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Lärm: Umweltproblem mit schweren Folgen

Warum Gesundheit mehr Stille braucht   Lärm ist "akustischer Müll", den keiner braucht - und jeder mitverursacht. Mit der "Entsorgung" dieses Abfalls ist der Mensch zunehmend überfordert. Lärmbedingte Gesundheitsschäden, nicht nur für die Ohren, wurden bisher grob unterschätzt. Darum fordert der Wiener Umweltmediziner Dipl.-Ing. Dr. Hans-Peter Hutter, Ruheoasen unbedingt zu schützen.   von Mag. Karin Kirschbichler

Lärm ist mehr als das Geräusch des anderen. Lärm ist auch mehr als Schall. Und da fängt das Problem schon an. Während etwa der Pegel von Schall objektiv gemessen werden kann (die Einheit ist Dezibel, abgekürzt dB), haftet dem Lärm stets eine subjektive Bewertung an. Was die einen stört, bringt die anderen nicht aus der Ruhe, was für die einen zu laut ist, empfinden die anderen als angenehm. Fast ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher fühlt sich von Lärm gestört, wie die derzeit aktuellsten Daten von 2003 (Mikrozensus) besagen. Sind diese 29,1 Prozent einfach nur Sensibelchen mit einem subjektiven Problem?

„Natürlich nicht“, sagt DI Dr. Hans-Peter Hutter, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie mit Schwerpunkt Umweltmedizin am Institut für Umwelthygiene der Universität Wien. „Das Problem der subjektiven Empfindung von Lärm zieht sich durch die gesamte Lärmwirkungsforschung. Lärm ist akustischer Müll, ist unerwünschter, belästigender, störender und eventuell schädigender Schall. Zu einem Drittel ist Lärmwirkung auf objektiv messbare physikalische Parameter zurückzuführen, also etwa auf Schallpegel, Häufigkeit, Frequenz. Zu zwei Drittel wird Lärm aber von persönlichen und situativen Einflüssen bestimmt.“

Auch eine Frage der Einstellung
Welche sind das? „Auf der persönlichen Ebene spielt die Lärmempfindlichkeit eine Rolle, aber auch eine individuelle Lärmgeschichte“, erklärt der Mediziner. „Wer stets in einer ruhigen Umgebung gewohnt hat, wird sich durch den plötzlichen Einzug eines lauten Nachbarn mehr gestört fühlen als jemand, der in einer lauteren Umgebung aufgewachsen ist. Ganz wichtig ist hier auch die persönliche Einstellung zur Lärmquelle: Das laute Telefonat des Bürokollegen, den ich nicht leiden kann, wird mich mehr in Rage bringen, als der Staubsaugerlärm eines Nachbarn, dem ich gewogen bin.“

Auch situationsbezogene Faktoren beschäftigen die Lärmwirkungsforschung. Wie sehr sich der Mensch vom Lärm belästigt fühlt, hängt unter anderem davon ab, bei welcher Aktivität er gestört wird. Hutter: „Hier geht es um die Fragen: Wann, wie oft und von welcher Lärmquelle kommt die Störung? Nimmt der Nachbar seinen Rasenmäher während der Woche in Betrieb oder just am Sonntagvormittag, wenn man endlich in Ruhe Zeitunglesen will?“

Schallpegel alleine sagen wenig über die Belästigungswirkung aus. Dies zeigt das folgende Beispiel. „Brummt die Lüftung eines Supermarktes mit 35 dB in einem sonst ruhigen Innenhof, so werden die Nachbarn in ihrem Schlaf gestört. Im Urlaub bevorzugen sie ein Zimmer mit Meerblick und finden das Rauschen der Wogen bei 55 bis 60 dB herrlich entspannend.“

Gar nicht subjektiv: Die gesundheitlichen Folgen
Bei aller Subjektivität: Lärm schadet der Gesundheit – auch dann, wenn er nicht als störend empfunden wird. Da die Ohren nicht aufhören können zu hören, wird der Körper von jedem lauten Geräusch in einen aktivierten Zustand versetzt. „In Zeiten, in denen sich der Mensch noch vor wilden Tieren verteidigen musste, war es überlebensnotwendig, dass der Körper bei jedem verdächtigen Geräusch alarmiert und aktiviert wurde. Heute ist der Lärmstress ein Riesenproblem, das grob unterschätzt wird“, so Umweltmediziner Hutter und listet die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm auf, die weit über die bekannten Hörschäden wie Schwerhörigkeit hinausgehen.

Herzinfarkt
Lärm ist ein Stressor, er versetzt den Körper in Alarmbereitschaft. Stresshormone wie Cortisol oder Adrenalin werden vermehrt ausgeschüttet, Blutdruck und Herzfrequenz erhöht, das Blut wird „zähflüssiger“, die Blutfette steigen an. All das kann in weiterer Konsequenz zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko führen. Dr. Hutter: „Wir wissen aus Studien, dass Menschen, die über einen längeren Zeitraum einem Straßenverkehrslärm von 65 dB untertags und 55 dB nachts ausgesetzt sind, ein 20 bis 30 Prozent höheres Herzinfarktrisiko haben. Davon betroffen sind in Österreich rund elf Prozent der Bevölkerung.“ Zur Information: Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgesehenen Vorsorgerichtwerte liegen um zehn Dezibel darunter: 55 dB untertags und 45 dB nachts sollten nicht überschritten werden, damit der Mensch durch Lärm nicht krank wird. „In der europäischen Union ist allerdings mehr als ein Viertel der Bevölkerung – also rund 120 Millionen Menschen – Lärmpegeln oberhalb der Vorsorgerichtwerte ausgesetzt. Aufgrund der zu erwartenden Zunahme des Verkehrs ist die Tendenz steigend“, so Hutter.

Geschwächtes Immunsystem
Die hormonbedingte Aktivierung des Organismus kann das Immunsystem schwächen. Und das zieht eine ganze Reihe von Problemen nach sich. „So ist ein abwehrgeschwächter Organismus nicht nur anfälliger für Allergien, sondern die Immunschwäche verstärkt zum Beispiel auch die Wirkung von Luftschadstoffen bei der Entstehung von Asthma und chronischer Bronchitis“, erklärt Dr. Hutter die Konsequenzen.

Schlafstörungen
Lärm verhindert oder verzögert das Einschlafen, Lärm reißt uns aus dem Schlaf. Aber nicht nur das: „Selbst wenn man nicht aufwacht, melden die Ohren laute Geräusche ans Gehirn weiter – der Organismus wird aktiviert. Die Folgen sind eine messbar verstärkte Herzaktivität und eine Verschiebung der Schlafphasen: Wir schlafen weniger tief und erholen uns nicht so gut.“

Aggressionen
Lärm macht hilflos und frustriert („Hört denn das nie auf?“), macht aggressiv („Jetzt dreh’ ich bald durch!“) und zornig („Gebts a Ruh!“). Hutter: „Studien zufolge ist in stark lärmbelasteten Gebieten die Gewaltbereitschaft der Bewohner größer, die Hilfsbereitschaft geringer.“

Konzentrationsprobleme
Lärm beeinträchtigt die Lern- und Merkfähigkeit. Hutter: „Eine groß angelegte Studie im Umfeld von Flughäfen zeigt, dass Fluglärm die schulische Leistungsfähigkeit von Kindern stärker beeinträchtigt als bisher angenommen. Sie brauchen ein bis zwei Monate länger, um Lesen zu erlernen, wenn sie erhöhter Lärmbelastung ausgesetzt sind.“

Ruheoasen schützen!
Der Blick in die Zukunft ist düster. Nicht nur, weil Straßen- und Flugverkehr – jetzt schon die schlimmsten Lärmerreger – weiter zunehmen werden, wie Hutter prognostiziert, sondern weil es den Ruhezeiten und -zonen an den Kragen geht. „Wir bewegen uns auf eine 24-Stunden-Gesellschaft zu“, so der Umweltmediziner und Ökologe. „Wir nähern uns der permanenten Rast- und Ruhelosigkeit, der Lärm lässt auch nachts weniger nach, ruhige Phasen werden kürzer. Die Einkaufs- und Vergnügungszentren sollen immer länger offen halten, am besten rund um die Uhr – und das auch noch sonntags. Kaum jemand denkt an den damit verbundenen Wirbel, der schon allein durch den vermehrten Zulieferverkehr verursacht wird.“

Natürlich muss Lärmeindämmung bei den Lärmverursachern beginnen, sagt Dr. Hutter. Etwa bei einer strikten Einhaltung des Nachtfahrverbotes für LKWs und Tempolimits, bei verstärktem Einsatz von Maßnahmen wie Lärmschutzwänden, lärmarmen Reifen und ebensolchen Fahrbahnbelägen, leiseren Düsentriebwerken etc.

Dennoch könnte schon durch ein verstärktes Lärmbewusstsein einiges verbessert werden. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht nur Lärmerregte, sondern auch Lärmerreger sind. Wenn man schon nachts das Auto vor einem Wohnhaus einparkt und durch das Herummanövrieren des Wagens Lärm verursacht, so ist es wohl das mindeste, dass man nach dem Aussteigen nicht auch noch die Autotür lautstark zuschlägt. Das sind Kleinigkeiten, bei denen sich jeder am Schopf packen kann“, appelliert Hutter. Dasselbe gilt für die Ruheoase Sonntag, die es zu schützen gilt: „Es kann nicht sein, dass durch den Wunsch, am Sonntag einkaufen zu gehen, die letzten Ruhezeiten verloren gehen.“

 

Vom Walkman zum Hörgerät
Tagsüber die Kopfhörer von Walkman, Discman, MP3-Player, iPod – und wie die Berieselungsgeräte alle heißen – im Ohr, abends zu einem Konzert oder in die Diskothek: Das rächt sich, früher oder später sind die Hörschäden da – und bleiben schlimmstenfalls.

Während Walkman & Co dem Ohr einen Schallpegel von bis zu 120 dB zumuten, haben wir es bei Popkonzerten mit Geräuschkulissen von bis zu 115 dB zu tun, in Diskotheken kann der Krach 100 dB durchaus überschreiten. Diese Schallpegel liegen weit im gehörschädigenden Bereich, der bei 85 dB beginnt.

Je länger die Ohren solchen Lärmbelastungen ausgesetzt werden, desto größer ist die Gefahr von Hörschäden. „Immer mehr Jugendliche leiden unter Tinnitus oder haben Hörschäden. Es gibt einen dramatischen Anstieg, denn jeder dritte Jugendliche hört nicht mehr so gut wie er sollte“, sagt Dr. Hutter. Warum Zigarettenrauch die Gefahr verstärkt: „Was kaum jemand weiß: In verrauchter Luft wirkt Lärm zwei- bis dreimal so stark. Durch den Sauerstoffmangel werden die Haarzellen im Innenohr dermaßen geschwächt, dass der eindringende Schall noch verheerendere Folgen hat.“

Rund um die Uhr im Dienst
Das Ohr kann nicht weghören

Das Ohr ist das empfindlichste aller Sinnesorgane. Im Unterschied zum Auge hat es keine Lider, wir können es nicht schließen, es ist immer empfangsbereit, um uns vor möglichen Gefahren zu warnen. Das Ohr kann Schallereignisse mit einer Dauer von nur 30 Millisekunden deutlich erkennen. Selbst kleinste Änderungen in Frequenz, Lautstärke, Klangfarbe und Tondauer nimmt es wahr. Zum Vergleich: Wäre eine Waage so empfindlich wie das Ohr, müsste sie so konstruiert sein, dass sowohl eine Briefmarke als auch ein Lastwagen darauf gewogen werden könnten.

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass sich das Ohr an starken Lärm gewöhnen kann. Zwar können sich die feinen Haarzellen im Innenohr nach Lärmattacken, wie sie etwa ein lautes Konzert darstellt, wieder regenerieren, wenn sie die nötige Ruhepause dafür bekommen. Aber: Ein einmal geschädigtes Hörorgan wird für weitere Schädigungen immer anfälliger. Und: Werden die Hörsinneszellen so drangsaliert, dass sie absterben, so bleibt das Gehör für immer beeinträchtigt.

 
 

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Ausgabe 10/2006

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