Ernst Grissemann

Februar 2013 | Prominente & Gesundheit

„Nichtraucher wurde ich erst nach einer sehr schweren Atemnot.“
 
Seine unverkennbare Stimme hat sich in das Gedächtnis von Generationen von Hörern des Österreichischen Rundfunks eingebrannt. „The Voice“, wie er aus gutem Grund genannt wird, hat aber nicht nur moderiert und kommentiert, sondern auch den Unterhaltungssender Ö3 aufgebaut, war viele Jahre lang Hörfunkintendant und zuletzt Intendant des ORF-Landesstudios Tirol. Heute hält er hauptsächlich Lesungen ab und arbeitet als Schauspieler und Autor. Nebenher unterstützt er die Selbsthilfegruppe COPD-Kranker, zu denen er selber zählt. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt der 78-Jährige, wie er die chronische und fortschreitende Lungenkrankheit in Schach zu halten versucht.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN populär
Herr Grissemann, Sie sind nach wie vor beruflich engagiert und setzen sich auch für Menschen ein, die so wie Sie an der chronischen Lungenkrankheit COPD erkrankt sind. Schränkt Sie diese Krankheit gar nicht ein?

Ernst Grissemann
Was mir sehr leid tut, ist, dass ich mein großes Hobby nicht mehr ausüben kann, das Bergsteigen. Sehr hohe Berge kann ich leider nicht mehr erklimmen, wie zum Beispiel meinen Lieblingsberg, den Muttekopf in meinem Heimatort Imst in Tirol, der ja fast 2800 Meter hoch ist. Da ginge mir die Luft aus. Obwohl – vielleicht würde ich es schaffen, wenn ich sehr, sehr langsam gehen würde. Aber dafür fehlt mir dann wieder die Geduld.

Und haben Sie schon einen Ersatz für das Bergsteigen gefunden?
Ich habe mich auf das Gehen in der Ebene verlegt und gehe täglich eine Stunde spazieren. Das tut mir gut, und es ist ein gutes Training für meine Atemmuskulatur.

Was tun Sie sonst noch, um möglichst gut mit COPD leben zu können?
Ich habe zwei Ärzte, mit denen ich eine gute Gesprächsbasis habe und die ich immer kontaktiere, wenn es mir schlechter geht, weil ich schlechter Luft bekomme. Da frage ich dann, was ich dagegen machen soll, also ob ich zum Beispiel ein bestimmtes Medikament in höherer Dosierung nehmen soll oder nicht. Es geht mir einfach besser, wenn ich mich genau an das halte, was mir die Ärzte sagen.

Achten Sie auch auf eine gesunde Ernährung?

Also die Freude, Gutes zu essen, das nicht als gesund gilt und sogar dazu führt, dass mein Gewicht höher wird, lasse ich mir nicht nehmen. Dabei müsste ich dringend abnehmen (lacht), weil ich acht Kilo zugenommen habe, seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe.

Mit dem Rauchen aufhören – das fällt ja vielen sehr schwer, wie ist es denn Ihnen gelungen?

COPD wurde bei mir vor zehn Jahren diagnostiziert, nachdem ich während einer Bergtour auf einmal so schlecht Luft bekommen hatte, dass ich anschließend gleich zum Arzt gegangen bin. Der hat mir natürlich gleich dazu geraten, mit dem Rauchen aufzuhören. Nachdem ich aber etwa 30 Jahre lang zehn bis 15 Zigaretten am Tag geraucht hatte, konnte ich erst nicht wirklich davon lassen. Einige Zeit danach war ich zum Abendessen eingeladen und habe dort sehr viele Zigaretten nacheinander geraucht. Auf dem Nachhauseweg hatte ich im Taxi auf einmal eine sehr schwere Atemnot. Die habe ich als so bedrohlich erlebt, dass es gar nicht schwierig war, mir danach nie wieder eine Zigarette anzuzünden. Heute halte ich mich auch von Orten fern, an denen geraucht wird, was nicht immer einfach ist. Viele rauchen ja zum Beispiel auch auf Bahnsteigen oder auf der Straße. Das empfinde ich als Zumutung, und ich wäre froh, wenn unsere Politiker den Mut hätten, ein Rauchverbot im gesamten öffentlichen Raum einzuführen, auch auf der Straße.

Hätte Sie denn so ein Rauchverbot schon früher zum Nichtraucher gemacht?

Mir wäre es sicher zu blöd gewesen, für das Rauchen jedes Mal irgendwo hinzugehen. Insofern ja.

Ihrer legendären Stimme hat das Rauchen zum Glück nicht geschadet, Sie arbeiten nach wie vor viel damit. Was werden wir als nächstes von Ihnen hören?

Bis auf weiteres nichts, denn ich mache wie fast jedes Jahr um diese Zeit länger Urlaub auf Teneriffa. Das Klima dort, das immer gleichbleibend ist, die Wärme und die salzhältige Luft tun mir und auch meinen angeschlagenen Atemwegen sehr gut.

Und nach dem Urlaub wird es wieder Lesungen geben?

Da sie mir großen Spaß machen – ja. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass meine Krankheit nicht schlimmer wird, und dass ich ansonsten so gesund bleibe, wie es in meinem Alter möglich ist, was ich mir beides sehr wünsche.

Ausgabe 02/2013

 

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