Wieder auf Kur(s): Aktiv für Rücken & Co
Zumeist sind es Arthrosen, schmerzhafte Bewegungseinschränkungen der Gelenke und entzündliche Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, die Menschen zur Kur oder im Rahmen des Gesundheitsvorsorge Aktiv-Programms ins steirische Bad Gleichenberg führen. Von den Arthrosen sind insbesondere die Wirbelsäule und die großen Gelenke, etwa das Hüftgelenk, betroffen. „Sie führen neben Schmerzen beispielsweise zu Fehlhaltungen, die Muskulatur und Bandapparat beanspruchen, oder zu Veränderungen im Bandscheibenbereich“, erklärt der Ärztliche Leiter und Facharzt für Physikalische Medizin, Prim. Dr. Christian Wiederer. Wie man die Beschwerden lindert? „Im Zentrum der Behandlung steht die Bewegungstherapie, insbesondere die medizinische Trainingstherapie.“ Bei diesem gezielten körperlichen Training unter ärztlicher Aufsicht und physiotherapeutischer Anleitung liegt ein besonderer Fokus auf dem Krafttraining. „Schließlich korreliert die Muskelkraft sehr eng mit Funktionalität und Lebensqualität“, erklärt der Mediziner. Indem man die Muskeln stärkt, entlastet man den Stütz- und Bewegungsapparat.
Training der Muskelkraft
Die Trainingstherapie wirkt wie ein Medikament und muss richtig dosiert und gut eingeübt werden. „Am meisten Gewinn hat man, wenn man die Übungen richtig macht – und dazu müssen sie angeleitet geübt werden“, betont der Mediziner. Das Krafttraining wird individuell zusammengestellt und eingeübt. „Nach einer Austestung wird vorgegeben, mit welchen Belastungen und in welchem Umfang man trainieren soll“, erklärt Wiederer. „Liegen Verletzungen oder Bewegungseinschränkungen vor, werden die Gewichtsbelastung, die Art der Übung und das Bewegungsausmaß darauf abgestimmt.“
Die Trainingsvorgaben werden in der persönlichen Therapiekarte gespeichert, sodass selbstständig trainiert werden kann – allerdings nur im Rahmen des Vorgegebenen. Wer seine Übungen an der Beinpresse mit 50 Kilogramm-Gewichten durchführen soll, kann nicht plötzlich mit 200 Kilogramm trainieren. „Vom Gerät wird nur zugelassen, was Arzt und Therapeut freigegeben haben.“
Das Training mit dem eigenen Körpergewicht ist für Menschen mit bestimmten Einschränkungen und Grunderkrankungen eine wichtige Alternative. „Wer etwa aufgrund einer ausgeprägten rheumatischen Erkrankung der Fingergelenke keine ausreichende Greiffunktion mehr hat, kann einen Fahrradgriff oder Hanteln nicht führen. Es ist aber möglich, Stangen in geführten Systemen zu bewegen“, erklärt der Arzt.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Bewegungstherapie im Wasser: Durch den Auftrieb wird der Stütz- und Bewegungsapparat entlastet. „Man ist um ein Vielfaches leichter, belastet die Strukturen weniger und kann viel schonender trainieren“, nennt Wiederer die Vorteile. Die Experten legen auch das Rückenschwimmen nahe, da es Wirbelsäule und Knie schont, während das Brustschwimmen Hals- und Lendenwirbelsäule und Knie belastet: Wenn man auf dem Bauch am Wasser liegt, schwimmen aufgrund des Auftriebs die Beine auf, wodurch sich die Krümmung der Lendenwirbelsäule, die Hyperlordose (= Hohlkreuz), verstärkt.
Ausdauer und Regeneration
In Sachen Ausdauer setzt man auf Aktivitäten, „die eine gewisse Grundbelastung und dabei eine geringe Gefahr für Überlastung oder Unfälle darstellen“, betont der Mediziner. Dazu zählen das Ergometertraining und Nordic Walking. Komplettiert wird das Programm durch regenerative Maßnahmen, angefangen bei Elektro- und Wärmetherapie über Massagen bis hin zu Bädern und Ultraschall. Um die positiven Effekte zu verstärken, werden diese Verfahren miteinander kombiniert: Eine Wärmebehandlung bewirkt eine bessere Durchblutung, wodurch in der Folge eine Massage besser wirkt.
Mehr Kraft für die Psyche
In Gruppen-, Einzel- oder Kreativtherapien aktivieren psychisch Erkrankte im Gesundheitsresort Königsberg ihre Ressourcen und lernen, ihre Autonomie zu stärken. Auch psychisch Gesunde sollten ihre Kraftquellen nähren, um daraus
zu schöpfen.
Ein Mann mittleren Alters hat während der psychiatrischen Rehabilitation das Stricken als Ressource für sich entdeckt“, erzählt Prim. Dr. Hanspeter Stilling, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut und der medizinische Leiter des Bereichs psychosoziale Rehabilitation im Gesundheitsresort Königsberg im niederösterreichischen Bad Schönau. Sich Kraftquellen zu erschließen, sei ein wichtiger Teil der Reha und wird durch die Beschäftigungstherapie (Ergotherapie) gezielt gefördert: Man töpfert, malt, musiziert, gärtnert – und fördert damit den Selbstausdruck und Erfolgserlebnisse. „Es geht nicht darum, Künstler auszubilden, sondern den Menschen zu ermöglichen, an anderer Stelle als bisher Lösungen für ihre Probleme zu finden“, verdeutlicht Stilling. „Aktivierung und Reaktivierung machen einen großen Teil der therapeutischen Arbeit aus.“ Die Betroffenen stoßen dabei durchaus an ihre Grenzen: Jene, die rasch erschöpft sind, fühlen sich durch das geplante Therapieprogramm zuweilen überfordert. Die Bewegungstherapie ist für jene besonders herausfordernd, die aufgrund einer Depression vielleicht jahrelang das Haus kaum verlassen habe. Die Gruppentherapie als integraler Reha-Bestandteil wird für Patientinnen mit einer Soziophobie, der Angst vor sozialen Kontakten, zum Problem.
Mitunter führen psychosoziale Belastungsfaktoren vor Ort – ein schwieriges Telefonat mit der Familie, eine Eskalation, eine Trennung oder Kündigung – zu Rückschlägen und müssen vom therapeutischen Team begleitet und aufgefangen werden.
In der Einzelpsychotherapie, ebenfalls ein elementarer Reha-Bestandteil, kommen individuell verschiedene Psychotherapieverfahren zum Einsatz: Familientherapie, systemische Therapie, Verhaltenstherapie, Traumatherapie, psychoanalytisch und tiefenpsychologisch orientierte Therapien. „Wer unter Wahrnehmungsstörungen im Rahmen einer Schizophrenie leidet, braucht ein anderes Herangehen als jemand, der Panikattacken hat oder jemand mit einer beruflich bedingten Erschöpfungssymptomatik“, erläutert Stilling. Erklärtes Ziel sei stets das Empowerment der Patienten. „Es geht darum, die Autonomie und die Fähigkeiten des Einzelnen zu stärken, den Selbstwert und das Selbstbewusstsein zu fördern.“ Die eigenen Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen und zu artikulieren sind ebenfalls wichtige Fähigkeiten auf dem Weg zu mehr psychischer Leistungsfähigkeit. Da die Probleme oft im sozialen Umfeld entstehen, werden außerdem die sozialen Beziehungen beleuchtet und positive Veränderungen angeregt. Daneben bilden standardisierte psychologische Tests am Anfang und am Ende des Aufenthalts objektiv ab, wie sich bestimmte Parameter (z. B. soziale und kognitive Kompetenz) verbessert haben. Um den Übergang zum Alltag gut zu bewältigen, erhalten die Patienten Empfehlungen, wie sie sich unterstützen (lassen) können, z. B. durch Psychotherapie oder arbeitsrehabilitative Maßnahmen.
Herzgesund essen
Eine ausgewogene Ernährung tut nicht nur herzkranken Menschen gut, sondern ist auch für „Pumperlgesunde“ eine elementare Lebensstilmaßnahme. Im Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs setzt man auf gesundes Essen als einen Therapiebaustein. Die besten Rezepte sind jetzt als Kochbuch erschienen.
Die positiven Auswirkungen der Ernährung als Therapie mit Messer und Gabel sind gut dokumentiert“, schickt der ärztliche Leiter und Facharzt für Kardiologieund internistische Intensivmedizin, Prim. Univ. Doz. Dr. Sebastian Globits, voraus. Aus verschiedenen herzgesunden Menüs können sich die Rehapatienten ihren Speiseplan individuell zusammenstellen. Die Ernährung basiert auf den Grundlagen der Mischkost und setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen: 50 Prozent Kohlenhydrate, 30 Prozent Fett, 20 Prozent Eiweiß. Die Kohlenhydrate werden in Vollkornvarianten serviert, dabei werden Salat, Gemüse und Obst der Saison eingeplant. Die komplexen Kohlenhydrate sind wichtig für die Verdauung und wirken sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus. Punkto Fettanteil wird Qualität großgeschrieben: Hochwertige Öle wie Lein-, Leindotteröl und Rapsöl liefern wertvolle Omega 3-Fettsäuren.
Eiweiß ist nicht nur ein basaler Baustein des Lebens, sondern obendrein unverzichtbarer Muskelnährstoff. Als tierische Eiweißquellen kommen in Groß Gerungs vor allem fettbewusst ausgewählte Milch und Milchprodukte auf den Speiseplan. Die Milchprodukte liefern neben wichtigen Mineralstoffen wertvolle Aminosäuren, die für die Gesundheit der Muskeln wesentlich sind. „Schließlich geht es in der kardiologischen Rehabilitation vor allem umden Muskelerhalt und den Muskelaufbau“, betont Globits.
Ernährung als Gefäßschutz
Zu den Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt neben den klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen insbesondere der Typ 2 Diabetes. „Diabetiker sind sozusagen die Paradeherzpatienten“ erklärt Globits. Bei ihnen laufen die krankmachenden Prozesse in den Gefäßen, die Atherosklerose, konzentrierter und deutlich schneller ab. „Da Zucker die Gefäße aufgrund verschiedener Mechanismen schädigt, altern diese um zehn bis 15 Jahre schneller“, betont der Mediziner. „Irgendwann werden die Veränderungen etwa in den Herzkranzgefäßen in der Gefäßwand aktiv, es kommt zu Entzündungsprozessen und schließlich zum Aufplatzen der Ablagerungen, der Plaques.“ Der Körper versucht diese, mittels Blutgerinnsel (Thrombus) zu heilen – dadurch verstopft das Blutgefäß komplett und es kommt zum Herzinfarkt.
Da ein Großteil der Herzpatienten in Groß Gerungs an den Folgen der Atherosklerose leidet, ist das vorrangige Ziel in der Reha, diese zu bekämpfen – die richtige Ernährung nimmt dabei einen wichtigen Platz ein. „Bei keiner anderen Erkrankungsgruppe ist der Zusammenhang zwischen Lebensstil und Krankheitshäufigkeit so gut dokumentiert wie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, erklärt der Kardiologe. Ein gesundes Essverhalten schützt die Gefäße und entlastet, in Kombination mit körperlicher Aktivität, das Herz-Kreislauf-System. „An erster Stelle steht die Lebensstiländerung, an zweiter Stelle die medikamentöse Therapie“, erklärt Globits. Abgesehen davon erhalten die Herzpatienten eine individuelle diätologische Beratung. „Beim Schaukochen haben sie die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Chefkoch gesunde Rezepte einzustudieren“, erklärt der Mediziner. Die Rezepte sind alltagstauglich, beinhalten wenige Zutaten und sind auch für Ungeübte einfach nachzukochen. Die Patienten erfahren, dass sich herzgesunde Ernährung im Alltag einfach umsetzen lässt.
Köstlich-gesundes REZEPT
Dinkelreissalat mit Apfel, Fenchel und Weintrauben
Zutaten (für 4 Portionen)
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Für den Salat:
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150 g Dinkelreis
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1/2 l Gemüsesuppe
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250 g Fenchel
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200 g kernlose blaue Weintrauben
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1 roter Apfel
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Für die Marinade:
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1-2 EL Schnittlauch, alternativ Giersch
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1 Becher Joghurt
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2 EL Magertopfen
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1 EL Zitronensaft
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1 TL Honig; 1,5 TL Senf
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1 Prise Salz, Pfeffer gemahlen
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etwas Cayennepfeffer
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Schale von 1/2 Bio-Zitrone
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Zubereitung
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Dinkelreis in der Gemüsesuppe ca. 30 Minuten weich garen. Verbliebene Flüssigkeit abgießen und Dinkelreis abkühlen lassen.
Fenchel waschen, putzen, halbieren und in feine Streifen schneiden. Weintrauben halbieren. Apfel vierteln, vom Kerngehäuse befreien und ebenfalls in feine Streifen schneiden.
Für die Marinade Schnittlauch und eventuell Giersch fein hacken.
Joghurt, Topfen, Zitronensaft, Honig, Senf, Gewürze, Kräuter sowie abgeriebene Zitronenschale mit einem Schneebesen gut verrühren.
Salatzutaten mit der Marinade mischen und 1 Stunde ziehen lassen.
Buchtipp
Herz-Kreislauf-Zentrum
Groß Gerungs (Hg.)
Herzgesund essen
100 alltagstaugliche Rezepte
ISBN 978-3-7088-0744-7
128 Seiten, € 18,00
Kneipp Verlag Wien
Stand 11/2018
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