Sonne, gechlortes Wasser, Klimaanlagen – die Augen sind im Sommer zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt. Wir verraten Ihnen, wie Sie einen gesunden Durchblick bewahren.
– Von Mag. Wolfgang Bauer
Etwa drei Viertel aller Informationen, die das Gehirn verarbeitet, werden von den Augen aufgenommen. Sie stellen sozusagen die Fenster zur Außenwelt dar, sind ein hoch komplexes Wunderwerk unseres Körpers. Allerdings reagieren sie äußerst empfindlich auf verschiedene Reize, auch auf solche, die unser Organismus als angenehm empfindet. Wie zum Beispiel das Licht der Sonne.
Die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts (UV-Strahlung) wirkt sich grundsätzlich sehr positiv aus. Etwa auf die Stimmung des Menschen. Oder man denke an die Bildung des Vitamin D durch die UV-Strahlung auf die Haut. Im Sommer ist jedoch diese Strahlung überaus intensiv, brandgefährlich sozusagen, sie kann im Organismus auch Schaden anrichten. Ein typisches Beispiel bildet der Sonnenbrand, also die entzündliche Veränderung der Haut.
Sonnenbrand am Auge
„Einen Sonnenbrand können Sie auch am Auge erleiden“, sagt Univ. Doz. Dr. Josef Ruckhofer, Oberarzt an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie in Salzburg. Dabei wird vor allem die Hornhaut durch zu intensive UV-Strahlung geschädigt – etwa am Strand, wo das Sonnenlicht durch Wasser und Sand reflektiert wird, was die Strahlung verstärkt.
Menschen mit hellen Augen sowie Kinder sind besonders gefährdet. Rötungen, Juckreiz, Schmerzen und starker Tränenfluss können auftreten, wenn man den Aufenthalt in der Sonne ohne Schutz der Augen übertreibt. Ähnlich verhält es sich mit der so genannten Schneeblindheit, einer schmerzhaften Reizung der Hornhaut und der Bindehaut aufgrund zu intensiver UV-Strahlung im Gebirge. Dort sind es Schneefelder und Gletscher, die die Strahlung reflektieren. Die Bezeichnung Schneeblindheit rührt daher, dass die betroffenen Bergsteiger eine schmerzhafte Lichtempfindlichkeit verspüren und deswegen die gereizten Augen nicht offen halten können.
Die Beeinträchtigung der Augen durch die UV-Strahlung am Strand oder im Hochgebirge macht sich erst einige Stunden nach dem Aufenthalt in der Sonne bemerkbar. Abhilfe schaffen abschwellende Augentropfen, die man rezeptfrei in der Apotheke erhält.
Wichtig ist auch, die Augen nicht zu reiben, sonst können sich die Symptome verstärken. „Wenn die Schmerzen oder die Rötung zu stark werden oder wenn es zu eitrigen Absonderungen kommt, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen“, empfiehlt Ruckhofer.
Sonnenbrille – unbedingt mit UV-Schutz
Er empfiehlt außerdem, die Augen unbedingt mit Sonnenbrillen zu schützen. Der UV-Schutz der Gläser sollte durch die Aufschrift „UV-Schutz 400“ erkenntlich sein. Getönte Gläser allein bieten keinen Schutz, sie stellen sogar eine Gefahr dar. Denn bei Sonneneinstrahlung blinzeln wir, die Pupillen verengen sich – ein natürlicher Reflex, mit dem sich die Augen selbst schützen. Aufgrund der Verdunkelung durch getönte Gläser erweitern sich jedoch die Pupillen, mehr Sonnenlicht erreicht die sensiblen Zellen der Netzhaut und kann dort Schaden anrichten. Josef Ruckhofer: „Achten Sie auch darauf, dass die Gläser mit dem UV-Schutz nicht zu klein sind. So wird verhindert, dass Sonnenlicht von der Seite in die Augen dringen kann“. Auf der Suche nach der optimalen Brille (die man vielleicht auch beim Sport oder beim Autofahren trägt) wendet man sich am besten an einen Fachoptiker.
Reizendes Badewasser
Spezielle Brillen – nämlich Schwimmbrillen – sind es auch, die das Auge vor gechlortem Badewasser schützen. Chlor kommt in Schwimmbädern zum Einsatz, weil es die Anzahl der Keime im Wasser verringert. Doch zusammen mit Sonnencremes und dem Harnstoff der Badegäste ergibt es einen Cocktail, der die Augen reizen kann. Der Harnstoff gelangt übrigens nicht nur über den Urin ins Wasser, er wird auch mit dem Schweiß über die Haut abgegeben.
Kommt es nach dem Aufenthalt in gechlortem Wasser zu einer Rötung und zu einem Brennen, sollte man das Reiben der Augen vermeiden. Sie beruhigen sich von selbst wieder. Anders verhält es sich, wenn eine Infektion der Augen durch bestimmte Bakterien (z. B. Chlamydien im Badewasser) auftritt, eine sogenannte Schwimmbadkonjunktivitis. Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Entzündung der Bindehaut, mit einer Rötung oder eitrigem Ausfluss. Diese Beschwerden verschwinden nicht über Nacht, sondern dauern einige Tage lang an. Sie machen in vielen Fällen eine Therapie mit antibiotischen Augentropfen nötig.
Das Salzwasser des Meeres stellt für die Augen kaum ein Problem dar, da auch die Tränenflüssigkeit salzhaltig ist. Sollte es nach intensivem Baden bzw. Tauchen im Meer dennoch zu Rötungen kommen, spült man die Augen am besten mit Süßwasser aus.
Klimaanlagen trocknen aus
Klimaanlagen schaffen an heißen Tagen beim Autofahren oder im Büro angenehme Temperaturen. Häufig allerdings auf Kosten der Augen, denn die klimatisierte Luft ist in vielen Fällen für die Augen zu trocken. Die wichtige Benetzung der Augen durch den Tränenfilm ist im klimatisierten Umfeld verringert. „Die Augen reagieren mit Rötungen, einem Brennen oder einem Fremdkörpergefühl. Dagegen helfen Tränenersatzmittel, die für die entsprechende Feuchtigkeit sorgen“, sagt Josef Ruckhofer. Zusätzlich hilft – vor allem in klimatisierten Büros – häufiges Blinzeln, vermehrte Flüssigkeitszufuhr, beim Telefonieren kann man versuchen die Augen zu schließen, um sie feucht zu halten. Ebenfalls mit Sonnenbrillen schützt man sich gegen den Luftzug beim Autofahren.
Reiseapotheke für die Augen
Wer einen Badeurlaub oder einen Aufenthalt im Gebirge plant, ist also gut beraten, auch für die Augen Vorsorge zu treffen. Brillen mit UV-Schutz, abschwellende Augentropfen sowie Tränenersatzmittel gehören mit ins Reisegepäck. Doch Vorsicht: einmal geöffnet, dürfen die Tropfen oft nur einen Monat lang verwendet werden.
Wann ist der Besuch eines Arztes bzw. einer Klinik im Urlaubsort unumgänglich? „Bei Augenverletzungen, bei Bindehautentzündungen mit eitrigen Absonderungen und starken Schmerzen. Und wenn Sie plötzlich Lichtblitze oder eine Art Rußregen wahrnehmen – dann besteht die Gefahr einer Netzhautablösung“, so Augenarzt Josef Ruckhofer.
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Trockene Augen:
Nicht nur ein Problem im Sommer
Das so genannte trockene Auge oder Sicca-Syndrom ist eine der häufigsten Augenerkrankungen. Dabei werden die Augen mit zu wenig Tränenflüssigkeit versorgt. Es kann aber auch vorkommen, dass zu wenige Fettstoffe in den Tränen enthalten sind. Trockene Augen äußern sich durch ein Brennen, ein Fremdkörpergefühl, die Augen jucken, sind gerötet, reagieren mit Lichtempfindlichkeit und Schmerzen. Dadurch kann auch eine Sehminderung auftreten.
Als Ursache kommt beispielsweise ein zu trockenes Raumklima in Frage, im Sommer durch Klimaanlagen, im Winter durch Zentralheizungen. Auch das Alter spielt eine Rolle, mit zunehmenden Lebensjahren produziert der Organismus weniger Tränenflüssigkeit. Das trockene Auge kann aber auch ein Begleitsymptom einer anderen Krankheit sein, in Frage kommen Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Rheumatoide Arthritis usw. Auch Hormonumstellungen können zu trockenen Augen führen. Menschen mit Kontaktlinsen sind ebenfalls gefährdet, denn beim Tragen von weichen Kontaktlinsen wird die Tränenflüssigkeit zum Teil von der Linse aufgesaugt.
Abhilfe schaffen zum Beispiel die erwähnten Tränenersatzmittel, das sind spezielle Augentropfen für die Benetzung der Augen. In der Wohnung oder im Büro sollte man außerdem für ein gesundes Raumklima sorgen, beim Autofahren das Gebläse auf die Füße richten, die Augen durch Brillen vor Wind schützen.
Trockene Augen können auch mit Heilwasser behandelt werden. So wie es im oberösterreichischen Kurort Bad Hall unter Zuhilfenahme des dort natürlich vorkommenden Jodsole-Heilwassers geschieht (siehe Interview). Die Bad Haller Jodsole wird grundsätzlich bei Venen- und Hauterkrankungen therapeutisch angewendet, aber auch bei Beschwerden am Bewegungsapparat sowie bei chronischer Bronchitis.
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Interview:
Heilwasser bei trockenen Augen
Wie Jodsole auch in der Augenheilkunde eingesetzt wird, erklärt die Leiterin des Ambulatoriums für Augenheilkunde der Eurotherme Bad Hall, Dr. Ulrike Nesser, im Gespräch mit MEDIZIN populär.
MEDIZIN populär
Wie werden trockene Augen mit Jodsole behandelt?
Dr. Ulrike Nesser
Es gibt die Möglichkeit, die Augen im Jodsole-Heilwasser zu baden. Dabei wird mit Hilfe von Gleichstrom Jod ins Auge eingeleitet, dies wirkt entzündungshemmend am vorderen Augenabschnitt und man erreicht dadurch auch eine Förderung der Durchblutung in den tieferen Abschnitten des Auges. Diese Methode wird Iontophorese genannt. Weiters gibt es die Möglichkeit, die Augen mit fein zerstäubtem Heilwasser zu besprühen. Als dritte Behandlungsform wird in Bad Hall die Lipid-Augen-Besprühung angeboten. Welche dieser Behandlungsformen zum Einsatz kommt, entscheidet eine gründliche augenärztliche Untersuchung.
Was sind die Effekte dieser Therapien?
Die Iontophorese wirkt entzündungshemmend und führt zu einer besseren Durchblutung der Augen. Bei der Besprühung wird der fehlende Fettstoff ergänzt.
Wie lange dauert die Therapie des trockenen Auges mit Heilwasser?
Die ambulante Therapie umfasst sechs Behandlungen und dauert mindestens eine Woche. Der Effekt hält etwa drei Monate lang an. Die stationäre Therapie besteht aus 18 Behandlungen über drei Wochen. Sie hält etwa neun Monate lang. Die Jodsole-Anwendungen helfen aber nicht nur bei trockenen Augen, sie unterstützen auch die Therapien bei grünem Star, der Makuladegeneration und von Netzhautveränderungen. Und sie bewirken generell eine Entspannung, Kräftigung und Stärkung der Augen, die ja heutzutage einer Dauerbelastung ausgesetzt sind.
Buchtipp:
Wedrich, Schmut, Rabensteiner
Trockenes Auge. Alles zum Sicca-Syndrom
ISBN 978-3-99052-090-1
184 Seiten, € 14,90, Verlagshaus der Ärzte
Stand 06/2018