Radfahren im Winter

November 2008 | Fitness & Entspannung

So kommen Sie gesund durch die kalte Jahreszeit
 
Immer mehr Menschen schwingen sich auch in der nasskalten Jahreszeit auf den Drahtesel, um radelnd zur Arbeit oder in den Supermarkt zu gelangen. Ganz nebenbei sausen sie ­dadurch nicht nur den hohen Benzinpreisen, sondern auch Erkältung und Grippe davon, denn: Rad fahren stärkt das Immunsystem. Und nicht nur das. MEDIZIN populär informiert über weitere positive Auswirkungen und erklärt, worauf Sie beim Winterradeln achten ­sollten, damit Sie gesund bleiben.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Dass das Radfahren immer beliebter wird, liegt nicht nur an den horrenden Treibstoffpreisen. Wer regelmäßig in die Pedale tritt, ist umweltfreundlich und preisgünstig unterwegs und fördert damit nachhaltig seine Gesundheit und Fitness. In der wärmeren Jahreszeit sind bis zu drei Millionen Österreicher mit dem Fahrrad unterwegs, immerhin 300.000 bleiben ihrem Drahtesel auch im Herbst und Winter treu. Bei den alltäglichen Fahrten hat das Radeln aber noch großes Aufholpotenzial: Denn obwohl laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in 70 Prozent der heimischen Haushalte mindestens ein Fahrrad vorhanden ist, werden derzeit nur knapp sechs Prozent der alltäglichen Wege mit dem Drahtesel bewältigt.

Aktiv im Alltag
Dabei ist gerade das regelmäßige Radfahren – so wie jede alltägliche körperliche Aktivität – aus gesundheitlicher Sicht äußerst wertvoll, wie Dr. Kurt A. Moosburger, Facharzt für Innere Medizin, Sport- und Ernährungsmediziner aus Hall in Tirol bestätigt. „Der Nutzen ist groß“, berichtet der Mediziner. „Schon mit relativ kleinen Dosen an Bewegung kann man – erst recht, wenn man davor untrainiert war – einen passablen Fitnesszustand erreichen.“ Dazu braucht man sich nicht stundenlang abzustrampeln: Schon eine halbe Stunde Aktivität pro Tag, die man auch in Etappen einteilen kann, wirkt gesundheitsfördernd – etwa indem man eine Viertelstunde zur Arbeit hin- und zurückradelt. „Doch selbst wenn die Fahrt nur fünf Minuten dauert – jeder Meter, den ich radle oder gehe, anstatt mit dem Auto oder der Straßenbahn zu fahren, ist ein Gewinn“, betont Moosburger.

Sport als Medikament
Wer regelmäßig radelt bzw. das ganze Jahr über körperlich aktiv ist, stärkt sein Immunsystem und wirkt chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen entgegen, das Herzinfarktrisiko wird gesenkt, Bluthochdruck positiv beeinflusst. „Durch die regelmäßige Aktivität lassen sich auch der Fettstoffwechsel und ein etwas aus dem Lot geratener Zuckerstoffwechsel normalisieren“, ergänzt Facharzt Moosburger. „Auf diese Weise kann man sich oft ein Medikament ersparen, denn der Sport wirkt wie ein solches.“
Gerade in der Erkältungssaison stärken Pedalritter nicht nur das Immunsystem und somit die Krankheitsabwehr –  indem sie auf das Fahrrad statt in die überfüllte U-Bahn steigen, radeln sie den Krankheitserregern gleichsam davon. „Menschenansammlungen sind riskant, weil da fleißig Viren ausgetauscht werden“, erklärt Moosburger. Durch das Radfahren in der frischen Luft wird das Infektionsrisiko gleich noch einmal reduziert.

Nicht bei jeder Witterung
So gesund das Radfahren ist, in einigen Fällen – etwa bei schlechten Straßenverhältnissen – sollte man genau abwägen, ob man sich aufs Fahrrad setzt oder den Weg doch besser zu Fuß, mit dem Bus oder Auto zurücklegt. „Bei Schnee und Glatteis ist das Radfahren vor allem im Straßenverkehr wirklich gefährlich“, betont Kurt A. Moosburger, selbst ein passionierter Hobbyradsportler, der sich aber nicht als „Allwetter-Radler“ bezeichnet. „Ich selbst fahre, wenn möglich, mit dem Rad zur Arbeit. Bei Schlechtwetter oder im Winter radle ich lieber zu Hause auf dem Ergometer.“

Achtung auf die Atmung
Nicht nur witterungsbedingt schlechte Straßenverhältnisse, auch Kälte und winterliche Minustemperaturen stellen für so manchen ein gesundheitliches Risiko dar. Menschen mit empfindlichen Bronchien etwa sollten sich bei winterlicher Kälte vor großer Belastung im Freien hüten. Das Problem: Die kalte Luft, die man ab einem bestimmten Belastungsgrad automatisch durch den Mund einatmet, beleidigt die Bronchien. „Jene, die ein besonders sensibles Bronchialsystem haben, reagieren dann mit Asthma oder einer akuten Bronchitis“, erklärt Moosburger. Sie sollten eine tiefe Mundatmung bei Kälte möglichst vermeiden. „Ich empfehle, sich bei Kälte nicht zu intensiv zu belasten, sodass man noch großteils durch die Nase atmen kann, weil dadurch die Luft ein wenig angewärmt wird“, unterstreicht der Mediziner. „Wer mit dem Bronchialsystem Probleme hat, kann sich mit der Inhalation eines bronchienerweiternden Asthmasprays unmittelbar vor einer intensiveren Belastung behelfen.“ Das gilt für jene, die ein belastungs- oder ein kälteinduziertes Asthma entwickeln. „Das bedeutet, dass sie regelrecht Asthmabeschwerden bekommen, für die sowohl eine intensive körperliche Belastung als auch kalte Luft oder beides die Auslöser sind“, so der Facharzt. „Beim rein kälteinduzierten Asthma sollte man besser drinnen auf dem Ergometer oder Spinningrad trainieren.“

Die Frage der Luftqualität
Keine Sorge: Auch jene, die nicht an der frischen Luft, sondern indoor radeln, stärken ihre Gesundheit. „Die so genannte Frischluft ist nicht anders zusammengesetzt als die in geschlossenen Räumen, die zudem ohnehin regelmäßig gelüftet werden sollen. Die Luftqualität ist drinnen nicht zwangsläufig schlechter“, beruhigt Moosburger. „Man muss sich also nicht unbedingt in der frischen Luft bewegen, um aus der körperlichen Aktivität einen gesundheitlichen Nutzen zu ziehen.“ Umgekehrt stellt sich die Frage, wie gesund das Radfahren etwa im städtischen Stoßverkehr ist. „Wenn ich mich neben einer Autokolonne bewege, werde ich natürlich mehr Schadstoffe einatmen, als wenn ich irgendwo auf dem Land Rad fahre“, so der Mediziner. „Trotzdem würde ich den Nutzen durch die körperliche Aktivität höher bewerten als den möglichen Nachteil durch die Feinstaubbelastung.“

Richtig bekleidet
Wer dem nasskalten Wetter radelnd trotzt, sollte unbedingt auf die richtige sowie ausreichend warme Bekleidung inklusive Handschuhe achten, auch Wäsche zum Wechseln sollte man immer dabei haben. „Ich empfehle, in einem kleinen Rucksack Wechselkleidung – frische Unterwäsche, Socken, ein Shirt – mitzuführen, damit man sich umziehen kann“, rät Sportarzt Moosburger. Wer auf dem Weg in die Arbeit ins Schwitzen gerät, sollte am Arbeitsplatz die Möglichkeit haben, sich zu duschen oder wenigstens ausgiebig zu waschen. Der eigenen Gesundheit und den Kollegen zuliebe verbringt man den Arbeitstag besser nicht in verschwitzter Kleidung. Und welche Bekleidung eignet sich für das Radfahren selbst? „Ich empfehle eine Radhose, weil man einfach bequemer sitzt, wenn nichts reibt oder wetzt. Natürlich darf man darunter keine Unterhose tragen“, weiß Moosburger. „Eine Alternative sind Radunterhosen mit Kunstledereinsatz. Besonders wer im Dammbereich empfindlich ist, sollte wenigstens solche Unterhosen tragen, weil damit keine Falten entstehen, und man sich sonst womöglich im Gesäßbereich wund reibt.“ Auf keinen Fall darf auf den Kopfschutz vergessen werden. „Man sollte niemals ohne Helm fahren, selbst wenn man nur fünf Minuten unterwegs ist“, betont der Facharzt.

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Ist Ihr Fahrrad winterfit?

Empfohlene Ausrüstung und Wartung:

  • Gut beleuchtet: Gerade im Winter, wenn es neblig und früh dunkel ist, ist eine gute Beleuchtung wichtig. Sie sollte rechtzeitig überprüft werden, am Fahrrad montiert man am besten zusätzlich reflektierende Aufkleber.
  • Helle Kleidung: Damit man gut gesehen wird, ist es ratsam, helle, wenn möglich reflektierende Kleidung oder Bekleidung mit reflektierenden Streifen zu tragen.
  • Bremsen: Perfekt funktionierende Bremsen sind gerade bei schwieriger Witterung unerlässlich. Man sollte die Einstellung der Bremsen kontrollieren und sie wenn nötig nachstellen. Die Bremszüge sollten regelmäßig eingefettet werden, damit sie auch bei Minusgraden gut funktionieren.
  • Weniger Reifendruck: Für einen verbesserten Straßenkontakt empfiehlt es sich, etwas Luft aus den Reifen zu lassen.
  • Das Fahrradschloss wird am besten mit Teflonspray behandelt, damit es nicht einfriert.

 
Angepasster Fahrstil:

  • Vorsichtiger bremsen: Der Bremsweg ist bei nasser und glatter Fahrbahn um vieles länger. Daher sind vorausschauendes Fahren sowie frühzeitiges und vorsichtiges Bremsen sehr wichtig.
  • Umsichtig fahren: Besonders in den Kurven sollte man die Geschwindigkeit reduzieren, rechtzeitig ausweichen und auf gefrorene Schneerillen und Glatteis achten.
  • Ungeräumte Radwege meiden: Ist ein Radweg vereist oder nicht von Schnee geräumt, ist die Radwegbenützungspflicht aufgehoben, d. h. Radfahrer dürfen auf Straßen mit Radwegen die Fahrbahn benützen.

Quelle: Verkehrsclub Österreich
  

Stand 11/2008

 

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