Kosmetik & Pflege

Die drei Regeln der Intimhygiene

Richtig waschen, rasieren, kleiden
 
Während die einen sie eher locker nehmen, übertreiben es die anderen mit der Reinlichkeit und handeln sich dabei allerlei Beschwerden ein. Wie und in welchem Ausmass sollten wir die intime Körperregion am besten pflegen? Drei einfache Massnahmen genügen.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

1. Richtig waschen

„Prinzipiell genügt es, den äußeren Genitalbereich regelmäßig mit Wasser zu waschen“, präzisiert Univ. Prof. Dr. Armin Witt von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde an der Medizinischen Universität Wien. „Es ist aber auch nichts gegen die Verwendung von pH-neutralen, unparfümierten Duschgels oder Seifen einzuwenden.“
Den Vaginalbereich sollten Frauen dabei aussparen. „Die Schleimhaut der Vagina ist besonders empfindlich und sollte nicht durch Seifen oder Ähnliches beeinträchtigt werden“, warnt der Facharzt. Eine gesunde Scheide reinigt sich im Prinzip selbst – wenn überhaupt, sollte dieser Bereich lediglich mit Wasser ausgewaschen werden.
Männer wiederum sollten darauf achten, den Penis regelmäßig auch unter der Vorhaut zu reinigen. Etwaige Ablagerungen, Smegma genannt, stehen in Verdacht, virale Infektionen, z. B. durch HP-Viren, hervorzurufen und sollten vorsichtig entfernt werden. Genauso wichtig wie die Reinigung ist es, den Intimbereich danach gründlich mit einem Extra-Handtuch abzutrocknen. Um keine Darmbakterien zu verschleppen, sollte man die Intimregion – etwa nach dem WC-Besuch – immer von vorne nach hinten reinigen.

2. Richtig Rasieren

Der Hygiene wegen kann der Facharzt dem Trend zur Intimrasur – bei Frauen wie Männern – einiges abgewinnen. „Ich denke, dass die Intimrasur sich positiv auf die Intimhygiene auswirkt, weil Schamhaare relativ schwierig von Krankheitserregern zu befreien sind“, sagt Witt. Dabei sollte man nicht auf die Hautpflege danach vergessen. „Ich empfehle, nach dem Rasieren einen Aftershavebalsam zu verwenden. Er enthält rückfettende Substanzen, sodass die Haut nicht austrocknet, und wirkt außerdem desinfizierend“, betont der Gynäkologe.

3. Richtig Kleiden

Und wie wird der Genitalbereich idealerweise „verpackt“? Da die Haut hier besonders zu Feuchtigkeit neigt, sollte man luftdurchlässige Unterwäsche aus Naturfasern bevorzugen, Baumwolle beispielsweise ist saugfähig und kann bei 60 Grad und mehr gewaschen werden. „Man sollte im Intimbereich luftige Verhältnisse schaffen“, bestätigt der Facharzt. Dadurch verhindert man das Entstehen einer sogenannten feuchten Kammer: Wenn Schweiß nämlich – durch das Tragen von synthetischer Unterwäsche, von eng sitzenden Hosen oder Slipeinlagen mit Plastikschutz – nicht aufgesaugt wird, sammelt sich Feuchtigkeit an und es entwickelt sich ein Wärmestau. Dieses feuchtwarme Milieu ist der bevorzugte Nährboden für Bakterien, Pilze und andere Erreger. Ein Umstand, den Frauen auch während der Monatsblutung berücksichtigen sollten. Die wichtigste Hygieneempfehlung für die Zeit der Menstruation: „Weil sie das Blut noch im Körper aufsaugen, sind Tampons besser geeignet als Binden“, erklärt Witt. „Das Problem der feuchten Kammer wird durch eine blutige Binde entsprechend verstärkt.“

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Sauber um jeden Preis?
Vorsicht vor zuviel Hygiene

Nicht alle finden mit den drei Hygieneempfehlungen ihr Auslangen: Das Bedürfnis, sich in der Intimregion stets frisch und sauber zu fühlen und angenehm zu riechen, veranlasst speziell so manche Frau dazu, sich häufiger als nötig zu waschen und zusätzlich (hautaggressive) Intimlotions oder  -sprays zu verwenden. Dabei ist Körpergeruch im Intimbereich bis zu einem gewissen Grad normal – und kein Zeichen von mangelnder Hygiene: In der weiblichen Genitalzone befinden sich Schweißdrüsen, die ein Sekret produzieren, den vaginalen Ausfluss. Dieser Ausfluss hat die Funktion, Bakterien oder Pilze aus der Scheide zu „spülen“, und ist nebenher auch für den individuellen Geruch verantwortlich.

Barriere für Erreger

Übertriebene Reinlichkeit ist außerdem kein Garant dafür, dass man von Infektionen verschont bleibt – im Gegenteil: Die gesunde Scheide ist nämlich nicht steril, sondern dicht mit Bakterien, z. B. Milchsäurebakterien, besiedelt, welche vor krank machenden Keimen schützen. Werden diese Bakterien durch ein Zuviel an Hygiene weggewaschen und damit das saure Milieu der Scheide zerstört, können sich andere, gefährliche Bakterien oder Pilze im Intimbereich ansiedeln und Infektionen hervorrufen.
„Aus diesem Grund ist es auch nicht sinnvoll oder sogar gefährlich, wenn versucht wird, jedes Bakterium, das man in einem Vaginalkulturbefund findet, mittels Antibiotika zu eliminieren“, warnt der Facharzt. „Man sollte sich bewusst sein, dass das menschliche Immunsystem prinzipiell sehr gut mit  Bakterien und Pilzen umzugehen weiß.“

Veränderte Gerüche

Selbst wenn der Geruch im Intimbereich sich verändert oder plötzlich intensiver wird, muss das nicht unbedingt an mangelnder Reinlichkeit liegen. „Störender Geruch kann ganz unterschiedliche Ursachen haben“, weiß Armin Witt. „Oft ist er ein Hinweis auf eine bakterielle Besiedelung, sei es in der Vagina oder auch in der Blase, die nicht automatisch einer Infektion gleichkommt.“ Speziell bei fülligeren Frauen kann es auch sein, dass sich in den Falten von Popo oder Oberschenkeln Bakterien angesiedelt haben.
Beim Auftreten diverser Beschwerden – sei es, dass die Intimregion plötzlich stärker riecht oder der Ausfluss sich in Farbe oder Konsistenz verändert – sollte man fachärztlichen Rat einholen und nicht versuchen, das Problem in Eigenregie zu lösen, indem man sich noch gründlicher reinigt oder auf Verdacht Zäpfchen aus der Apotheke holt. „Es ist nicht alles ein Pilz, was juckt, und es ist nicht alles bakteriell, was brennt“, gibt der Facharzt zu bedenken. „Wenn man zu wiederkehrenden Infektionen neigt, gilt es die wahre Ursache zu finden, um gezielt behandeln zu können.“

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Hygiene im Hallenbad:
Vorsicht vor zuviel Vorsicht

Entwarnung gibt der Wiener Gynäkologe Univ. Prof. Dr. Armin Witt, was die Hygienestandards in Hallen- und Thermalbädern betrifft. „Damit die Wasserhygiene stimmt, wird desinfiziert, gechlort und in Thermalbädern geschwefelt“, betont der Facharzt. Wenn man sich nach einem Badbesuch eine Infektion zuzieht, ist deshalb höchstwahrscheinlich nicht mangelhafte Wasserqualität die Ursache. „Wahrscheinlicher ist, dass im Intimbereich bereits eine bakterielle Besiedelung oder eine Infektion bestanden hat, die durch die Irritation durch Chlor oder andere chemische Substanzen deutlich zum Vorschein kommt“, sagt der Gynäkologe.
Im Gegensatz zum Wasser stellen allerdings die zum Trocknen der Badesachen aufgestellten Trockner und Zentrifugen ein wahres Sammelbecken für verschiedene Bakterien- und Pilzkulturen dar, warnt der Arzt. Außerdem rät der Gynäkologe Frauen dringend davon ab, aus Hygienegründen oder zum Schutz vor Infektionen ein Tampon zu tragen – damit bewirken sie nämlich genau das Gegenteil: „Der Faden, der an jedem Tampon befestigt ist, sorgt für einen Dochteffekt“, erklärt Witt. „Das heißt, man zieht sich dadurch das Wasser erst in die Scheide hinein. Im Normalfall hat die hintere Hälfte der Scheide keinen Wasserkontakt, das wird erst durch das Tragen eines Tampons möglich.“ Und wie hält man es während der Menstruation? Bei starker Blutung sollte man auf das Baden verzichten, an den „leichten“ Tagen kann man ruhig für kurze Zeit – und ohne Tampon – ins Wasser schwimmen gehen.

Webtipp:
Weitere Informationen finden Sie unter www.gyninfekt.at

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