Kosmetik & Pflege

Allergisch auf den Job

Berufsbedingte Hautprobleme nehmen zu
 
Ob bei Friseuren, Bäckern, Kosmetikern, Küchenpersonal, Reinigungskräften oder Menschen in anderen Berufen, die mit hautreizenden Substanzen hantieren müssen: Der Kontakt mit diesen Substanzen führt bei immer mehr Menschen zu Hautproblemen. Die sogenannten Kontaktekzeme zählen zu den häufigsten berufsbedingten Krankheiten überhaupt. Wie sie entstehen und wie man sie verhindern könnte.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Die Haut rötet sich, schwillt an, es bilden sich Bläschen, Juckreiz entsteht, die Haut brennt: So beschreibt Dr. Christian Schuster von der Abteilung für Umweltdermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz die ersten Anzeichen eines Kontaktekzems. Schuster: „Unter den berufsbedingten Hautkrankheiten sind die Kontaktekzeme in der großen Mehrzahl.“ Und laut Statistik sind immer mehr Menschen „allergisch“ auf den Job: Allein vom Jahr 2008 auf 2009 stieg die Zahl der hierzulande neu Erkrankten laut AUVA um 34 auf 246. „Die tatsächliche Zahl der Betroffenen ist mit Sicherheit viel höher, da Berufsdermatosen selten als solche erkannt bzw. als solche eingestuft werden“, sagt Schuster.
Am häufigsten betroffen sind Friseure, Kosmetiker, Metallarbeiter, Mechaniker, Nahrungsmittelverarbeiter wie Bäcker, Köche und anderes Küchenpersonal, Menschen in medizinischen Gesundheitsberufen, Reinigungskräfte, Maurer, Fliesenleger und Floristen. Die Ekzeme bilden sich bei ihnen dort, wo sie in direkten Kontakt mit hautreizenden Substanzen kommen: fast ausnahmslos an den Händen, manchmal auch an den Unterarmen, eher selten im Gesicht.

Problem kann chronisch werden

„Schon bei den ersten Symptomen sollte eine hautfachärztliche Abklärung und Therapie erfolgen“, sagt Schuster. Denn: „Ein frühzeitiges Erkennen des Auslösers, eine entsprechende Therapie und geeignete Hautschutzmaßnahmen führen oft zu einer raschen Abheilung des Ekzems.“ Die genannten Hautschutzmaßnahmen und die Therapie bestehen im Meiden des Auslösers, dem Eincremen mit kortisonhältigen Salben und der Verwendung von speziellen Hautreinigungs- und Pflegemitteln, die die Haut schonen. In seltenen Fällen werden Antihistaminika gegeben, die den Juckreiz lindern.
Problematisch wird es, wenn die Erkrankung längere Zeit unbehandelt bleibt und die berufliche Tätigkeit ohne entsprechenden Hautschutz fortgeführt wird. „Dann besteht die Gefahr, dass die Beschwerden chronisch werden und in eine Vergröberung, Verdickung und Verhornung der Haut, Schuppungen und Risse übergehen“, sagt Schuster. „Das Kontaktekzem kann auch größer werden und sich über die ganzen Hände und Unterarme ausbreiten.“ Und dann ist es nicht mehr so leicht wegzubekommen. Schuster: „Schlimmstenfalls können chronische berufsbedingte Kontaktekzeme Monate und Jahre bestehen.“

Auch Allergie kann dahinterstecken

Besteht der Verdacht, dass das Kontaktekzem nicht bloß durch eine Reizung der Haut, sondern durch eine Allergie ausgelöst wurde, muss zunächst der Auslöser gefunden werden. „Dafür ist ein Allergietest notwendig, der sogenannte Epikutantest, und zwar je nach Verdachtslage auch mit Materialien oder Substanzen, die die Patienten in ihrer Arbeit verwenden, also zum Beispiel mit dem Haarfärbemittel, mit dem die Friseurin hantiert“, sagt Schuster. Bilden sich nach dem Auftragen der Substanzen auf die Haut Rötungen und Bläschen, so liegt eine Allergie vor. Die einzig mögliche Lösung des Problems: Die allergieauslösenden Substanzen müssen in Zukunft gemieden werden, da auch nur kleinste Mengen dieser Substanzen zu einem neuerlichen allergischen Kontaktekzem führen können. Falls das Meiden des auslösenden Kontaktallergens oder der hautschädigenden Tätigkeit nicht möglich ist, kann es zur Berufsunfähigkeit kommen. Dann muss der einstige Traumberuf womöglich an den Nagel gehängt und eine Umschulung in Angriff genommen werden.

Feuchtarbeit ist Hauptursache

Ob chronisch oder akut: Viel Feuchtarbeit ist die häufigste Ursache für das Entstehen von Kontaktekzemen: „Wer täglich mehr als zwei Stunden mit den Händen im feuchten Milieu arbeiten oder täglich mehr als zwei Stunden lang feuchtigkeitsdichte Schutzhandschuhe tragen muss, hat ein großes Risiko, Kontaktekzeme zu bekommen“, sagt Schuster. Unter Feuchtarbeit versteht man auch, sich die Hände häufig, also mehr als 20 Mal am Tag bzw. häufig intensiv zu reinigen. Das Problem dabei: „Feuchtarbeit beschädigt die schützende Barriere der Haut, wodurch diese nach und nach immer durchlässiger wird“, erklärt Schuster. Zu Kontaktekzemen kann es dann im Laufe von Monaten oder auch erst nach Jahren kommen. In weiterer Folge können sich zudem eher Allergien bilden, weil durch die Hautschäden auch allergieauslösende Stoffe leichter in die Haut eindringen können.
Friseuren passiert das besonders oft. Im Zug einer wissenschaftlichen Studie in Heidelberg wurde festgestellt: 60 Prozent von ihnen bekommen noch im ersten Lehrjahr Ekzeme an den Händen. Das liegt daran, dass die Anfänger besonders häufig und stundenlang zum Haarewaschen eingesetzt werden, ohne ihre Haut an den Händen entsprechend zu schützen. Aber auch Bäcker und Konditoren, Kosmetiker, Reinigungspersonal, Angehörige medizinischer Berufe, Köche, Beschäftigte in Lebensmittelverkauf und -verarbeitung sind nicht vor den Folgen von Feuchtarbeit gefeit.

Individuelle Beratung über Hautschutz

Gibt es Menschen, die besonders gefährdet sind, eine berufsbedingte Hautkrankheit zu bekommen? „Wer vor dem Einstieg in den Beruf ein Handekzem oder andere Hautkrankheiten hatte wie Neurodermitis oder eine schwere Form der Schuppenflechte hat sicherlich ein erhöhtes Risiko für Berufsdermatosen“, sagt Schuster. Auch sogenannte Atopiker, also Personen mit der ererbten Neigung zu Allergien etwa gegen Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Berufsdermatose, da sie eine erhöhte Hautempfindlichkeit haben. Dennoch hält Schuster nichts davon, diesen Menschen davon abzuraten, sich ihren Berufswunsch zu erfüllen: „Ein Pollenallergiker etwa sollte nicht automatisch ein ärztliches Verbot für einen hautgefährdenden Beruf bekommen“, sagt der Experte, schränkt aber ein: „Wer Asthma hat, sollte sich allerdings besser nicht den Staubbelastungen eines Bäckers aussetzen.“
Ebenso wenig hält Schuster davon, schon vor Berufseintritt Tests mit dem Ziel durchzuführen, mögliche Hautprobleme vorherzusagen.
„Was man bei diesen prophetischen Epikutantests erfasst, sind nur die bereits bestehenden Sensibilisierungen, über zukünftige Sensibilisierungen kann damit nichts ausgesagt werden“, erklärt Schuster.
Was Schuster hingegen empfiehlt: „Wer einer der genannten Risikogruppen, angehört und einen Beruf anstrebt, in dem eine erhöhte Gefahr für Hauterkrankungen besteht, sollte individuell über vorbeugenden Hautschutz beraten werden.“ Dies sollte durch einen Hautarzt erfolgen, der auf Berufsdermatosen spezialisiert ist, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt.

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Berufsbedingte Hautprobleme:
Zahlen & Fakten

Neuer Spitzenwert
Vom Jahr 2008 auf 2009 stieg nach den Statistiken der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA die Zahl der neu an berufsbedingten Hauterkrankungen Erkrankten um 34 auf 246 und erreichte damit einen Spitzenwert.
Das Kontaktekzem ist unter den berufsbedingten Hauterkrankungen die weitaus häufigste Erkrankung: 90 Prozent aller Betroffenen leidet daran.

53 Berufskrankheiten
In Österreich sind insgesamt 53 Berufskrankheiten anerkannt. Hauterkrankungen sind nach den durch Lärm verursachten Gehörschäden (935 Neuerkrankungen im Jahr 2008) die zweithäufigsten. Am dritthäufigsten war 2008 beruflich bedingtes Asthma (92 Neuerkrankungen).

Diagnose – und dann?
Erfolgt die Diagnose einer beruflich bedingten Hauterkrankung, muss sie wie jede andere berufsbedingte Erkrankung der Arzt oder der Arbeitgeber der AUVA melden. Hautkrankheiten gelten nur dann und so lange als Berufskrankheiten, wie sie zur Aufgabe der schädigenden Tätigkeit zwingen. Ein Pensionsanspruch entsteht ab 20 Prozent der Minderung der Erwerbsfähigkeit.

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