Kosmetik & Pflege

Frühjahrsputz für die Haut

So bringen Peelings den Teint zum Strahlen
 
Grauer Teint, lästige Pickel, dunkle Flecken: Ein Peeling muss her, um müde Winterhaut wieder frühlingsflott zu bekommen!
Doch wie gesund ist der „Frühjahrsputz“ für die Haut? Und für welche Methode soll man sich entscheiden?
 
Von Mag. Helga Schimmer

Wenn es ums Frühlingserwachen der Haut geht, werden aus der Schönheits-Trickkiste rasch verschiedene Peeling-Präparate hervorgezaubert. Tuben und Tiegel mit Schleifkörnern oder Enzymen harren in den Verkaufsregalen von Parfümerien und Drogeriemärkten. Kosmetiksalons warten mit Fruchtsäure-Schälkuren und Abschleifungs-Verfahren („Mikrodermabrasion“) auf. Hautärzte bieten darüber hinaus tiefenwirksame Behandlungsformen an: medizinische Peelings. „Grundsätzlich gilt: Je intensiver das Peeling, desto stärker seine Wirkung, aber desto größer ist auch die Gefahr möglicher Nebenwirkungen“, sagt Univ. Prof. Dr. Sanja Schuller-Petrovic, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in Wien. „Deshalb gehören medizinische Peelings unbedingt in die Hände versierter Hautärzte – sie können am besten beurteilen, welche Methode sich für den einzelnen und dessen individuelles Problem eignet.“

Schichtwechsel: Hauterneuerung beim Dermatologen

Medizinische Peelings beruhen auf der Wirkkraft chemischer Substanzen. Organische Säuren beeinflussen je nach Art und Konzentration verschiedene Hautschichten:

Oberflächliche Peelings werden z. B. mit Fruchtsäure, Milchsäure, Salizylsäure, Vitamin-A-Säure (Retin A, Tretinoin) oder mit Mischungen dieser Stoffe durchgeführt. Es kommt zu einer Schuppung – die äußersten Schichten der Oberhaut (Epidermis) werden abgestoßen. Schuller-Petrovic: „Diese Peelings eignen sich zur Strukturverbesserung der Haut, zur Behandlung von Akne und Alterserscheinungen sowie bei Pigmentproblemen und vergrößerten Poren.“

Die Nebenwirkungen sind abhängig vom Wirkstoffgehalt und dem pH-Wert der verwendeten Mittel. Während etwa bei Fruchtsäure-Peelings in Kosmetikinstituten schwächere Produkte verwendet werden, arbeiten Hautärzte mit wesentlich stärkeren Präparaten. Die bei der Behandlung auftretenden Hautrötungen bleiben für einige Tage bestehen. Sie können wie auch die leichten Schuppungen mit Make-up abgedeckt werden.
Beim sogenannten Weekend-Peeling dauert die Beeinträchtigung rund 72 Stunden an. Nach dem Auftragen kann für einige Minuten ein leichtes Brennen auftreten, die Gabe schmerzlindernder Arzneien ist nicht nötig. Innerhalb der ersten beiden Tage nehmen die behandelten Hautareale eine rötlich-braune Farbe an, am dritten Tag schält sich die oberste Hautschicht ab, danach zeigt sich zart und rosig die regenerierte Haut. Das regelmäßige Auftragen von speziellen, feuchtigkeitsspendenden Pflegecremen verstärkt den Effekt und lindert gleichzeitig mögliche Symptome wie Juckreiz und Brennen.

Mitteltiefe Peelings
, etwa mit Trichloressigsäure, bewirken eine Ätzung der Oberhaut. Die gesamte Epidermis wird nach zirka vier Tagen abgestoßen. Hautärzte verwenden 20- bis 35-prozentige Zubereitungen. „Mit diesen Therapieformen lassen sich stärkere Alterserscheinungen und Sonnenschäden ausgleichen, z. B. Pigmentflecken, die schon länger bestehen. Auch bei Verhornungsstörungen und oberflächlichen Aknenarben wirken die Verfahren sehr gut“, erläutert Sanja Schuller-Petrovic.

Ein Beispiel ist das Blue-Peel, das auf den amerikanischen Dermatologen Oba­gi zurückgeht. Es enthält 20-prozentige Trichloressigsäure und einen blauen Lebensmittelfarbstoff, der eine zu starke Verätzung verhindert, weil sich durch die Farbbeigabe eine unbeabsichtigte Mehrfachanwendung am selben Hautbereich vermeiden lässt. Allerdings muss man einige Tage lang mit bläulichen Verfärbungen rechnen. Außerdem können als Nebenwirkung Rötungen und Schwellungen auftreten, brennende Schmerzen werden gegebenenfalls mit Medikamenten gelindert.

Tiefe Peelings, oft als „Facelifting ohne Messer“ bezeichnet, rücken Falten, schlaffer Haut und Aknenarben zu Leibe. Sie wirken auf die Oberhaut und die oberen Anteile der Lederhaut, die abgestoßen werden. Auf der Haut kann sich für 10 bis 15 Minuten ein brennendes Gefühl entwickeln, das mit einem kühlen Luftstrom gut gelindert werden kann. Die Heilung nimmt etwa zehn Tage in Anspruch.
Hautrötungen und  -schwellungen dauern umso länger an, je stärker das Peeling ist. „Bei tiefen Peelings kann es zu Wundheilungsstörungen mit Narbenbildung kommen“, warnt Dermatologin Schuller-Petrovic. „Auch Pigmentstörungen sind eine häufige Nebenwirkung. Patienten sollten daher nach der Therapie unbedingt für einige Wochen auf Sonnenbestrahlung und Solarium verzichten und tagsüber einen Sonnenschutz mit Faktor 50+ anwenden.“ Vor allem mitteltiefe bis tiefe Peel-Behandlungen lässt man besser in der lichtarmen Jahreszeit durchführen.
Ein Wort noch zur chemischen Substanz, die bei den tiefenwirksamen Verfahren verwendet wird: Phenol gilt als potenziell krebserregend und kann bei unsachgemäßer Anwendung Funktionsstörungen am Herzen und an den Nieren hervorrufen. „Um diese Nebenwirkungen zu verhindern, trägt man das Mittel meist nur auf kleine Hautareale auf. Etwa können Fältchen um die Augen oder Mundfältchen damit geglättet werden“, so Sanja Schuller-Petrovic.
Wichtig für den Erfolg eines medizinischen Peelings und die Vermeidung möglicher Komplikationen ist die fachärztliche Untersuchung der Haut vor dem Eingriff. Entscheidend ist auch die Bestimmung des Hauttyps, wie Schuller-Petrovic bekräftigt. Helle bis mediterrane Hauttypen eignen sich generell gut für ein medizinisches Peeling, wogegen dunklere Typen insbesondere bei aggressiveren Peelings mit unangenehmen Pigmentproblemen und Narbenbildung reagieren können. Vorsichtig sollten auch rothaarige Menschen sein, denn sie haben meist eine sehr empfindliche Haut.

Rubbelkur: Schleifbehandlung im eigenen Badezimmer

Herkömmliche Peelings aus Parfümerien und Drogerien lösen abgestorbene Hautzellen aus der obersten Hornschicht und fördern die Durchblutung. Die Haut wird weicher und glatter. Die Effekte beruhen entweder auf mechanischen Schleifpartikeln (z. B. Sand, Silikonkügelchen) oder auf milden chemischen Substanzen wie Enzymen, die mitunter ein schwaches Kribbeln verursachen. „Peelings zur Heimbehandlung sind besonders leicht und rufen kaum Nebenwirkungen hervor. Allerdings sind Pigmentflecken, starke Akne und Falten dagegen resistent, denn die Hautstruktur bleibt unverändert“, sagt Expertin Schuller-Petrovic. Selbst häufige Anwendung hilft hier nicht – sie würde die Haut nur reizen und austrocknen.
Auch zu starkes Rubbeln sollte man vermeiden. Dermatologen warnen zudem vor „Naturprodukten“ mit zerstoßenen Pfirsichkernen, geriebenen Nussschalen oder Ähnlichem. Die scharfkantigen Körnchen können die Haut anritzen, wodurch sie in der Folge noch stärker verhornt. Überdies wird das Allergie- und Infektionsrisiko erhöht, etwa können sich Herpesviren großflächig ausbreiten. Besser verträglich sind Peelings mit abgerundeten, synthetischen Schleifpartikeln, die man bei normaler Haut einmal wöchentlich anwendet. Bei sehr feiner Haut reicht ein monatliches Peeling aus.
Wer an Hauterkrankungen oder Couperose an den Nasenflügeln oder Wangen leidet, sollte auf mechanische Peelings verzichten. „Fragen Sie sicherheitshalber Ihren Hautarzt. Er kann feststellen, welches Produkt für Sie geeignet ist“, rät Schuller-Petrovic. Alles in allem kurbelt ein selbst durchgeführtes Peeling die Zellregeneration an, der Teint strahlt frischer, und anschließend aufgelegte Masken ziehen besser in die Haut ein. Um den hauteigenen Säureschutzmantel braucht man sich nicht zu sorgen: Er wird selbst durch medizinische Peelings nicht zerstört.

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