Veränderungen der Nägel an Händen und Füßen sehen nicht nur unschön aus, sie können auch ein Hinweis auf Mangelerscheinungen und verschiedene ernsthafte Erkrankungen sein. MEDIZIN populär über die häufigsten Nagelprobleme, wie sie entstehen, und was man dagegen tun kann.
Von Mag. Sabine Stehrer
Nagelpilz
Etwa 500.000 Österreicherinnen und Österreicher haben ihn: Damit ist der Nagelpilz, der in der Fachsprache der Mediziner Onychomycose heißt, die mit Abstand häufigste Nagelerkrankung. Sie tritt meistens an den Fußnägeln auf und ist an weißlich- bis gelblichen Verfärbungen des Nagels zu erkennen, die im weiteren Krankheitsverlauf bräunlich und schwarz werden können. Außerdem kann der Pilzbefall zu Verdickungen an der Nageloberfläche, Verbiegungen des Nagels oder ein Abheben der Nagelplatte zur Folge haben.
Die Salzburger Fachärztin für Dermatologie Dr. Adelheid Stöger erklärt, wie Nagelpilz entsteht, auf welche Erkrankungen er hindeuten kann und wie er am besten wieder zum Verschwinden zu bringen ist: „Mit einem Nagelpilz steckt man sich an, man infiziert sich. Und das passiert dann, wenn das Immunsystem des gesamten Körpers geschwächt ist oder wenn der Nagel selbst eine Abwehrschwäche hat.“ Weitere Hintergründe der Entstehung für Nagelpilz können eine schwache Durchblutung des Nagelbereichs oder Diabetes sein.
Auch wer an einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse oder an einer Erkrankung der Nebennierenrinde leidet, sei anfällig, sich mit dem Nagelpilz zu infizieren, sagt die Expertin, die auch Inhaberin des TCM-Diploms der Universität Nanjing in China sowie des Akupunktur-Diploms der Österreichischen Ärztekammer ist. „Ehe man an die Therapie des Nagelpilzes geht, sollte man daher zunächst abklären, ob eine der genannten Grunderkrankungen besteht“, sagt Dr. Stöger. „Parallel zur Behandlung der Grunderkrankung soll man dann auch den Pilz behandeln.“ Und zwar am besten durch Fußbäder mit einem speziellen (antimykotischen) Zusatz und dem Auftragen von bestimmten Lösungen auf den Nagel. Wobei die Mitbehandlung der Zehenzwischenräume und Fußsohlen ebenso unerlässlich ist wie die Desinfektion von Schuhen mit einem Spray.
Verformung
Was ebenfalls häufig vorkommt: Die Nägel an Händen und Füßen wachsen nicht einfach gerade, sondern sie wölben sich nach unten oder oben. Solche Verformungen nennt man auch Dystrophien. Sind die Nägel stark nach unten gebogen, spricht man von Uhrglasnägeln, zeigt die Biegung nach oben, wird die Verformung Löffelnagel genannt.
Wodurch die Verformungen entstehen? Dr. Stöger: „Meistens steckt ein Mangel an bestimmten Substanzen dahinter.“ So könne dem Körper beispielsweise die wichtige Aminosäure-Kombination Methionin-Cystein fehlen, die zum Beispiel in Lachs, Putenfleisch, Emmentaler, Sojabohnen oder Cashew-Nüssen vorkommt, aber auch Eisen, das in Fleisch, Fisch, Gemüse und Getreideprodukten steckt.
Wölbungen der Nägel können aber auch, so Dr. Stöger weiter, auf Durchblutungsstörungen und/oder einen Insulinmangel zurück gehen, mit dem Diabetiker zu kämpfen haben. Auch eine Möglichkeit: eine ererbte Abnormität. Letztere kann nicht zum Verschwinden gebracht werden, alle übrigen jedoch schon, indem man, so Stöger, „die fehlenden Substanzen zuführt und die dahinter steckende Grunderkrankung, wie zum Beispiel den Diabetes oder die Durchblutungsstörung entsprechend therapiert“.
Nagelbettentzündung
Von Nagelbettentzündungen, die auch Paronychien genannt werden, sind auch viele Österreicherinnen und Österreicher betroffen. Dr. Stöger: „Die Nagelbettentzündung tritt entweder akut auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist, und verschwindet rasch wieder, oder sie entwickelt sich zur chronischen Krankheit, die nicht nur ein kosmetisches Problem ist, sondern auch schmerzhaft sein kann.“ Letzteres sei vor allem dann der Fall, wenn man häufig Kontakt mit Wasser, schmutziger Kleidung oder Reinigungsmitteln hat, weshalb fünfmal mehr Frauen als Männer betroffen sind. Die Therapie sei oft langwierig und erfordere Konsequenz, sagt die Expertin und rät Betroffenen zum regelmäßigen Eincremen mit antibiotischen Salben, die vom Hausarzt oder vom Facharzt für Dermatologie verschrieben werden.
Dellen, Rillen, Streifen & Co
Man weiß heute, dass auch andere Veränderungen der Nägel an Händen und Füßen ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung oder Mangelerscheinung sein können:
- Nägel, die bröckeln, gehen meist mit Hauterkrankungen einher.
- Wenn die Nägel gelb sind, Dellen oder Grübchen aufweisen, leidet man häufig an Ekzemen oder Schuppenflechte.
- Weiße Längsstreifen könnten auf eine bestimmte Hauterkrankung (Dyskeratosis follikularis) hinweisen, weiße Querstreifen können mit einer Niereninsuffizienz oder einer Erkrankung an Fleckfieber einhergehen, eine totale Weißfärbung mit einer chronischen Dickdarmentzündung oder einer Lebererkrankung.
- Längsrillen oder -furchen treten oft bei chronischen Atemwegserkrankungen auf, können aber auch in Folge einer Verletzung entstehen.
- Querrillen oder -furchen entstehen häufig nach schweren Erkrankungen, nach einem Herzinfarkt, einer Darmkrebsoperation, aber auch, wenn über längere Zeit ein Zinkmangel besteht.
- Weiße Flecken können sich bilden, wenn man sich den Finger unterhalb des Nagels gequetscht hat, oder bei der Maniküre die Nagelhaut oder das Nagelbett verletzt hat.
- Wenn Nägel splittern, kann das ein Hinweis auf einen Vitamin B- oder D-Mangel, einen Eisenmangel, Kalziummangel oder Schilddrüsenerkrankungen sein. Andere Ursachen fürs Splittern: Die Nägel sind einer permanenten mechanischen Belastung aussetzt, wie dem Tippen auf einer Tastatur, man verwendet häufig Nagellackentferner mit Aceton oder hantiert mit aggressiven Reinigungsmitteln.
Um einfach nur unschöne Nagelveränderungen zu verdecken, könne man sich unter gewissen Voraussetzungen ohne Bedenken die Mittel der Kosmetik zunutze machen. Nagellack selbst schadet den Nägeln nicht, beim Nagellackentferner hingegen ist Vorsicht geboten. Gegen das Aufkleben von Kunstnägeln spricht aus Dr. Stögers Sicht gar nichts. „Man sollte allerdings darauf achten, dass ein Gel verwendet wird, das dermatologisch getestet ist.“
So bleiben die Nägel schön
Was tun, damit Nagelerkrankungen erst gar nicht entstehen? Dr. Adelheid Stöger: „Wer auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten achtet, tut auch viel für seine Nagelgesundheit und damit auch für die Schönheit der Nägel.“ Besonders gut tun den Nägeln, aber auch den Haaren Biotin, das zum Beispiel in Walnüssen steckt, sowie Vitamin H aus Eigelb, Hefe, Hülsenfrüchten oder Innereien.