Ab 30 lassen die Leistungen der Haut nach: Sie produziert weniger Fett als in jüngeren Jahren, was sie trockener und empfindlicher macht. Sie stellt weniger Kollagen her, wodurch sie dünner und schlaffer wird. Was man jetzt tun kann, um die Hautalterung hinauszuzögern.
Von Mag. Sabine Stehrer
Typgerechte Reinigung und Pflege sowie umfassender Sonnenschutz reicht der Haut ab dem vierten Lebensjahrzehnt nicht mehr, betont Univ. Prof. Dr. Tamara Kopp, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie am Juvenis Ärztezentrum in Wien. Ihr Rat: „Jetzt sollte die Haut unbedingt auch vor anderen Einflüssen als den UV-Strahlen der Sonne geschützt werden.“ Stehen tagsüber beispielsweise lange Aufenthalte in trockener Luft an, wie man sie im Sommer in klimatisierten und im Winter in geheizten Räumen vorfindet, gehört nun zum Pflegefahrplan, abends reichhaltigere Pflegemittel als sonst zu verwenden und sie über Nacht einwirken zu lassen. „Das könnten zum Beispiel Cremen mit viel Feuchtigkeit sein, aber auch Öle und Seren“, so Hautärztin Kopp. Vor extremer Kälte will die Haut nun ebenfalls geschützt werden. „Eine Kälteschutzcreme aufzutragen, wenn es an kalten Wintertagen zum Skifahren, Skilanglaufen oder Eislaufen geht, sollte zur Gewohnheit werden“, rät Kopp.
Feuchtigkeitsmasken & Augencremen
Außerdem freut sich die Haut in den 30ern, wenn sie hin und wieder eine Extra-Stärkung bekommt und etwa einmal wöchentlich mit einer Feuchtigkeitsmaske verwöhnt wird. Schließlich reagiert sie nicht nur empfindlicher auf Kälte, Trockenheit und Sonnenbestrahlung, sondern sie wird allmählich auch trockener. Da die Haut nun außerdem weniger Kollagen als in jüngeren Jahren produziert, eine Eiweißsubstanz, die der wesentlichste Bestandteil des Bindegewebes ist, sollte man laut Kopp zudem „abends um die Augen, wo die Haut besonders dünn ist, Cremen oder Gele mit Hyaluronsäure auftragen“. Die künstliche Säure in den Anti-Aging-Produkten ähnelt der körpereigenen Hyaluronsäure, die ebenfalls im Bindegewebe steckt, und stärkt die Haut. Diese Maßnahmen können dabei helfen, für später vorzusorgen und die Haut möglichst lang gesund, jung und schön zu erhalten.
Entspannung & gesundes Leben
Wie schnell die Haut ab 30 altert, ist zwar zum Großteil von den Genen abhängig. Doch neben dem, was von Mutter und Vater ererbt wird, beginnt laut Kopp nun langsam auch die eigene Lebensweise Auswirkungen auf das Aussehen zu haben. Enorme Vorteile hat, wer gut mit Stress umgehen kann, wer also etwa trotz der bei Frauen in den 30ern verbreiteten Mehrfachbelastung durch Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung genügend Zeit für Entspannung findet. „Denn Stress fördert die Faltenbildung, da er meist eine ungesunde Lebensweise nach sich zieht“, erklärt Kopp den Hintergrund: Zu wenig Schlaf, unausgewogene Ernährung, erhöhter Alkoholkonsum, Rauchen und Flüssigkeitsmangel machen der Haut gehörig zu schaffen. Nikotin und Alkohol im Übermaß nehmen ihr die Kraft, sogenannte freie Radikale abzubauen, Substanzen in der Luft bzw. in den Sauerstoffmolekülen, die der Haut schaden. „Rauchen verengt zudem mittel- und langfristig die Gefäße, was die Durchblutung des gesamten Körpers und der Haut drosselt, wodurch sie weniger gut mit Nährstoffen versorgt wird“, erklärt Tamara Kopp. Weniger Nährstoffe hat die Haut auch bei ungesunder Ernährung und unzulänglicher Versorgung mit Flüssigkeit zur Verfügung. Und wer vor lauter Stress ständig schlecht und zu wenig lang schlafen kann, nimmt der Haut die Zeit, sich über Nacht von den Belastungen des Tages zu regenerieren.
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Ein Muss:
Augenmaß bei der Pflege
Nach den Erfahrungen von Dermatologin Kopp meinen Frauen oft, sie könnten die Begleiterscheinungen ungesunder Lebensweise kompensieren, indem sie beispielsweise mehrmals täglich Augenpflegeprodukte auftragen, damit schlafmangelbedingte Augenringe verschwinden, oder alle paar Tage feuchtigkeitsspendende Masken verwenden, um die Haut länger glatt zu halten. Doch sie irren, warnt die Medizinerin: „Wer bei der Pflege zu viel des Guten tut, riskiert die Entstehung der sogenannten perioralen Dermatititis.“ Dabei bilden sich rote entzündliche Knötchen vorwiegend rund um den Mund, manchmal auch um die Nase und die Augen – die nicht nur unschön aussehen, sondern auch wehtun.
Die Hauterscheinung, die auch Stewardessen-Krankheit genannt wird, tritt aber nicht nur auf, wenn man die Haut mit Masken, Cremen und Gelen überpflegt, sondern häufig auch dann, wenn Frauen die Haut zu oft oder mit aggressiven Mitteln reinigen oder mit vielen verschiedenen Mitteln herumexperimentieren. Hat man einmal die Produkte gefunden, die einem behagen, sollte man laut Dermatologin Kopp daher auch bei dem bewährten Pflegefahrplan bleiben.
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Welche Ernährung schmeckt der Haut?
- Bunt essen: Fünf Portionen bzw. fünf Handvoll frisches Obst und Gemüse am Tag liefern ausreichend sekundäre Pflanzenstoffe, die Balsam für die Haut sind. Carotinoide wie Lykopin in Tomaten und Lutein in Blattgemüse, aber auch Carotinoide in Karotten, Mangos und Pfirsichen sind Radikalfänger und beugen vorzeitiger Hautalterung vor. Glucosinolate, die z. B. in Kohlsprossen und Rettich in hoher Konzentration enthalten sind, entgiften das Gewebe und wirken bakterienhemmend.
- Ausreichend trinken: 1,5 bis zwei Liter Wasser am Tag helfen dabei, wertvolle Nährstoffe in die Hautzellen zu transportieren sowie Abbauprodukte zu entfernen.
- Vollkornprodukte bevorzugen: Im Vollkorn stecken Niacin und Panthothensäure, die die Haut- und Haarerneuerung anregen, sowie Selen und Kieselsäure, die das Bindegewebe stärken und Haut und Haare kräftigen.
- Nüsse und Mandeln knabbern: Sie liefern mehrfach ungesättigte Fettsäuren für gesunde, schöne Haut, den Radikalfänger Vitamin E und ebenfalls Niacin.
- Zweimal pro Woche Fisch essen: Fisch liefert auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E, Vitamin B12, das wichtig für die Zellteilung ist, Niacin, Eisen, Selen sowie Linolensäure, die für gesunde und straffe Haut sorgen.
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Was tun bei Schuppenflechte?
Wenn die Haut ab 30 allmählich trockener wird und das Leben noch dazu stressig verläuft, kann eine Hautkrankheit auftreten, von der in Österreich 300.000 Menschen betroffen sind: die Schuppenflechte. Hinter der von Medizinern Psoriasis genannten Erkrankung steckt eine Fehlregulation des Immunsystems, die zu einer Entzündung der Haut führt. Durch die Entzündung beginnt die Haut, sich an manchen Stellen zu röten, stark zu jucken, sich zu schuppen und sogenannte Plaques zu bilden.
Für Schuppenflechte-Patienten gibt es heutzutage gute Therapien, weiß Univ. Prof. Dr. Tamara Kopp: „Die Beschwerden können zum Beispiel mit Salben, Bestrahlungen und speziellen Medikamenten gelindert und manchmal sogar für längere Zeit gänzlich beseitigt werden.“ Wie Dermatologin Kopp hofft, wird bereits in einigen Jahren ein neues Medikament auf den Markt kommen, für dessen Entwicklung die Medizinerin selbst bei Forschungsarbeiten an der US-amerikanischen Harvard-Universität den Grundstein gelegt hat: Dort entdeckte sie, dass der Botenstoff Interleukin-23 bei Mäusen so etwas wie Schuppenflechte auslöst. An der Universitätsklinik für Dermatologie am AKH in Wien konnte sie nun im Rahmen einer Studie und im Team mit zwei anderen Medizinerinnen nachweisen, dass Interleukin-23 auch bei Menschen die Entstehung von Psoriasis verursacht, und dass eine Substanz, die Interleukin-23 hemmt, Betroffenen hilft. Kopp: „Bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer Psoriasis, die den Antikörper Tildrakizumab bekamen, verbesserte sich das Erscheinungsbild der Haut schon bei niedriger Dosierung deutlich, und bei höheren Dosierungen war die Haut der Erkrankten sogar bis zu 100 Prozent erscheinungsfrei.“ Nun sind weitere Studien geplant, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments zu untersuchen.
Stand 05/2015