Von Mag. Helga Schimmer
Sie haben einen Durchmesser von 0,4 Millimeter und sehen wie winzige Wollknäuel aus: die zwei bis vier Millionen ekkrinen Schweißdrüsen, die ungleichmäßig über die gesamte Haut verteilt sind. Besonders dicht sitzen sie an den Handinnenflächen und Fußsohlen, an der Stirn und in den Achselhöhlen. „In erster Linie regulieren sie den Wärmehaushalt des Körpers durch den physikalischen Effekt der Verdunstungskälte“, sagt Univ. Prof. Dr. Jolanta Schmidt, Fachärztin für Dermatologie in Wien. „Außerdem trägt das klare, geruchlose Sekret dieser Drüsen zum Aufbau des Säureschutzmantels und zur Geschmeidigkeit der Haut bei.“
Ekkriner Schweiß hat einen pH-Wert von 4,5 und besteht zu 99 Prozent aus Wasser, den Rest bilden Salze, Aminosäuren und Harnstoff. Somit unterstützt das Schwitzen auch die Nieren bei der Ausscheidung.
Dagegen kommen die mit drei bis vier Millimetern Durchmesser deutlich größeren apokrinen Schweißdrüsen nur in den behaarten Körperbereichen der Achsel- und Genitalregion sowie an den Brustwarzen vor. Schmidt: „Ihr milchiges Sekret ist annähernd pH-neutral und enthält Proteine, Lipide und Pheromone.“ Diese hormonähnlichen Substanzen werden zusammen mit dem Hauttalg von der Bakterienflora der jeweiligen Hautregion zu charakteristischen Duftstoffen umgesetzt, die den Körpergeruch bestimmen.
Der apokrine Schweiß spielt eine wichtige Rolle im Sozial- und Sexualverhalten, er kann von anderen mitunter als unangenehm wahrgenommen werden – Stichwort: jemanden nicht riechen können.
Wo Deos ansetzen
Genau an dieser Stelle setzen Deodorants an: Sie enthalten neben Parfumstoffen zur Geruchsüberdeckung Substanzen, die das Bakterienwachstum hemmen und die entstehenden Geruchsstoffe zumindest eine Zeit lang binden. Desinfizierender Alkohol verzögert das Bakterienwachstum ebenfalls, kann aber zu Hautreizungen führen. „Menschen mit empfindlicher Haut sollten daher besser auf alkoholfreie Deodorants zurückgreifen“, rät die Dermatologin.
Weiters können bestimmte Konservierungs- und Duftstoffe eine allergische Kontaktdermatitis hervorrufen. „Die Haut rötet sich, schwillt an, juckt und bildet nässende Bläschen“, weiß Schmidt. Wenn es zu einer solchen Unverträglichkeitsreaktion kommt, empfiehlt die Hautärztin, das Deo nicht mehr zu verwenden und auf ein anderes Produkt umzusteigen – vorzugsweise auf eines, das weder Parfum und Alkohol noch Konservierungsstoffe enthält und einen hautneutralen pH-Wert von 5,5 aufweist. „Als gesundheitlich unbedenklicher Schweißabsorber eignet sich übrigens Babypuder“, so Schmidt.
Und wie steht es um die ins Gerede gekommenen Aluminiumsalze in Antitranspirantien? Sie sind ja in Verdacht geraten, Brustkrebs zu fördern. „Dafür gibt es bisher keine schlüssigen Daten. Doch aluminiumhaltige Deos sollten nicht leichtfertig verwendet werden, vor allem nicht von jenen, die ohnehin nur wenig schwitzen“, so Schmidt. „Für Menschen, die an Hyperhidrose beziehungsweise übermäßigem Schwitzen leiden und dadurch auch psychisch unter Druck geraten, bringt eine hautärztlich verordnete Therapie mit höher dosierten Aluminiumsalzen jedoch oft eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden.“ Die Aluminiumsalze denaturieren die Proteine der Hautzellen teilweise und verschließen so die Ausführgänge der Schweißdrüsen in den betroffenen Arealen.
Kräutertees als Schweißhemmer
Doch zurück zum Schwitzen ohne Krankheitswert. Wenn der Schweiß aus emotionalen Gründen aus den Poren trieft, ist das nicht minder unangenehm. Viele Menschen bekommen bei starken Gefühlsregungen wie etwa Nervosität, Angst, Wut und Befangenheit nasse Hände oder Achselhöhlen. Oder es tritt ihnen der kalte Schweiß auf die Stirn. Andere leiden besonders im beruflichen Umfeld unter dem sogenannten Stress-Schwitzen, das meist schlagartig auftritt. „Schütten die Nebennieren die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus, verengen sich die Blutgefäße in der Haut und sorgen so für eine Umverteilung des Blutes in die Muskulatur. Über Steuerung durch das vegetative Nervensystem erfolgt dann unwillkürlich eine weitere Abkühlung durch Schweißverdunstung“, erläutert Schmidt.
Aus Furcht vor emotional und stressbedingten Schweißausbrüchen tendieren Betroffene dazu, die Flüssigkeitszufuhr einzuschränken. Doch die abgegebene Schweißmenge hängt nicht von der Trinkmenge ab. „Dieses Verhalten kann leicht zu einer Austrocknung des Körpers führen“, warnt die Ärztin.
Bleibt die Frage nach probaten Mitteln, um der verstärkten Transpiration entgegenzuwirken. „Als Selbsthilfemaßnahmen haben sich vor allem Tees oder Tabletten mit Kräuterinhaltsstoffen wie Salbei, Eisenkraut und Walnussblättern bewährt. Sie drosseln nachweislich die Schweißproduktion“, weiß Schmidt. Auch lohnt es sich, bestimmte Gewohnheiten der Südländer zu übernehmen: „Trinken Sie wie diese lauwarmen Pfefferminztee und würzen Sie Ihre Gerichte mit den typischen mediterranen Kräutern.“
Scharfes Essen meiden
Dagegen fördert heißes, scharfes und saures Essen das Schwitzen insbesondere im Gesicht. Auf solche Speisen sollte im Hochsommer besser verzichtet werden, und es empfiehlt sich auch, den Konsum von alkohol- wie koffeinhaltigen Getränken einzuschränken, die die Tätigkeit der Schweißdrüsen ebenfalls ankurbeln. Um durch Schwitzen verlorene Flüssigkeitsmenge auszugleichen, sind Mineralwasser, ungesüßter Kräutertee und verdünnter Fruchtsaft am bekömmlichsten.
Im Kühlen sporteln
Bei körperlicher Anstrengung und Hitze wird die Schweißproduktion noch einmal angekurbelt. Da Schwimmen und andere Wassersportarten mit einer Abkühlung einhergehen, bieten sie sich als Bewegungsaktivitäten an heißen Tagen an. Auf an Land ausgeübte Sportarten sollte mit Bedacht auf die Kollapsgefahr rund um die Mittagszeit verzichtet werden, Joggingrunden sollten in die kühleren Morgen- oder Abendstunden verlegt werden.
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Schweiß-Know-how
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Warum riecht Schweiß unangenehm?
Probleme mit unangenehmem Schweißgeruch ergeben sich erst ab der Pubertät, wenn die apokrinen Drüsen ihre Arbeit aufnehmen. Ihr an sich geruchloses Sekret wird von bestimmten Hautbakterien zersetzt. Aus langkettigen Fettsäuren werden kürzere wie Butter- und Essigsäure, die den lästigen Geruch verursachen. Die Stärke des Geruchs hängt auch von der Anzahl der Bakterien auf der Haut ab. In den meisten Fällen beugt daher regelmäßige Körperhygiene übelriechenden Ausdünstungen vor.
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Weshalb riechen Männer- und Frauenschweiß verschieden?
Weil bei der Zusammensetzung der Hautflora geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen. Frauen besitzen mehr Mikrokokken, die einen eher säuerlichen Schweißgeruch bewirken. Bei Männern sind Corynebakterien häufiger, ihr Schweiß wird als stechender wahrgenommen.
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Schwitzen Männer stärker als Frauen?
Ja. Männer besitzen mehr Schweißdrüsen, die vom Sexualhormon Testosteron auch schneller aktiviert werden. Der Grund dafür ist evolutionär bedingt: Der Steinzeitmann brauchte auf der körperlich anstrengenden Jagd eine effektivere Körperkühlung. Frauen dagegen schützt später einsetzendes Schwitzen vor Wassermangel, denn ihr Organismus weist einen um fünf bis zehn Prozent geringeren Wassergehalt auf als der männliche Körper.
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Wieviel Schweiß ist normal?
An einem mäßig warmen Tag ohne körperliche Anstrengung vergießen wir, üblicherweise unbemerkt, rund einen halben Liter Schweiß. Hitze, Stress und scharfe Speisen aktivieren die Transpiration zusätzlich. Auch Sport bringt den Stoffwechsel in Wallung und treibt uns den Schweiß aus den Poren. In Extremfällen, etwa im Hochleistungssport, sind bis zu sechzehn Liter pro Tag möglich.
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Was hilft noch gegen das große Schwitzen?
- Hautpflege: Feuchtigkeitsemulsionen anstatt fettiger Cremen verwenden, um einen Schweißrückstau und eine Pustelbildung zu vermeiden.
- Kleidung: Mit weiten Schnitten und hellen, luftdurchlässigen Stoffen aus reinen Naturfasern lässt sich der gesteigerten Schweißproduktion am ehesten vorbeugen.
- Wohnung: Eine tagsüber abgedunkelte und nachts quergelüftete Wohnumgebung kann das große Schwitzen eindämmen.
Stand 07-08/2016