Fitness & Entspannung

Im Sitzen fit werden

Ein Sitzkissen als Trainingsgerät
 
Stundenlanges Sitzen vor dem PC, eine einseitige Körperhaltung bei der Garten- oder Hausarbeit, chronischer Bewegungsmangel – dieser Lebensstil schadet nicht zuletzt unserem Bewegungsapparat: Rund zwei Drittel aller Berufstätigen leiden unter Problemen mit der Wirbelsäule, unter Rückenschmerzen und Verspannungen. Das soll sich ganz einfach ändern lassen. „Sitzarbeiter“, denen die Zeit für ein regelmäßiges Training fehlt, sollen sich jetzt ganz nebenbei mit einem Luft befüllten Sitzkissen in Form bringen können. MEDIZIN populär stellt das neue „Trainingskissen“ vor.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Wenn man schon den Großteil des Tages sitzend verbringt – warum sollte man dabei nicht gleichzeitig und ohne zusätzlichen Zeitaufwand etwas für den eigenen Körper tun? Mit diesem Ansatz wurde die Idee zu dem „Trainingskissen“ Magic Sit® geboren, das Claudia Aigner, Geschäftsführerin von TST Trend Sport Trading, gemeinsam mit Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern entwickelt und kürzlich als Weltneuheit präsentiert hat.

Einfaches Prinzip
Das Prinzip ist einfach: Man legt das Sitzkissen auf den Bürosessel – die beiden Luftkammern liegen entweder längs oder quer zur Sitzfläche – und nimmt Platz. Die Beine stellt man hüftbreit ab – das „Nebenbei-Sitztraining“ kann beginnen: Indem man sich sanft bewegt, wird Luft von einer Kammer in die andere gepumpt – dadurch setzt man verschiedene Muskelbewegungen in Gang. „Durch einfaches Rechts/Links- oder Vor/Zurück-Pumpen aktiviert man in kontrollierten Bewegungen die Rücken-, Bauch- und Oberschenkelmuskeln“, erklärt die Sporttherapeutin und Personaltrainerin Claudia Pöhlmann. Über ein Ventil lässt sich die Trainingsintensität regulieren: Je nachdem, ob sich die Luft schneller oder langsamer von Kammer zu Kammer bewegt, wird die Muskulatur von Becken, Rücken, Po und Beinen unterschiedlich stark trainiert. Bei schwacher Intensität (die Luft bewegt sich schnell von Kammer zu Kammer) werden Verspannungen gelindert, bei starker Trainingsintensität (die Luft strömt langsamer, der Widerstand ist größer) wird die Rückenmuskulatur gestärkt und der Körper gestrafft, erklären die Produzenten.

Gesunde Körperhaltung
Ganz nebenbei fördere das „aktive Sitzkissen“, das ohne zeitliche Einschränkung „besetzt“ werden darf, eine gesunde Körperhaltung. „Man vermeidet schlampiges Sitzen“, so Claudia Aigner. „Denn wer zusammengesackt auf dem Kissen sitzt, empfindet die Körperhaltung aufgrund der Luftverteilung rasch als unangenehm – und richtet sich automatisch auf.“ Eine adäquate Körperhaltung sei zudem die Voraussetzung, um Rückenproblemen vorzubeugen bzw. sie zu lindern, betont DDr. Kurt Frosch, Arbeits- und Allgemeinmediziner sowie Facharzt für Chirurgie in Wien.
Der Mediziner hat das faltbare, 1,2 Kilogramm schwere Trainingsgerät im Rahmen einer Befindlichkeitsstudie getestet und attestiert ihm jedenfalls eine vorbeugende Wirkung. Das Ergebnis der zweimonatigen Studie, die er in seiner Tätigkeit als Arbeitsmediziner an 45 Personen mit und ohne Rückenprobleme durchgeführt hat, war durchwegs positiv. „Auf einer Bewertungsskala von eins bis zehn – wobei zehn die beste Wertung war – lag der niedrigste Wert bei acht“, erklärt der Arzt, der zugleich einschränkt: „Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Mitarbeiter schon allein die Zuwendung durch einen Arbeitsmediziner, der ihnen dann auch noch ein Kissen zur Verfügung stellt, als sehr positiv bewerten.“ Wissenschaftlich belegt ist die Wirksamkeit des Trainingskissens bislang nicht. Frosch geht aber davon aus, dass der Luftpolster nicht nur präventiv, sondern auch kurativ, also heilend, wirken kann. „Jedem Probanden mit Rückenschmerzen, ist es nach und nach besser ergangen“, so der Arzt über seine Beobachtungen. Derzeit läuft am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck eine Studie, welche die Wirksamkeit des Magic Sit® nach wissenschaftlichen Kriterien prüft. Die Ergebnisse werden Anfang nächsten Jahres präsentiert.

Starker Rücken
Wie lässt sich die positive Wirkung des Kissens aus medizinischer Sicht erklären? „Das Besondere an dem Polster ist, dass mit ihm die tiefe autochthone Rückenmuskulatur – also die vielen kleinen Muskeln zwischen den Wirbelkörpern – trainiert wird, und zwar, ohne dass man bewusst etwas dazu tut“, erklärt Kurt Frosch. „Das ist die Muskulatur, die uns aufrecht hält. Sämtliche Rückenleiden lassen sich – bei einer normalen Anatomie – auf eine geschwächte autochthone Muskulatur zurückführen.“ Und wie genau wird dieser Trainingseffekt erzielt? „Das Dualkammernsystem des Polsters bietet keine homogene Unterlage. Es genügt, dass man sich minimal auf die linke Seite neigt und dadurch die Luft in die rechte Kammer pumpt. Indem der Körper automatisch versucht, diese schiefe Lage auszugleichen, wird die autochthone Muskulatur trainiert“, veranschaulicht Frosch. Diese Muskulatur sei mit herkömmlichen Trainingsmethoden oft schwer zu erreichen, „jedenfalls nicht auf eine derart einfache, effektive Weise“, wie der Arbeitsmediziner betont. „Durch das Sitztraining wird sie ununterbrochen gestärkt.“

Sitztraining für alle
Empfohlen wird das Kissen übrigens allen. Speziell Büroarbeiter, die zudem oft unzählige Überstunden absitzen, sollen von dem sanften, den Rücken stärkenden Training profitieren. Auch Kinder, die häufig über wenig Sitzfleisch verfügen und unruhig hin und herwetzen, könnten mit dem Kissen spielerisch „trainieren“. „Schulkinder, die herumzappeln, machen auf diese Weise gesunde Bewegung“, meint Claudia Aigner. Das Aktivieren der Muskeln im Beckenbodenbereich soll speziell schwangeren Frauen zugute kommen – und sich außerdem zur Vorbeugung von Inkontinenz eignen. Auch das Bindegewebe soll mit dem Sitztraining gestrafft werden: „Durch die Noppenoberfläche wird ganz nebenbei die Durchblutung angeregt und Cellulitis verringert“, erklärt die Entwicklerin. Auf dem Kissen, das neben der genoppten auch eine glatte Oberfläche hat, können sogar „Schwergewichte“ von bis zu 150 Kilogramm Platz nehmen. „Für übergewichtige Personen ist es eine gute Möglichkeit, in ein sanftes Training einzusteigen“, ist Aigner überzeugt. Ob die Sitzoberfläche, auf die man das Trainingsgerät legt, eben ist oder nicht, sei unerheblich. „Meine Probanden haben das Kissen auf verschiedenen Unterlagen getestet – und waren unabhängig davon zufrieden“, erklärt der Arbeitsmediziner Frosch.

INFOTIPP:
Das Aktiv-Sitzkissen ist im Orthopädiefachhandel, im gut sortierten Sport- und Therapiefachhandel erhältlich.
Mehr Info unter www.magic-sit.com
   

Share

Das könnte Sie auch interessieren:

Logo medizinpopulär