Der Saft des Lebens

Oktober 2017 | Medizin & Trends

Was das Blut so besonders macht
 
Blut erfüllt im Körper des Menschen viele lebenswichtige Aufgaben. Es ist darüber hinaus die meist untersuchte Körperflüssigkeit, weil es zahlreiche Krankheiten anzeigt. Doch das Blut kann selbst auch krank werden – was man immer besser behandeln kann.
 
Von Mag. Wolfgang Bauer

Blut ist ein ganz besonderer Saft“, bemerkt der Teufel Mephisto treffend in Goethes Faust. Und in der Tat: Wenn man sich nur die wichtigsten Eigenschaften des menschlichen Blutes vor Augen führt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus.
Etwa fünf bis sieben Liter Blut zirkulieren im Körper eines erwachsenen Menschen. Mit jedem Herzschlag nehmen etwa 70 Milliliter Blut die Reise von der linken Herzkammer über die Hauptschlagader, die Aorta, in die Peripherie auf, so dass die Pumpleistung des Herzens einige tausend Liter Blut pro Tag beträgt. Über den Weg der Arterien gelangt das Blut vom Herzen in die Organe, über die Venen fließt es wieder zurück.
Das Blut transportiert auf diesem Weg zahlreiche Substanzen und Stoffe. Etwa den lebenswichtigen Sauerstoff, außerdem Nährstoffe, Hormone und Vitamine. Nicht zu vergessen ist der Transport von Wärme, wodurch das Blut auch für die Wärmeregulation des Körpers mitverantwortlich ist. Außerdem schafft es Abfallprodukte zu den Ausscheidungsorganen wie Leber, Nieren oder Darm. Dabei ist das Blut recht flott unterwegs. „Während Sie die Zeilen bis hier her gelesen haben, wäre das Blut durch Ihren Organismus geströmt und in etwa wieder beim Ausgangspunkt zurück“ sagt Dr. Thomas Zelenkovic von der Abteilung für Innere Medizin am Landesklinikum Baden-Mödling.
Für Laboruntersuchungen wie für eine Vorsorgeuntersuchung werden nur wenige Milliliter Blut benötigt. Zelenkovic: „Die Blutentnahme stellt für einen gesunden Menschen überhaupt kein Problem dar. Der relativ geringe Blutverlust wird vom Körper schnell kompensiert.“
Problematisch wird es allerdings bei größeren Blutverlusten, vor allem wenn sie akut sind, wie etwa nach Unfällen. „Wenn jemand einen halben Liter oder gar einen Liter Blut verliert, muss man rasch handeln, also die Blutung stoppen. Sonst kann der Blutverlust lebensbedrohlich werden“, so der Experte. Anders verhält es sich mit den chronischen Blutverlusten, sie werden vom Körper toleriert. Blut kann permanent verloren gehen, weil in der Speiseröhre, im Magen oder im Darm eine Entzündung vorliegt. Oder weil Geschwüre im Magen oder Polypen im Darm zu einem Blutverlust führen. Auch Tumore können dahinterstecken. Solche kleineren, aber stetigen Blutverluste verursachen lange Zeit keine Beschwerden, fallen also nicht auf. Es sei denn, man nimmt den dunkleren Stuhl genauer unter die Lupe. Oder man erstellt ein Blutbild.

Wenn das Blut erkrankt
Ein permanenter Blutverlust kann zu einer Anämie führen, wie die Blutarmut in der Fachsprache genannt wird. Sie entsteht, weil es an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) mangelt, die ja für den Transport des Sauerstoffs von der Lunge zu den Organen zuständig sind. Die Betroffenen sind müde, blass, antriebslos, klagen über Schwindel. Manchmal stellt sich aufgrund des zu geringen Sauerstoffangebots im Blut Atemnot ein. Außer den bereits erwähnten schleichenden Blutverlusten durch Krankheiten oder durch eine gestörte Blutbildung im Knochenmark ist noch ein Vitamin- oder Eisenmangel als Ursache erwähnenswert. Dieser betrifft vor allem Frauen mit starken Regelblutungen oder Menschen mit Mangelernährung, vor allem Vegetarier und Verganer. Das für das Blut so wichtige Spurenelement Eisen kommt nämlich vor allem im Fleisch vor.
Welche Ursachen hinter einer Anämie stecken, kann man ebenfalls mit Hilfe eines Blutbildes diagnostizieren. Therapeutisch kann man im Akutfall Blutkonserven verabreichen. Oder auch das Hormon Erythropoetin, das in der Niere gebildet wird und im Knochenmark die Blutbildung beschleunigt. Einen Eisenmangel wiederum kann man mit Eiseninjektionen bzw. mit Gaben von Eisenpräparaten ausgleichen, sagt Zelenkovic. „Im Grunde ist die Anämie sehr gut behandelbar. Außer es steckt eine Leukämie oder andere bösartige Erkrankung dahinter. Dann hat man es mit einem ernsten Gegner zu tun“, so der Hämatologe.

Leukämie – der Krebs des Blutes
Bei Leukämien handelt es sich um bösartige Erkrankungen des Blutes, sie können akute oder chronische Verlaufsformen annehmen. Allen Leukämien gemeinsam ist eine Entartung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die im Knochenmark ihren Ausgangspunkt hat. Ein Blutbild kann bereits recht deutliche Hinweise liefern. Für eine exakte Diagnose ist in vielen Fällen zusätzlich noch eine Knochenmarkspunktion aus dem Becken nötig, um Aufschluss über das blutbildende Gewebe zu erhalten. Akute Leukämien, die vor allem im Kindesalter und bei älteren Personen gehäuft auftreten, werden zumeist umgehend mit Chemotherapie behandelt.
Bei den chronischen Leukämien verhält es sich anders. Sie werden meist mit Tabletten therapiert (etwa die chronisch myeloische Leukämie). Chronisch lymphatische Leukämien werden zunächst einmal beobachtet, bevor eine Chemotherapie und eine Therapie mit Antikörpern einsetzen. Die chronischen Leukämie-Erkrankungen sind nach Ansicht von Zelenkovic recht gut behandelbar, haben durch die Erfolge neuer Therapien etwas ihren Schrecken verloren. „Bei der chronisch myeloischen Leukämie haben die Betroffenen in den meisten Fällen eine normale Lebenserwartung. Bei den chronisch lymphatischen Leukämien wird voraussichtlich der Einsatz von Chemotherapie in einigen Jahren überflüssig sein“, weiß Zelenkovic.    

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Woraus das Blut besteht

Menschliches Blut besteht aus dem flüssigen Blutplasma (90 Prozent davon ist Wasser) und den Blutzellen. Zu diesen gehören etwa die Blutkörperchen: die roten – Erythrozyten – sind für den Transport von Sauerstoff notwendig, die weißen – Leukozyten – sind für die Abwehrkräfte von Bedeutung. Außerdem zählen noch die Blutplättchen sowie die verschiedenen Untergruppen von beiden Komponenten zu den zellulären Bestandteilen. Blutzellen leben nur wenige Wochen, müssen daher ständig neu gebildet werden. Das geschieht im Knochenmark. Die Blutbildung dort kann aus dem Ruder laufen und zu verschiedenen Krankheiten wie Leukämien führen.

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Blutspenden
Wenn jemand im Zuge einer Erkrankung, einer Operation oder eines schweren Unfalles viel Blut verliert, muss dieser Blutverlust umgehend ersetzt werden. Für diese lebensnotwendigen Zwecke werden Blutkonserven benötigt. Die Blutspendedienste des Österreichischen Roten Kreuzes bringen jährlich rund eine halbe Million Blutkonserven auf und stellen sie den Krankenhäusern zur Verfügung.
Für eine Blutspende werden dem Spender rund 450 Milliliter Blut aus der Armvene entnommen, was etwa zehn Minuten dauert. Wer wie oft Blut spenden darf, wie eine Blutspende genau abläuft und mehr erfahren Sie auf
www.roteskreuz.at

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Blutgruppen

Blut, das gespendet wurde, kann einem Patienten nicht so einfach übertragen werden. Vielmehr müssen sich die Blutgruppen von Spender und Empfänger miteinander vertragen,
sonst kommt es zu lebensbedrohlichen Verklumpungen. Blutgruppen sind bestimmte Merkmale an der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Man kann sie aus wenigen Tropfen Blut bestimmen. Das in der Transfusionsmedizin gebräuchliche System mit den vier Blutgruppen A, B, AB und 0 wurde vor mehr als 100 Jahren von dem Österreicher Dr. Karl Landsteiner entdeckt. 48 Prozent der Bevölkerung haben Blutgruppe A, neun Prozent die Blutgruppe B, vier Prozent die Blutgruppe AB und 39 Prozent die Blutgruppe 0. Auch das in den 1930er Jahren entdeckte Rhesus-System geht auf den österreichischen Nobelpreisträger für Medizin zurück.

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Blutbild: Was das Blut anzeigt

Blut ist eine Flüssigkeit mit hoher diagnostischer Aussagekraft. Wenn man die zellulären Bestandteile, also die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen, ihre Untergruppen sowie die Blutplättchen in einem Labor analysiert, gewinnt man sehr aussagekräftige Daten über den Gesundheitszustand.

  • Mit Hilfe des Blutbildes (mit dem kleinen oder dem umfangreicheren großen Blutbild) kann man Infektionen oder Bluterkrankungen wie eine Blutarmut oder Leukämie entdecken.
  • Im Zuge einer Gesunden- oder Vorsorgeuntersuchung werden aus dem Blut wichtige Werte wie die Blutsenkung, der Blutzucker, der Cholesterinwert, die Triglyceride oder auch das Leber-Enzym Gamma-GT bestimmt. Diese in einem Labor analysierten Werte geben Auskunft über das Vorliegen von Entzündungen, über Diabetes, den Fetthaushalt oder den Stoffwechsel. Und in weiterer Folge über das Risiko, bestimmte Krankheiten wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Stand 10/2017

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