Was dem Darm gut tut

Dezember 2009 | Medizin & Trends

So bleibt unser größtes Organ gesund
 
Der Darm leistet weit mehr als Verdauungsarbeit. Während er dafür sorgt, dass alle aufgenommenen Stoffe und Flüssigkeiten in die Blutbahn gelangen, filtert er Gifte, Keime und Schadstoffe aus der Nahrung und produziert darüber hinaus Immunzellen, die sich über die Lymphbahnen im Körper verteilen und dort Krankheitserreger abwehren. Dass das vielseitige Organ leider sehr anfällig für Störungen und Krankheiten ist, müssen viele Menschen am eigenen Leib erfahren. Für MEDIZIN populär zählt Dr. Joachim Huber, Facharzt für Innere Medizin in Wien, die sieben wichtigsten Punkte für die Darmgesundheit auf.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

1) Darmfreundlich essen

„Wenn Darmerkrankungen in der Familie liegen und man daher ein erhöhtes Risiko dafür hat, sollte man beim Essen besonders darauf achten, darmfreundliche Nahrung zu sich zu nehmen und darmfeindliche zu meiden“, sagt Dr. Joachim Huber.
Besonders darmfreundlich sind Lebensmittel, die den Ballaststoff Inulin enthalten, wie zum Beispiel Artischocken, Knoblauch, Spargel, Schwarzwurzeln oder Zwiebeln. Inulin hilft den „guten“ Darmbakterien bei der Vernichtung von „bösen“ Bakterien und unterstützt so den Darm und das Immunsystem bei der Abwehr von Krankheiten. Generell gut sind viel heimisches Gemüse und Obstsorten wie Äpfel, Beeren, Birnen, Quitten, Trauben und Zwetschken auf dem täglichen Speiseplan sowie Vollkornprodukte und Fisch, Putenfleisch, Hühnerfleisch, mageres Rindfleisch. Eher meiden sollte man fettes Fleisch vom Rind und Schwein sowie andere besonders fettreiche Lebensmittel.

2) Ausreichend trinken, wenig Alkohol

Huber: „Man unterstützt den Darm bei der Verdauungsarbeit, wenn man täglich 1,5 bis zwei Liter trinkt.“ Besonders darmfreundliche Getränke sind Wasser oder Tee. „Das Achterl Wein oder das Glaserl Bier zum Essen am Abend ist auch erlaubt“, sagt Huber. Vermeiden sollte man jedoch, regelmäßig größere Mengen Alkohol zu trinken. Huber: „Besonders im Bereich des Dünndarms ist die Darmschleimhaut sehr empfindlich, und ein häufiger Kontakt der Dünndarmschleimhaut mit Alkohol führt zu Reizungen.“ Mögliche Folgen dieser Reizungen seien wiederum Entzündungen, die mit Schmerzen verbunden sind, die Bildung von Geschwüren oder Tumoren.
Der Aperitif vor dem Essen oder der Digestif bzw. das Verdauungsschnapserl nach dem Essen sind laut Huber gar nicht gut für den Darm. „Mit dem berühmten Stamperl pflegt man vielleicht Rituale“, sagt der Arzt, „aber sicher nicht die Darmgesundheit.“ Der Konsum von hochprozentigen Getränken führt im Gegenteil zu einer Entzündung der Darmschleimhaut, die zwar ein Wärmegefühl erzeugt, nicht aber die Verdauung fördert. Das tut übrigens auch der Espresso nach dem Essen nicht. Huber: „Der hebt höchstens den Blutdruck an, was für die Darmgesundheit irrelevant ist.“

3) Verstopfung richtig behandeln

Über Verstopfung klagen viele. Wenn der Stuhlgang ein bis zwei Tage ausbleibt, besteht aber nicht gleich Grund zur Besorgnis. „Von einer Verstopfung kann man sprechen, wenn man mindestens drei Tage lang keinen Stuhlgang gehabt hat“, sagt Huber. Was aus der Sicht des Experten am besten gegen das Leiden hilft: Morgens auf nüchternen Magen einen halben Liter warmes Wasser ohne Kohlensäure trinken. Die Alternative: Dörrzwetschken essen, die man über Nacht in Wasser eingeweicht hat, oder ein paar Löffel Weizenkleie, die ebenfalls über Nacht in Wasser eingeweicht waren. Auch gut: Tees, die ätherische Öle enthalten, wie Kamillentee oder Pfefferminztee. Huber: „Ein bis zwei Tassen davon verbessern die Durchblutung des Darms und so auch die Verdauung.“
Wenn das Problem öfter auftritt und es wegen der Verstopfung bereits zu Schmerzen, Blähungen oder anderen Beschwerden gekommen ist, sollte man einen Arzt aufsuchen und sich untersuchen lassen. Dringend abgeraten sei von Selbsthilfe z. B. in Form von Abführmitteln oder Abführtees, sagt Huber. „Diese können die Darmschleimhaut reizen und zu Entzündungen, auch zur Entstehung von Geschwüren führen.“

4) Durchfall ärztlich abklären lassen

Ab wann stellt Durchfall eine Gefahr für die Darmgesundheit dar? „Wer einmal einen Tag lang Durchfall hat, braucht sich noch keine Sorgen machen und auch nichts Spezielles unternehmen“, sagt Huber. Dauert das Problem länger als drei Tage an, rät Huber, den Hausarzt oder einen Facharzt für Gastroenterologie aufzusuchen, um die Ursache für den Durchfall abklären zu lassen. Huber: „Durchfall kann auf vieles zurückzuführen sein, und nach der jeweiligen Ursache richtet sich die entsprechende Therapie.“
Begleitend sollte ein an Durchfall Erkrankter darauf achten, mindestens drei Liter Flüssigkeit am Tag zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust durch den wässrigen Stuhlgang auszugleichen. Besonders empfehlenswert sind Wasser und schwarzer Tee. Ebenfalls gut: Salzstangerln essen, um den Salzverlust auszugleichen. Auch Zwieback und geriebene Äpfel helfen dabei, die Darmtätigkeit wieder zu normalisieren.

5) Regelmäßig Bewegung machen

Huber: „Wer dreimal in der Woche 30 bis 40 Minuten lang Ausdauersport betreibt, tut sich insgesamt und auch dem Darm Gutes.“ Beim Laufen, Radfahren oder Nordic Walken wird die Durchblutung gesteigert. So auch jene des Darms, wodurch sich die Verdauung verbessert.

6) Übergewicht vermeiden

„So wie für den Menschen insgesamt ist auch für den Darm Normalgewicht gesund“, sagt Huber. Wer übergewichtig ist, hat ein höheres Risiko, Darmerkrankungen bis hin zum Darmkrebs zu bekommen. Huber: „Das liegt daran, dass Übergewichtige doch eher fettreiche Nahrung zu sich nehmen.“ Reizungen der Darmschleimhaut und Entzündungen, die wiederum bis hin zu Geschwüren oder Darmkrebs führen, können in der Folge entstehen.

7) Jährlicher Test ab 30

Über den Hämokulttest, bei dem Stuhl von drei verschiedenen Tagen über Teststreifen auf Blutspuren untersucht wird, lassen sich Darmerkrankungen früh erkennen. Huber: „Ich empfehle, diesen Test ab dem 30. Lebensjahr einmal jährlich durchzuführen und als Risikopatient, bei dem Darmerkrankungen in der Familie liegen, zusätzlich eine Darmspiegelung machen zu lassen.“ Ab dem 50. Lebensjahr wird die Darmspiegelung auch nicht erblich Vorbelasteten jährlich empfohlen. Bei dieser schmerzfreien Untersuchung können Veränderungen wie Darmpolypen, Darmdivertikel, Entzündungen und Tumore früh erkannt und zum Teil auch gleich beseitigt werden.

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Darmspülung & Co:
Trends aus Sicht des Arztes

Darmspülung/Einlauf

Noch werden sie hierzulande lediglich vor Darmspiegelungen und vor bestimmten Operationen durchgeführt, doch in den USA sind Darmspülungen bzw. Einläufe zum Beauty-Trend geworden, da danach der Bauch flacher ist. Huber dazu: „Darmspülungen bzw. Einläufe, die der Schönheit wegen durchgeführt werden, sind absolut entbehrlich. Und weder nützen noch schaden sie dem Darm.“

Entschlacken/Fasten

„Mit dem Entschlacken, bzw. Fasten verhält es sich ähnlich wie mit den Darmspülungen“, sagt Huber. „Für gesunde Menschen ist es aus medizinischer Sicht nicht notwendig.“ Wenn man entschlacken bzw. fasten möchte und sich danach besser fühlt, so der Experte weiter, könne man aber hin und wieder einmal auf das Abendessen verzichten oder einen Fasttag einlegen. Auf die Darmgesundheit hat dies aber keinen Einfluss.

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