Die Rettung aus der Bratlfalle
Es wäre ja so einfach, Verdauungsprobleme zu vermeiden: Man muss nur bei den opulenten Festtagsmenüs ein bisschen weniger essen als man möchte. Angesichts verlockender Köstlichkeiten auf den Tellern bringt aber kaum jemand diese Selbstbeherrschung auf. Gerade an den Feiertagen will jeder auch schlemmen – und das Schöne ist: Man darf, ausnahmsweise und wenn man ein paar Regeln beachtet!
Stress und Hektik vermeiden
Zu den Feiertagen ist es Tradition, dass die ganze Familie („wenigstens einmal im Jahr“) zusammen kommt und gemeinsam isst. Dieses Ritual schlägt sich oft auf den Magen, weil es dabei eher hektisch zugeht: erst die Vorbereitungen, dann das Warten, bis endlich die ganze Verwandtschaft eingetroffen ist, dann sitzen womöglich Leute nebeneinander, die zwar verwandt sind, einander aber nicht ausstehen können – und die gespannte Stimmung überträgt sich auf das Nervensystem. Weil der Verdauungstrakt mit diesem Nervensystem sehr eng verbunden ist, sind Verdauungsstörungen häufig die Antwort auf die seelische Anspannung.
Gut kauen
Wer zum Festtag Speisen bekommt, die ihm zwar schmecken, die er aber nicht gut verträgt, sollte das Essen besonders gründlich kauen, das macht dem restlichen Verdauungsapparat die Arbeit leichter. Dr. Huber: „Es gibt einen Trick, wie man seine eigene Kautechnik testen kann: Man nimmt ein Stück Weißbrot und kaut sehr lange. Dabei mahlen die Zähne die Inhaltsstoffe fein, der Speichel, der das erste Verdauungsglied in der ganzen Kette ist, löst mit seinen wertvolle Enzymen den Zucker aus den Kohlenhydraten heraus und plötzlich schmeckt das Weißbrot auf der Zunge deutlich süß.“ Das dauert an die 15 Minuten, aber wenn sich dieser süße Geschmack einstellt, ist das ein Zeichen, dass die Mahlwerkzeuge gute Arbeit geleistet haben und man sicher sein kann, dass die Zähne keine Fehlstellungen oder ähnliches aufweisen und perfekt in der Lage sind, Nahrungsmittel zu zerkleinern. Kauen ist übrigens nicht nur die ideale Vorbereitung für die Verdauung, sondern hat,
wie amerikanische Studien zeigen, einen ausgesprochen beruhigenden Effekt, damit lässt sich ein Teil der Festtagshektik kompensieren.
Nicht ablenken
Beim Essen gibt’s kein Fernsehen, kein Radio, keine Weihnachtslieder, sondern nur ruhige, angenehme Unterhaltung.
Zum Essen trinken!
Man hört oft, dass man erst nach dem Essen trinken soll, aber das ist ein Aberglaube. Dr. Huber: „Die Franzosen haben zum Beispiel für Fischgerichte, wie sie zu Weihnachten gerne gegessen werden, ein schönes Sprichwort, das übersetzt lautet: Fisch ohne viel Flüssigkeit ist Gift! Ein gutes Getränk gehört einfach dazu, das kann – muss aber nicht – ein Glas Wein sein. Wenn jemand zum Essen einen G’spritzten trinkt, dann soll er das auch zu Weihnachten tun, wer lieber ein Bier hat oder ein Glas Wasser soll bei seinem gewohnten Getränk bleiben, Hauptsache, man trinkt genügend, wobei sich der Alkoholanteil natürlich in Grenzen halten muss.“
Nicht zu exotisch essen
Beim Weihnachtsmenü kommen oft Speisen aus fernen Ländern auf den Tisch, wie etwa Scampi oder Papayas, auf die unser komplexes Verdauungssystem nicht eingestellt ist. Bodenständiges wie eine gute Forelle oder ein steirischer Apfel ist viel besser und verträglicher.
Beilagen sorgfältig auswählen
Wer ein fettes Weihnachtsgansl serviert, muss kein schlechtes Gewissen haben. Dr. Huber: „Natürlich soll man hochwertige Fette zum Kochen nehmen, am besten ein natives Olivenöl aus Europa, aber ab und zu gibt’s eben auch Speisen, die von Natur aus fett sind. Dann muss man eben besonders darauf achten, was man dazu isst.“ Wenn’s zum Weihnachtsgansl noch einen Majonäsesalat und womöglich fette Röstkartoffeln gibt, darf sich keiner wundern, wenn ihm nicht ganz wohl ist und die Verdauung streikt. Besser sind in diesem Fall einfache Salzkartoffeln oder ein gutes Gemüse, das ohne weiteres tiefgekühlt sein kann, damit nimmt man auch Ballaststoffe zu sich und kurbelt so die Verdauung an.
Nach dem Essen spazieren oder Walken
Bewegung bringt den Darm in Schwung und befreit den Verdauungstrakt von Gasen, die sich nach dem Essen bilden.
Ein (!) Verdauungsschnaps ist erlaubt
Das gilt allerdings nur für einen guten Schnaps mit mindestens 40 Prozent Alkohol, der aus besten Zutaten gebrannt wurde. Andernfalls sind Fuselalkohole enthalten, die den Kopf schwer machen, den Blutdruck steigern und Herzjagen verursachen. Ein guter Schnaps dagegen ist ein zulässiges Verdauungsmittel, denn er ruft eine leichte Gastritis hervor, dadurch produziert der Magen mehr Magensäure. Die leichte Vermehrung der Magensäure merkt man an dem aufsteigenden Wärmegefühl im Bauch, sie zeigt, dass mehr Blut in den oberen Verdauungstrakt kommt und das fördert die Verdauung. Dr. Huber: „Ein Schnapserl nach dem Essen ist also erlaubt. Die Betonung liegt aber auf ‚ein‘, denn wenn zu viel Alkohol in den Organismus kommt, bricht die Verdauung zusammen, weil die Leber und die anderen inneren Organe versuchen, den toxischen Alkohol möglichst schnell abzubauen. Bei größeren Mengen sind sie heillos überfordert und das ist natürlich schädlich.“
Hände weg von Medikamenten
Dr. Huber: „Zu mir kommen immer wieder Leute, die sonst nie Arzneimittel nehmen, aber gerade zu den Feiertagen die Verarbeitung der Speisen medikamentös beschleunigen wollen. Ich rate ihnen aber ab. Das bringt das ganze System durcheinander und hilft nicht wirklich.“
Zur Erholung eine leichte Suppe
Nach vielen schweren Speisen tut einmal eine leichte Suppe gut.
Hier Dr. Joachim Hubers Rezept für eine Kürbissuppe: Man nimmt einen kleinen Kürbis, einen halben Zeller, drei Äpfel, gießt mit einer Hühnersuppe auf, würzt mit Muskat, weil das verdauungsfördernd ist, schmeckt mit Salz und Cayennepfeffer ab und gibt einen Esslöffel Obers dazu – das gibt eine schmackhafte, gut verdauliche Suppe.
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