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Knackpunkt Kiefer

Wenn das Kauen schmerzt   Schmerzt oder knackt es beim Kauen, funktioniert das Kiefergelenk nicht so, wie es funktionieren sollte. Grund dafür sind Fehlstellungen, von denen mehr betroffen sind, als das ungeübte Auge sieht. Die Wurzel des Übels ist nicht nur in weit entfernten Zeiten, sondern mitunter auch in weit entfernten Körperregionen zu finden. MEDIZIN populär über den Knackpunkt Kiefer.   Von Mag. Sabine Stehrer

Vorwiegend von Rohkost ernährte er sich, und die war schwer zu zerkleinern: Deswegen hatte der Neandertaler, der in der Steinzeit bis vor höchstwahrscheinlich 30.000 Jahren lebte, viele große Zähne auf langen Kieferknochen, und seine Mundpartie ragte wie beim Affen hervor. Als immer mehr gekochte, weiche und daher leicht zu beißende Nahrung auf die Tische unserer Vorfahren kam, wurden deren Zähne immer weniger und die Kieferknochen immer kürzer.
Auch heute noch schreitet diese Entwicklung fort, Veränderungen zeigen sich oft sogar von einer Generation zur nächsten. Nur leider schafft es die Evolution nicht immer, ihr Werk perfekt zu vollenden: Dann entwickelt sich entweder nur der Unter- oder nur der Oberkieferknochen weiter in Richtung Verknappung der Kauwerkzeuge und fällt kürzer aus. Die Folgen dieser Schieflage im Mund? „Das sind Kieferfehlstellungen“, sagt Univ. Prof. Dr. Hans-Peter Bantleon, Leiter der Abteilung für Kieferorthopädie an der Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik in Wien.

Die häufigsten Fehlstellungen

Fehlstellungen des Kiefers, die der Fachmann Dysgnathien nennt, sind häufiger, als das ungeübte Auge sehen kann. Am weitaus häufigsten kommt der sogenannte Distalbiss vor, im Volksmund auch Hasengebiss genannt, weil dabei die oberen Zähne wie beim Hasen hervorstehen und die unteren überragen. Zurückzuführen ist das Problem entweder auf eine Unterentwicklung des Unterkieferknochens oder eine Überentwicklung des Oberkieferknochens. Durch beides kommt es zu einer Rücklage des Unterkiefers im Vergleich zum Oberkiefer. Bantleon: „An einem mehr oder weniger stark ausgebildeten Distalbiss leidet fast jeder dritte Österreicher.“
Die zweithäufigste Kieferfehlstellung ist der sogenannte Deckbiss, bei dem das Missverhältnis zwischen Ober- und Unterkieferknochen akkurat so ausfällt, dass die oberen die unteren Frontzähne direkt bedecken. Bantleon: „Einen Deckbiss haben fünf Prozent der Österreicher.“ Drei Prozent leiden an der dritthäufigsten Form unter den Kieferfehlstellungen, der sogenannten Progenie, bei der entweder der Unterkieferknochen zu lang ist oder der Oberkieferknochen zu kurz, wodurch der Unterkiefer dem Oberkiefer vorsteht.  
Eine weitere Kieferfehlstellung ist der offene Biss, bei dem Ober- und Unterkiefer vorn kreisförmig auseinanderklaffen. „Dabei handelt es sich um eine Fehlstellung, die oft mit einer Zungenfehllage einhergeht“, sagt Bantleon. Die Zungenfehllage wird wiederum durch große Mandeln oder eine permanente Mundatmung hervorgerufen. Schließlich gibt es noch den ebenfalls anomalen Kreuzbiss, bei dem Unterkieferzähne über äußere Oberflächen von Oberkieferzähnen ragen, und den Scherenbiss, bei dem sich die Unterkieferzähne über die Innenflächen der oberen Zähne legen.

Ein Problem, viele Folgen

Um welche Form der Kieferfehlstellung es sich auch handelt: Wird sie nicht therapiert, kann es über die Jahre zu den verschiedensten Beschwerden kommen. Dies nicht in Form von Zahnerkrankungen, wie man annehmen möchte, denn bei einer entsprechenden Mundhygiene können die Zähne trotz Fehlstellungen gesund gehalten werden. „Die häufigsten Folgen von Kieferfehlstellungen sind vielmehr schmerzhafte chronische Verspannungen der Kau-, Hals- und Gesichtsmuskulatur sowie Probleme mit den Kiefergelenken“, führt Bantleon aus. Letztere können darin bestehen, dass beim Kauen störende Reibe- oder Knackgeräusche zu hören sind. Manchmal entsteht durch Kiefergelenksfehlstellungen auch ein Druck auf verschiedene Nerven. Die Folgen davon können  Zungenbrennen, Tinnitus oder tränende Augen sein. Darüber können sich die Kiefergelenke durch die dauernden Fehlbewegungen sogar entzünden, also arthritisch werden.

Korrektur schon in der Kindheit

Heutzutage kommt es aber eher selten so weit, dass jemand Schmerzen wegen einer Arthritis in den Kiefergelenken erleiden muss, weiß Bantleon. Denn die Behandlung der Kieferfehlstellungen erfolgt gemeinhin frühzeitig entweder noch vor dem Schuleintritt oder im Volksschulalter. Der Experte über die Gründe: „Kieferfehlstellungen sind ja nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein ästhetisches Problem, von dem Eltern ihre Kinder möglichst früh befreien möchten.“
Leidet ein kleines Kind stark unter der Anomalie, weil es dauernd gehänselt wird, ist eine Behandlung schon um das vierte bis fünfte Lebensjahr anzuraten. Kann noch ein wenig gewartet werden, empfiehlt sich als idealer Zeitpunkt für eine kieferorthopädische Therapie das neunte Lebensjahr. „Wäh­rend die Milchzähne ausfallen, wachsen die Kieferknochen besonders schnell“, sagt Bantleon. Und diesen Schub kann man gut nützen. Bantleon: „Mit einem sogenannten bimaxillären Gerät, das über Nacht getragen wird und das Knochenwachstum unterstützt, gelingt es heute, die Kieferfehlstellungen oft schon binnen eines halben Jahres zu beseitigen.“ Manchmal dauert es auch ein Jahr, bis der sogenannte Neutralbiss entstanden ist. Und manchmal sollte das Gerät, das an Kiefer und Kopf fixiert wird und über einen Außenbogen einen Zug auf den Unter- oder Oberkieferknochen ausübt, auch tagsüber ein bis zwei Stunden getragen werden, um rascher den gewünschten Erfolg zu erzielen.
Operationen zur Behandlung von Kieferfehlstellungen werden nur durchgeführt, wenn die genannten Anomalien bis ins Erwachsenalter bestehen geblieben sind. Bantleon: „Um diese Anomalien zu korrigieren, genügt ein Eingriff.“ Dabei werden die Knochen je nach Gegebenheit bearbeitet, abgeschliffen, begradigt oder verkürzt.

Vom Kiefer bis zu den Füßen

Ob nun Erwachsene oder Kinder wegen Kieferfehlstellungen zu Bantleon und seinem Team an der Bernhard-Gottlieb-Universitätsklinik kommen: Sie werden neuerdings immer öfter auch zum Orthopäden, Osteopathen oder Physiotherapeuten geschickt. „Viele Betroffene haben abgesehen von der Kieferfehlstellung auch unterschiedlich lange Beine, eine Fußfehlstellung, Knieprobleme oder eine Fehlstellung im Becken- oder Wirbelsäulenbereich“, sagt Bantleon. Nach einer Behebung dieser orthopädischen Beschwerden dauert die Behandlung des Kiefers dann oft weniger lang und ist weniger aufwändig.


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Kaukraft: So stark ist der Kiefer

Bis zu 40 Kilo Druck kann durch das Kauen bzw. die Bewegung der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke auf einen Quad­ratzen­timeter Backenzahn bzw. Kieferknochen ausgeübt werden. Sind Kieferknochen und Zähne gesund, gelingt es so, selbst härteste Speisen in einen Nahrungsbrei zu verwandeln, den der restliche Verdauungstrakt gut weiter verarbeiten kann. 


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Neutralbiss: So sollte es sein

Sind die Kieferknochen so ausgebildet, wie sie sollten, und sind die Zähne gerade gewachsen, entsteht ein sogenannter Neutralbiss. Dabei bilden die oberen Schneidezähne mit den unteren Schneidezähnen eine ineinander greifende Schere, und die Backenzähne sind wie Zahnräder angeordnet. So kann man bestmöglich kauen.






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Ausgabe 01/2012

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