Partnersuche: Was Psychiater raten

Januar 2007 | Partnerschaft & Sexualität

1,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher führen ein Single-Leben, zwei Drittel davon höchst unfreiwillig: Sie sehnen sich nach einer Partnerin oder einem Partner, erleben bei der Suche aber oft viele Enttäuschungen. Wie man am besten vorgeht und wie sich aus der ersten Begegnung eine gute und dauerhafte Liebesbeziehung entwickeln kann, das fragte MEDIZIN populär zwei erfahrene Experten.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

INTERVIEW 1

MEDIZIN populär
Herr Prof. Fischhof, was ist Ihrer Meinung nach die beste Vorgangsweise bei der Partnersuche?

Univ. Prof. Dr. Peter Fischhof
Am wichtigsten ist, zunächst einmal in sich hineinzuhorchen und für sich selbst zu klären, wofür man einen Partner oder eine Partnerin sucht. Die Fragen sind: Brauche ich jemanden für das gemeinsame Erleben einer Freizeitaktivität wie das Kartenspielen oder Reisen? Brauche ich jemanden, um meine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen? Oder wünsche ich mir eine Partnerschaft, aus der eine Liebesbeziehung werden soll? Wenn ich weiß, was ich will, kann ich mich entweder finden lassen, zum Beispiel in einer Bar, in einem Kaffeehaus, bei einem Konzert oder einer anderen Veranstaltung…

Das kann aber lange dauern…
…oder ich kann gezielt suchen. Zum Beispiel über das Internet, oder via Inserat in einer Zeitung, oder man lässt sich von einer Agentur vermitteln.

Welchen Weg halten Sie für den besten?
Ich stehe allem Genannten wertfrei gegenüber.

Gibt es für die erste Begegnung besondere Verhaltenstipps?
Da gibt es nur einen Tipp – und der heißt: authentisch sein, also so sein, wie man ist, sich nicht verstellen.

Woran erkennt man, dass die Beziehung in die gewünschte Richtung geht?
Das sagt einem die innere Stimme, man braucht nur auf sie zu hören (lacht). Aber wenn man wirklich wissen will, wie der Apfel schmeckt, muss man schon hineinbeißen. Man muss sich Zeit nehmen, ein Stück des Wegs durchs Leben gemeinsam gehen, man muss schauen, was passiert, und sich immer und immer wieder mitteilen, sich über die eigenen Bedürfnisse austauschen. Möglicherweise stellt sich dann auch das ein, was für mein Dafürhalten die unabdingbare Basis für eine gute, dauerhafte und liebevolle Beziehung ist: Vertrautheit.

Woran kann es liegen, dass manche Menschen keinen Erfolg bei der Partnersuche haben, obwohl sie sich so sehr darum bemühen?
Es könnte sein, dass diese Menschen zwar suchen, aber eigentlich gar nicht finden wollen. Sie wollen nur einen Mann oder eine Frau akzeptieren, der oder die überaus attraktiv, hochintelligent und romantisch ist und noch dazu sämtliche Interessen und Wünsche für die Zukunft mit ihnen teilt. So legen sie die Latte derart hoch, dass ihr Wunsch unerfüllbar bleibt und sie immer wieder scheitern.
 
Haben es Frauen bei der Partnersuche schwerer als Männer?
Ich denke, ja. In jungen Jahren wollen Frauen Sicherheit und ein Nest, um eine Familie zu gründen, während die in etwa gleichaltrigen Männer nur einen Anspruch haben: möglichst oft ihre Lust zu befriedigen. Aber auch in fortgeschrittenerem Alter haben es meiner Meinung nach die Frauen schwerer. Von 50 Jahren aufwärts haben sie eine viel geringere Auswahl an möglichen Partnern als ein gleichaltriger Mann. Erstens, weil die gleichaltrigen Männer lieber eine jüngere Partnerin wählen, während zweitens in unserer Gesellschaft immer noch nicht akzeptiert ist, dass eine Frau mit einem jüngeren Mann zusammen sein kann.

INTERVIEW 2

MEDIZIN populär
Frau Prof. Perner, was raten Sie Menschen, die auf Partnersuche sind?

Univ. Prof. Dr. Rotraud A. Perner
Man sollte die eigenen Interessen ausloten und einmal schauen, ob es passend zu diesen Interessen Veranstaltungen gibt oder Vereine, wo sich Gleichgesinnte zusammenfinden. Dort geht man am besten hin und spricht die Menschen an. Wer sich für andere interessiert, wird auch für andere interessant, das ist eine ganz einfache Formel. Und jede Bekanntschaft führt zu weiteren Bekanntschaften. So wird die Wahrscheinlichkeit, jemanden für eine Beziehung kennen zu lernen, nach und nach sozusagen automatisch immer größer.

Was halten Sie davon, via Internet, Zeitungsinserat oder eine Agentur einen Partner oder eine Partnerin zu suchen?   
Nach den Erfahrungen, die meine Klientinnen und Klienten damit gemacht haben: Ziemlich wenig! Sie waren alle enttäuscht von den organisierten Suchmöglichkeiten. Zum einen, weil sich dort viele Spaßvögel herumtreiben, die es gar nicht ernst mit der Suche meinen, zum anderen, weil sie sich finanziell betrogen gefühlt haben. Die meisten Angebote professioneller Partnervermittler sind ja nicht gerade billig.

Gibt es „goldene Verhaltensregeln“ für die erste Begegnung?
Ich halte nichts von Verhaltensregeln, sondern nur etwas von Echtheit. Am besten ist man so, wie man ist! Die andere Person muss schließlich wissen, worauf sie sich einlässt.

Woran merkt man, dass eine beginnende Beziehung eine dauerhafte Liebesbeziehung werden kann?
Um das zu merken, braucht man Zeit, Gespräche, gemeinsame Erfahrungen und Wahrhaftigkeit im Umgang miteinander.  

Woran kann es liegen, dass manche Menschen aktiv einen Partner suchen und doch keinen finden?
Nach meiner klinischen Erfahrung liegt das daran, dass diese Personen nicht wirklich an einem anderen Menschen in seiner Gesamtheit und mit all seinen Gefühlen interessiert sind, sondern nur jemanden „haben“ wollen, zum Beispiel, um nicht einsam zu sein, um dauerhaft regelmäßig und gratis ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen zu können, oder um andere Versorgungsleistungen konsumieren zu können.  

Tun sich Ihrer Meinung nach Frauen und Männer gleich leicht oder gleich schwer bei der Partnersuche?
Geschlechtsspezifische Unterschiede sehe ich nicht so sehr in der Suche als in den Zielen. Männer sind mehr am Sex interessiert, Frauen mehr an Gesprächen. 

Suchen die Generationen 30plus und 40plus anders als die Generationen 50plus und 60plus?  
Alterspezifische Unterschiede stelle ich insofern fest, als Äußerlichkeiten mit zunehmendem Alter eine immer kleinere Rolle spielen und unbedeutender werden, weil die schönen Oberflächen ja ohnedies schwinden. Bei den Partner suchenden Generationen 30plus und 40plus spielt im Gegensatz zu den Älteren noch eine Rolle, ob ein Kinderwunsch da ist, was die Suche erschweren kann, weil der Kinderwunsch bei Männern nicht so identitätsstiftend ist und wenn überhaupt, dann zumeist erst später kommt.

***************
Eine Million Menschen auf Partnersuche
In Österreich leben 1,5 Millionen Frauen und Männer im Alter von 18 bis 69 Jahren als Singles, davon 818.000 in Ein-Personen-Haushalten. 55 Prozent der „Solisten“ sind 18 bis 22 Jahre alt, 25 Prozent zwischen 60 und 69, 20 Prozent zwischen 30 und 59 Jahre. Fast 70 Prozent der Singles sind länger als ein Jahr allein, fast 40 Prozent länger als drei Jahre. In der Altersgruppe der 35- bis 50-Jährigen leben sogar 54 Prozent länger als drei Jahre ohne Partnerin bzw. Partner. Die Hauptgründe: Ein erfülltes Berufsleben und/oder Kinder, die betreut werden müssen, erschweren die Partnersuche. Nur ein Drittel der Singles will an diesem Status nichts ändern. Zwei Drittel, das ist eine Million Menschen, leben unfreiwillig allein und wünschen sich eine Beziehung.
(Quellen: Statistik Austria, www.parship.at)

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