 600 kcal – genauso viel wie bei einer Stunde Laufen. Eine Stunde Tango macht immerhin noch durchschnittlich 420 kcal weniger in der Energiebilanz, eine Stunde schneller Wiener Walzer minus 300 bis 350 kcal, etwa so viel wie einer Stunde Squash.
   

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