Als Märchendichter und Märchenerzähler hat er sich mit seiner einzigartigen Erzählkunst weltweit einen Namen gemacht: Mehr als 4000 Gastspiele auf allen Kontinenten liegen hinter ihm. Für Verdienste um Wissensvermittlung an Kinder ist er denn auch bereits mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt von der „KinderUni-Graz“ mit dem Ehrentitel KinderUni-Professor h.c. Nun hat er ein neues Buch vorgelegt, in dem Krankheiten kindgerecht erklärt werden. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt der 61-Jährige, der wechselweise in der Südsteiermark und in Piran lebt, warum dieses Buch kranken Kindern, ihren Eltern und anderen Erwachsenen gleichermaßen helfen kann und wieso er selbst schon lang weder Husten noch Bauchweh hatte.
Von Mag. Sabine Stehrer
MEDIZIN populär
Herr Tegetthoff, den Titel Ihres neuesten Buches „Hallo, Herr Husten! Guten Tag, Frau Bauchweh!“ ‘leben’ gerade jetzt im Winter besonders viele Kinder. Kann den armen Kranken das Buch helfen, das ja ein Märchenbuch ist?
Folke Tegetthoff
Das war der wesentliche Ansatz, der mich auf die Idee für das Buch gebracht hat. Im Text und anhand von Illustrationen wird dargestellt, dass Beschwerden, die mit einfachen Krankheiten einhergehen, wie einem Husten, letztendlich einen positiven Sinn haben, da sie ja Gutes bewirken. Husten, aber auch Schnupfen, Bauchweh, Fieber, Erbrechen oder Durchfall dienen ja dazu, krankmachende Eindringlinge aus unserem Körper zu vertreiben und uns wieder gesund werden zu lassen. Das zu verstehen, wirkt allein schon heilsam. Märchenhaft an dem Buch ist nur die Form. Ich habe sie für das Buch gewählt, da das Märchen die wunderbare Möglichkeit bietet, den Krankheiten eine Persönlichkeit zu geben, sie als solche vor den Vorhang zu holen, sie ihre Geschichte erzählen zu lassen und auf diese Art und Weise einfach und kindgerecht erklärbar zu machen.
Das Buch richtet sich also vorrangig an Eltern?
Ich betrachte es als Elternratgeber. Eltern können ihren kranken Kindern daraus vorlesen – wobei das Vorlesen selbst als liebevolle Hinwendung, bei der man das Kind ja auch an sich herannimmt, für die Heilung natürlich noch viel wichtiger ist als der Inhalt des Vorgelesenen, wie ich als vierfacher Vater weiß. Ich habe inzwischen aber auch schon gehört, dass Eltern und andere Erwachsene das Buch einfach so für sich lesen, weil sie es interessant finden (lacht).
An dem Buch hat Ihre Tochter Sophie, eine Kinderärztin, mitgearbeitet.
Sie schreibt am Ende jedes Abschnitts über eine Krankheit, was man mit Hausmitteln erreichen kann und wann man zum Arzt sollte. Sind Sie selbst eher für Hausmittel oder für Medikamente?
Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich zuletzt eine Tablette geschluckt habe. Und ich finde es auch schade, dass viele gleich zu Tabletten greifen, verstehe es aber, da man damit die Beschwerden schnell loswird. Viele haben einfach keine Zeit mehr dafür, dem Körper Zeit für das Gesundwerden zu geben, das ist eben ein Zeichen unserer Zeit. Früher hat man das noch anders, für den Körper schonender, gehandhabt und den Heilungsprozess unterstützt. Zum Beispiel bei Husten mit Salzdampf-Inhalationen, wie wir von unseren Großeltern und Urgroßeltern wissen.
Einer Ihrer Vorfahren war der berühmte Admiral Wilhelm von Tegetthoff. Er hat also Salzdampf inhaliert, wenn er Husten hatte?
(Lacht) Vermutlich, ja. Zuletzt hätten ihm Medikamente von heute allerdings mehr geholfen. Denn der Arme ist ja nicht ehrenhaft in einer Schlacht gefallen, sondern an einer banalen Grippe gestorben.
Was Husten und Heiserkeit anbelangt, folgen Sie aber seinem Vorbild?
Ich habe so gut wie nie einen Husten und bin auch nicht heiser, denn ich beuge vor.
Wie lautet diesbezüglich Ihr Geheimrezept?
Damit meine Atemwege gesund bleiben, trinke ich sehr viel Tee. Vor Tourneen, wo ich teilweise fünf Wochen am Stück drei Auftritte am Tag habe, was für meinen Stimmapparat wirklich sehr anstrengend ist und ihn anfällig macht, lege ich noch etwas drauf. Ich sage dem Stimmapparat, ‘du armer Hund, jetzt kommt einiges auf dich zu.’ Und dann trinke ich prophylaktisch sehr, sehr viel Tee und nehme außerdem Tropfen, die auch ein altes Hausmittel sind und eine Geheimwaffe von Sängern und Schauspielern.
Im Nachwort zu Ihrem neuen Buch steht zu lesen, Sie ernähren sich seit einiger Zeit vegan und fühlen sich auch damit gesünder?
Naja, zu Freunden sage ich immer, ich bin ein ‘Fischveganer’, die schütteln dann den Kopf und meinen, das gibt es nicht (lacht). Ich esse Fisch, aber sonst nur Pflanzliches, in der Früh immer Smoothies. Da bin ich richtig süchtig danach und nehme mir auf Reisen sogar einen Mixer mit. Fleisch oder tierische Produkte wie Eier, Käse oder Milch esse ich nicht mehr. Ich mache das nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil ich gemerkt habe, dass mir diese Kost nicht gut tut. Seitdem ich Fischveganer bin, fühle ich mich besser. Und ich habe auch keine der Beschwerden mehr, die ich früher oft hatte, also zum Beispiel keine Erkältungen mehr, keine Nasennebenhöhlenentzündungen mehr, auch kein Bauchweh mehr nach dem Essen. Stattdessen verspüre ich aber eine ungeheure Energie. Und diese Veränderung habe ich schon ein, zwei Monate nach der Ernährungsumstellung bemerkt.
Ihre Frau macht beim ‘Fischveganismus’ mit?
Sie ist Flexiganer, isst also ab und zu auch ein Stück Fleisch. Da ist ihr aber sehr wichtig, dass das Fleisch genauso wie unsere anderen Nahrungsmittel von Biobauern kommt, die ihre Tiere artgerecht halten.
Welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben?
Eine große, ich betreibe jeden Tag Sport. Ich fahre mit dem Rad, meist so eine Stunde, sowohl in der Südsteiermark, als auch in Piran. In Piran radle ich täglich, bei jedem Wetter, zu einem Fitnessparcours, der direkt am Meer liegt und trainiere an den Geräten, das ist ein Traum.
Dann wird wohl auf das Märchenbuch über die Vorteile von Husten, Bauchweh, etc. eines folgen, das den positiven Sinn des Sports oder der Ernährung kindgerecht erklärt?
Die Idee gibt es tatsächlich! In dem Buch wird es um die Wichtigkeit von Ernährung im Zusammenspiel mit Bewegung gehen, darauf freue ich mich schon sehr, weil dieses Zusammenspiel ein wesentlicher Teil meines Bewusstseins geworden ist. Zunächst freue ich mich aber auf das Erscheinen meines Zeichentrickfilms „Der Hustenbär“, für den ich auch wieder mit Kinderärzten zusammengearbeitet habe, und den sich Kinder demnächst über eine Gratis-App zum Beispiel am Smartphone herunterladen können.
Webtipp:
www.tegetthoff.at
www.geschichtenbox.com
Buchtipp:
Tegetthoff
Hallo, Herr Husten!
Guten Tag, Frau Bauchweh!
Buch:
ISBN 978-3-485-02855-4
166 Seiten, € 15,50
Hörbuch:
ISBN 978-3-7844-4265-5
€ 15,50
Verlag nymphenburger, 2015
Stand 12 /2015