Kosmetik & Pflege

Kneippen Sie sich schön!

So wird faule Haut wieder fit
 
Dass Kneippanwendungen die Abwehrkräfte stärken und das Wohlbefinden steigern, ist seit langem bekannt. MEDIZIN populär verrät, wie Sie mit Güssen, Wickeln & Co Schönheitspflege betreiben können.
 
Von Mag. Wolfgang Bauer

Der aus dem Allgäu stammende Pfarrer Sebastian Kneipp hat der Nachwelt ein sehr umfassendes und ganzheitliches Medizinsystem hinterlassen. Jedes Kind kennt heute die vielfältigen Wasseranwendungen wie Wechselduschen, Wassertreten oder das Taulaufen. Diese auch als Kneipp’sche Hydrotherapie bekannten Methoden arbeiten mit Temperaturreizen von kalt bis heiß, was vor allem die Durchblutung ankurbelt, die Abwehrzellen anregt und generell das Wohlbefinden steigert. Zahlreiche Kneippvereine und -gruppen sowie Kurhäuser und Wellnesseinrichtungen machen sich im Kneipp’schen Sinne die Heilkraft des Wassers zunutze.

Wasser gegen Cellulite
Die durchblutungsfördernde Wirkung des Wassers ist es auch, die der Haut einen regelrechten Jungbrunnen beschert. Mit speziellen, aber sehr einfach durchzuführenden Anwendungen kann man sogar der Cellulite sowie so manchem Fettpölsterchen an den Hüften, Oberschenkeln und am Gesäß den Kampf ansagen. Bis zu 80 Prozent der Frauen leiden an diesen ungeliebten Phänomenen, denen aus Sicht der Kneippmedizin neben erblichen Faktoren vor allem verlangsamte Stoffwechselvorgänge zugrunde liegen. „Wenn zum Beispiel an den Hüften und Oberschenkeln die welligen Fettpölsterchen entstehen, die als Cellulite oder Orangenhaut bezeichnet werden, so ist das ein Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel an diesen Stellen verlangsamt ist. Man könnte auch sagen, dass der Körper dort faul ist. Mit Wasser kann man diese Zonen wieder wunderbar anregen, die Haut wird dadurch straffer“, so Dr. Gebhard Breuss, Allgemeinmediziner in Wien und ärztlicher Leiter des Kurhauses Marienkron in Burgenland sowie Mitglied des Vorstandes im Kneippärztebund.

Schenkelguss strafft die Haut
Ein zentrales Element auf dem Weg zu schöner Haut stellt der Kneipp’sche Schenkelguss dar, den man problemlos zu Hause in der Dusche durchführen kann. Allerdings sollte man zu diesem Zweck den Brausekopf abnehmen bzw. abschrauben, damit ein fast druckloser Wasserstrahl entsteht. Die Entfernung von der Schlauchmündung zur Haut liegt bei etwa zehn bis 15 Zentimeter. „Der Guss selbst wird relativ flott ausgeführt. Sie beginnen bei den Zehen des rechten Beines, gehen dann zur Ferse, führen den Schlauch langsam das rechte Bein hinauf bis zum Gesäß, verweilen dort fünf Sekunden und führen den sanften Wasserstrahl auf der Innenseite des Beins wieder zurück zur Ferse. Dann wiederholen Sie die Prozedur auf dem linken Bein. Insgesamt sollte dieser Guss zirka 30 Sekunden dauern und drei Mal wiederholt werden“, so der Kneipparzt.

Was Sie bei dem selbstverständlich täglich durchzuführenden Programm sonst noch berücksichtigen sollten:

  • Bevor Sie mit dem Guss beginnen, sollte Ihnen wohlig warm sein. Machen Sie die Anwendung also am besten nach einer warmen Dusche oder gleich nachdem Sie aus dem warmen Bett gestiegen sind. Oder aber Sie wärmen sich vorher durch Bewegung auf!
  • Achten Sie darauf, dass das Badezimmer gut temperiert ist.
  • Die Temperatur des Wassers sollte zwölf bis 16 Grad betragen.
  • Zum Schluss nicht abtrocknen, sondern das Wasser mit den Händen abstreifen, eventuell durch Bewegung für Wiedererwärmung sorgen, dann ankleiden oder noch einmal ins Bett legen.

Dr. Breuss: „Bei einem Guss wird die Haut aus ihrer Trägheit herausgerissen, indem sie besser durchblutet wird. Zunächst einmal werden die Gefäße enger gestellt, man merkt dies an der Blässe der Haut. Anschließend kommt es zu einer Erweiterung der Gefäße, was Sie an der Rötung der Haut merken. Eine bessere Durchblutung bedeutet, dass die Arterien mehr Blut an die Problemzonen heranschaffen und dass das Blut von den Venen wieder optimal abgeführt wird. Dadurch werden auch die Schlacken abtransportiert.“
Nicht zu vergessen: Durch diese Wasseranwendung nach Kneipp wird auch die Wärmeregulation der Haut optimiert. Die Abwehr von Keimen und anderen Erregern wird ebenfalls verbessert.

Lappen, Bürsten, Wickel
Einen ähnlichen Effekt erzielt man mit den Waschungen nach Kneipp. Dabei wischt man mit einem in kaltem Wasser befeuchteten Waschlappen zügig über die Haut – in diesem Fall nicht nur von den Zehen bis zum Gesäß und wieder zurück, sondern über den ganzen Körper. Auch nach dieser Anwendung trocknet man sich nicht ab, sondern zieht entweder über den feuchten Körper einen Bademantel an oder kuschelt sich ins warme Bett.
Dasselbe kann man auch mit Trockenbürsten durchführen. Auch hier gilt: Zügig mit kreisenden Bewegungen die Haut abbürsten, so dass eine leichte Rötung entsteht. Striemen und Kratzer sind ein Zeichen dafür, dass man zu grob vorgeht oder die Bürste zu hart ist.
Auch kalte Wickel für die Problemzonen können die Funktion und das Aussehen der Haut verbessern. Allerdings gibt Dr. Breuss zu bedenken: „Das ist eine Anwendung, die man am besten in einem Kneippkurhaus unter ärztlicher Betreuung durchführt. In Marienkron machen wir das so: Wir tauchen ein saugfähiges Tuch in Salzwasser und geben es in den Kühlschrank. Zwischen vier und fünf Uhr morgens wird der Kurgast in dieses eiskalte feuchte Tuch gewickelt. Es bleibt so lange am Körper, bis es durch die Körpertemperatur warm geworden ist. Das ist für die Haut ein besonders intensiver Reiz.“

Kräuter für die Haut
Aus der Sicht der Kneippmedizin sind die mechanischen Reize probate Methoden der Schönheitspflege: Sie fördern die Durchblutung der Haut, machen sie widerstandsfähiger und damit auch straffer und schöner. Doch nach Ansicht von Dr. Breuss bringt es auch viel, die Haut zusätzlich mit Heilkräutern in Form von speziellen Cremen oder Salben zu verwöhnen. Denn im ganzheitlichen Gesundheitskonzept von Pfarrer Kneipp bildet die Verwendung von Heilkräutern eine wesentliche Säule. Zum Eincremen der durch mechanische Reize vorbehandelten Haut wird etwa Traubenkernöl empfohlen, man schwört aber auch auf Salben mit Arnika, Rosmarin und Rosskastanie.

Was aus der Sicht der Kneippmedizin sonst noch der Haut zugute kommt:

  • Viel trinken, am besten täglich zwei bis drei Liter Wasser und Kräutertee (zum Entschlacken Löwenzahn- und Birkenblättertee).
  • Regelmäßig Sport und Gymnastik, idealerweise drei bis fünf Mal pro Woche.
  • Nicht rauchen, wenig Alkohol, wenig tierisches Eiweiß, Weißmehl und Zucker, sparsamer Umgang mit Kochsalz.

     

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