Empfindliche Blase?

August 2013 | Medizin & Trends

Was dem Sensibelchen zusetzt
 
Alle halbe Stunde am Klo und dann dieses Brennen: Wer eine empfindliche Blase hat, kennt die unangenehmen Beschwerden – und sollte die „5 K“ beachten, die dem Sensibelchen besonders zusetzen.
 
Von Mag. Helga Schimmer

Häufiger überfallartiger Harndrang, geringe Harnmengen, Brennen beim Wasserlassen oder gar krampfartige Unterbauchschmerzen – manchmal reichen schon wenige Minuten auf der kühlen Parkbank oder ein paar hektische Stunden im Büro, um den Teufelskreis in Gang zu setzen. Ist die Blase wieder einmal beleidigt, muss den Beschwerden aber nicht gleich eine bakterielle Infektion zugrunde liegen. „Die Reizblase verursacht ähnliche Symptome wie eine Blasenentzündung. Eine Unterscheidung ist jedoch ohne spezielle urologische Diagnostik kaum möglich. Häufig überlagern sich beide Krankheitsbilder auch“, erläutert Dr. Michael Eisenmenger, Facharzt für Urologie und Andrologie in Bruck an der Leitha.
Wer leicht an einer gereizten Blase leidet, sollte die „fünf K“ beachten, empfiehlt Eisenmenger:

Kälte
Niedrige Temperaturen irritieren die Blasennerven und wirken verkrampfend auf die Blasenmuskulatur. Da genügt oft schon ein Stein, auf den man sich in einer Wanderpause niederlässt, oder ein Fliesenboden, auf dem man sich ohne isolierende Unterlage setzt. Besonders Anfällige reagieren sogar auf den Kältestrom, der beim Öffnen einer Tiefkühltruhe in Bauchhöhe entsteht. Nässe lässt den Unterleib ebenfalls auskühlen und fördert eine Verkrampfung unseres Urinspeicherorgans. Wer hier empfindlich reagiert, sollte nur in temperiertem Wasser schwimmen und die nasse Badehose nach dem Planschen unverzüglich gegen eine trockene tauschen. „Die meisten Betroffenen behandeln sich instinktiv richtig, indem sie eine Wärmflasche auf den Unterbauch auflegen“, sagt Eisenmenger.
Auch kalte Füße können unangenehme Blasenbeschwerden nach sich ziehen. Viele Menschen mit sensibler Blase tragen deshalb sogar im Hochsommer dicke Socken. Fachärztlicher Tipp: Üben Sie regelmäßig Sportarten wie Walken oder Joggen aus, die für eine gute Durchblutung der Füße sorgen.

Koffein
Kaffee, schwarzer und grüner Tee, Cola und Energy-Drinks enthalten das Alkaloid Koffein, das nicht nur das Zentralnerven- und das Kreislaufsystem anregt, sondern auch andere Organe wie beispielsweise die Nieren. Die Substanz hemmt die Aufnahme von Wasser aus dem Primärharn und hat somit eine harntreibende Wirkung – der Drang zur Toilette wird verstärkt. Patienten mit Reizblase sollten daher möglichst selten zu koffeinhaltigen Getränken greifen.
Außerdem rät Eisenmenger, den Konsum von Alkohol, scharf gewürzten Speisen sowie Getränken mit viel Kohlensäure und viel Fruchtsäure einzuschränken, weil sie die Blasenschleimhaut reizen können. Manche Fruchtsäfte haben durch ihre alkalisierende Wirkung auf den Urin positive Effekte auf die Blase, so etwa der Cranberry-Saft. Auch spezielle Teemischungen mit Goldrutenkraut haben sich bei Blasenproblemen bewährt, weil sie krampflösend und schmerzlindernd wirken und die Vermehrung von Mikroorganismen hemmen.

Keime
Breiten sich die natürlich im Darm vorkommenden Bakterien in Richtung Harnröhre aus, kann es zu schmerzhaften Blasenentzündungen kommen. Dass Frauen wesentlich häufiger mit Infektionen der unteren Harnwege kämpfen als Männer, liegt an den anatomischen Gegebenheiten: Der After liegt vergleichsweise nahe an der weiblichen Harnröhre, sodass Keime leicht dorthin verschleppt werden können. Die Bakterien steigen dann recht rasch durch die kurze Verbindung in die Blase auf und finden hier gute Vermehrungsbedingungen vor. Die Folge sind die bekannten Beschwerden: Ziehen im Unterbauch, verstärkter Harndrang, Brennen beim Wasserlassen.
„Eine solche Entzündung lässt sich gut mit Antibiotika behandeln und heilt bei rechtzeitiger Therapie ohne Folgen aus“, weiß der Urologe. „Allerdings hat die Erkrankung die Tendenz, wiederzukehren, und kann sogar chronisch werden.“ Gerade in diesen Fällen ist eine sorgfältige Abklärung beim Facharzt oder auf einer urologischen Ambulanz unerlässlich.

Konflikte
Jeder Körper hat eine individuelle Schwachstelle, die bei seelischer Belastung mit Symptomen reagiert. Der eine bekommt bei Stress Kopfschmerzen, der andere eine Magenverstimmung, einem dritten schlagen Konfliktsituationen auf die Blase. Für Psychotherapeuten steht das Organ in engem Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Personen, die zu funktionellen Blasenstörungen neigen, halten meist stark an ihren Gewohnheiten fest und tun sich schwer damit, sich in Gelassenheit zu üben. Nimmt die Anspannung überhand, entwickelt sich bei diesen „Blasentypen“ schnell eine Reizblase. Der Körper signalisiert: Achtung, akute Überlastung – eine Auszeit ist angezeigt!
Eisenmenger: „Wichtig ist es, diesen Wink des Körpers ernst zu nehmen, in den stressigen Tagesablauf bewusst Pausen einzubauen und den Belastungen mit Entspannungstechniken oder Bewegungstraining entgegenzuwirken.“

Klimakterium
Die Wechseljahre bringen auch für die weibliche Blase Veränderungen mit sich. Die Eierstöcke stellen allmählich ihre Arbeit ein und produzieren immer weniger Östrogen. Durch das Hormondefizit werden die Schleimhäute in den Harnwegsorganen schlechter durchblutet, die Blase reagiert stärker auf reizende Stoffe im Urin, der Harndrang nimmt zu, Keime breiten sich leichter aus. Zu den Auswirkungen zählen die Begünstigung von Harnwegsinfektionen und die Neigung zur Blasenschwäche, da zunehmend Bindegewebe und Beckenbodenmuskulatur erschlaffen und der Schließmuskel geschwächt wird. „Gezielte Beckenbodengymnastik und eine lokale Therapie mit östrogenhaltigen Zäpfchen oder Salben können die Beschwerden bessern“, so Eisenmenger.
Gegen die Unbilden des fortgeschrittenen Lebensalters sind auch Männer nicht gefeit. Während sie in jüngeren Jahren von Blasenproblemen weitgehend verschont bleiben, steigt bei ihnen ab zirka 60 das Risiko von Harnwegsinfekten an. Verantwortlich dafür ist häufig eine Vergrößerung der Prostata, wodurch die Blase schlechter entleert werden kann und der dort verbleibende Restharn die Entstehung einer Entzündung, aber auch von Inkontinenz, fördert.

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Tipps für die Blase

Urologe Dr. Michael Eisenmenger rät:

Ausreichend trinken.

Leider verringern viele Blasenpatienten wegen des gesteigerten Harndrangs die Trinkmenge, bewirken damit aber das Gegenteil: Die geringe Blasenfüllung senkt das Fassungsvermögen des Organs nur noch mehr ab. Nehmen Sie täglich rund 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit zu sich, vorzugsweise Wasser, Mineralwasser ohne oder mit wenig Kohlensäure, ungesüßten Kräutertee und verdünnte Fruchtsäfte.

Reizstoffe reduzieren.

Neben einer vitamin- und ballaststoffreichen Ernährung und dem Verzicht auf Nikotin hat sich der maßvolle Genuss von koffein- und alkoholhaltigen Getränken bei Reizblasensymptomen als günstig erwiesen.

Blase trainieren.
Um den verstärkten Harndrang zu kontrollieren, können Sie versuchen, den Gang zur Toilette immer etwas länger hinauszuzögern. So gewöhnt sich Ihre Blase wieder an eine größere Füllmenge. Ein kurzes Einziehen der Beckenbodenmuskulatur hilft, den momentanen Harndrang abzuschwächen.

Arzt aufsuchen.
Wenn die Beschwerden sich mit den bereits genannten Tipps nicht bessern oder Harnwegsinfekte öfter auftreten (Richtwert: drei bis vier Mal pro Jahr), wenden Sie sich an einen Urologen. Er kann abklären, ob den Symptomen organische Ursachen zugrunde liegen, und bei funktionellen Störungen Medikamente verordnen, die die Blasenmuskulatur entkrampfen sowie die Häufigkeit der Harnwegsinfekte verringern.

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