Fehler bei der Nagelpflege können nicht nur optisch störende, sondern auch gesundheitliche Folgen haben. Für MEDIZIN populär erklärt ein Experte, was man beim Reinigen, Kürzen, Pflegen und Verschönern der Nägel tun und lassen sollte.
Von Mag. Sabine Stehrer
Ein bisschen schneiden, ein bisschen feilen – das kann doch jedes Kind! Wer so über Nagelpflege denkt, kann irgendwann eine böse Überraschung erleben: Die Nägel werden brüchig, wachsen auf einmal mit weißen Flecken aus der Nageltasche heraus, verfärben sich gelb oder noch schlimmer: Durch Pflegefehler steht die Gesundheit von Händen und Füßen auf dem Spiel. So können sich etwa Nagelbettentzündungen, eingewachsene Nägel und Hühneraugen bilden, oder ein Fußpilz geht auf den Nagel über und Nagelpilz entsteht. Alles das ist äußerst unangenehm und kann auch sehr schmerzhaft sein. Doch Mag. DDr. Andreas Kapetanopoulos, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Kufstein sowie Spezialist für Nagelerkrankungen, beruhigt: „Sowohl Nagelerkrankungen als auch allem, was optisch an Finger- und Zehennägeln stört, kann man durch richtige Pflege gut vorbeugen.“ Und hat man bereits Beschwerden, sind diese mit einer optimalen Pflege, die eventuell mit einer medizinischen Behandlung kombiniert wird, leichter wegzubekommen, so der Experte. Für MEDIZIN populär erklärt er die Details:
Mit Bürste und Stäbchen reinigen
Schon beim Reinigen kann man einiges falsch machen: „Schmutz unter den Nagelrändern bürstet man am besten mit einer mittelharten Bürste weg, oder man entfernt ihn mit einem Holz- oder Plastikstäbchen“, sagt Kapetanopoulos. „Ein Auskratzen mit einem Metallinstrument wie einer Metallfeile kann die Nagelunterfläche beschädigen oder das Nagelbett verletzen.“ Die möglichen Folgen einer unsanften Befreiung der Nägel von Schmutz reichen von weißen Flecken auf den Nägeln bis hin zu Nagelbettentzündungen – wenn mit dem Schmutz auch Keime ins Nagelbett eingedrungen sind.
Eincremen & einölen
Wenn Nägel nicht massiv belastet werden, wie etwa durch häufigen Kontakt mit Putzmitteln, Chemikalien oder strapazierender Handarbeit, „brauchen sie an sich keinen speziellen Schutz“, sagt Kapetanopoulos. „Nägel werden aber stabiler, glatter und daher auch glänzender, wenn man sie immer wieder einmal mit Nagelcremen eincremt, die den Feuchtigkeitsbinder Urea enthalten, oder wenn man in die Nägel und das Nagelbett Nagelöl einmassiert.“
Kürzen, feilen, glätten
Wohl kaum jemand möchte Chris Walton Konkurrenz machen, jener Sängerin aus den USA, die es in die aktuelle Ausgabe des Guiness-Buchs der Rekorde schaffte, weil sie durchschnittlich 60 Zentimeter lange Fingernägel hat. Und so machen wir uns regelmäßig daran, die Nägel an Füßen und Händen zu kürzen. Mit dem Abzwicken oder Abschneiden ist es freilich nicht getan, wenn wir das Beste aus unseren Nägeln herausholen wollen. Kapetanopoulos: „Das Kürzen der Nägel an Fingern und Zehen erfolgt am besten mit einer scharfen Nagelschere.“ Scharf sollte sie sein, „um ein Ausfransen der Nägel zu verhindern, das dazu führen kann, dass sie splittern“. Geschnitten wird am besten gerade, und erst nach dem Schneiden werden die Nagelränder gefeilt. Für das Feilen empfiehlt der Experte eine Glasnagelfeile, mit der auch gleich die Nageloberfläche sanft geglättet werden kann: Solcherart von meist altersbedingten Längsrillen und -furchen befreit, glänzen die Nägel mehr. „Das Glätten sollte aber sanft erfolgen, denn wer dabei zu grob hantiert, riskiert, die Nageloberfläche zu beschädigen“, sagt Kapetanopoulos. Und dann besteht die Gefahr, dass Keime eindringen, was wiederum zu Verfärbungen, schlimmstenfalls zu Infektionen führt.
Was tun mit überschüssiger Nagelhaut?
Der eine hat sie, der andere nicht: Je nach erblicher Veranlagung überwuchert die Nagelhaut mehr oder weniger stark die Nägel an Fingern und Zehen. Viel Nagelhaut macht die Nägel zwar nicht krank, doch wirken die Hände und Füße damit ungepflegt. Kapetanopoulos: „Um Nagelhaut zu entfernen, badet man die Hände und Füße vor der Maniküre bzw. Pediküre am besten in einem Wasserbad oder lässt kurz einen Nagelhautentferner einwirken.“ Danach schiebt man die Haut mit einem Holz- oder Gummistäbchen sanft zurück und zwickt Überstände vorsichtig mit einer Hautzange ab. Hautfetzen, die sich seitlich des Nagels am Finger bilden, schneidet man ebenfalls vorsichtig mit einer Hautzange ab. Auf keinen Fall sollte man sie wegzupfen oder abreißen, denn jede ungeduldige Manipulation an der Haut im Bereich des Nagels und der Nagelhaut kann zu Verletzungen führen – und diese wiederum zu Entzündungen mit nachfolgenden Nagelwachstumsstörungen und Verfärbungen.
Nagellack? Ja, aber…
Schon seit Jahrhunderten färben Frauen ihre Nägel, früher mit natürlichen Farbstoffen, heute mit Lack. Nichts spricht dagegen, die Hornschicht an unseren Finger- und Zehenkuppen zu lackieren, solange den Nägeln zwischen den Verschönerungen immer wieder einmal eine lackfreie Zeit von mehreren Wochen gegönnt wird, so Kapetanopoulos. Von der dauernden Verwendung von Lack sollte man Abstand nehmen, denn schließlich muss der Lack auch immer wieder entfernt werden. Und die Entfernung ist mit einer Entfettung verbunden, die mit sich bringt, dass der Nagel austrocknet und leichter splittert. Einrisse an der Nagelplatte sind aber nicht nur störend und sehen unschön aus, so Kapetanopoulos. „Durch sie können außerdem Spuren von Lackfarben in die Nagelplatte eindringen und Verfärbungen hervorrufen.“ Darüber hinaus stellen die Einrisse auch eine Pforte für Schmutzstoffe dar, die so in Nagelplatte oder -bett gelangen können. Dringen im Schmutz enthaltene Keime bis dorthin vor, drohen Nagelbettentzündungen.
Stärkendes Gel & Kunstnägel
Künstliche Nägel und auch Nägel, die mit Gel verstärkt werden, machen Schönheitsfehler an den Spitzen der Finger und Zehen unsichtbar und erfreuen sich deswegen unter Frauen jeden Alters steigender Beliebtheit. Ist diese Art von Verschönerung gesundheitlich unbedenklich? „Wer vorhat, sich die Nägel mit Kunstnägeln überkleben oder mit Gel verstärken zu lassen, sollte bedenken, dass die Substanzen, die dabei verwendet werden, den Nagel schädigen können“, warnt Experte Kapetanopoulos. Besonders gefährlich sind Acrylatkleber, mit denen die Kunstnägel auf dem Nagel fixiert werden. Durch sie lösen sich oft Nagelplatten, unter denen sich Verfärbungen oder bakterielle Infektionen entwickeln können. „Besteht bereits eine Nagelerkrankung wie ein Nagelpilz oder hat man auch nur den Verdacht, dass eine solche besteht, sollte man keinesfalls zu Kunstnägeln oder Gel greifen, sondern die Nagelerkrankung fachärztlich behandeln lassen“, sagt Kapetanopoulos.
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Das gehört in ärztliche Hände
- Wenn sich an den Füßen Hühneraugen bilden, verhornte kreisförmige Knoten, die in der Mitte dunkel sind und bei Druckbelastung schmerzen, sollten Sie auf keinen Fall selbst herumdoktern: „Wenn daran herumgeschnipselt wird, kann das zu schwerwiegenden Komplikationen wie Entzündungen bis hin zur Bildung von Geschwüren führen“, warnt der Spezialist für Nagelerkrankungen Mag. DDr. Andreas Kapetanopoulos. Hühneraugen lässt man am besten vom Hautarzt oder von einer Fußpflegerin entfernen, die auf medizinische Pediküre spezialisiert ist.
Ein Hühnerauge kann nur dort entstehen, wo übermäßiger Druck auf die Haut ausgeübt wird, ein Problem, das wiederum oft auf eine Fußfehlstellung oder eine Fehlbelastung zurückgeht. Kapetanopoulos: „Dieses Problem sollte jedenfalls ärztlich behandelt werden.“ Mit Pflege vorbeugen kann man Hühneraugen, indem man Hornhaut an den Füßen regelmäßig mit einem Bimsstein entfernt.
- Auch wenn sich weißliche Hautfetzen am Fuß gebildet haben, heißt es: Bitte zum Arzt! Denn dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Fußpilz, der oft in einen Nagelpilz übergeht. „Pilzerkrankungen müssen medikamentös behandelt werden, und zwar lokal durch Salben und oral mit Tabletten“, weiß der Facharzt. Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser: In fortgeschrittenen Stadien einer Nagelpilzerkrankung erleichtert ein teilweises oder gänzliches Entfernen des Nagels die schnellere Genesung. Vorbeugen lässt sich der Pilzerkrankung, indem man nach dem Besuch von Hallenbad, Sauna & Co die Füße desinfiziert und gut abtrocknet.
- Wenn sich die Nägel auf einmal stark nach unten (Uhrglasnägel) oder nach oben (Löffelnägel) biegen, sollte ebenfalls ein Arzt zu Rate gezogen werden, denn: „Das kann ein Hinweis auf eine Mangelerscheinung oder eine innere Erkrankung sein“, so Kapetanopoulos.
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Wissen
Die Finger- und Zehennägel dienen den Finger- und Zehenkuppen als Schutz, verleihen ihnen Feingefühl und erweisen sich als unentbehrliche Kratzwerkzeuge. Sie wachsen zwei bis drei Millimeter pro Monat, im Sommer um 20 Prozent mehr und mit zunehmendem Alter immer weniger.