Kampf dem Bürostress

Februar 2004 | Leben & Arbeiten

Wenn es Ihnen am Morgen schon den Magen umdreht, während Sie zur Arbeit gehen, wenn Sie am Weg ins Büro glitschnasse Hände bekommen, dann sollten Sie schleunigst etwas gegen Ihren Job-Stress tun. Tipp Nummer eins: Analysieren Sie genau, was an Ihrem Unbehagen schuld ist.

Von Mag. Wolfgang Bauer

Ein und dieselbe berufliche Aufgabe kann für den einen eine willkommene Herausforderung darstellen, einen anderen jedoch überfordern. Das Gefühl, einer Anforderung nicht gewachsen zu sein, kann auf Dauer krank machen. Es wird – etwas verkürzt – als Stress bezeichnet. Krankmachender Stress ist schon längst nicht mehr ein „Privileg“ von Managern. 28 Prozent der Arbeitnehmer innerhalb der EU leiden darunter. Vor allem die Arbeit unter Zeitdruck wirkt sich belastend aus. Kommt dann noch geringe Anerkennung durch den Chef oder die Kollegen dazu, dann steigt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung um ein Mehrfaches.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz werden zunehmend ernst genommen. So schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass weltweit mehr Arbeitstage durch psychische als durch körperliche Erkrankungen verloren gehen. In Deutschland gehen jährlich rund fünf Milliarden Euro an Krankheitskosten auf das Konto psychischer Belastung. Zusätzliche neun Milliarden Euro kostet es, weil Mitarbeiter einen zu geringen Handlungsspielraum haben und sich nicht einbringen können. Weniger Engagement und Rückzug der Mitarbeiter sind die Folge.

 

Wann macht Stress krank?
Ob sich nun die Anforderungen am Arbeitsplatz positiv (Herausforderung) oder negativ (Überforderung) auswirken, kann der einzelne recht gut bei sich selbst herausfinden. Mag. Karin Hagenauer, Arbeitspsychologin beim Arbeitsmedizinischen Dienst Salzburg, nennt folgende Symptome für krankmachenden Stress: man denkt vornehmlich an die Arbeit, auch zu Hause und am Wochenende. Man erholt sich am Wochenende nicht mehr richtig, vernachlässigt soziale Kontakte, fühlt sich ständig müde und abgeschlagen, konsumiert zunehmend mehr Genussmittel wie Kaffee und Alkohol, um über den Tag zu kommen.

 

Rituale pflegen
Wenn sich solche Symptome bemerkbar machen, empfiehlt die Psychologin zunächst einmal relativ einfache, aber höchst effiziente Strategien: nehmen Sie am Wochenende so weit es geht keine Arbeit mit nach Hause. Beschließen Sie die Arbeitswoche mit einer lieben Gewohnheit, einem Ritual, das Ihnen gut tut, etwa mit Sportgymnastik am Freitag Abend. Oder treffen Sie sich mit Freunden. Untersuchungen haben ergeben, dass Gespräche mit Freunden und Bekannten die am häufigsten angewandten und hilfreichsten Formen bei seelischen Belastungen bilden. Wohlgemerkt, es handelt sich dabei nicht um Psychotherapie im engeren Sinne, sondern um normale zwischenmenschliche Gespräche. Als Hilfsquellen bei Belastungen und Lebenskrisen gaben 67 Prozent der befragten Frauen und 45 Prozent der befragten Männer Gespräche an. Und auf die Frage: „Was förderte sorgenvolles Grübeln?“ antworteten 30 Prozent: „Wenn ich mit niemandem reden kann“.

Wer in der Nacht aufwacht und an den Job denkt, oder daran, was tags darauf alles zu erledigen sei und nicht vergessen werden darf, dem empfiehlt Mag. Hagenauer, aufzustehen und sich die Gedanken und Einfälle zu notieren. Damit kommen sie quasi von innen nach außen, von der Seele aufs Papier und sind außerdem noch am nächsten Morgen vorhanden und können realisiert werden.

 

Die Stressoren ergründen
Dann sollte man gründlich nachforschen, was Stress bewirkt. Ist es die viele Arbeit, die erledigt werden muss oder bekommt man zu wenig Informationen? Habe ich genügend Entscheidungsspielraum, bekomme ich Anerkennung oder passt gar der Arbeitsinhalt nicht zu mir? Wenn sich Mitarbeiter gestresst fühlen, so liegt dies oft weniger an der Persönlichkeit der Betroffenen, sondern vielmehr an den Strukturen und an der Organisation einer Firma. Um das herauszufinden, kann auch Hilfe von außen herangezogen werden, etwa in Form von Arbeitspsychologen.

 

Kommunikation hilft
Wenn die persönlichen Erwartungen an die Firma und die Vorstellungen vom Job nicht eintreffen oder wenn die Rolle des Arbeitnehmers innerhalb des Unternehmens nicht klar definiert ist, so sollte dies mit dem Chef offen besprochen werden. Man bereitet sich gut auf den Gesprächstermin vor und agiert dann ohne Aggression, rät die Psychologin. Es hat sich in der Kommunikation am Arbeitsplatz bewährt, wenn man konkrete Beispiele zur Veranschaulichung des Problems vorbringt, anstatt zu generalisieren (also nicht sagen: „Dies oder jenes klappt ja sowieso nie bei uns!“; sondern vielmehr: „Letzte Woche, bei der Abwicklung des Projektes X, hat dies oder jenes nicht geklappt“).

Auch im Umgang mit Kollegen empfiehlt es sich, etwaige Konflikte direkt anzusprechen und nicht auf die lange Bank zu schieben. Das ist in einer Firma nicht anders als in einer gut funktionierenden Partnerschaft. Da wie dort sollte man ohne Aggressionen und Vorwürfe diskutieren und statt dessen so genannte Ich-Botschaften vermitteln (besser: „Ich habe das Gefühl, dir passt etwas nicht“ anstatt zu sagen: „Du nimmst nie Rücksicht auf mich!“).

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