Schön und stark mit Getreide

Februar 2008 | Ernährung & Genuss

So gesund sind Flocken
 
Ob Dinkel, Gerste, Hafer, Roggen oder Weizen: Wer regelmässig Flocken aus Getreide zu sich nimmt, tut sich und seiner Gesundheit viel Gutes.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Es war einmal der Schweizer Arzt Dr. Maximilian Oskar Bircher-Benner. Um 1900 entwickelte er eine Rohkost-Diät, deren berühmtester Bestandteil ein Brei aus Haferflocken, Äpfeln, Zitronensaft, Nüssen und gezuckerter Kondensmilch war. Als er den Brei, den er „Apfeldiätspeise“ nennt, der Zürcher Ärztegesellschaft präsentiert und meint, diese Speise sei für die Gesundheit wertvoller als ein Stück Fleisch, erntet er nichts als Hohn und Spott und wird letztendlich sogar mit den Worten „Jetzt haben Sie den Boden der Wissenschaft verlassen“ aus der Gesellschaft ausgeschlossen.

Trotzdem erobert Dr. Bircher-Benners später so genanntes Bircher-Müsli in den folgenden Jahren von Zürich aus Europa und die ganze Welt. Warum? Der Arzt von anno dazumal hatte Recht. Was früher all jene, die täglich ihr Bircher-Müsli aßen, in Form einer Verbesserung ihres Gesundheitszustands und einer Steigerung ihres Wohlbefindens am eigenen Leib spürten, ist heute wissenschaftlich nachgewiesen. „Wir wissen, dass sich der regelmäßige Konsum von Getreideflocken positiv auf das Wohlbefinden und auf die Gesundheit auswirken kann“, sagt die Wiener Ernährungswissenschaftlerin Dr. Alexandra Wolf von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES. Was man außerdem noch wisse: Wer die Flocken nach Dr. Bircher-Benners Vorbild mit Milch oder Milchprodukten mischt, der schafft die Voraussetzung dafür, dass die wertvollen Inhaltsstoffe des Getreides optimal vom Körper verwertet werden. Und noch „fitter“ machen die Flocken, wenn sie zusammen mit geriebenen Nüssen, frischem Obst oder Trockenfrüchten gegessen werden.

Gesunder Nährstoffmix
Doch was ist es genau, das den Brei aus Flocken so gesund macht? Ob Dinkel, Gerste, Hafer, Roggen oder Weizen: In Getreide, vor allem aber in Vollkorngetreide, ist viel Vitamin B 1 enthalten, das den Stoffwechsel auf Touren bringt und die Leistungsfähigkeit steigert. In den Keimen stecken außerdem Vitamin B 2, das für eine gesunde und schöne Haut sorgt, Vitamin B 6, das wichtig für die Immunabwehr, das Nervensystem und den Stoffwechsel ist, sowie Vitamin E, das die Zellen vor schädlichen Umwelteinflüssen schützt. Getreide enthält aber auch Eisen, Magnesium und Zink: Stoffe, die wichtig für die körperliche Leistungsfähigkeit sind. Vollkorngetreide enthält außerdem noch besonders viele Ballaststoffe.
Dr. Wolf: „Man kann sagen, dass es das Gesamtpaket an Nährstoffen in den Flocken ist, das fit macht, und das Gesamtpaket ist es auch, das zur Senkung des Risikos beiträgt, Herz- und Kreislauferkrankungen oder Altersdiabetes zu bekommen.“ Außerdem nimmt man an, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Risiko senkt, an Dickdarmkrebs zu erkranken.

Vielfalt und Vollkorn
Das Bircher-Müsli als ideale Art und Weise, Getreideflocken zu sich zu nehmen, geriet in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit, ehe es zu Beginn der 1940er Jahre durch den Berliner Arzt Dr. Werner Kollath wiederentdeckt wurde. Im Zuge der 1968er-Bewegung entwickelte sich Dr. Kollaths Flockenmahlzeit zum fixen Bestandteil eines alternativen und ökologischen Lebensstils. Den damaligen Müsli-Freaks war wichtig, dass die Flocken frisch geschrotet waren.

Wenn es um den idealen Müsli-Mix der Jetztzeit geht, stehen andere Kriterien im Vordergrund. „Die Flocken sollten möglichst Vollkornprodukte sein“, sagt Dr. Wolf. Ebenfalls wichtig sei die Abwechslung. Zum einen bei der Wahl der Getreidesorten, zum anderen bei der Wahl des Obstes. Dr. Wolf: „Durch die Vielfalt wird die Zufuhr an unterschiedlichen Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien garantiert.“ Auch fein gehackte Nüsse als Zutat hält Dr. Wolf für empfehlenswert, „weil sie viel ungesättigte Fettsäuren enthalten“. Trockenobst könne ebenfalls verwendet werden, allerdings sollte man sparsam damit umgehen, da Trockenobst relativ viel Zucker enthalten kann. Wer fertige Mischungen aus Getreideflocken kauft, sollte darauf achten, dass kein Zucker zugesetzt wurde. Außerdem vorbeigehen sollte man an gerösteten oder „gecoateten“ Flocken, denn diese sind mit besonders viel Fett und Zucker überzogen.

So wie es den idealen Müsli-Mix gibt, gibt es auch den idealen Zeitpunkt, um Flocken zu sich zu nehmen. Dr. Wolf: „Ich finde, das ist der Morgen. Das Frühstück hilft, die leeren Tanks wieder zu füllen und den Körper mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen.“ Doch auch später am Tag könne man noch gut Flocken zu sich nehmen. Und immer muss es auch nicht im Müsli sein. Mittags machen sich Flocken zum Beispiel auch als Einlage in einer Suppe gut. Abends schmecken sie als Zutat bei Aufläufen, als Getreidebrei oder verkocht zu Haferschleim.

Kraftpakete für die Gesundheit

  • Herz- und Kreislauferkrankungen
    In einer Analyse mehrerer wissenschaftlicher Studien mit insgesamt 149.000 Teilnehmern fand man heraus, dass Personen, die jeden Tag 2,5 Portionen Vollkorngetreide konsumieren, ein um 21 Prozent niedrigeres Risiko aufweisen, Herz- und Kreislauferkrankungen zu bekommen, als Personen mit sehr geringem Konsum an Vollkorngetreide. Eine Portion entsprach fünf bis sechs Esslöffeln Getreideflocken oder Müsli, einem bis eineinhalb Stück Kornspitz oder Vollkornweckerl oder 200 bis 250 Gramm gekochten Teigwaren.
  • Diabetes Typ 2 ­(altersbedingte Zuckerkrankheit)
    Im Rahmen der European-Prospektive-Investigation-into-Cancer-and-Nutrition-Studie, die in Potsdam durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass das Risiko, an Typ-2-Diabetes mellitus zu erkranken, bei Studienteilnehmern, die viel Müsli oder Vollkornprodukte aßen, um 28 Prozent geringer war als bei Teilnehmern mit einem geringen Verzehr.
  • Asthma und Arthritis
    Dass eine vollkornreiche Ernährung auch das Risiko senken kann, an der Atemwegserkrankung Asthma und der Gelenksentzündung Arthritis zu erkranken, zeigte eine US-amerikanische Langzeitstudie. Über einen Zeitraum von 15 Jahren untersuchten Wissenschaftler von der Universität Minnesota in Minneapolis 42.000 Frauen im Alter von 55 bis 69 Jahren. Es zeigte sich, dass jene Probandinnen, die am häufigsten Vollkornprodukte aßen (im Durchschnitt elf Mal pro Woche), ein um ein Drittel geringeres Risiko hatten, an Asthma oder Arthritis zu erkranken. Die Forscher führten dieses Ergebnis auf den entzündungshemmenden Effekt von Vollkornbrot, Müsli & Co zurück.
  • Verdauungsprobleme
    Eine Studie, die Univ. Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa, Leiter der Abteilung für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien, im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit der geriatrischen Wiener Pflegeeinrichtung Haus der Barmherzigkeit durchführte, bewies die positive Wirkung von Haferflocken auf die Verdauung. Durch die Zugabe von Haferflocken zur Nahrung wurden die Pfleglinge ihre Verdauungsprobleme los. Der Verbrauch an Abführmitteln konnte deutlich gesenkt werden.

              

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