Prominente & Gesundheit

Toni Innauer

„Ich möchte mir nicht mehr weh tun“
 
Sein Name ist untrennbar mit dem österreichischen Skisprungsport verbunden, war er doch nicht nur Mitglied des Skisprungwunderteams der 1970er Jahre, Olympiasieger und Weltrekordhalter, sondern auch Cheftrainer der Nationalmannschaft sowie Rennsportdirektor für den Sprunglauf und die Nordische Kombination – eine Funktion, die er im vergangenen März zurücklegte. Seither hält Toni Innauer Vorträge, leitet Seminare und schreibt Bücher. „Am Puls des Erfolgs“ heißt sein jüngstes. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt der 52-Jährige, der in Tirol lebt, was Sportler zu Siegertypen macht, wie man deren Erfolgsrezepte auf das Leben außerhalb des Sports übertragen kann, und warum er heute selber auf gar keinen Fall mehr Skispringen würde.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN populär
Herr Innauer, Ihr jüngstes Buch heißt „Am Puls des Erfolgs“. Am Puls des Erfolgs des Skisprungsports waren auch Sie jahrelang und haben erlebt, dass manche sehr oft siegen, andere nie. Was macht Siegertypen aus?

Toni Innauer
Da kommt jetzt eine längere Liste (lacht). Also ich denke, jemand, der sich beim Siegen leichter tut als andere, hat starke Nerven, wodurch er unter Druck weniger Fehler macht. Und wenn er dann doch welche macht, lässt er sich von den Fehlern nicht so leicht frustrieren, weil er weniger sensibel ist. Er ist stattdessen bereit dazu, die Fehler zu analysieren, und sieht sie darüber hinaus als Chance, etwas besser zu machen. Er denkt also konstruktiv darüber nach. Ein Sportler, der das nicht kann oder der die genannten Voraussetzungen nicht oder noch nicht hat, kann sich heutzutage aber von Coaches helfen lassen und ebenfalls zum Erfolgstypen werden.

Kann man die Erfolgsrezepte aus dem Sport auf das Leben außerhalb des Sports übertragen?
Die Strukturen sind ähnlich, und der Transfer muss bewusst erfolgen. Das versuche ich den Teilnehmern an meinen Seminaren, den Zuhörern bei meinen Vorträgen und den Lesern meines neuen Buchs zu vermitteln.

Wer beim Skispringen und Skifliegen Erfolg haben will, darf wohl auch nur wenig Angst haben …
Wie man es schafft, keine Angst vor dem Absprung zu haben, frage ich mich heute auch! (lacht) Aber ich weiß andererseits, dass es geht, indem man als Junger klein anfängt. Im Lauf der Jahre gewöhnt man sich an immer größere Schanzen und bekommt immer mehr Mut. Mit jedem Erfolg bekommt man mehr Selbstvertrauen und noch mehr Mut und verliert umgekehrt immer mehr Angst – was übrigens ganz genauso für das normale Leben gilt.

Was geht im Kopf vor, während man in der Luft ist?
Nach dem Start und dem damit verbundenen Adrenalinstoß kommt man in seine eigenen Zone, wie das oft auch bei Musikern während ihres Auftritts ist. Es ist nicht so sehr ein Denken, das stattfindet, sondern ein Wahrnehmen. Ein intensives Erfühlen seiner Bewegungsabläufe und der Umweltbedingungen, also der Geschwindigkeit und der Luftkräfte, ein Wahrnehmen, während dem man zwar hellwach ist, aber nicht mit ganz bewussten Entscheidungen, sondern nur mit Reflexen durch Haltungsänderungen auf die Umweltbedingungen reagiert. Das endet erst, wenn man gelandet ist. Da wird dann der Denkapparat wieder hochgefahren und man tritt aus dieser eigenen Zone heraus.
 
Wünschen Sie sich, wieder einmal skizuspringen?
Nein, das tu ich mir nicht mehr an. Vor allem wegen der großen Verletzungsgefahr. Bei mir ist sie besonders groß, weil ich am Schluss meiner Laufbahn einen Unfall hatte, bei dem mein ganzer Unterschenkel zerstört wurde. Ich möchte mir nicht mehr weh tun. Und wenn mich jemand fragen würde, ob ich lieber Skispringen will oder lieber eine Runde Golfen, Wandern oder Mountainbiken, würde ich jedenfalls die letzten drei Sportarten dem Sprung von der Schanze vorziehen. Ich gehe aber auch ins Fitnessstudio und mache dort Krafttraining, und hin und wieder gehe ich Laufen, im Winter Skilanglaufen und Skitouren. Ich bin ein Mensch, der viel Sport braucht, um sich körperlich wohlzufühlen, und der Sport tut mir auch psychisch gut.

Ist Sport für Sie auch Erholung?
Zur Erholung gehe ich Fliegenfischen. Das ist auch fast ein Sport (lacht). Und danach gibt es meistens Fisch, was außerdem noch gesund ist!

Gesunde Ernährung ist Ihnen wichtig?
Nicht nur mir, sondern meiner gesamten Familie. Wir essen viel Vollwertiges, viel Obst und Gemüse und viel Fisch, und das schmeckt uns auch.

Ihre Bücher verkaufen sich gut. Worüber schreiben Sie als nächstes?
Zuletzt habe ich mich viel mit dem Umgang mit persönlichen Ressourcen beschäftigt und mit den Fehlern, die man dabei machen kann, und die ja viele in eine Überlastung und bis ins Burn-out führen. Möglicherweise beschäftige ich mich in einem nächsten Buch mit dieser Thematik.

Buchtipp:
Innauer, „Am Puls des Erfolgs“, ISBN 978-3-905800-99-9
368 Seiten, 24 Euro, CSV Wien, 2010

Webtipp:
www.toni-innauer.at

 

Ausgabe 01/2011

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