Partnerschaft & Sexualität

Prostatakrebs: Bleibe ich potent?

Männerängste trotz erfolgreicher Prostataoperation
 
Mit fast 4000 Neuerkrankungen jährlich ist Prostatakrebs der häufigste Krebs bei Männern. Wird er frühzeitig entdeckt und therapiert, sind die Chancen überaus hoch, dass der Patient wieder vollständig gesund wird. Doch trotz dieser Erfolge quält viele betroffene Männer die Ungewissheit, wie es nach der Operation um die Potenz bestellt sein wird.
 
Von Mag. Wolfgang Bauer

Operation ist die am häufigsten durchgeführte Therapie bei einem Prostatakarzinom. Der chirurgische Eingriff bietet nämlich die größten Heilungschancen. Dabei wird allerdings die Vorsteherdrüse, wie die Prostata auch genannt wird, mitsamt den Samenbläschen und den Beckenlymphknoten zur Gänze entfernt. Und dieser Eingriff kann sich auf die Potenz des Mannes auswirken.

Warum das so ist? „Die Prostata selbst ist zwar nicht direkt an der Erektion beteiligt, aber bei ihrer Entfernung kann ein Bündel an Gefäßen und Nerven beschädigt werden, die entlang der Prostata durch das Becken zum Penis verlaufen. Weil diese Nerven für die Versteifung des Gliedes zuständig sind, kann dies sehr wohl Auswirkungen auf die Erektion haben“, erklärt Dr. Michael Eisenmenger, Urologe und Androloge in Bruck an der Leitha und Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologen.

Wenn der Tumor noch nicht weit fortgeschritten ist, kann eine Operationstechnik angewandt werden, welche die Nerven schont. Manchmal ist das aber aus operationstechnischen Gründen nicht möglich, so Dr. Eisenmenger. Und manchmal muss man die Nerven sogar zerstören, weil ansonsten Krebsgewebe zurückbleiben würde und das oberste Ziel der Operation – die Krebsfreiheit – nicht erreicht werden könnte.

Sind aber die Nerven einmal geschädigt bzw. zerstört, so ist es mit der natürlichen Erektion vorbei. Doch auch für diese Fälle gibt es heute Mittel und Wege, die ein zufriedenstellendes Sexualleben ermöglichen.

Hilfen für die Potenz
Nach einer Prostataoperation haben viele Männer Probleme mit der Potenz, und zwar selbst dann, wenn die Nerven, die für die Gliedversteifung wichtig sind, erhalten werden konnten. In solchen Fällen kann man medikamentös nachhelfen und die Mittel eventuell später absetzen, wenn es auf natürliche Weise wieder klappt.

Wenn allerdings die Nerven durchtrennt wurden, dann helfen die Medikamente nichts mehr. Dann können zum Beispiel Injektionen in den Schwellkörper Abhilfe schaffen. „Das kostet die Männer am Anfang eine gewisse Überwindung. Denn sie müssen sich selbst eine Spritze in den Penis verabreichen. Darin enthalten ist z. B. der Wirkstoff Prostaglandin E1, der eine Gliedversteifung bewirkt. Der Einstich ist aber so gut wie schmerzfrei, denn er erfolgt mit einer dünnen Nadel“, so Dr. Eisenmenger. Für diese Prozedur werden die Patienten speziell geschult, denn es besteht die Gefahr der Überdosierung des Wirkstoffes. Das wiederum kann eine schmerzhafte Dauererrektion bewirken, die nur durch urologische Intervention beendet werden kann.

Ob es nun auf natürliche Weise, mit Hilfe von Medikamenten oder aufgrund von Spritzen zu einer Gliedversteifung kommt: Zu einem Samenerguss kommt es nach einer Prostataentfernung nicht mehr. Denn mit der Vorsteherdrüse werden ja auch die Samenbläschen entfernt und der Samenleiter wird durchtrennt. Die Männer erleben dann einen so genannten trockenen Orgasmus, sie haben also einen Höhepunkt ohne Ejakulat. Der Orgasmus spielt sich nun viel stärker im Kopf ab und wird ganz anders erlebt. Die operierten Männer berichten jedoch von einer durchaus zufriedenstellenden Sexualität.

Frühes Inkontinenz-Training
Nach einer Prostata-Operation kommt es häufig vor, dass Patienten noch eine Zeit lang Harn verlieren. „Dem kann man gut vorbeugen. Durch ein spezielles Beckenbodentraining, das die Männer bereits in der Vorbereitung auf die Operation lernen, sollte das Inkontinenz-Problem bald nach dem Eingriff gelöst sein“, so Urologe Dr. Eisenmenger.
In der Nachsorge nach Prostatakrebs-Operationen geht es aber nicht nur um Störungen beim Wasserlassen. Im ersten Jahr danach wird der Patient im Abstand von drei Monaten untersucht. Danach, bis zum fünften Jahr, im Halbjahresrhythmus. So ist gewährleistet, dass eine eventuelle erneute Tumorbildung frühzeitig entdeckt wird.

Stichwort Männerdrüse
Mit fast 4000 Neuerkrankungen jährlich ist Prostatakrebs hierzulande die häufigste bösartige Neubildung bei Männern. Bei den Krebs-Todesfällen pro Jahr rangiert Prostatakrebs nach Lungenkrebs an zweiter Stelle, gefolgt von Dickdarm- und Magenkrebs. Trotz der erschreckend hohen Zahl von Neubildungen zählt das Prostatakarzinom zu den sehr gut behandelbaren Karzinomen. Denn wenn es rechtzeitig entdeckt und operiert wird, betragen die Heilungschancen mehr als 70 Prozent.

Jährliche Vorsorge für den Mann
Ein Großteil der Männer, bei denen ein Prostatakarzinom entdeckt wird, berichtet über keinerlei Beschwerden im Vorfeld. Daher fordern Österreichs Urologen, dass sich Männer ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich dem so genannten Androcheck® („andros“ bedeutet im Altgriechischen „Mann“) unterziehen, bei dem die Untersuchung der Prostata im Mittelpunkt steht. Dabei wird die Prostata vom Enddarm aus abgetastet, eine Prozedur, die nur ein bis zwei Minuten dauert, schmerzfrei ist und ohne Nebenwirkungen bleibt. Zusätzlich wird durch eine Blutuntersuchung der PSA-Wert bestimmt. PSA (Prostataspezifisches Antigen) ist ein organspezifischer Marker aus der Prostata, der bei Prostatakrebs meist erhöht ist. Ist dieser Wert verdächtig hoch, was übrigens auch gutartige Gründe haben kann, dann werden der Drüse einige Gewebsproben entnommen (Biopsie). Diese werden dann auf Krebs untersucht. Im Zuge eines Androcheck® werden übrigens auch Nieren und Blase des Mannes untersucht. Weitere Themen, die im Bedarfsfall angesprochen werden, sind die Impotenz (erektile Dysfunktion, ED) und der Sexualhormonhaushalt (Testosteron). „So wie bei Frauen der Besuch beim Gynäkologen einen jährlichen Fixpunkt darstellt, so sollten sich auch Männer über 45 einmal im Jahr einem Androcheck® bei einem Urologen unterziehen“, so Dr. Eisenmenger. Die Kosten der Untersuchung (und Therapie) der Erkrankungen der Prostata und des Harntrakts werden von der Sozialversicherung übernommen. Die Abklärung und die Therapie von ED und Hormonmangel sind vom Patienten privat zu bezahlen. Mehr Informationen finden Sie unter www.urologisch.at.

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Problemdrüse Prostata

Die Prostata oder Vorsteherdrüse liegt unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre. Sie produziert ein Sekret, das einen Teil der Samenflüssigkeit ausmacht. Vor dem Orgasmus werden die Samenzellen mit ihrer Transportflüssigkeit in der durch die Prostata ziehenden Harnröhre bereitgestellt. Durch das Zusammenziehen der Prostatamuskeln und des Beckenbodens wird dann das Gemisch aus Samenzellen, Prostata- und Samenblasensekret explosionsartig aus der Harnröhre im Strahl hinaus befördert. Die rhythmischen Kontraktionen sind ganz wesentlich für das Wohlgefühl des männlichen Orgasmus verantwortlich. Die Prostata ist für die Fruchtbarkeit des Mannes notwendig, da ihr Sekret alles enthält, was die Samenzellen auf ihrem Weg zur Eizelle als „Nahrung“ benötigen: Wasser, Fruchtzucker und Säure. Auf die Erektion hat die Vorsteherdrüse keinen Einfluss.

Mit zunehmendem Alter gewinnt die Prostata immer mehr an Bedeutung. Während sie bei jungen Männern die Größe einer Kastanie hat, beginnt sich die Drüse bei vielen Männern etwa ab dem 30. Lebensjahr zu vergrößern. Bei fast der Hälfte aller 50-jährigen (und ab dem 80. Lebensjahr bei nahezu jedem) findet sich eine Vergrößerung der Prostata. Sie kann gelegentlich die Größe eines Apfels erreichen. Dieses ungefährliche Wachstum der Prostata wird als gutartige Vergrößerung bezeichnet. Doch auch sie kann Probleme nach sich ziehen, denn sie kann die Harnröhre verengen. In der Folge wird der Harnstrahl immer dünner und schwächer, es droht der vollständige Harnverhalt. Betroffene Männer werden medikamentös behandelt oder müssen sich operieren lassen.

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Granatapfel hilft
An der University of California ist es mit Hilfe von Granatapfelsaft gelungen, bei Prostatakrebspatienten jenen Zeitraum von 15 auf 54 Monate zu verlängern, in dem sich ihr PSA-Wert verdoppelte. PSA (Prostataspezifisches Antigen) ist ein Eiweißstoff, der bei Erkrankungen der Prostata vermehrt gebildet wird. Je langsamer sein Wert ansteigt, umso besser ist die Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf. Mit anderen Worten: Granatapfel-Polyphenole können die Prostatakrebstherapie wirkungsvoll und ohne Nebenwirkungen unterstützen, weil sich der Krankheitsverlauf verzögert. Pantuck betont, dass der Granatapfel Tumore an der Prostata zwar nicht heilen könne. Doch dass er deren Wachstum verlangsamt, steht für ihn außer Zweifel. Die wissenschaftlichen Daten sprechen auch dafür, dass die frühzeitige Aufnahme von Polyphenolen aus dem Granatapfel die Gesunderhaltung der Prostata fördern kann.
   

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