Jede zweite Frau und jeder dritte Mann leidet – zumeist im fortgeschrittenen Alter – an Krampfadern. Das Venenleiden ist nicht nur optisch störend, sondern kann auch ernsthafte Folgen haben. Wer jetzt Maßnahmen ergreift, hat gute Chancen auf schöne – und gesunde Beine bis zum Sommer.
Von Mag. Sabine Stehrer
Drei Monate und drei Wochen sind es noch, bis am 21. Juni in unseren Breitengraden der Sommer beginnt. Das ist Zeit genug, um ein Problem aus der Welt zu schaffen, das es nicht wenigen verleidet, in der warmen Jahreszeit Bein zu zeigen: Krampfadern. Jede zweite Frau und jeder dritte Mann hat sie in mehr oder weniger ausgeprägter Form, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt und unter den Über-70-Jährigen nahezu jede und jeder betroffen ist. Meist treten die Krampfadern an den Waden gekrümmt aus der Haut hervor, manchmal auch an den Oberschenkeln.
Nicht verharmlosen
„Sehr viele Frauen und Männer betrachten Krampfadern leider nur als kosmetisches Problem“, weiß Prim. Dr. Afshin Assadian, Vorstand der Gefäßchirurgie am Wilhelminenspital in Wien. Die Stränge, die blau sind, weil sich in den Krümmungen Blut staut, sehen zwar alles andere als schön aus. Doch sollte man sie nicht als Schönheitsmakel verharmlosen. Was viele Betroffene nicht wissen: Früher oder später verursachen die ausgeleierten und gekrümmten Venen, in denen die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, lästige Beschwerden. Dazu zählen angeschwollene Beine oder unangenehme Missempfindungen wie ein Brennen, Kribbeln oder auch ein Schweregefühl. Darüber hinaus können Krampfadern ernsthaft die Gesundheit gefährden: Dann nämlich, wenn sich in den Adern Entzündungen bilden. Denn aus diesen Entzündungen entwickeln sich nicht selten Geschwüre oder ein offenes Bein.
Drei hilfreiche Methoden
„Deswegen sollte man Krampfadern jedenfalls vom Arzt untersuchen lassen“, sagt Assadian und meint: Wer sich jetzt im Frühling entschließt, etwas für die Gesundheit und Schönheit seiner Beine zu tun, kann dank der modernen Therapien damit rechnen, dass die Behandlung bis zum Sommeranfang Wirkung zeigt bzw. abgeschlossen ist und von den Krampfadern nichts mehr spür- und sichtbar ist. Assadian über das Vorgehen gegen das lästige bis belastende Übel: „Den verschiedenen Ausprägungen von Krampfadern und dem Allgemeinzustand sowie dem Alter der Betroffenen entsprechend, gibt es heute im Wesentlichen drei Methoden, um das Problem zu bekämpfen.“
1. Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie ist sozusagen die Light-Version unter den Therapien, die sich für alle eignet. „Sie besteht lediglich darin, dass man einen speziellen Kompressionsstrumpf trägt“, so Assadian. Der eng anliegende Strumpf drückt auf die Vene und stützt sie so. Das verhindert, dass sich Blut in den Krümmungen der Vene staut und die Krampfader immer dicker wird. Auf diese Art und Weise werden die blauen Stränge bis zum Sommer zumindest nicht gefährlicher bzw. unansehnlicher. Und, so Assadian: „Wer jetzt damit beginnt, einen Kompressionsstrumpf zu tragen, kann auch die typischen Beschwerden bei Krampfadern eindämmen, die sich im Sommer bedingt durch die Wärme oft verschlimmern.“ Vor allem Schwellungen in den Beinen treten mit einer Kompressionstherapie seltener auf.
Da diese Methode das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt, empfiehlt sie sich auch vor Operationen, bei denen die Krampfadern verschlossen oder entfernt werden. Nach den Eingriffen beschleunigt der Druck des Strumpfs auf die Beine die Heilung.
2. Verschluss der Vene
Die Gefahr, dass die Krampfadern die Lebensqualität immer stärker beeinträchtigen und irgendwann gesundheitliche Schäden verursachen, kann durch den Verschluss der Vene gebannt werden. „Verschlossen und somit außer Betrieb gesetzt wird die Vene entweder thermisch, also durch die Einwirkung von Hitze per Laser oder Radiowellen, oder auch mechanisch, indem die Vene mit Schaum gefüllt wird“, sagt Assadian. „Unmittelbar danach übernehmen andere, umliegende Blutgefäße die Aufgabe der verschlossenen Vene und transportieren das Blut zum Herzen zurück.“
Mit welchem Verfahren die Vene auch verschlossen wird: Die Eingriffe belasten kaum, werden meistens unter örtlicher Betäubung durchgeführt, und anschließend können die Patienten nach Hause gehen. Assadian: „An den Tagen nach dem Venenverschluss muss man allerdings mit Schmerzen rechnen, die bei der Anwendung des Lasers am stärksten ausfallen und beim Verschluss mit Schaum am schwächsten.“ Sehr selten treten nach dem Eingriff entlang des verschlossenen Venenstrangs bleibende, braune Hautverfärbungen auf oder Nervenirritationen, die aber vorübergehen, informiert Assadian über mögliche postoperative Komplikationen des Venenverschlusses.
Verläuft alles normal, dauert der Heilungsprozess aber nur ein bis zwei Wochen – das Tragen eines Kompressionsstrumpfs beschleunigt ihn. In dieser Zeit schrumpft die verschlossene Vene bzw. Krampfader nach und nach in sich zusammen und ist bis zum Sommer kaum noch oder gar nicht mehr sichtbar. Dann steht dem Tragen von kurzen Röcken und Hosen nichts mehr im Weg.
3. Entfernung der Vene
Etwas länger muss man sich gedulden, bis die Beine wieder schön und gesund sind, wenn die Vene nicht verschlossen, sondern zur Gänze entfernt wird: Ein Eingriff, der etwas schwerer als der Verschluss der Vene ist und meistens stationär und unter Vollnarkose durchgeführt wird. „Dabei setzt man entweder im Bereich des Knies oder im Bereich der Leiste einen zwei bis sieben Zentimeter langen Schnitt“, erklärt Assadian den Ablauf. „In den Schnitt wird eine Sonde eingeführt, über die die problematische Vene mitsamt ihren Seitenästen herausgezogen wird.“ So wie unmittelbar nach dem Verschluss der Vene übernehmen auch gleich nach dem Herausziehen umliegende Blutgefäße die Aufgabe der entfernten Ader.
Assadian: „Der Vorteil der Venenentfernung gegenüber dem Venenverschluss besteht darin, dass es nach dem Eingriff so gut wie nie zu Nervenirritationen oder Hautverfärbungen kommt.“ Der Nachteil: Nach der Entfernung der Vene muss man damit rechnen, etwas länger Schmerzen zu haben, die auch die Gehfähigkeit beeinträchtigen können, und etwas länger einen Kompressionsstrumpf tragen zu müssen. Drei bis sechs Wochen später ist aber alles ausgestanden – und der Sommer kann kommen!
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Weiser, Pink, Herold, Klaghofer, Slavka, Riss, Schöne & gesunde Beine
Erfolgreich gegen Krampfadern, Besenreiser, Thrombosen, Cellulite & Co.
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