Dagmar Schratter

Juni 2016 | Prominente & Gesundheit

„Mit langen Spaziergängen und Wanderungen tue ich etwas für meine Fitness und erhole mich“
 
Sie ist die erste Frau am Direktorenposten des Tiergartens Schönbrunn, der mit seinen 264 Jahren des Bestehens der älteste Zoo der Welt ist. Unter ihrer Führung wurde die Anlage viermal als bester Zoo Europas ausgezeichnet, erreichte Rekordbesucherzahlen von mehr als zweieinhalb Millionen Menschen im Jahr und wurde verstärkt zum Artenschutzzentrum sowie zur Bildungseinrichtung ausgebaut – was der promovierten Biologin sowie gelernten Tierpflegerin den Ehrentitel „Professorin“ einbrachte. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt sie, worauf sich Zoobesucher diesen Sommer besonders freuen dürfen, warum der Zoo wichtig ist, welche Zootiere ihre Lieblingstiere sind, welchen sie lieber nicht zu nahe kommt und wie sie sich gesund und fit hält.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN populär
Frau Prof. Schratter, im Tiergarten Schönbrunn beginnt nun sozusagen die Sommersaison. Worauf dürfen sich die Besucher besonders freuen?

Dagmar Schratter
Ein Highlight ist das neue Badebecken für unsere Elefanten. Es fasst 225 Kubikmeter Wasser, das sind rund 1500 Badewannen, und garantiert jede Menge Badespaß für die Dickhäuter, und auch für die Besucher: Sie werden den Spaß aus nächster Nähe beobachten können. Außerdem wird es bis September eine Reihe von Veranstaltungen geben, die über bedrohte exotische und heimische Tierarten informieren. Und wir hoffen natürlich auch, dass wieder ein Panda-Baby das Licht der Welt erblickt.    

Sie leiten den Zoo nun seit neun Jahren. Über welchen Erfolg aus dieser Zeit werden Sie sich immer freuen?

Ein absoluter Höhepunkt war die Geburt unseres ersten Panda-Babys Fu Long im August 2007. Sein erstes, lautes Quietschen werde ich nie vergessen. Damit war es uns als einzigem Zoo in Europa gelungen, die bedrohte Tierart der Großen Pandas auf natürlichem Wege zu züchten. Ein besonderer Erfolg ist auch, dass sich dieses Ereignis mit den Geburten von Fu Hu und Fu Bao bereits zwei Mal wiederholt hat.

Über welchen Misserfolg werden Sie sich immer ärgern?

Was ich bis heute sehr schade finde, ist, dass wir aufgrund des geringen Erfolges den Heimtier-Workshop einstellen mussten, den ich für enorm wichtig gehalten habe. Wer mit dem Gedanken gespielt hat, sich einen Hund, eine Katze oder eine Schildkröte anzuschaffen, hat dort die Grundinfos zu Haltung und Pflege bekommen.

Über welches lustige Erlebnis werden Sie immer lachen können?

Vor ein paar Jahren habe ich ein Fernsehinterview gegeben, nachdem Eier von sehr seltenen Amazonen, also Papageien, vom Zoll beschlagnahmt und bei uns ausgebrütet worden waren. Das Fernsehteam hat das Interview direkt in der Voliere gedreht, und erst sind die Vögel brav im Hintergrund auf den Stangen gesessen. Aber als das Interview begonnen hat, haben sich die Vögel auf mich gesetzt, mir mit dem Schnabel in den Haaren herumgewühlt und an meinen Ohren geknabbert. Dennoch musste ich ernst bleiben und die Fragen beantworten. Erst als sich einer der Vögel auf die Kamera gesetzt hat, hat das Team den Dreh unterbrochen. Das war eine sehr lustige Situation.

Haben Sie unter den 8000 Tieren im Tiergarten ein Lieblingstier, das Sie auch oft besuchen?

Zu meinen Lieblingstieren zählen unsere beiden Panzernashörner Sundari und Jange. Außerdem mag ich Ziegen, weil sie sehr clever sind, und ich habe eine Vorliebe für Frösche. Wenn ich von der Arbeit am Schreibtisch etwas Abstand brauche, besuche ich aber meistens die Großen Pandas und sehe ihnen dabei zu, wie sie in aller Gemütsruhe genüsslich ihren Bambus verspeisen. Das ist für mich der perfekte Ausgleich zum stressigen Berufsalltag.

Gibt es ein Tier, das Sie gar nicht mögen, das aber trotzdem immer seinen fixen Platz im Tiergarten haben wird?

Einzig zu Spinnen habe ich kein Naheverhältnis. Bis ich meine Spinnenangst überwunden habe, hat es Jahre gedauert. Aber natürlich gibt es im Tiergarten Spinnen zu sehen, sogar eine sehr große Spinnenart: die Chile Vogelspinne.

Sind Ihnen persönlich die vielen Tiere am Arbeitsplatz genug, oder haben Sie auch ein Haustier?

Bevor ich im Tiergarten zu arbeiten begonnen habe, hatte ich mehrere Hunde, eine Katze und allerlei Vögel. Später dann nur noch eine Hündin, einen Bayerischen Gebirgsschweißhund, die Wanda. Sie war 16 Jahre lang eine treue Begleiterin. Vor einigen Jahren ist sie leider verstorben. Seitdem bin ich haustierlos, aber das wird sich bestimmt wieder ändern.

Größere Hunde halten ja auch körperlich fit…

Ob mit Hund oder ohne Hund: Ausreichend Bewegung ist für mich ein wesentlicher Beitrag zum Wohlbefinden. Ich bin eine Frühaufsteherin und gehe zu Fuß zur Arbeit. Den Gang, der mich durch den Schönbrunner Schlosspark führt, sehe ich als kleinen morgendlichen Fitmarsch, auch wenn er nur eine Viertelstunde dauert. Außerdem tue ich mit langen Spaziergängen und Wanderungen am Wochenende etwas für meine körperliche Fitness und erhole mich gleichzeitig.

Auch die Ernährung trägt zum Wohlbefinden bei. Wie halten Sie es damit, essen Sie auch Tiere, Fleisch und Fisch?

Vegetarierin bin ich keine, aber ich ernähre mich sehr bewusst und praktiziere die Ernährungsweise von früher. Fleisch und Fisch sind für mich Delikatessen und kommen nicht täglich auf den Tisch. Bei Fleisch achte ich außerdem auf die Herkunft und Haltung der Tiere, bei Fisch greife ich zu heimischen Fischen.

Sie haben gesagt, dass Sie der Anblick der Zootiere von Stress befreit. Meinen Sie, dies gilt auch für andere Menschen?

In unserer schnelllebigen Zeit, die stark der Technik und dem Materialistischen zugewandt ist, spüren Menschen eine starke Sehnsucht nach Lebendigem. Sie fühlen sich zur Natur und zu anderen Lebewesen hingezogen, und ich denke, sie brauchen diesen Kontakt auch. In einem Zoo kann man Tiere, die man sonst nur im Fernsehen sieht, erleben. Also beobachten, riechen, manche sogar berühren. Das lässt ein Glücksgefühl entstehen und wirkt stressregulierend.

Wie wird die Zukunft des Zoos aussehen?

Ein guter Zoo wird niemals fertig, denn es gibt laufend neue Erkenntnisse im Bereich der Tierhaltung und Projekte, die sich daraus ergeben. Eines davon ist der Giraffenpark. Er wird im Frühling 2017 eröffnet. Die Giraffen bekommen dort einen großen Wintergarten, der ihnen in der kalten Jahreszeit mehr Bewegungsraum bieten wird. Highlight für die Besucher wird eine fünf Meter hohe Galerie werden, von wo aus die Tiere fast auf Augenhöhe beobachtet werden können.

Webtipp:
www.zoovienna.at

Stand 06/2016

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