Einfach abtauchen

August 2011 | Fitness & Entspannung

Wie der Unterwassersport auf Körper und Seele wirkt
 
Immer mehr Österreicher tauchen regelmäßig unter – und leisten damit einen wertvollen Beitrag für die Gesundheit. Denn Tauchen ist Balsam für den Bewegungsapparat, das Herz- und Kreislaufsystem, die Atmungsorgane und nicht zuletzt für die Seele. Lesen Sie, wie der Unterwassersport wirkt und was dabei zu beachten ist.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Wenn man Dr. Roswitha Prohaska fragt, was sie als Taucherin, Tauchlehrerin, Taucherärztin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Tauch- und Hyperbarmedizin an ihrem Sport am schönsten findet, sagt sie: „Das ist der Zustand der vollkommenen Entspannung, in den man gerät, sobald man unter Wasser ist, schwebt und schwerelos in der Stille dahingleitet.“ Nach dem Tauchen halte die Entspannung oft noch lange Zeit an, sagt sie auch, „und Entspannung ist die beste Stressprophylaxe“.
So wie Prohaska tauchen immer mehr Österreicherinnen und Österreicher regelmäßig unter – und halten sich so den Stress vom Leib. Doch das Tauchen tut auch auf andere Art und Weise der Seele gut, weiß Prohaska. „Wer im Meer taucht, erlebt die Unterwasserwelt mit ihren herrlichen Landschaften, den vielen bunten Fischen und anderen Lebewesen, und den Anblick kann man so richtig genießen.“ Ein erfolgreich absolvierter Tauchgang beschert zudem Erfolgserlebnisse, die selbstbewusster machen. Unüberwindbare Ängste können einem wiederum Grenzen aufzeigen. Prohaska: „So lernt man beim Tauchen sich selbst besser kennen.“ Darüber hinaus verbessere man seine sozialen Fähigkeiten. „Man taucht ja nicht allein, lernt, auf die Mittauchenden zu achten und aufmerksam zu sein, um ihnen gegebenenfalls helfen zu können“, sagt Prohaska.

Krafttraining für die Lungen

Prohaska, die selbst schon seit mehr als 20 Jahren taucht und zwei ebenfalls tauchbegeisterte Söhne hat, weiß auch von den vielen positiven Auswirkungen des Unterwassersports auf die körperliche Gesundheit zu berichten: „In der Schwerelosigkeit unter Wasser ist der Bewegungsapparat vollkommen entlastet“, sagt sie. Und ohne Last auf Gelenken, Wirbelsäule & Co lassen sich beim Tauchen z. B. die Atmungsorgane bestens trainieren. Denn wenn man durch einen Schnorchel Luft holt, „atmet man wie gegen einen leichten Widerstand“, sagt Prohaska, „und das ist wie ein Krafttraining für die Atmungsorgane“. Wer regelmäßig über längere Strecken schnorchelt, kann die Leistungsfähigkeit von Bronchien und Lunge um einiges steigern und kommt dann auch bei Anstrengungen an Land nicht mehr so schnell außer Atem. Prohaska: „Außerdem tut die feuchte Luft im Schwimmbad, am See oder am Meer den Atmungsorganen sehr gut.“

Bewegung unter Wasser

Wenn beim Abtauchen der ganze Körper von Wasser umspült wird, dann wirkt das „wie eine Lymphdrainage, die den Lymphfluss anregt“, sagt Prohaska. So können beim Tauchen etwa Schwellungen an den Beinen schwinden. Und so werden die Nieren besser durchblutet, was zu einer verstärkten Harnproduktion führt. Tauchen ist aber auch ein gutes Training für das Herz- und Kreislaufsystem – vorausgesetzt man schwebt nicht nur im Wasser, sondern bewegt sich sportlich fort und macht das mehrmals pro Woche. Prohaska: „Diese Art von Ausdauertraining kann die Herz- und Kreislauffunktion deutlich verbessern.“ Und diese Verbesserung schützt wiederum vor Bluthochdruck, Gefäßverstopfungen, Schlaganfall und Herzinfarkt. Der Flossenschlag, bei dem die Beine und Füße zur Fortbewegung wie beim Kraulen parallel nebeneinander und fließend auf und ab bewegt werden, bringt ein weiteres Plus für den Körper. „Durch diese spezielle Bewegung wird der gesamte Rumpf mit dem Rücken so bewegt, dass Rückenschmerzen und Verspannungen rasch verschwinden“, sagt Prohaska.

Erst zur Untersuchung

Wer die vielen gesunden Vorteile des Tauchens für sich verbuchen möchte, sollte einiges beachten. „Bevor man den Sport ausprobiert, sollte man unbedingt von einem Taucherarzt eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung durchführen lassen“, empfiehlt Prohaska. Dabei wird abgeklärt, ob bestimmte Erkrankungen vorliegen, die das Tauchen verbieten
(siehe TauchTIPPS). Dazu werden ein Lungenfunktionstest und EKG gemacht. Zudem wird u. a. überprüft, ob sich Ohren, Nase und Nasennebenhöhlen für den notwendigen Druckausgleich unter Wasser eignen.
Spricht nach der Untersuchung nichts dagegen, einfach einmal unterzutauchen, sollte man, so der Rat der Ärztin, in einer Tauchschule einen Kurs belegen. Denn es gilt vom richtigen Abtauchen über das richtige Atmen bis hin zur optimalen Bewegung im Wasser und die Taucherzeichensprache einiges zu lernen. „Erst wenn man sich unter Wasser sicher fühlt, sollte man in einem See oder im Meer tauchen“, sagt Prohaska. Schließlich machen Unsicherheit und Panik den Sport nicht nur gefährlich, sie mindern auch den Genuss.

Tauchtipps

Vor dem Tauchen trinken!
Und zwar mindestens einen halben Liter Wasser. „Wenn man vor dem Tauchen zu wenig getrunken hat, steigt das Risiko für die sogenannte Dekompressionskrankheit“, sagt Taucherärztin Dr. Roswitha Prohaska. Dabei bilden sich im Körper Stickstoffbläschen, die Organfunktionen beeinträchtigen können.

Auf Kälteschutz achten!
Prohaska: „Ich rate Taucheinsteigern immer dazu, sich einen langärmeligen Tauchanzug mit langer Hose auszuleihen.“ Im Neopren-Shorty kühle man rasch aus, was das Tauchen ebenfalls gefährlich machen kann.

Achtung, nicht zu tief!
„Wenn man zu tief taucht, kann es zu dem gefürchteten Tiefenrausch kommen“, sagt Prohaska. „Das ist wie ein alkoholischer Rausch.“ Leichtsinn und Übermut drohen, manche werden aber auch müde und fühlen sich benommen – und alles das kann beim Tauchen lebensgefährlich werden.

Sonnenschutz auftragen!
„Besonders gefährdet, einen Sonnenbrand zu bekommen, sind Schnorchler, die sich knapp unter der Wasseroberfläche fortbewegen“, weiß Prohaska. „Dort ist man UV-Strahlen ausgesetzt, die zu einem starken Sonnenbrand führen können.“

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Tauchtauglich?

Nicht unter acht Jahren!
Kinder bis acht Jahre sollten gar nicht tauchen, Kinder ab acht sollen maximal an der Wasseroberfläche schnorcheln, erst ab zwölf dürfen sie auch in tiefere Gewässer, wenn laut Tauchtauglichkeitsuntersuchung nichts dagegen spricht. Dr. Roswitha Prohaska über die Gründe: „Für das Tauchen in die Tiefe sind Kinder unter zwölf Jahren noch nicht reif genug, um die Risiken richtig einschätzen zu können.“ Außerdem sei nicht auszuschließen, dass durch die Anreicherung des Blutes mit Stickstoff das Knochenwachstum beeinflusst wird. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht – allerdings sollte die Tauchtauglichkeitsuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr jedes Jahr wiederholt werden.

Nicht bei bestimmten Erkrankungen!
„Nicht tauchen sollten Menschen mit Erkrankungen, bei denen man bewusstlos werden kann“, sagt Prohaska. Für Diabetiker, die hin und wieder eine Unterzuckerung haben, oder Epileptiker, denen ein Anfall droht, ist das Tauchen nichts. Wer eine chronische Atemwegserkrankung hat wie Asthma oder COPD, sollte das Tauchen genauso bleiben lassen, wie jemand, der erkältet ist. Prohaska: „Wenn die Nase verstopft ist, hat man Schwierigkeiten beim Druckausgleich oder kann gar keinen machen.“ Auch eine eingeschränkte Lungenfunktion, eine Herzerkrankung oder ein unbehandelter Bluthochdruck sprechen gegen die Ausübung des Tauchsports.

Webtipp:
Informationen über das Tauchen und die Tauchtauglichkeitsprüfung finden sich auf der Homepage der Österreichischen ­Gesellschaft für Tauch- und Hyperbar­medizin (ÖGTH) unter www.oegth.at

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