– Von Mag. Sylvia Neubauer
Etwa ab 30 machen sich erste Knitterfältchen bemerkbar, die sich im Laufe zweier weiterer Jahrzehnte zu ausgeprägten Falten entwickeln. De facto beginnt die Haut etwa in den Fünfzigern sichtbar zu erschlaffen. Schuld an der Misere sind müde gewordene Zellen. „Die Haut wird im Alter dünner, weniger gut durchblutet und die Elastizität nimmt ab. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Zellerneuerungsprozess“, erklärt Univ. Prof. Dr. Daisy Kopera von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz. „Normalerweise erneuert sich die Oberhaut innerhalb eines Monats komplett. In dieser Zeit entstehen neue Hautzellen – ältere, verhornte Zellen werden abgestoßen. Im Alter dauert dieser Prozess länger.“ Nur 20 bis 30 Prozent der Falten sind genetisch bedingt. Die restlichen 70 bis 80 Prozent entstehen durch Umwelteinflüsse, allen voran durch übermäßige UV-Strahlung.
Neben der Faltenbildung gibt es noch weitere Anzeichen der Hautalterung:
Trockene, empfindliche Haut: „Die häufigste Altersdermatose ist die trockene Haut“, weiß die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologische Kosmetik und Altersforschung Daisy Kopera und erwähnt eine Ursache dafür: „da die Talgdrüsen mit der Zeit schlechter arbeiten, verringert sich die Konzentration an Lipiden und Ceramiden in der Oberhaut sprich der Epidermis.“ Neben Fetten verliert die Haut auch Feuchthaltefaktoren wie etwa Hyaluronsäure. Durch sie kann in jungen Jahren bis zum 1000-fachen des eigenen Gewichtes an Wasser gespeichert und an die Hautzellen abgegeben werden.
Vergrößerte Poren und Unreinheiten: Auch in den Hautporen selbst verringert sich die Produktion von Kollagen und Elastin. In Folge erschlafft das Gewebe, die Wände verlieren an Festigkeit, die Kanäle erweitern sich – die Öffnungen werden größer und auffälliger. Insgesamt wirkt der Teint ungleichmäßig und weniger glatt. Zudem treten, meist hormonell bedingte Hautunreinheiten vermehrt auf.
Pigmentunregelmässigkeit: Über 90 Prozent der 60-Jährigen haben Altersflecken. „Die Pigmentunregelmässigkeit entsteht durch unregelmäßige Einlagerung von Melanin, dem natürlichen Hautpigment, vor allem in Hautabschnitten, die verstärkt dem Licht ausgesetzt sind“, erklärt Kopera. „UV-Licht fördert aber nicht nur vermehrt Falten und Flecken sondern mit der Zeit auch erheblich unerwünschte Hauterkrankungen wie alle Formen des weißen Hautkrebses, also aktinische Keratosen, Plattenepithelkarzinome und Basaliome“, verweist die Expertin auf die Gefahren und in diesem Kontext auf die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit Sonnenlicht.
Müde Haut ist anfälliger für Krankheiten
Da übermäßige Sonneneinstrahlung einer der Hauptgründe für vorzeitige Hautalterung und Hautschäden ist, kann demnach nicht oft genug betont werden: „Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist die tägliche Anwendung von Lichtschutzfaktoren, sie sind von früher Kindheit an zu verwenden“, so die Medizinerin.
Durch Verlangsamung des Zellstoffwechsels und die zunehmend schwächer werdende Barrierefunktion ist die Haut generell anfälliger für Erkrankungen. Verletzte, minderdurchblutete oder anderweitig krankhaft veränderte Hautareale öffnen Keimen wie Pilzen Tür und Tor. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: durch feine Risse können Krankheitserreger nämlich leichter in die Haut eindringen und das größte Organ des Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. In Folge stellen sich öfters Entzündungsreaktionen ein. So neigt die Haut beispielsweise „zur Bildung von Kontaktekzemen, vor allem an den Beinen, die in ihrer Entstehung durch venöse Stauungen gefördert werden“, sagt die Expertin und empfiehlt Hautauffälligkeiten fachärztlich abklären zu lassen.
Was empfindlicher Haut hilft
Eine gute Hautpflege unterstützt den Erhalt und Aufbau einer intakten Hautbarriere und wirkt Infektionen, Irritationen und Juckreiz entgegen. So mancher Pflegeversuch scheitert jedoch bereits an simplen Reinigungsgewohnheiten. „Man sollte möglichst nicht täglich duschen oder baden“, rät Kopera von ausgedehnten Säuberungsmaßnahmen ab – vor allem dann, wenn sie mit zu heißem Wasser erfolgen. Konventionelle Seifen dürfen zugunsten von Syndets aus dem Badezimmer weichen. Der Grund dafür: Während Seifen einen stark basischen pH-Wert von zirka neun haben, liegt der pH-Wert der Syndets bei etwa fünf. Damit ist er jenem der Haut angeglichen – das ist wichtig in Bezug auf die Erhaltung ihres Säureschutzmantels.
Auch bei der Intimpflege ist es ratsam, keine herkömmliche Seife, sondern eine auf den pH-Wert der Vaginalregion (er liegt bei zirka bei 4,5) abgestimmte Waschlotion bei der Säuberung der äußeren Geschlechtsorgane zu verwenden. Nicht empfehlenswert sind zudem Intimpflegetücher, -sprays und -deodorants. Sie können die Haut unnötig reizen, austrocknen und so anfälliger für das Eindringen von Keimen machen.
Hautaustrocknung vorbeugen
„Um der Hautaustrocknung vorzubeugen, ist regelmäßiges Nachfetten angesagt“, sagt die Dermatologin. Auch dabei schleichen sich mitunter Fehler ein. „Manche ältere Menschen behandeln sich mit Öl“, schildert Kopera aus der Praxis. „Öl alleine ist jedoch zu wenig“, sagt die Expertin und erklärt: „Bei jedem Wasserkontakt verliert die Haut Fett, das jedoch die Feuchtigkeitsbindung bedingt.“ Bildlich gesehen wirkt Wasser auf die Haut wie ein Lösungsmittel. Der Effekt ähnelt einer heißen Suppe, in der sich Fettaugen auflösen. „Man sollte der Haut demnach Fett und Feuchtigkeit immer in Kombination zurückgeben“, verweist die Dermatologin auf die Verwendung von Wasser-in-Öl- oder Öl-in-Wasser-Emulsionen. Je nach ihrem Verhältnis ist die Textur entweder wässriger oder fetthaltiger.
Cremetöpfchen, öffne dich
Die oberste Devise lautet also: Schmieren, schmieren, schmieren. Die Verwendung einer Allzweckcreme ist allerdings nur wenig dienlich. Da die Hautdicke je nach Körperregion variiert, sollten die Pflegeprodukte auf unterschiedliche Hautareale abgestimmt sein. Im Gesicht und an der Handoberfläche verfügt die Haut über nur wenig Unterhautfett und -bindegewebe und bedarf daher einer Extraportion Pflege, die zum individuellen Hauttyp passt.
Gegen die Hauttrockenheit empfiehlt sich vor allem Harnstoff, also Urea. Dazu Dermatologin Daisy Kopera: „Er sorgt dafür, dass pflegende Substanzen leichter in die Haut eindringen.“ Auch Glycerin und Hyaluronsäure polstern die Haut von innen mit Feuchtigkeit auf. Antioxidantien wie Vitamin A, C, E und Betacarotin regen den im Alter trägeren Zellstoffwechsel ebenso an wie Coenzym Q10 und aus Pflanzenextrakten gewonnene Polyphenole.
Alle diese Wirkstoffe bremsen den alters- und UV-bedingten Abbau von Kollagen und Elastin. „Zusatzstoffe wie Retinol, Peptide, Nicotinamid und viele mehr können zur Verbesserung des Hautbildes beitragen, sind aber nicht essenziell“, weiß die Hautärztin. Da nächtens vermehrt Regenerations- und Reparaturabläufe stattfinden, sind Nachtcremes von der Rezeptur her meist noch ein wenig reichhaltiger als Tagescremes. Der restliche Körper will freilich auch versorgt sein. Besonders nach dem Duschen „ist die Anwendung von Bodylotionen und ähnlichen hautpflegenden Produkten ratsam“, meint die Dermatologin. Eine Körpermilch- oder creme, die je nach Fett- und Wassergehalt feuchtigkeitsspendend oder regulierend wirkt, bewahrt die Haut vor Schüppchen oder gar Ekzemen. Wer zu empfindlicher Haut neigt, sollte Varianten ohne Duft- und Konservierungsstoffe bevorzugen.
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Verschiedene Methoden im Überblick:
Von Peeling bis Laser
Behandlungen mit Hyaluronsäure:
Mit zunehmendem Alter nimmt die Produktion von körpereigener Hyaluronsäure ab, wodurch die Haut nicht nur Feuchtigkeit sondern auch Volumen verliert. Spezielle Hautpflegeprodukte mit Hyaluronsäure wirken dem entgegen. Die Füllstoffe können auch mittels Spritzen injiziert werden. Durch Einbringen von Wirkstoffdepots in unterschiedliche Hauttiefen werden eingesunkene Bereiche angehoben und das Erscheinungsbild der Haut insgesamt verbessert.
Botulinumtoxin unterbindet die „Kommunikation“ zwischen Nerven und Muskeln. Es wird direkt in den betreffenden Muskel injiziert, der die Fältchen auslöst, um so deren Aktivität zu vermindern. Dabei wird nicht die gesamte Gesichtsmuskulatur, sondern nur jener Muskel mit übersteigerter Mimikaktivität lahmgelegt. Heutzutage verwendete Präparate werden wohldosiert angewandt.
Chemisches Peeling:
„Das chemische Peeling ist eine Anwendung von Säuren bzw. Säuremischungen zur oberflächlichen Abschuppung der Haut“, spricht Hautärztin Daisy Kopera über die hautstraffende Methode, die ihr zufolge jeder machen kann. „Zusätzlich fördert diese Behandlung die Feuchtigkeitsbindung der Haut, das macht sie von der Textur her straffer und voller“, weiß Kopera und nennt die lichtarme Jahreszeit als besten Zeitpunkt dafür, „nach der Behandlung die Sonne für zwei bis drei Wochen meiden.“
Microneedling:
Beim Microneedling – auch Mesotherapie genannt – wird die Gesichtshaut nach örtlicher Betäubung mit einer kleinen Walze behandelt. Dieser sogenannte Dermaroller ist mit vielen, wenige Millimeter langen Nadeln bestückt, die in die oberste Hautschicht eindringen. Dabei entstehen kleine Mikroverletzungen, in deren Tiefe sich – durch die in Gang gesetzte Wundheilungsphase – neues Kollagen bildet. Nach wenigen Anwendungen reduzieren sich Falten, Pigmentflecken und Narben.
Laserbehandlungen:
Je nachdem, welche Haut- oder Alterserscheinungen behandelt werden sollen, kommen verschiedene Laser mit unterschiedlichen Lichtwellen zum Einsatz.
„Welches Lasersystem für welche Hautveränderung geeignet ist, bedarf der Expertise dafür ausgebildeter Fachärzte“, rät Dermatologin Kopera, sich ärztliche Beratung einzuholen.
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Stand 03/2019