Prominente & Gesundheit

Gerlinde Kaltenbrunner

„Was mich antreibt, ist die Faszination“
 
Zehn Achttausender hat sie bereits bestiegen, doch ihr Ziel ist es, auf den Gipfeln aller 14 höchsten Berge der Erde gestanden zu sein. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt Gerlinde Kaltenbrunner, 37, was sie auf die Berge treibt, und warum sie trotz der großen Risiken, die mit dem Extrembergsteigen verbunden sind, kaum Angst um sich und ihre Gesundheit hat.
 
Von Mag. Sabine Stehrer


MEDIZIN populär
Frau Kaltenbrunner, Sie sind schon auf den Gipfeln von zehn Achttausendern gestanden und haben die übrigen vier, die es noch auf der Erde gibt, sozusagen im Visier. Was ist es, das Sie auf die Berge treibt?

Gerlinde Kaltenbrunner
Was mich antreibt, ist wohl die Faszination. Berge haben mich immer schon begeistert. Und je wuchtiger ein Bergmassiv ist, desto faszinierender finde ich es. Auf dem Gipfel zu stehen, ist für mich dann mit einem unglaublichen Glückserlebnis verbunden.

Einen Achttausender zu besteigen, bringt aber doch auch enorme Risiken mit sich. Haben Sie nie Angst um sich und Ihre Gesundheit?
 
Eigentlich nicht. Ich bin ja immer sehr vorsichtig und horche in mich hinein. Wenn Zweifel daran aufkommen, ob ich den Auf- oder Abstieg schaffen werde, denke ich alles genau durch und entscheide dann bestmöglich.  Wenn etwas passiert, wie im vergangenen Frühling beim Anstieg auf den Dhaulagiri, wo spanische Bergsteigerkollegen und ich von einem Schneebrett verschüttet wurden und zwei Kameraden gestorben sind, breche ich die Expedition ab. So wie auch im Jahr 2005 beim Aufstieg auf den Mount Everest. Da bekam unser japanischer Freund und Teamkollege auf 7800 Metern Höhe ein Hirnödem. In solchen Situationen zählt nur noch die Hilfe, die man leisten muss, da wird der Gipfel völlig unwichtig. Angst um meine Gesundheit habe ich vielleicht aber auch deswegen kaum, weil mir selber noch nie etwas passiert ist. Ich habe die Höhe immer gut vertragen und mich auch noch nie verletzt. Kann sein, dass das auch damit zu tun hat, dass ich schon als kleines Kind viel Sport betrieben habe. Da ist man vielleicht insgesamt robuster.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Expeditionen vor?

Ich trainiere hauptsächlich im Ausdauerbereich. Ich gehe Laufen und Mountainbiken, im Winter skate ich und mache Skitouren über mehrere Stunden hinweg. Oft mit meinem Mann Ralf, der auch Profibergsteiger ist. Und dann klettern wir viel, jetzt im Winter in der Halle oder im Eis und im Sommer am Fels. Was ich sonst noch für meinen Körper tue, ist, mich bewusst zu ernähren. Ich esse täglich Obst und Gemüse und nehme viele Kohlenhydrate in Form von Kartoffeln, Nudeln und Reis zu mir. Hin und wieder esse ich auch Fisch, Fleisch mag ich weniger gern, und was ich strikt meide, sind Nahrungsergänzungsmittel.
 
Welcher Gipfel ist Ihr nächstes Ziel?

Derzeit sind wir viel auf den heimischen Bergen unterwegs. Beim Eisklettern und auf Skitouren. Im Frühling breche ich dann wieder nach Nepal auf, dort möchte ich noch einmal den Dhaulagiri versuchen.

Sie wollen Extrembergsteigen, so lange Sie leben?

Das Bergsteigen ist meine große Leidenschaft und mein Lebensinhalt zugleich, und das wird sicher bis an mein Lebensende so bleiben. Ich werde also auch wenn ich mein Ziel erreicht habe und einmal auf jedem der 14 Achttausender gestanden bin, nicht mit dem Bergsteigen aufhören und es weiter betreiben, so lange es geht.

Machen Sie auch so etwas wie Urlaub?

Nein, Urlaub im klassischen Sinne mache ich nicht. Einmal waren Ralf und ich in Thailand, aber auch dort sind wir täglich geklettert. Wenn wir nach einigen Monaten Expedition zurückkommen, ist dafür aber die ersten zwei Wochen Erholung angesagt. ­Das heißt, wir schlafen viel, gehen gemütlich laufen oder biken und anschließend in die Sauna.

 

Ausgabe 01/2008

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