Ernährung für Zähne und Zahnfleisch

Juni 2010 | Ernährung & Genuss

Brokkoli, Käse, Weintrauben & Co halten Zähne gesund
 
Richtiges Essen ist für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch genauso wichtig wie richtige Mundhygiene. Lesen Sie, warum eine Tafel Schokolade auf einen Sitz gegessen besser für die Beißer ist als mehrere kleine Süßekicks am Tag, und warum Brokkoli, Käse und kräftiges Kauen auch aus zahnmedizinischer Sicht höchst empfehlenswert sind.
 
Von Mag. Helga Schimmer

In der menschlichen Mundhöhle leben mehr als 500 verschiedene Bakterienarten. Die meisten davon schaden uns nicht. Die Kariesbakterien jedoch, insbesondere die Art Streptococcus mutans, nehmen aus der Nahrung Zucker auf, verdauen ihn und scheiden als Endprodukt Säure aus, die unsere Zähne angreift. „Nach jedem Zuckerkonsum wird der Zahn an der Oberfläche aufgelöst, und es dauert zirka eine Stunde, bis die herausgelösten Mineralstoffe wieder in den Zahn eingebaut werden“, warnt Dr. Ines Kapferer, Fachärztin an der Universitätsklinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung in Innsbruck.
„Wenn Kinder Lutscher oder Bonbons länger im Mund behalten oder Erwachsene alle 30 Minuten einen Schluck Saft trinken, dann löst sich der Zahn immer weiter auf und hat keine Zeit mehr, sich zu remineralisieren.“ Entscheidend sind die Pausen zwischen den Mahlzeiten. „Aus zahnmedizinischer Sicht ist es besser, eine Tafel Schokolade auf einmal zu essen und dann den restlichen Tag nichts Süßes mehr“, sagt Kapferer.

Süßes und Saures

Ungebremster Verzehr von Zucker ist laut Kapferer der Hauptauslöser von Karies. „Seit dem Mittelalter hat Zahnfäule als Zivilisationskrankheit deutlich zugenommen. Verantwortlich dafür sind unsere Ernährungsgewohnheiten – allen voran der hohe Zuckerkonsum.“ Die Expertin rät, spezielles Augenmerk auf die „versteckten“ Zucker zu legen, die vielfach auch in pikanten Lebensmitteln vorkommen: Wer denkt schon daran, dass er mit Ketchup, Senf, Wurst, Fertigsuppen und sogar Kartoffelchips eine beachtliche Portion Zucker zu sich nimmt? Vorsicht ist auch bei Säften, Tees und Fruchtjoghurts mit der Aufschrift „ohne Zuckerzusatz“, „nur mit natürlichem Zucker“ oder „zuckerfrei“ geboten, da diese Produkte meist eine erhebliche Menge Fruktose enthalten. Der Fruchtzucker fördert ebenfalls die Bildung von Karies, muss jedoch nicht wie die Saccharose als „Zucker“ deklariert werden.
Nicht nur Zucker schadet den Zähnen, auch ein Zuviel an sauren oder stark kohlensäurehältigen Getränken kann der Zahnsubstanz zusetzen. Greifen Sie nach deren Genuss nicht sofort zur Zahnbürste, denn der durch die Säuren aufgeweichte Zahnschmelz wird dann gleich mit weggeputzt. „Liegen erst einmal die Zahnhälse frei, wird die Zahnwurzel durch die Säuren regelrecht weggeätzt und die Zahnhälse reagieren überempfindlich auf Kälte“, erläutert Kapferer.

Schutzfaktor Speichel

Einen hohen Stellenwert für die Gesunderhaltung der Mundhöhle hat der Speichel. Er schützt die Schleimhäute vor dem Austrocknen und neutralisiert die zahnzerstörenden Säuren. Überdies spült er Speisereste weg und festigt den Zahnschmelz, indem er verlorengegangene Mineralstoffe wieder einlagert (Remineralisation).
Grundsätzlich macht der Speichel die Speisen beim Essen weich, löst Geschmacksstoffe aus der Nahrung und zerlegt in einem ersten Verdauungsschritt Stärke in Malzzucker. Zahnmedizinerin Kapferer: „Erst wenn der Speichel nicht mehr in ausreichendem Maß zur Verfügung steht, wird seine Bedeutung begreiflich. Ein trockener Mund, eingeschränkte Geschmackswahrnehmung, Schluckbeschwerden, schmerzhafte Entzündungen des Zahnfleisches und rapide fortschreitende Karies sind die Folgen von vermindertem Speichelfluss.“
Die Ursache kann in einer häufigen Nebenwirkung bestimmter Medikamente liegen, etwa Psychopharmaka. So leiden Patienten, die über Jahre Antidepressiva nehmen, öfter an Karies und Parodontitis. Aber auch Kost, die nur wenig gekaut werden muss, drosselt die Speichelsekretion. Dagegen zwingt uns die grobe bzw. körnige Struktur von Gemüserohkost, Vollkornbrot oder einem Apfel zum kräftigen Kauen, wodurch der Speichelfluss angeregt wird.

Brokkoli, Käse & Co

Was als gesunde Ernährung gilt, ist auch bekömmlich fürs Gebiss. Da der Zahnschmelz, die härteste Substanz des menschlichen Körpers, vor allem aus Kalzium und Phosphat besteht, wirken sich Lebensmittel, die reich an diesen Mineralstoffen sind, besonders positiv auf die Zahngesundheit aus. Dazu zählen etwa Brokkoli, Grünkohl, Fenchel, Nüsse, kalziumreiches Mineralwasser sowie Milch und Milchprodukte wie Käse. „Beim Kauen lösen sich Kalzium und Phosphat aus der Zahnoberfläche“, erklärt Dr. Kapferer. „Isst man Käse, dann werden die verlorenengegangenen Mineralstoffe, unterstützt durch das Käseprotein Kasein, wieder in den Zahnschmelz eingebaut.“
Schwarz- und Grüntee wiederum enthalten die karieshemmenden Fluoride und zudem Polyphenole, die das Wachstum speziell von Kariesbakterien der Art Streptococcus mutans drosseln und somit die Säureproduktion im Mund vermindern. Derselbe Effekt wird roten Weintrauben zugeschrieben, die ebenfalls einen hohen Anteil an Polyphenolen aufweisen. Sich Tee, Käse und Weintrauben als Wunderwaffen gegen Karies vorzustellen, wäre jedoch übertrieben. „Um das tägliche Zähneputzen kommt man nicht herum. Eine gute Tasse Tee fördert aber unser Wohlbefinden und reduziert dadurch Stress, was in jedem Fall die Gesunderhaltung des Körpers fördert.“
Apropos Stress: Die negativen Auswirkungen alltäglicher Anspannung auf die Zahngesundheit werden durch Studien immer eindeutiger belegt. Etwa erkranken Menschen, die an verstärkter beruflicher oder sozialer Belastung leiden, häufiger an Parodontitis. Ein entspannter Lebensstil zahlt sich also auch für gesunde Zähne und vitales Zahnfleisch aus.

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Schwangerschaft: Zahngesunde Ernährung für Mutter und Baby

  • Viele Schwangere nehmen vermehrt Zwischenmahlzeiten zu sich, weil sie größeren Hunger verspüren und die kleinen Imbisse die Übelkeit in den ersten Schwangerschaftsmonaten lindern. Aus zahnmedizinischer Sicht ist das problematisch, denn zuckerhältige Snacks fördern Karies.
  • Wiederholtes Erbrechen greift den Zahnschmelz zusätzlich an. Außerdem weichen die in der Schwangerschaft gebildeten Hormone das Zahnfleisch auf und fördern das Wachstum von bestimmten schädigenden Bakterien. Dadurch kommt es häufiger zu Zahnfleischbluten. Die tägliche Reinigung der Zähne mit fluoridhältiger Zahnpasta ist deshalb essenziell.
  • Auch sollten Schwangere besonders auf zahngesunde Ernährung achten: Günstig ist eine an Ballaststoffen und komplexen Kohlenhydraten reiche Kost mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Reis und Kartoffeln. Die Aufnahme von zuckerhältigen Lebensmitteln sollte hingegen reduziert werden.
  • Spezielle Fluoridpräparate für Schwangere zur besseren Zahnentwicklung des Kindes werden heute nicht mehr empfohlen. „Die Besiedelung der Mundhöhle mit Kariesbakterien erfolgt beim Baby erst mit dem Durchbruch der ersten Zähne“, sagt Dr. Ines Kapferer. „Diese Mikroorganismen kommen von den Eltern.“ Je gesünder die Zähne der Eltern, desto weniger schädliche Bakterien werden auf das Kind übertragen.

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Die 4 Eckpfeiler zahngesunder Ernährung

1) Essen und trinken Sie zuckerhältige Lebensmittel möglichst nur zu den Hauptmahlzeiten und halten Sie Ihre Zwischenmahlzeiten zuckerfrei. Vorsicht: Auch in vermeintlich gesunden Snacks wie Müsliriegeln, Bananen, Fruchtjoghurts oder Fruchtsäften steckt viel Zucker.

2) Kalziumreiche Lebensmittel härten den Zahnschmelz. Milch, Joghurt, Topfen, Käse, Brokkoli, Grünkohl, Fenchel und Nüsse stehen ganz oben auf der Hitliste. Mit kalzium- und fluoridreichem Mineralwasser liegen Sie bei der Getränkeauswahl richtig.

3) Karieshemmende Fluoride und Polyphenole stecken vor allem in Schwarz- und Grüntee sowie roten Weintrauben. Vollkornprodukte und Gemüserohkost fördern kräftiges Kauen und regen so den Speichelfluss an.

4) Selbst die beste Ernährung kann eine gründliche Reinigung der Zähne und Zahnzwischenräume nicht ersetzen. Kleine Ernährungssünden lassen sich mit optimaler Zahnhygiene wettmachen.

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