Gut sehen ein Leben lang

März 2011 | Medizin & Trends

Neue Hilfen für alte Augen
 
Wenn gerade Linien gewellt erscheinen, wenn man verzerrt oder doppelt sieht, das Blickfeld kleiner wird, ist es höchste Zeit für einen Besuch beim Augenarzt. Denn diese Sehprobleme können ein Hinweis auf eine der vier häufigsten Augenerkrankungen des fortgeschrittenen Alters sein. In der Behandlung der Makuladegeneration, des Grünen und Grauen Stars sowie der diabetischen Netzhauterkrankung hat die Augenheilkunde zuletzt enorme Fortschritte gemacht. MEDIZIN populär über die neuen Hilfen für alte Augen.
 
von Mag. Sabine Stehrer

Wenn gerade Linien gewellt erscheinen
Makuladegeneration

Entweder es bilden sich Zellen in jenem Bereich des Auges zurück, der uns ermöglicht, scharf zu sehen, also im Bereich der Makula bzw. des gelben Flecks. Oder es bilden sich in genau demselben Bereich krankhafte Gefäße, die bluten und auf diese Art und Weise und durch ihr Wuchern das Scharfsehen unmöglich machen. Der erste Prozess wird trockene Makuladegeneration genannt, der zweite feuchte Makuladegeneration. An der einen oder der anderen Ausprägung dieser Augenerkrankung leidet jeder dritte Über-50-Jährige.
„Ob man zu den Betroffenen zählt, kann man leicht selbst erkennen“, sagt Univ. Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth, Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie am Wiener AKH. Hält man sich ein Auge zu, schaut man mit dem zweiten auf gerade Linien, und erscheinen einem diese dann gewellt, deutet das auf eine beginnende Makuladegeneration hin. Schmidt-Erfurth: „Wer gerade Linien gewellt sieht, sollte so schnell wie möglich zum Augenarzt gehen und sich untersuchen und behandeln lassen.“ Denn unbehandelt führt die Erkrankung an der Makuladegeneration zu einer Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zur Erblindung. Durch eine Behandlung kann das Fortschreiten der Erkrankung hingegen gestoppt werden, und manchmal verbessert sich das Sehvermögen nach einer Therapie sogar wieder.

Neu: Mittel zum Spritzen
Wie wird behandelt? „In den vergangenen Jahren hat man erkannt, dass bestimmte Substanzen bei der feuchten Makuladegeneration die Bildung von Blutgefäßen hemmen und bei der trockenen Makuladegeneration den Zellabbau stoppen“, erklärt Schmidt-Erfurth. Die Substanzen wirken, nachdem sie in die Augen gespritzt werden – was für die Betroffenen nicht schmerzhaft, sondern höchstens unangenehm sei. „Bei der Makuladegeneration kann eine Serie von elf Injektionen über elf Wochen in vielen Fällen die früher übliche Laser-Operation ersetzen“, sagt Schmidt-Erfurth. Bereits in Entwicklung sind Mittel, die nur noch in größeren Zeitabständen injiziert werden brauchen, und auch Implantate aus biologischen Materialien, die man ins Auge setzt und die nach und nach die erwähnten Substanzen abgeben.
Kommen Injektionen nicht in Frage, wird die altersbedingte feuchte Makuladegeneration durch eine Laser-Operation gestoppt, bei der die krankhaften Gefäße entfernt werden. Der Nachteil der Methode: Durch die Operation kommt es zur Bildung von Narben, und durch das Narbengewebe ist die Sehkraft schwer und bleibend eingeschränkt. Schmidt-Erfurth: „Vollkommen ausgeheilt werden kann die Makuladegeneration durch keine der genannten Methoden.“ Mit den Behandlungen kann bestenfalls erreicht werden, dass man für viele Jahre so gut sieht wie zu Beginn der Therapie.
Kann man der Makuladegeneration vorbeugen? „Wir wissen heute, dass die Erkrankung zu einem Gutteil vererbt wird, aber es gibt auch Hinweise darauf, dass es gut wäre, die Augen vor starker Lichtbelastung zu schützen und sich mit Lebensmitteln zu ernähren, die viel Lutein und Omega-3-Fett­säuren enthalten“, sagt Schmidt-Erfurth. Dazu zählen z. B. fetter Fisch wie Aal oder Lachs, Brokkoli, Spinat und Eier.

Wenn man verzerrt sieht
Diabetische Netzhauterkrankung

Im Bereich des gelben Flecks bzw. der Makula in der Netzhaut wird Fett abgelagert, und es bilden sich Schwellungen und Blutgefäße, die bluten. Diese Vorgänge laufen bei diabetischen Netzhauterkrankungen ab. Jeder zehnte Österreicher ist Diabetiker, und die Zuckerkrankheit bringt das Risiko mit sich, eine diabetische Netzhauterkrankung zu bekommen. „Wir wissen, dass nach 20 Jahren mit Diabetes 80 Prozent der Diabetiker von einer Netzhauterkrankung betroffen sind“, sagt Schmidt-Erfurth. Selbst erkennt man erste Anzeichen der Erkrankung an verzerrtem Sehen, unbehandelt führt die diabetische Netzhauterkrankung über immer schlechteres Sehen letztlich zur Erblindung.

Neu: Substanzen helfen auch Diabetikern
Schmidt-Erfurth: „Großangelegte Studien haben gezeigt, dass die Substanzen, die bei der Makuladegeneration in das Auge injiziert werden und den Krankheitsfortschritt stoppen können, auch gegen diabetische Netzhauterkrankungen helfen.“ Die Substanzen wurden erst im vergangenen Dezember für die Anwendung bei Diabetikern zugelassen und können nun in vielen Fällen Laser-Operationen ersetzen. Was für die Makuladegeneration gilt, trifft allerdings auch auf die diabetische Netzhauterkrankung zu: Eine Heilung ist nicht möglich, die Beschwerden lassen sich aber in Schranken halten, wenn man sich ab den ersten Anzeichen augenärztlich behandeln lässt.

Wenn das Blickfeld kleiner wird
Grüner Star (Glaukom)

Das Augeninnenwasser fließt nicht mehr so ab, wie es sollte, wodurch sich der Augeninnendruck erhöht und die Durchblutung des Sehnervs gestört wird. Das passiert bei der Erkrankung am Grünen Star bzw. Glaukom. Ab dem Alter von 50 sind drei Prozent der Menschen von dieser Augenerkrankung betroffen, ab dem 65. Lebensjahr sechs Prozent und in der Generation über 80 bereits zehn Prozent.
„Selbst kann man eine Erkrankung an Grünem Star daran erkennen, dass sich das Blickfeld einschränkt“, sagt Schmidt-Erfurth. Außerdem verfärbt sich nach und nach die Regenbogenhaut blaugrün, was der Erkrankung ihren Namen gab: „Glaucos“ ist das griechische Wort für „blaugrün“. Der Augenarzt kann den Grünen Star durch eine Messung des Augeninnendrucks schon erkennen, bevor es Anzeichen dafür gibt. Noch ein Grund für die regelmäßige augenärztliche Kontrolle (siehe Ab 40 einmal jährlich zur Kontrolle), denn: „Unbehandelt führt auch diese Erkrankung zur Erblindung“, warnt Schmidt-Erfurth.

Neu: Eingriff kann ambulant erfolgen
Behandelt wird der Grüne Star entweder mit Tropfen, die – ein- bis zweimal am Tag in die Augen eingetropft – bewirken, dass das Wasser aus den Augen abfließt und so der Augeninnendruck wieder sinkt. Schmidt-Erfurth: „Das ist eine alte, bewährte und auch meistens Erfolg versprechende Methode.“
Bringt sie dennoch nicht den gewünschten Erfolg, kann man den Betroffenen mit einer Operation helfen, bei der ein künstlicher Wasserabfluss in Form eines Röhrchens in die Augen eingesetzt wird, das nicht sichtbar ist. Ein Eingriff, der heute ambulant durchgeführt wird, also keinen Krankenhausaufenthalt erfordert.

Wenn man alles doppelt sieht
Grauer Star (Katarakt)

Die Augenlinsen verlieren langsam ihre Transparenz und werden trüb, die Pupille wird grau. Das geschieht bei der Erkrankung am Grauen Star bzw. Katarakt, was im Griechischen grau heißt. „Ein erster Hinweis auf den Grauen Star kann sein, dass man öfter als früher das Gefühl hat, von Licht geblendet zu sein, oder man sieht Doppelbilder oder immer schlechter in die Ferne“, sagt Schmidt-Erfurth. „Ist das der Fall, sollte man möglichst bald zum Augenarzt, sich untersuchen und behandeln lassen.“ Der Augenarzt kann den Grauen Star durch einen Blick in das Auge auch schon im Frühstadium erkennen.

Neu: Unkomplizierte, kurze Operation
Behandelt wird die Erkrankung durch eine Operation. Dabei wird die erkrankte Augenlinse entfernt und durch eine Kunststofflinse ersetzt: ein Eingriff, der heute dank der medizinischen Fortschritte ambulant unter lokaler Betäubung durchgeführt werden kann, meistens in einer halben Stunde erledigt und schmerzfrei ist.

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Ab 40 einmal jährlich zur Kontrolle

Ab dem 40. Lebensjahr sollte jeder einmal jährlich zu einem Augenarzt bzw. einer Augenärztin zur Augenkontrolle gehen. Dabei werden durch einen Lesetest die Sehstärke ermittelt, der Augeninnendruck gemessen, der Augenhintergrund und falls nötig das Gesichtsfeld untersucht. So können altersbedingte Augenerkrankungen im Frühstadium erkannt und gut behandelt bzw. geheilt werden.
Die Kosten für die Augenuntersuchung werden von den Kassen in Österreich übernommen.

Buchtipp:
Wedrich, Faschinger, Schmut, Mein Auge. Erkrankungen, Behandlungen, Informationen, ISBN 978-3-902552-62-4
256 Seiten, € 19,90, Verlagshaus der Ärzte

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