Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen

August 2017 | Fitness & Entspannung

Ab ins kühle Nass!
 
Jetzt tummeln sich wieder Jung und Alt in Freibädern, Badeseen oder im Meer: Sommerzeit ist Badezeit. Damit der Körper nachhaltig vom Wassersport profitiert, sollte es allerdings nicht beim gelegentlichen Vergnügen bleiben.
Kaum ein Medikament ist so vielseitig wirksam wie sportliches Schwimmen.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Ins erfrischende Nass springen, abtauchen, ein paar Längen ziehen: Im Wasser sind wir in unserem Element. Wir lassen uns treiben, fühlen uns nahezu schwerelos, spülen Sorgen und Stress ab. In der heißen Jahreszeit bietet das Nass zudem eine willkommene Abkühlung. Und es schafft es einen Ausgleich zum „trockenen“ Alltag. Da es bei den meisten allerdings beim gelegentlichen Baden bleibt, profitieren sie nicht von den vielen günstigen Auswirkungen, welche Wassersportarten wie das sportliche Schwimmen mit sich bringen. „Keine andere medizinische Maßnahme lässt sich mit der umfassenden Wirkung von Training vergleichen“, betont der Wiener Internist und Sportmediziner Univ. Prof. Dr. Paul Haber. Er empfiehlt das sportliche Schwimmen als Basistraining, das man ein Leben lang durchführen kann.

Regelmäßig, ausdauernd

Ob Brust-, Rücken-, Kraul- oder Delphinschwimmen: Damit das Training seine umfassende Wirkung entfalten kann, muss es regelmäßig – zwei bis vier Mal die Woche – ausgeübt werden. Dann kann man eine nachhaltige und messbare Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit erzielen. Diese zeigt sich nicht nur beim Sporteln selbst, sondern auch im Alltag, etwa beim Stiegensteigen oder dem Schleppen von Einkaufstaschen. Die Tätigkeiten strengen weniger an und man erholt sich schneller davon.
Entscheidend für die gesunden Effekte sind die wöchentliche gesamte Trainingszeit und die Trainingsdauer pro Einheit: Gesunde Menschen beginnen mit etwa 15, 20 Minuten. Alle vier Wochen wird die Dauer um je fünf Minuten erhöht – bis man 30 bis 50 Minuten erreicht hat. „Das gesamte Training sollte sich optimalerweise auf zwei bis zweieinhalb Stunden pro Woche summieren“, betont Haber.
Um die Ausdauer zu verbessern, muss man sich keinesfalls völlig verausgaben. Es genügt, wenn man sich mäßig anstrengt. Dabei wird der Atemrhythmus durch die Tempi vorgegeben: Jedes Tempo ein Atemzug. Un­trainierten empfiehlt der Mediziner vorab eine sportmedizinische Untersuchung. Mithilfe eines Belastungs-Elektrokardiogramms (EKG) auf dem Fahrradergometer lässt sich die individuell optimale Pulsfrequenz eruieren. Weiters lassen sich daraus Empfehlungen für den anfänglichen Trainingsumfang ableiten.
 
Für jeden geeignet

Ein besonderer Vorteil des Wassersports: So gut wie jeder kann schwimmen. Selbst, wenn man Schwierigkeiten beim Laufen oder Gehen hat – sei es aufgrund von starkem Übergewicht, Hüft- oder Kniegelenksproblemen. „Wie das Radfahren zählt Schwimmen zu den nicht-gewichtstragenden Sportarten. Das Körpergewicht wird vom Wasser getragen“, erläutert Haber. Ohne sie zu belasten, werden die Gelenke bewegt, mit Gelenkflüssigkeit umspült und die Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt. Neben den größeren Muskeln mobilisiert man auch die kleinen, tiefer liegenden, Verspannungen kann vorgebeugt werden.
Sportliches Schwimmen hat einen günstigen Einfluss auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel und wirkt antidepressiv. „Das körperliche Training bietet weiters eine Schutzwirkung gegen Bluthochdruck, Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder Demenzerkrankungen“, ergänzt der Mediziner. So hat man beispielsweise festgestellt, dass es bei älteren Menschen, die leichte Gedächtniseinbußen haben, die Gedächtnisleistung verbessert. Das Risiko, Parkinson zu bekommen, ist bei trainierten Menschen um 40 Prozent verringert.
Durch regelmäßigen Ausdauersport werden zudem die Atemmuskeln kräftiger, die Atmung wird tiefer, die Atemfrequenz verringert. Die ruhige und gleichmäßige Atmung hat auch auf die Psyche einen wohltuenden Einfluss und wirkt beruhigend.

Schnorcheln und Tauchen
Während das Schwimmen aus sportmedizinischer Sicht ein exzellentes Training darstellt, zählen Tauchen und Schnorcheln eher zum Freizeitvergnügen, das man etwa im Urlaub betreibt. „Speziell beim Tauchen muss man außerdem in guter körperlicher Verfassung sein“, betont Haber. Weil enorme Drücke auf den Körper wirken, ist die Belastung ziemlich hoch. Vor dem ersten Tauchgang ist deshalb eine Tauch­tauglichkeitsuntersuchung unverzichtbar. Schnorcheln ist vergleichsweise unproblematisch, da man dabei an der Wasseroberfläche bleibt.
Auch wenn das gelegentliche Tauchen und Schnorcheln keine Trainingseffekte aufweist, die positiven Eigenschaften des Wassers wirken dennoch günstig: Gelenke werden entlastet und beweglicher, die Wirbelsäule entspannt sich. Nicht zuletzt haben schöne Erlebnisse wie das Erkunden der Unterwasserwelt, von Riffen und Höhlen, einen ganz besonderen Wert.

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Sportliches Schwimmen:
Ein hochwirksames „Medikament”

Wer regelmäßig und in der richtigen Intensität schwimmt, kann mit vielen positiven Effekten auf Körper und Geist rechnen.
„Keine andere medizinische Maßnahme lässt sich mit der umfassenden Wirkung von Training vergleichen”, betont der Wiener Internist und Sportmediziner Univ. Prof. Dr. Paul Haber.
Sportliches Schwimmen kann vor Bluthochdruck, Atherosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes oder Demenzerkrankungen schützen.
Außerdem hat sich gezeigt, dass sich die Gedächtnisleistung von älteren Menschen, die zu Vergesslichkeit neigen, verbessert.

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Nasse Kleidung, Chlor, Sonne:
Gut geschützt beim Wassersport

Speziell bei Frauen kann das Badevergnügen brennende Probleme nach sich ziehen. Um einem Harnwegsinfekt vorzubeugen, sollte man nach dem Schwimmen die nasse Badekleidung rasch gegen trockene Kleidung austauschen. Einer Scheidenpilzinfektion kann man entgehen, indem man sich nach dem Baden – speziell in chloriertem Wasser – gründlich abduscht und abtrocknet.
Auch auf den Sonnenschutz sollte man beim Outdoor-Wassersport nicht vergessen: Wasser hält UV-Strahlen nicht ab. Tragen Sie am besten Schwimmbekleidung mit UV-Schutz.

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Therapeutisches Tauchen
„Wenn ich das kann, kann ich alles!“

Seit 2012 wird therapeutisches Tauchen im Rehabilitationszentrum Weißer Hof der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in Klosterneuburg angeboten. Im hauseigenen Schwimmbad gehen Tauchlehrer mit körperbehinderten Menschen regelmäßig auf Tauchstation. Die positiven Effekte sind mess- und vor allem fühlbar.

Es war super! Einfach toll! Wenn ich das kann, kann ich alles! So begeistert sind die Reaktionen nach der ersten Tauchstunde. Die Teilnehmer: Querschnittpatienten. Menschen, die nach einem Unfall Arme und Beine verloren haben, im Rollstuhl sitzen. Sie alle sind zur Rehabilitation am Weißen Hof. Dass sie dabei auch einen Tauchgang absolvieren, hätten sie vorher nicht für möglich gehalten. „Trotz des großen Aufwandes bei Menschen mit einer Querschnittlähmung von Armen und Beinen, Tetraplegie, erleben auch diese die Freude und den Spaß des Tauchsports“, unterstreicht Dr. Karl Höcker, der am Weißen Hof als Unfallchirurg und Tauchlehrer tätig ist. „Die meisten sind danach gelöster und blühen regelrecht auf“, beobachtet der Pflegeassistent Josef Laposa, der die Tauchtherapien seit Jahren begleitet. Komplettiert wird das Team durch Eva Höcker, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Tauchlehrerin, sowie den Akademischen Pflegemanager Martin Benes.  
Die sozialen und psychischen Effekte des therapeutischen Tauchens sind bemerkenswert: „Die Teilnehmer werden sich ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst, indem sie beispielsweise ihr Tauchequipment selbstständig zusammenbauen. Sie stellen fest, wie viel sie trotz ihrer Beeinträchtigungen selber leisten können“, verdeutlicht Höcker. Durch das Tauchen erleben Menschen mit Behinderung eine Barrierefreiheit, während ihnen im Alltag ständig Grenzen aufgezeigt werden.
Daneben zeigen sich verschiedene körperliche Effekte: Spasmen – Muskelkrämpfe, unter denen Menschen mit Querschnittlähmung leiden – bessern sich deutlich. Der Effekt hält   bis zu 24 Stunden an. „Der  Auftrieb im Wasser wird als angenehme Unterstützung der zum Teil gelähmten Gliedmaßen erlebt“, berichtet der Mediziner. Auch Schwellungen der Beine gehen zurück, was auch auf die Kompression durch den Neoprenanzug zurückzuführen ist. Überhaupt unterstützen die Tauchgänge die anderen Rehabilitationsmaßnahmen: Man beobachtet eine Verbesserung der Koordination sowie der Gelenksbeweglichkeit.
„Ein Ziel ist, körperbehinderten Menschen den Sport so nahe zu bringen, dass sie auch nach der Rehabilitation regelmäßig tauchen gehen“, erklärt Laposa. Kaum eine Behinderung ist so schwer, dass man das Tauchen nicht zumindest probieren kann. Es gibt international anerkannte Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramme für Taucher unterschiedlichster Behinderungsgrade; zum Beispiel für Para- und Tetraplegiker, Amputierte, Blinde und Gehörlose.
Und wie läuft das Ganze ab? Nach einer eingehenden Tauchtauglichkeitsuntersuchung kann es für die Interessierten losgehen. Wie bei jedem Schnuppertauchkurs werden die Neo-Taucher über die Grundlagen des Presslufttauchens und die Handhabung der Geräte informiert. Danach geht es ab ins Wasser: Erst wird an der Oberfläche das Atmen mit Regler geübt. Danach atmen die Teilnehmer auf dem Grund des Beckens fünf Minuten lang ganz bewusst, ehe man einige Längen zieht. Je nach Schweregrad der Behinderung müssen Tauchlehrer und Begleitpersonen mehr oder weniger mithelfen. „Bei hoher Querschnittlähmung ohne ausreichende Funktion der Hände muss einer mit Blickkontakt den Druckausgleich und die Tarierung übernehmen, der andere führt mit eigenen Flossenschlägen durch das Wasser“, veranschaulicht Höcker, der dabei auch Unterwasser-Fotos macht  – eine bleibende Erinnerung für die Patienten. Diese sind oft sehr erstaunt, wie erschöpfend ein Tauchgang sein kann. Dass sich die Anstrengung lohnt, zeigt sich an den gelösten, glücklichen Gesichtern, die Laposa besonders   freuen. „Manche haben, wenn sie aus dem Wasser kommen, Tränen in den Augen.“

Stand 07-08/2017

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