Gesellschaft & Familie

Aufschieberitis

Wenn ständiges Aufschieben zum Problem wird
 
Endlich zehn Kilo abspecken, regelmäßig sporteln, mit dem Rauchen aufhören: Jetzt, zum Jahreswechsel, haben gute Vorsätze Hochsaison – die guten Ausreden leider auch. Unangenehme oder schwierige Vorhaben aufzuschieben, ist weit verbreitet. Eine Expertin erklärt, wann das Aufschieben problematisch oder sogar zur Gesundheitsgefahr wird.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

„Von Stefan kann man wirklich nicht behaupten, dass er Entscheidungen überstürzt.“ Seine Freundin sagt es mit säuerlicher Miene und zeigt entnervt auf die Baustelle im Garten: Seit Monaten klafft hier eine Grube, weil Bauherr Stefan sich einfach nicht entscheiden kann, welchen Pool er bauen möchte.  
Karina wiederum hat das Lehramtsstudium fast abgeschlossen, aber eben nur fast: Seit mehr als einem halben Jahr schiebt sie die Diplomarbeit vor sich her. „Es macht mich wirklich fertig! Ich denke ständig daran – und tu’ trotzdem nichts“, klagt die 25-Jährige, die sich nervös und angespannt fühlt und seit Kurzem Einschlafprobleme hat.

Geborene Aufschieber
Während manche unter ihrem Aufschiebeverhalten leiden, ist es für die meisten ganz normal. Eigentlich sind wir geborene Aufschieber; insbesondere, was man als langweilig, kompliziert und schwierig einstuft, wird gern vertagt: die Diplomarbeit, die Steuererklärung, ein unangenehmes Gespräch, der Arztbesuch, eine schwierige Entscheidung. „Wir sind ja nicht dazu geboren, uns unangenehmen Dingen zu widmen“ erklärt die deutsche Psychologin und Psychotherapeutin Dipl. Psych. Margarita Engberding. „Entsprechend weichen wir diesen aus.“ Dinge nicht immer sofort in Angriff zu nehmen oder Entscheidungen zu überstürzen, macht schließlich auch Sinn. Das Aufschieben ist „eine Art Gegenpol zur Impulsivität“, sagt Engberding.

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