Tipps gegen Reisethrombose

Februar 2007 | Medizin & Trends

Immer mehr Menschen lassen sich vor einer langen Reise mit dem Flugzeug eine Anti-Thrombose-Injektion geben. Nun hört man Gerüchte, dass dieses Medikament bei manchen Patienten genau das Gegenteil bewirkt und einen lebensgefährlichen Stau in der Blutbahn verursacht. Ein Wiener Arzt erklärt, was daran schuld sein kann.
 
Von Mag. Petra Iglseder-Hesz

Untersuchungen am Heathrow Airport in London haben jüngst beunruhigende Zahlen ergeben: Bei 18 Prozent von 104 Todesfällen im Zeitraum von vier Jahren war eine Lungenembolie die Ursache. Betroffen waren fast ausschließlich Passagiere nach einer Flugdauer von mehr als zwölf Stunden – das Problem Reisethrombose ist also keine Erfindung der Medien. Viele Fernreisende wollen deshalb vorsorgen und lassen sich beim Arzt Anti-Thrombose-Mittel spritzen. Aber: Jüngsten Meldungen zufolge kann die vorbeugende Behandlung mit dem am meisten gebrauchten Blutgerinnungsmittel Heparin genau das Gegenteil hervorrufen und damit sogar zum Tod führen. Wenn so etwas passiert, handelt es sich um eine Heparinunverträglichkeit des Patienten.

Was sollen Sonnenhungrige und Abenteuerlustige jetzt tun? „Weiter unbesorgt zu Heparin greifen“, beruhigt der Wiener Thrombosespezialist Univ. Prof. Dr. Paul Alexander Kyrle. „Das Risiko dieser Unverträglichkeit ist sehr, sehr gering, praktisch nicht vorhanden.“ Auch ein neu entwickelter Bluttest, der einer Unverträglichkeit auf die Spur kommen und Risiken senken soll, ist laut Prof. Dr. Kyrle eigentlich nicht nötig.

Thrombose, was ist das eigentlich?

Bei ganz alltäglichen Verletzungen kann man beobachten, wie das Blut nach einer Weile gerinnt und die Wunde verschließt – zum Glück, sonst würden wir verbluten. Findet derselbe Prozess aber innerhalb der Adern statt, so spricht man von einer Thrombose. In nur wenigen Stunden kann so ein kleines Gerinnsel zu einem Blutpfropf anwachsen, der die Adern verstopft. Bevorzugt bilden sich solche Thrombosen in den Venen der Beine. Wenn sich der Pfropfen löst und über den Blutkreislauf in die Lunge transportiert wird, bleibt er dort stecken und führt zu einer lebensgefährlichen Durchblutungsstörung der Lunge, der Lungenembolie. Das Gefährliche an einer Thrombose ist, dass sie nur selten Beschwerden macht. Gelegentlich können ein Spannungsgefühl in den Beinen, die so genannten „schweren Beine“, und leichte ziehende Schmerzen in der Wade erste Hinweise sein. Bei schlagartig einsetzenden starken Brustschmerzen, Atemnot und Schock ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig.

Was passiert im Flugzeug?

Da die Luft in Reiseflughöhe zu dünn ist, um zu überleben, wird der Luftdruck der Kabine auf eine Druckhöhe von 2500 Metern eingestellt. In dieser Höhe ist der Luftdruck niedriger als der Körper gewöhnt ist. Ein Flug entspricht also einem Kurztrip auf einen Berggipfel! Als Folge dehnen sich die Venen aus, der Blutfluss wird langsamer und die Gefahr, dass das Blut klumpt, steigt. Bei der Landung sind die Füße daher häufig geschwollen und passen nicht mehr in die Schuhe hinein.

Aber auch die Luftfeuchtigkeit, die am Boden etwa 20 bis 30 Prozent beträgt, sinkt in der Luft auf drei Prozent. Sogar die trockene Sahara ist feuchter! Die Folge: Der Körper verliert Flüssigkeit, das Blut wird dickflüssig. Ein weiterer Faktor für die Entstehung einer Thrombose. Weil die Passagiere, vor allem in der Touristenklasse, nur wenig Platz haben, sind die Venen in der Leiste und Kniekehle während des gesamten Fluges abgeknickt. Das dickflüssige Blut in den Venen fließt dadurch noch langsamer. Auch dieser Vorgang erhöht das Risiko einer Thrombose.

Achtung! Aspirin ist zur Thrombosevorbeugung nicht geeignet, da es vorwiegend in den Arterien, wesentlich weniger aber in den Venen wirkt.


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Die besten Tipps für eine gute Flugreise

  • Verläuft der Flug ruhig, sollten Sie mindestens einmal pro Stunde aufstehen und sich die Beine vertreten. Ein Sitzplatz am Gang oder an den Notausgängen verschafft die notwendige Beinfreiheit, um durch regelmäßiges Fußkreisen die Durchblutung der Beine in Schwung zu halten.
  • Größere Fluglinien bieten mittlerweile Gymnastikprogramme während des Fluges an, wie beispielsweise die Lufthansa in Form von „Flyrobic“-Videos. Darin werden isometrische Übungen gezeigt, mit denen Sie den Blutfluss der Beine in Gang halten können.
  • Ebenso wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Auf einem Flug nach New York verliert der Körper etwa einen Liter Flüssigkeit. Sie sollten also unbedingt ausreichend trinken. Mineralwasser und Fruchtsäfte geben dem Körper effektiv Flüssigkeit und Mineralsalze zurück. Vorsicht mit Alkohol! Er erweitert die Venen und verlangsamt den Blutstrom zusätzlich.

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Testen Sie Ihr Risiko!

Sollten Sie eine der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten, konsultieren Sie vor der nächsten längeren Langstrecken-Flugreise, aber ebenso vor längeren Bus- oder Bahnfahrten, auf alle Fälle Ihren Hausarzt.

  • Sind Sie älter als 50 Jahre, haben Übergewicht und rauchen?
  • Haben Sie abends schon mal „schwere“ oder gar geschwollene Beine bzw. Füße?
  • Haben Sie Besenreiser, Krampfadern oder sogar offene Beine?
  • Hatten Sie schon mal eine Venenentzündung an den Beinen?
  • Hatten Sie schon mal eine Thrombose oder sogar eine Lungenembolie?
  • Sind Sie kürzlich operiert worden?
  • Leiden Sie an Herzinsuffizienz, an einer Krebserkrankung oder an Leberzirrhose?
  • Leiden Sie an einer Blutgerinnungsstörung und nehmen Sie Mittel dagegen ein?
  • Tragen Sie zur Zeit einen Gipsverband oder sonstigen ruhig stellenden Verband an Ihren Beinen oder Knöcheln? Zusätzlich für Frauen:
  • Sind Sie schwanger?
  • Nehmen Sie die Pille oder ein Hormonpräparat?

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