Kosmetik & Pflege

Körperpflege: die häufigsten Fehler beim Duschen, Baden & Co.

Wasser marsch, eingeseift, abgespült und trockengerubbelt: Was kann man beim Duschen schon falsch machen? Einiges, sagen Ärzte, wie auch bei den anderen täglichen Hygieneritualen. MEDIZIN populär über die häufigsten Fehler bei der Körperpflege.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Duschen wie ein Schaumschläger

Sich einseifen, bis es schön schäumt, und dann wohlig warmes Wasser über die Haut prasseln lassen – ein Genuss ohne Zweifel, doch nicht für jede Haut: „Wer empfindliche oder trockene Haut hat, sollte sich lieber nicht bei jeder Dusche oder Wäsche einseifen“, rät der Wiener Dermatologe Dr. Sebastian Reischle. „Besser als Seife sind milde, rückfettende Duschgels und -öle, die die Haut weder austrocknen und noch belasten.“ Außerdem gilt: Sauber wird man prinzipiell auch, wenn man sich nur mit Wasser wäscht. Und: Schäumt man sich zu oft, also mehr als ein- bis zweimal täglich ein, besteht die Gefahr, dass nach und nach der Fettfilm der Haut beschädigt wird.

Intimhygiene mit allen Mitteln

Hygienefehler rächen sich vor allem auch in der Intimregion. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen hat die Haut im Genitalbereich einen niedrigeren pH-Wert als an anderen Körperstellen. Darum kann man sich allerlei Probleme einhandeln, wenn man zu oft und dann auch noch mit Seife oder anderen Reinigungsmitteln für Sauberkeit unterhalb der Gürtellinie sorgt. Einmal täglich mit Wasser reinigen genügt: So kann man sich die unangenehmen Folgen falscher Intimhygiene wie Brennen und Jucken, aber auch Trockenheitsekzeme und Infektionen ersparen.

Die tägliche Kopfwäsche

Richtig schön sehen die Haare nur in frisch gewaschenem Zustand aus? Also muss die tägliche Kopfwäsche einfach sein? Ein Fehler, wie so mancher schon an sich feststellen musste: „Werden die Haare jeden Tag shampooniert, besteht die Gefahr, dass sie glanzlos und struppig werden und sich auf der Kopfhaut Schuppen und Trockenheitsekzeme bilden“, warnt Hautarzt Reischle. Auch Sparen kann sich bei der Haarpflege als Fehler entpuppen, denn: „Billigprodukte enthalten oft Substanzen wie Nickel, die die Kopfhaut reizen und zur Bildung eines Kontaktekzems führen können“, warnt der Dermatologe und empfiehlt die Verwendung hochwertiger Produkte.

Schmieren, was der Schrank hergibt

Die Haut einschmieren – mit allem, was der Badezimmerschrank hergibt, sei es mit der teuren Creme, die Tante Uschi unter den Christbaum gelegt hat, oder mit der Lotion, der man schon seit vielen Jahren die Treue hält: Hautpflege, die nicht dem Hauttyp entspricht, ist ein besonders weit verbreiteter Fehler. Darüber hinaus bedenken viele nicht, dass sich der Hauttyp im Lauf des Lebens verändert: „Sowohl im Gesicht als am Körper wird die Haut mit zunehmendem Alter trockener“, betont Reischle und ergänzt: „Wenn die Haut trotz der Pflege mit den gewohnten Produkten öfter spannt oder schuppt, sollte man auf eine reichhaltigere Creme umsteigen oder auf ein Öl, das die Haut gut durchfeuchtet.“ Andernfalls können sich z. B. aus Schuppungen Trockenheitsekzeme entwickeln. „Pickel drohen jenen, die ihre ohnedies bereits fettige Haut oder Mischhaut zu reichhaltig pflegen“, nennt Reischle eine weitere Folge falscher Pflege. „Für sie eignen sich leichtere Cremen oder Seren besser.“

Nebenbei Zähne putzen

Die Zähne putzen – nichts einfacher als das? Von wegen, auch bei dieser Hygienemaßnahme wird leider einiges falsch gemacht, bedauert Univ. Ass. DDr. Oliver Jandrasits von der Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik in Wien. Viele erledigen die Mundhygiene nebenbei und nehmen sich viel zu wenig Zeit dafür. Jandrasits: „Vor allem Ältere, die aufgrund des altersbedingten Zahnfleischschwundes größere Zahnflächen zu putzen haben und zum Schutz des Zahnfleisches auch besonders vorsichtig vorgehen sollten, sollten drei bis sechs Minuten für das Zähneputzen einplanen.“ Sich Zeit nehmen und vorsichtig sein sollte man laut dem Zahnmediziner auch bei der – pflichtmäßigen – Anwendung von Zahnseide: „Wer damit zu rüde umgeht, riskiert Verletzungen und Entzündungen des Zahnfleisches“, erklärt Jandrasits. „Zahnseide sollte man sägeartig zwischen den Zähnen nach unten und wieder nach oben bewegen.“ Antibakterielle Mundspülungen und fluoridierte Gels sollte man dann verwenden, wenn der Zahnarzt eine Neigung zu Karies festgestellt hat. Ein Muss für alle ist hingegen eine professionelle Mundhygiene ein bis zwei Mal pro Jahr.

Ohne Desinfektion rasieren

Haare: Auf dem Kopf werden sie gehegt und gepflegt, vom Körper rigoros entfernt, eben ganz so, wie es das aktuelle Schönheitsdiktat vorgibt. Wenn man Gesicht, Achseln, Intimbereich, Beine, Brust und Arme rasiert, bleibt das nicht immer folgenlos, warnt Reischle. Zwar zieht sich dank der modernen Klingen von Trockenrasierern und elektrischen Geräten heute kaum noch jemand bei der Entfernung der Körperbehaarung Schnitte zu, doch im Eifer des Gefechts kommt es des Öfteren zu bakteriellen Entzündungen. Reischle: „Dabei dringen Bakterien in Hautporen oder zu den Haarwurzeln ein, so entstehen eingewachsene Haare und schmerzhafte Pickel.“ Derlei Unbill lässt sich aber laut dem Mediziner gut vorbeugen, indem man sich die Zeit dafür nimmt, vor und nach dem Rasieren desinfizierende Produkte wie Preshaves und Aftershaves verwendet werden.

Nägel nach der Mode schneiden

Die Finger- und Zehennägel müssen oval geschnitten und gefeilt werden, weil nur das so gut aussieht? Mag sein, doch werden die Nägel in diese Form gebracht, besteht die Gefahr, dass sich an den Seiten Haken bilden, die in das Fleisch von Finger oder Zeh einwachsen. Ist es zu diesem – sehr schmerzhaften – Problem gekommen, rät der Mediziner dazu, den eingewachsenen Teil des Nagels von einer medizinischen Fußpflegekraft oder einem Hautarzt entfernen zu lassen. Reischle: „Wer den Fehler macht, zu lange zuzuwarten, riskiert großflächige Entzündungen beziehungsweise die Bildung von sogenanntem Wild- oder Wundfleisch.“

Hornhaut ganz entfernen

Hornhaut an den Füßen wirkt ungepflegt – also weg damit, bis die Haut darunter rosig zum Vorschein kommt? Wer sich danach richtet, sollte eines bedenken: „Hornhaut entsteht, um den Fuß vor Druck zu schützen, der von bestimmten Schuhen auf ihn ausgeübt wird“, erklärt Reischle. Der Haut diesen Schutz zur Gänze zu nehmen, ist ein Fehler, da dies die Gefahr in sich birgt, dass sich an den allzu zarten Stellen am Fuß Blasen bilden. Der Mediziner rät dazu, „die Hornhaut nur so lange mit Bimsstein oder Hornhautfeile zu bearbeiten, bis noch eine dünne Schicht davon übrig ist“.

In den Ohren bohren

Mit Wattestäbchen in die Ohren bohren, bis auch wirklich alles Ohrenschmalz entfernt ist – ein häufiger Fehler bei der täglichen Körperpflege. „Es reicht, nur die Ohrmuschel und den äußersten Eingang des Ohrs von Ohrschmalz zu befreien“, betont Reischle. Beim unvorsichtigen Hantieren mit den Stäbchen ist schon so manches Trommelfell verletzt worden.

Öfter einmal peelen

Die Haut im Gesicht und auch am Körper peelen und so die obersten Hautschüppchen entfernen: Das hinterlässt ein Gefühl der absoluten Sauberkeit, was kann also falsch daran sein, sich dieses Hygieneritual öfter zu gönnen? Reischle: „Öfter kann zu oft sein.“ Hinterlässt das Peeling ein Wundgefühl, empfiehlt es sich, statt einmal pro Woche nur noch alle zwei Wochen zu peelen und auf schonendere Produkte umzusteigen – etwa solche, die man aufträgt, trocknen lässt und dann mit den Fingern abradiert. Auf Gesichts-Peelings jedweder Art verzichten sollte, wer gerade an Lippenherpes leidet. „Dann besteht die Gefahr, dass man die Viren auf das gesamte Gesicht verteilt und sich auch abseits der Lippen Herpes-Herde entwickeln“, warnt Dermatologe Reischle.   

Stand 04/2015

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