Schöne, gesunde Beine: Was hilft gegen Besenreiser, Cellulite & Co?

Juni 2015 | Medizin & Trends

Der Sommer steht bevor – und mit ihm der große Auftritt für schöne Beine. Doch was tun, wenn Besenreiser, Cellulite, Krampfadern & Co den Anblick stören oder gar die Gesundheit gefährden?
MEDIZIN populär hat die besten Tipps.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

In etwa drei Wochen, am 21. Juni, ist in unseren Breitengraden der kalendarische Sommerbeginn. Hält sich das Wetter an diesen Termin und steigt die Quecksilbersäule des Thermometers nach oben, ist damit auch wieder die Zeit der Fuß- und Beinfreiheit gekommen. Flip-Flops und Sandalen, luftige Kleidchen und kurze Hosen haben Saison und legen den Blick auf die unteren, weiblichen wie männlichen Extremitäten frei. Doch nicht immer löst das, was da zu sehen ist, Wohlgefallen aus, häufig stören Besenreiser, Cellulite, X- und O-Beine, Krampfadern, ein Hallux valgus, Hammerzehen oder eingewachsene Zehennägel den Anblick. Lesen Sie, wie den Beinen trotz dieser  Probleme, die teils auch schmerzen und sogar die Gesundheit gefährden können, zu ihrem großen Auftritt verholfen werden kann.  

Besenreiser:                                                     
Mit Spritze beseitigen

Bläulich-rot schimmern sie durch die Haut, verunzieren vorwiegend die Oberschenkel, die Innenseiten der Unterschenkel und die Fußknöchel und vereiteln daher so manchen Beinen den großen Auftritt: Besenreiser bzw. Mikrovarizen, feine Äderchen, durch die das Blut zurück zum Herzen fließt. Die kleinen Venen werden irgendwann im Lauf des Lebens bei nahezu jedem sichtbar, wobei sie sich bei Frauen früher, in größerer Anzahl und deutlicher zeigen als bei Männern. Warum das so ist, weiß Dr. Sebastian Reischle, Facharzt für Dermatologie und Venerologie in Wien: „Damit sich die Haut im Fall einer Schwangerschaft besser ausdehnen kann, ist das Bindegewebe von Frauen anders aufgebaut, und wenn es schwach ist, treten die Mikrovarizen darin und darunter in Erscheinung.“ Manchmal werden die Mikrovarizen auch nach kleinen Verletzungen sichtbar, zu denen es zum Beispiel kommt, wenn man sich mit dem Oberschenkel an einer Tischkante anstößt, so der Mediziner weiter. Durch den Stoß staut sich das Blut in den Gefäßen, und in einem mehr oder weniger großen Areal treten dann die Äderchen hervor. „Eher selten werden Besenreiser durch dahinterliegende Krampfadern verursacht“, erklärt Reischle, „und äußerst selten durch eine Krankheit innerer Organe“. Schmerzen bereiten die bläulich-roten Aderngeflechte so gut wie nie. Wer sie dennoch loswerden möchte, dem kann relativ leicht geholfen werden. Reischle: „Mikrovarizen lassen sich sehr gut entfernen, indem man sie verödet, also eine spezielle Lösung einspritzt, die sie verschließt.“ Dabei braucht nicht jeder einzelne Ast der Besenreiser verschlossen werden, eine Spritze reicht aus, um Areale in der Größe von Ein-bis Zwei-Euro-Münzen zum Verschwinden zu bringen. Salben und Cremen gegen Besenreiser ziehen diese zwar für einige Stunden zusammen, dauerhaft helfen sie laut Reischle aber nicht.

Cellulite:       
Durch Sport glätten

Unschöne Dellen an den Oberschenkeln: Die große Mehrheit der Frauen, 80 Prozent, ist von Cellulite betroffen, die aufgrund der Struktur, die sie der Haut verleiht, auch Orangenhaut genannt wird und oft nicht nur die Oberschenkel, sondern auch noch den Po, Bauch und die Oberarme verunziert. Bei Männern entwickelt sich eher selten Orangenhaut. Reischle über den Grund für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern: „Verursacht wird Cellulite immer durch eine Bindegewebsschwäche, zu der das weibliche Gewebe aufgrund seines Aufbaus eher neigt.“ Warum sich bei der einen Frau die Dellen früher bilden oder stärker ausprägen, als bei der anderen – das hängt laut dem Dermatologen „im Wesentlichen von den Genen ab und bis zu einem gewissen Grad auch vom Lebensstil“. Während Übergewicht, mangelnde Bewegung und eine unausgewogene sowie fettreiche Ernährung Cellulite fördern, lässt sich das Erscheinungsbild der Haut durch gesunde Mischkost und vor allem durch Sport auch wieder verbessern. „Durch Sport werden das Bindegewebe beziehungsweise die Faszien und die Muskeln unter der Orangenhaut kräftiger durchblutet und Schlacken abtransportiert, wodurch die darüber liegende Haut glatter wirkt“, verdeutlicht Sebastian Reischle den Nutzen sportlichen Trainings. Ein glatteres Aussehen könne man, so der Dermatologe weiter, bis zu einem gewissen Grad zwar auch mit den vielen verschiedenen, heute angebotenen Maßnahmen von Aromawickeln über Druckrollmassagen bis hin zu Vakuum-Anwendungen erreichen. Reischle: „Das alles hilft aber nur, solang damit gearbeitet wird, danach kehrt die Cellulite wieder.“

X- und O-Beine:
Mit Operation begradigen


Die Beine knicken im Kniebereich nach innen und sehen wie ein X aus, oder sie wölben sich nach außen, was ihnen die Form eines O’s gibt: An X- oder O-Beinen leidet ein Großteil der Kinder, doch bei mehr als zwei Dritteln von ihnen wachsen sich die Achsenfehlstellungen spätestens bis zum zehnten Lebensjahr aus. Ist dies nicht der Fall, sollte rasch gehandelt werden, rät Univ. Prof. Dr. Hans-Jörg Trnka, Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie im Fußzentrum Wien und erklärt auch warum: „X- und O-Beine sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern auch ein gesundheitliches, denn aufgrund der Fehlbelastungen, die durch sie bestehen, kann es zu Knieschäden und Fußfehlstellungen kommen.“ Solang die Wachstumsphase bei Kindern bzw. Teenagern noch nicht abgeschlossen ist – was man anhand eines Röntgens der Handwurzelknochen erkennen kann – reicht schon ein einfacher Eingriff aus, um die Beinfehlstellung zu korrigieren. Trnka: „Dabei wird ein Titanplättchen an die Wachstumsfuge des Beins gesetzt, wodurch das Wachstum gebremst wird, und je nachdem, wo man das Plättchen einsetzt, entweder die Innenseite oder die Außenseite des Beins langsamer wächst, wodurch die Fehlstellung verschwindet.“ Oft sind die Beine schon nach wenigen Monaten gerade, und die Plättchen können wieder entfernt werden. Auch Erwachsenen mit angeborenen oder z.B. durch Unfälle erworbenen X- und O-Beinen kann geholfen werden, doch sind die dafür nötigen Eingriffe aufwändiger, weiß Hans-Jörg Trnka und beschreibt, wie sie vor sich gehen: „Dabei muss entweder aus den Ober- oder Unterschenkelknochen ein Keil entnommen werden oder man setzt am Ober- oder Unterschenkel Knochenmaterial ein, um die Beine zu begradigen.“ Im Anschluss an die Operation müssen die Knochen noch so lang fixiert werden, bis sie zusammen gewachsen sind.

Krampfadern:
Komprimieren oder operieren

Sie sind ausgeleierte Venen, die weiter und länger geworden sind, und sich daher mehr und mehr schlängeln, wodurch sich das Blut in ihnen staut und sie von außen sichtbar werden: Krampfadern, auch Varizen genannt. „Große Krampfadern treten meistens an den Innenseiten der Ober- und Unterschenkel und an den Waden auf, kleine Krampfadern auch an den Innenseiten der Knie und den Außenseiten der Ober- und Unterschenkel“, erklärt Dr. Michael Holzer von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. An Krampfadern leidet nach Schätzungen jeder Vierte  irgendwann einmal im Lauf seines Lebens, wobei Frauen und Männer in etwa gleich oft betroffen sind und die Zahl der Varizen mit dem Alter zunimmt. Abgesehen vom Alter nennt Mediziner Holzer als weitere Ursachen „eine familiäre Neigung zu Krampfadern, Übergewicht und hormonelle Einflüsse“. Varizen sind mehr als nur ein kosmetisches Problem, dennoch unternehmen viele nichts dagegen, wovor Holzer warnt: „Werden Venen als Krampfadern sichtbar oder machen sich typische Begleitsymptome bemerkbar wie Schmerzen in den Beinen, Wadenkrämpfe, ein Schweregefühl oder auch nur ein Jucken oder Kribbeln, sollte man sich untersuchen lassen.“ Denn bleiben Varizen unbehandelt, kann es zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen kommen. Die Palette reicht laut Mediziner Holzer von Hautekzemen und Beingeschwüren über Venenentzündungen bis hin zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen, die eine Lungenembolie zur Folge haben können. Behandelt werden Krampfadern je nach ihrer Ausprägung auf unterschiedliche Art und Weise: „Zum Beispiel mit Kompressionsbinden oder speziellen Stützstrümpfen, die den Rückfluss des Blutes aus den Venen fördern“, informiert Holzer. Darüber hinaus können Operationen helfen. „Das klassische Verfahren ist das sogenannte Venenstripping, bei dem die gesamte erkrankte Vene meist samt der Seitenäste über zwei kleine Schnitte entfernt wird“, so Holzer. „Eine weitere Möglichkeit der Therapie ist die sogenannte Schaumstoffsklerosierung, bei der man die Varize mit Verödungsschaum verschließt.“ Schließlich können Krampfadern noch mit dem Laser oder mit Radiowellen behandelt werden: Die Erwärmung führt zur Vernarbung und auf diese Art und Weise ebenfalls zum Verschluss. „Nach den Eingriffen ist noch eine Kompressionstherapie mit Stützstrümpfen oder Kompressionsbinden erforderlich“, ergänzt Michael Holzer. Mit Sport, gegebenenfalls dem Abbau von Übergewicht, kalten Güssen und dem Hochlagern der Beine kann man dem neuerlichen Auftreten von Krampfadern vorbeugen – und die Beine weiter gesund und schön halten.

Hallux valgus & Hammerzehen: 
Bei Schmerzen gerade richten

Die große Zehe zeigt nicht mehr gerade nach vor, sondern neigt sich zum zweiten und dritten Zeh hinüber, in schweren Fällen überdeckt sie diese sogar, und am Grundgelenk der Zehe entsteht ein Ballen: Das kennzeichnet den sogenannten Hallux valgus, was so viel wie Schiefstand des Großzehs heißt. Bei Hammerzehen krallen sich die obersten Glieder der Zehen nach unten. Hallux Valgus und Hammerzehen sind die am meisten verbreiteten Fußfehlstellungen, wobei wesentlich mehr Frauen als Männer davon betroffen sind, weiß Hans-Jörg Trnka, der auch Leiter des Spezialteams für Fußchirurgie am Orthopädischen Spital in Speising ist. Der Grund für den Unterschied ist laut dem Mediziner: Die wesentlichen Verursacher für die unschöne Veränderung sind enge und vor allem vorn spitze Schuhe, und die werden nun einmal eher von Frauen getragen. „Die Fehlstellungen von Gelenken und Zehen sind aber meistens nur ein ästhetisches Problem“, weiß Trnka, „Schmerzen verursachen sie selten“. Wenn doch, dann tun die Ballen weh, weil diese von innen gegen den Schuh drücken. Oder bedingt durch die Fehlstellung ist es zum Verschleiß von Gelenken, einer Arthrose, gekommen, und diese schmerzt ebenfalls. „Wenn jemand Schmerzen hat, rate ich zu einer Operation, denn anders lassen sich weder Hammerzehen noch ein Hallux valgus begradigen“, informiert Hans-Jörg Trnka. Bei dem Eingriff werden die Gelenke mit verschiedenen Methoden gerade gerichtet und mit einer Schraube fixiert. Manchmal müssen die Gelenke zusätzlich noch versteift werden. Trnka: „Dadurch sind auch die Zehen wieder gerade oder krallen sich nicht mehr ein.“ Nach der Operation muss für etwa vier Wochen lang ein Spezialschuh getragen werden: So lang dauert es meist, bis der Fuß wieder voll funktionstüchtig und bereit für den großen Auftritt ist.

Rollnägel & eingewachsene Zehennägel:
Spalt herausziehen und veröden

Die Fußnägel rollen sich an den Seiten nach unten ein – schlimmstenfalls wachsen sie ein – oder die Nägel wachsen aus anderem Grund in das Nagelbett oder das umliegende Fleisch: Auch eingewachsene Zehennägel, die oft aufgrund von Rollnägeln entstehen, sind ein häufiges Problem, erklärt Dermatologe Sebastian Reischle, das nicht nur optisch stört, sondern aufgrund von Schwellungen und Entzündungen auch ganz gehörig schmerzen kann. „Von Rollnägeln sind eher Ältere betroffen, da diese auf das jahrzehntelange Tragen von engen Schuhen zurückgehen“, so der Mediziner über die Ursachen, „eingewachsene Zehennägel haben aber oft auch Jüngere nach einer Verletzung, zum Beispiel nachdem ihnen jemand auf den Fuß getreten ist, oder auch Kinder, die Fehler beim Kürzen von Nägeln machen.“ Egal, ob die eingewachsenen Zehennägel aufgrund von falscher Pflege, einer Verletzung oder aufgrund von Rollnägeln zustande gekommen sind: Reischle rät Betroffenen dazu, einen Dermatologen aufzusuchen und sich behandeln zu lassen. Vor der Behandlung braucht sich heutzutage niemand mehr zu fürchten, denn unter Medizinern ist in der Therapie von eingewachsenen Zehennägeln statt der schmerzhaften Entfernung des kompletten Nagels mittlerweile die sogenannte Phenolkaustik Standard. „Die Methode tut nicht weh, nicht während dem Eingriff und auch nicht danach“, versichert Reischle und erklärt, wie die Phenolkaustik abläuft: „Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein etwa fünf Millimeter breiter Spalt an der Seite des Nagels herausgezogen, anschließend wird ebenfalls nur seitlich die Nagelwurzel verödet.“ So kann der Nagel auf den Seiten nicht mehr nachwachsen und auch nicht mehr einwachsen.

Buchtipp:
Weiser, Pink, Herold, Klaghofer, Slavka, Riss
Schöne & gesunde Beine.
Erfolgreich gegen Krampfadern,
Besenreiser, Thrombosen, Cellulite & Co.
ISBN 978-3-902552-80-8, 144 Seiten
Verlagshaus der Ärzte, € 14,90

Stand 06/2015

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