Mehr als eine Dreiviertelmillion Österreicher leidet an Polyneuropathie, einer Krankheit der Nerven. Die Palette der Beschwerden ist groß: Sie reicht von Gefühlsstörungen wie einem Kribbeln über schwer beherrschbare Schmerzen bis hin zu ausgeprägten Lähmungserscheinungen, die unter anderem zu Gehbehinderungen führen. Experten informieren über Ursachen der weitgehend unbekannten Krankheit und neue Möglichkeiten der Behandlung, die Hoffnung geben.
Von Mag. Sabine Stehrer
„Polyneuropathie, was ist das?“, werden Betroffene meistens gefragt, wenn sie erzählen, was sie haben. Denn die Krankheit der peripheren Nerven, an der aktuell jeder zehnte Österreicher leidet, also mehr als eine Dreiviertelmillion, ist weitgehend unbekannt. Bedauerlich ist aber vor allem eines, so Prim. Univ. Doz. Dr. Udo Zifko, Vorstand der Neurologischen Abteilung am Evangelischen Krankenhaus in Wien: „Auch unter den Polyneuropathie-Patienten ist die Unwissenheit über die Krankheit recht groß.“ So nehmen viele anfangs die Beschwerden nicht ernst, warten zu, bis sie einmal einen Arzt darauf ansprechen, und dann nehmen sie häufig nicht alle Möglichkeiten der Behandlung in Anspruch – oft im Zweifel, ob diese wirken. Oder sie wissen nicht, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Zifko: „Es gibt heute aber eine große Auswahl an Behandlungen und hochwirksamen Medikamenten, die auf den jeweiligen, individuellen Fall abgestimmt, sehr gut gegen Polyneuropathie helfen.“
Am besten:
Behandlungspakete, individuell geschnürt
Bewährt haben sich laut Zifko individuell geschnürte Behandlungspakete. Leidet ein Patient beispielsweise an polyneuropathischen Schmerzen und hat motorische Schwierigkeiten, tut sich also beim Gehen schwer, kann so ein Paket etwa aus Medikamenten bestehen, die sich gegen die Nervenschmerzen richten, wie zum Beispiel Antiepileptika oder Kortison, sowie aus gezielter Bewegung. „Bei einer speziellen Ergo- oder Physiotherapie, die eventuell während einer Neuro-Rehabilitation absolviert wird, werden Übungen erlernt, die die Motorik verbessern“, informiert Zifko darüber, was in solchen Fällen am besten ist. Der Erfolg hält umso länger an, je konsequenter die Betroffenen nach einer Rehabilitation oder Therapie die Körperübungen fortführen. Viele Betroffene profitieren auch von physikalischen Therapien, wo elektrische, mechanische – beispielsweise in Form von Massagen – oder thermische Reize, etwa durch Kneipp-Güsse, gesetzt werden.