Fit durch die Schwangerschaft

Juni 2007 | Fitness & Entspannung

Welcher Sport werdenden Müttern gut tut
 
Bewegung und Sport in der Schwangerschaft sind nicht nur erlaubt, sondern sogar ausgesprochen empfehlenswert. So weiß man, dass trainierte Frauen die Entbindung leichter verkraften und sich rascher von der Geburt erholen. Dennoch ranken sich um das Thema immer noch viele Mythen und Märchen.
MEDIZIN populär verschafft Klarheit.
 
Von Mag. Wolfgang Bauer

Hurra – ich bekomme ein Baby! Zur Freude über die Schwangerschaft mischt sich flugs eine Vielzahl von Unsicherheiten. So tauchen zum Beispiel die Fragen auf, ob Bewegung und Sport in den kommenden Wochen und Monaten gesund sind und ob dadurch Mutter oder Kind auf irgendeine Weise gefährdet werden können. Diese Fragen sind vor allem für Frauen relevant, die sich regelmäßig sportlich betätigen und nun wissen wollen, ob sie ihre liebgewordenen Bewegungsformen in der Schwangerschaft beibehalten können.

Schließlich gibt es zu diesem Thema hartnäckige Mythen und Märchen – etwa dass Hüpfen zu einer Fehlgeburt führe oder dass sich Schwangere nicht durchstrecken sollen, denn sonst könne sich die Nabelschnur um den Hals des Babys wickeln. „Solche Aussagen basieren auf fehlendem Fachwissen“, sagt der Innsbrucker Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr. Peter Hintermüller. „In vielen Regionen dieser Welt sind schwangere Frauen wesentlich stärkeren körperlichen Belastungen ausgesetzt als Frauen in Europa. Dennoch ist dort die Fehlgeburtsrate nicht höher. Aufgrund immer besserer wissenschaftlicher Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Bewegung raten heute die meisten Geburtshelfer und Hebammen zu sportlicher Betätigung. Sie muss allerdings zum Verlauf der Schwangerschaft passen.“

Was Bewegung bringt

Die Vorteile von sportlicher Betätigung in der Schwangerschaft liegen auf der Hand:

  • Sport stärkt das Herz-Kreislaufsystem, man fühlt sich fitter und belastungsfähiger, ermüdet nicht so rasch. Das ist sehr hilfreich, schließlich kostet eine Schwangerschaft viel Energie.
  • Die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind wird verbessert.
  • Eine gut trainierte Frau verkraftet die Anstrengungen der Geburt besser. Sie kommt danach wieder schneller in Form und erlangt ihre frühere Figur rascher wieder zurück.
  • Sport beugt Schwangerschaftsstreifen, Thrombosen und Krampfadern vor.
  • Sportliche Betätigung verbessert den Schlaf – der für viele Schwangere zum Problem wird, weil es das zusätzliche Gewicht erschwert, eine ausreichend bequeme Schlafposition zu finden.
  • Bewegung beugt Langeweile und Unzufriedenheit vor, besonders wichtig, wenn die anfängliche Aufregung vorbei ist und sich der Alltag des Wartens auf die Geburt einstellt.

Radeln ist gut für die Beinvenen und beugt Thrombosen vor. Aufgrund der Sturzgefahr sollten werdende Mütter ab der 20. Schwangerschaftswoche auf den Hometrainer wechseln.

Viele dieser Vorteile werden in Geburtsvorbereitungskursen umgesetzt, die in ganz Österreich ab der 25. Schwangerschaftswoche empfohlen werden. Dort werden neben ausführlichen Informationen vor allem verschiedene Gymnastik- und Entspannungsübungen sowie Atem- und Massagetechniken angewandt, um die Frau körperlich, mental und psychisch auf die Geburt vorzubereiten.
„Grundsätzlich ist jede Sportart, die eine Frau vor ihrer Schwangerschaft ausgeübt hat, auch in der Schwangerschaft erlaubt. Vorausgesetzt natürlich, es treten keine Probleme wie Blutungen oder Schmerzen auf“, so Dr. Hintermüller. Seiner Meinung nach sind die gewohnten Disziplinen deswegen so geeignet, weil die Sport ausübenden Frauen meistens sehr gut wissen, was sie sich zutrauen können.

Was zu vermeiden ist
Trotz der vielen Vorteile, die Bewegung in der Schwangerschaft mit sich bringt, sollten werdende Mütter Sportarten meiden, die eine zu starke körperliche Belastung darstellen, zum Beispiel jede Art von Leistungssport sowie Wettkämpfe (z. B. Marathon, Triathlon), die ein hohes Verletzungsrisiko bzw. eine große Sturzgefahr aufweisen (z. B. Fechten, Geräteturnen, Kampf- sportarten). Nicht zu empfehlen sind Sportarten, die in Höhen über 2000 Meter ausgeführt werden, die extremes Beschleunigen oder Bremsen erfordern (denn die Bänder sind aufgrund hormoneller Veränderungen gelockert und nicht so stabil wie gewohnt) und die zu Schwindel oder Übelkeit führen.
Dr. Hintermüller über zusätzliche Ausschlusskriterien: „Treiben Sie grundsätzlich keinen Sport oder unterbrechen Sie das Training, wenn Sie sich unwohl fühlen, Schmerzen bekommen oder krank sind. Wenn Blutungen auftreten, suchen Sie sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus auf. Betreiben Sie auch keinen Sport, von dem Ihnen von ärztlicher Seite abgeraten wurde!“

Moderate Belastung
Grundsätzlich sollten Schwangere allzu großen sportlichen Ehrgeiz vermeiden. Am besten eignen sich Sportarten, die in den täglichen Zeitplan gut eingebaut werden können und die Spaß machen. Die Belastung sollte moderat sein, Anstrengung ist erlaubt, Erschöpfung sollte vermieden werden. „Ein guter Richtwert für eine gesunde Belastung während der Schwangerschaft ist, wenn Sie sich so bewegen, dass 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz nicht überschritten werden“, so der Gynäkologe. Wie wird diese Grenze festgestellt? Ganz einfach – Frauen, die gewohnt sind, mit einem Pulsmesser zu trainieren, kennen die Formel:
Man nehme 225, ziehe das Alter ab und errechne davon 70 Prozent. Bei einer 25-jährigen Frau lautet das Ergebnis also: 225 – 25 = 200, davon 70 Prozent = 140. Das heißt, dass die Herzfrequenz von 140 Schlägen pro Minute nicht überschritten werden sollte.

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Bewegung in der Schwangerschaft
Empfehlenswerte Sportarten

  • Wassersport
    Schwimmen ist ein sehr gutes Bewegungstraining für Schwangere, ein praktisch gewichtsloser Sport. Muskeln und Gelenke werden nämlich durch den Auftrieb des Wassers kaum belastet, auf schonende Art und Weise verbessert Schwimmen die Ausdauer. Empfehlenswert ist eine Wassertemperatur von 20 bis 25 Grad. Für das letzte Schwangerschaftsdrittel eignet sich am besten das Rückenschwimmen. Von Tauchen bzw. Tiefseetauchen ist allerdings abzuraten, die Auswirkungen auf das Kind sind nicht absehbar.
    Eine besonders beliebte Form des Wassersports ist die Wassergymnastik. Durch den Widerstand des Wassers werden die Muskeln intensiv trainiert, mit dem Vorteil, dass man sich kaum überanstrengen oder einseitig belasten kann, die Verletzungsgefahr ist äußerst gering. Vor allem das Wasserlaufen, also das Joggen durch brusttiefes Wasser, steigert die Ausdauer und kräftigt die Muskeln. Viele Frauen haben in Schwimmbädern Angst vor einer Pilzinfektion. „Das Infektionsrisiko wird überschätzt, denn beim normalen Baden und Schwimmen gelangt praktisch kein Wasser in die Scheide. Gefährlich für Schwangere sind allerdings Whirlpools: In dem warmen Wasser, das noch dazu nicht so oft ausgetauscht wird, kann es von Bakterien und Pilzen nur so wimmeln“, sagt Dr. Hintermüller.
  • Wandern, Walking, Nordic Walking
    Wandern ohne Überforderung kann uneingeschränkt empfohlen werden. Allerdings sollte es aufgrund des geringen Sauerstoffanteils der Luft nur bis zu einer Höhe von 2000 Metern durchgeführt werden. Unter diesen Vorzeichen können Schwangere auch dem Walking und Nordic Walking frönen.
  • Laufen
    Wie alle Sportarten, die rhythmischer Natur sind und große Muskelgruppen beanspruchen, kann auch leichtes, lockeres Laufen empfohlen werden. Auch beim Joggen heißt es, auf den Puls zu achten, 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz sollten möglichst nicht überschritten werden.
  • Radfahren
    Radeln hat einen besonders positiven Effekt auf die Beinvenen und beugt der Thrombose vor. Da jedoch dabei eine gewisse Sturzgefahr besteht, sollte man ab der 20. Schwangerschaftswoche auf dem Hometrainer weiter radeln.
  • Tanzen
    Tanzen ist Bewegung mit großem Spaßfaktor. Solange keine Beschwerden auftreten und sich die schwangere Frau nicht überfordert, gibt es dagegen keine Einwände.
  • Krafttraining
    Krafttraining ist erlaubt, allerdings nur mit langsamen Bewegungen und leichten Gewichten. Übungen zur Kräftigung der Bauchmuskulatur sollten nur bis zum 6. Monat durchgeführt werden, Übungen, bei denen die geraden Bauchmuskeln beansprucht werden (z. B. Sit-ups) sind zu vermeiden. Fragen Sie Ihren Fitnesstrainer, welche Übungen in Frage kommen.

Stand 06/2007            

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