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Sind Energy Drinks gefährlich fürs Herz?

Können Energy Drinks eine ernsthafte Gefahr für unser Herz darstellen? Diese Frage beschäftigt Expertinnen und Experten zunehmend. Laut einer Analyse im Deutschen Ärzteblatt gibt es Hinweise, dass bei Menschen mit genetisch bedingten Herzerkrankungen Vorsicht geboten sein könnte.

Eine Studie der renommierten Mayo Clinic in den USA untersuchte 144 Überlebende eines plötzlichen Herzstillstands. Dabei hatten fünf Prozent der Betroffenen vor dem Ereignis einen Energydrink konsumiert. Die Autoren vermuten genetische Ursachen als Hintergrund dieser Vorfälle.

Der US-Kardiologe Michael Ackerman, der die Untersuchung leitete, analysierte die Akten von 5.000 Patientinne und Patienten mit Herzrhythmusstörungen, die zwischen 2000 und 2023 an der „Windland Smith Rice Genetic Heart Rhythm Clinic“ behandelt wurden. In sieben Fällen (fünf Prozent) stand der Konsum von Energydrinks in zeitlichem Zusammenhang mit einem Herzstillstand.

Risiken abwägen

Ein Fall betrifft eine 32-jährige Frau, die elf Wochen nach der Geburt eines Kindes zusammenbrach. Kurz zuvor hatte sie vor dem Training einen Energydrink getrunken. Der Herzstillstand trat später im Ruhezustand auf. Schlafmangel, Unterernährung und die Erholungsphase nach der Geburt könnten laut Ackerman, zusammen mit dem Energydrink, eine gefährliche Kombination gewesen sein. Die Frau erhielt später einen implantierbaren Defibrillator (ICD), um zukünftige Zwischenfälle zu verhindern.

Ein weiterer Fall betraf einen 20-jährigen Mann, der regelmäßig vor dem Sport Energydrinks konsumierte. Er kollabierte während eines Sprints und musste reanimiert werden. Bei ihm wurde eine genetische Veränderung im ALPK3-Gen festgestellt, die das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen könnte.

Eine dritte Betroffene, eine Frau, erlitt nach einer stressreichen Auseinandersetzung am Arbeitsplatz einen Herzstillstand. Die Diagnose: Stresshormon-induzierte Tachykardie aufgrund einer genetischen Variante im RYR2-Gen. Auch sie erhielt einen implantierbaren Defibrillator.

Die Untersuchung zeigte, dass alle Betroffenen nach ihrem überlebten Herzstillstand keine Energydrinks mehr konsumierten. Ackerman rät besonders Menschen mit bekannten genetischen Herzkrankheiten, die Risiken solcher Getränke genau abzuwägen.

Energydrinks enthalten oft Koffein, Taurin und Guarana – Stoffe, die im Verdacht stehen, Herzrhythmusstörungen zu fördern. Eine epidemiologische Studie fand heraus, dass ein Konsum von mehr als 687 Milligramm Koffein am Tag das Risiko eines plötzlichen Herzstillstands um 44 Prozent erhöhen kann. Taurin zeigte in Tierstudien negative Effekte auf den Herzschlag, während Guarana neben Koffein auch Theophyllin enthalten könnte, das Rhythmusstörungen begünstigen kann.

Fazit

Auch wenn Energydrinks für gesunde junge Menschen nicht automatisch ein Risiko darstellen, ist bei Personen mit genetischen Herzerkrankungen besondere Vorsicht geboten. Die Kombination von Koffein und anderen Inhaltsstoffen könnte bei vorbelasteten Personen kritisch sein.


Fotos: © istock

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