Er hat sich als Leiter der Tanzschule Elmayer, Organisator der Eröffnung zahlreicher Wiener Traditionsbälle, Dancing Stars-Juror und als Experte für gutes Benehmen einen Namen gemacht. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt der 70-Jährige, der auch Autor etlicher Benimmbücher ist, welche Pläne er für die Zukunft hat, wie er sich fit hält, und warum man sich so wie er für das Tanzen begeistern sollte.
Von Mag. Sabine Stehrer
MEDIZIN populär
Jetzt ist Ballsaison. Haben Sie schon getanzt?
Thomas Schäfer-Elmayer
Tanzen ist schon immer etwas gewesen, das ich sehr gern gemacht habe. Leider komme ich selbst viel zu wenig dazu. Aber zumindest einen Neujahrswalzer zum Walzer ‘An der schönen blauen Donau’ von Johann Strauß zu Jahresbeginn um 00.00 Uhr darf man nicht auslassen.
Warum sollten sich so wie Sie auch andere für das Tanzen begeistern?
Was Tanzfreudige schon immer wussten: Tanzen ist in höchstem Maße gesundheitsförderlich und das in mehrfacher Hinsicht. Tanzen unterstützt die gesamte Kondition, fördert also die Ausdauer, stärkt die Muskeln, verbessert die Koordinationsfähigkeit und den Gleichgewichtssinn. Außerdem belegen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Tanzen unser Hirn zu besonderen Hirnzellaktivierungen anregt, die zur Entspannung von der Alltagsbelastung beitragen. Aber nicht nur das: Wie diese Untersuchungen auch noch belegen, fördert Tanzen zudem unsere kognitiven Fähigkeiten, das heißt, es hilft beim Lernen. Für Senioren stellt es eine höchst effektive Demenzprävention dar und hilft auch an Demenz Erkrankten. Das ist zum Beispiel im Demenz-Tanzcafé im Wiener Haus der Barmherzigkeit zu sehen, das wir unterstützen. Die Therapeutinnen, die dies ins Leben gerufen haben und die sich dabei mit den Klientinnen und Klienten zu Tanzmusik aus deren Jugend im Tanz wiegen, erzählen von Therapieerfolgen, die vorher nicht möglich waren. Meiner Meinung nach sollte das Wundermittel Tanzen in keinem Haushalt fehlen: Man sollte auch zuhause immer wieder in Musik eintauchen und auch alleine tanzen, um hier kein Defizit entstehen zu lassen.
Noch um einiges gesünder als das Tanzen in den eigenen vier Wänden müsste dann das Tanzen auf einem Ball sein, da Bälle auch gesellige, kommunikative Ereignisse sind?
Auch die Gesellschaft anderer ist ein guter Grund, Wiens weltweit einzigartige Bälle zu besuchen. Ein Ball ist Kommunikation in Bewegung und bietet auch Tanzunfreudigen die Möglichkeit des geselligen Beisammenseins und Netzwerkens.
Sie haben sich ja nicht nur als Leiter der Tanzschule Elmayer, Organisator der Eröffnung zahlreicher Wiener Traditionsbälle und Dancing Stars-Juror einen Namen gemacht, sondern sind auch Experte für gutes Benehmen. Wie regelt man der Höflichkeit entsprechend beim Tanzen Probleme wie zum Beispiel schwitzende Hände?
Fremden Schweiß auf den eigenen Händen zu spüren und zu riechen, ist sehr unangenehm. Bei einem Ball wird sich die Dame voraussichtlich nach kurzer Zeit wieder an ihren Tisch führen lassen, wenn ihr Tanzpartner so ein Problem hat. Deshalb empfehlen wir unseren jugendlichen Tanzschülern immer noch das Tragen feiner Baumwollhandschuhe.
Wie löst man das Problem abseits eines Balls?
Prinzipiell sollte man sich bei schwitzenden Händen von anderen fernhalten, und niemandem die Hand geben.
Wie verhält man sich bei anderen unangenehmen Handicaps, wie Mundgeruch, Magenknurren, Niesen, Husten oder zum Beispiel Rückenschmerzen, die einen zu bestimmten Haltungen zwingen?
Mundgeruch muss unbedingt unterbunden werden, durch eine Sofortmaßnahme, wie etwas trinken, mit Mundwasser gurgeln oder ein Bonbon lutschen. Eventuell ist auch medizinische Hilfe nötig. Ein Knurren im Magen sollte ebenfalls behoben werden, das kann man rasch durch die Zufuhr von etwas Nahrung tun. Menschen mit einer Erkältung sollten auf ihre Mitmenschen Rücksicht nehmen und sich zuhause auskurieren. Muss man niesen oder husten und schafft es nicht mehr, ein Taschentuch vor die Nase oder den Mund zu halten, hält man sich wenn möglich die linke Hand vor das Gesicht, um die Umgebung zu schützen. Danach ist Händewaschen angesagt. Und die Rückenschmerzen sollte man kurz ansprechen, um sonst unerklärliche Bewegungen zu begründen.
Sollte man in Gesellschaft über Erkrankungen sprechen?
Wenn man an einer ernsthaften Erkrankung leidet, sollte man das in Gesellschaft lieber für sich behalten. Sehr gute Freunde allerdings sollten da schon die Gelegenheit für Mitgefühl und gute Ratschläge bekommen.
An sich kommen Sie ja aus der Wirtschaft, waren 17 Jahre lang im Management des Pharma- und Chemieunternehmens Ciba-Geigy und des Mischkonzerns VIAG, in der Schweiz, Südafrika und Deutschland tätig. Wie kam es vor dreißig Jahren zu dem doch großen Schritt von dort in die Tanzschule?
Es ist tatsächlich eine gewaltige Umstellung von solchen Unternehmen in ein sehr kleines Dienstleistungsunternehmen zu wechseln. Diese einmalige Chance hatte ich, weil sich meine Eltern, die die Tanzschule in zweiter Generation führten, zur Ruhe setzen wollten und mir klar war, dass es sehr sinnvoll ist, sich für die Traditionstanzschule Elmayer und die Wiener Ballkultur zu engagieren.
Sie sind nun über 70, ein Alter, in dem andere oft schon jahrelang im sogenannten Ruhestand sind. Sie denken aber offenbar nicht einmal daran …
Solange ich das Gefühl habe, gebraucht zu werden, und fit genug für diese Aufgaben bin, möchte ich mich einbringen.
Da Sie sagten, Sie kommen zu wenig zum Tanzen: Wie halten Sie sich denn fit?
Ich habe offenbar das Glück, über eine sehr gute Konstitution zu verfügen. Aber ich bewege mich auch täglich viel in der frischen Luft, und darüber hinaus achte ich auf eine ausgewogene Ernährung. Auch die Freude an meinen Aufgaben und ein stabiles privates und familiäres Umfeld unterstützen meine Leistungsfähigkeit.
Sie sind in Zell am See geboren, in Vorarlberg aufgewachsen: Spielt auch dies bezüglich Ihrer Fitness eine Rolle? Wenn man dort Kind und Jugendlicher ist, hat man ja ganz andere Voraussetzungen …
Im Vergleich zu Großstadtkindern haben Kinder auf dem Land sicher mehr Möglichkeiten zur gesunden Bewegung in der Natur. Dies habe ich in meiner Jugend sehr ausgenützt und genossen. Allerdings gab es damals keine Tanzschule in meiner Nähe. Die wunderbaren Jugenderlebnisse, die eine große Jugendtanzschule bietet, habe ich sehr vermisst.
Was wird auf Ihre Tätigkeit in der Tanzschule, als Dancing Stars-Juror und Autor von Benimm-Anleitungen folgen?
Vorläufig habe ich keine anderen Pläne, es wird also noch mehr von mir in dieser Richtung geben, wenn ich die Möglichkeiten dazu bekomme. Ein weiteres Buch ist zum Beispiel bereits im Werden.
Buchtipp:
Thomas Schäfer-Elmayer
Alles, was Sie über gutes Benehmen wissen müssen
ISBN 978-3-7110-0010-1
384 Seiten, € 24,90
Verlag Ecowin
Webtipp:
https://elmayer.at
Stand 02/2017