Wie sich Tätowierungen entfernen lassen

September 2019 | Kosmetik & Pflege

Tattoos sind nach wie vor im Trend. Dennoch steigt die Zahl jener, die ihre Körperbilder wieder loswerden wollen.
– Von Mag. Sabine Stehrer

Weltweit sind laut dem Berliner Marktforschungsinstitut Dalia Research mittlerweile 38 Prozent aller Menschen tätowiert, also mehr als ein Drittel: Meist mit zwei bis drei Motiven, die oft 20 Quadratzentimeter oder mehr messen. Tätowierungen sind auch nach wie vor im Trend. Dennoch wollen 28 Prozent der Tätowierten, die überwiegend 20 bis 50 Jahre alt sind und aus allen Gesellschaftsschichten stammen, ihre Tattoos wieder loswerden. 

Unliebsam gewordene Motive können heute besser, schneller und weniger belastend für die Gesundheit denn je zum Verschwinden gebracht werden: „Auch dann, wenn sie groß, komplex und bunt sind“, sagt Dr. Birgit Weiss, Allgemeinmedizinerin in Salzburg-Stadt, die sich schon vor Längerem auf Laser­medizin und dabei unter anderem auf die Entfernung von Tätowierungen spezialisiert hat. Und die Ärztin ergänzt, dass unliebsam gewordene Motive heute besser, schneller und weniger belastend für die Gesundheit denn je zum Verschwinden gebracht werden können: „Auch dann, wenn sie groß, komplex und bunt sind.“

Weg mit „Batman“ und den Rosengeflechten

„Batman“ oder „Wonder Woman“, die Brust und den Rücken füllend, oder Rosengeflechte, die sich um den gesamten Arm, Ober- oder Unterschenkel ranken, und dabei in Rot, Gelb, Grün oder hellem Blau erstrahlen: Wer derartige Motive sein Eigen nennt und sich davon trennen möchte, hat nun die Möglichkeit dazu – anders als früher, wo außer Tätowierungen in Schwarz und Dunkelblau keine gänzlich zu beseitigen waren. Dies dank des sogenannten Pikosekundenlasers, ein Gerät, das  Lichtimpulse verschiedener Wellenlängen erzeugt, die extrem kurz hintereinander, im Abstand von Pikosekunden, also Billionstel einer Sekunde, auf die Haut treffen. Durch die Impulse werden die Farbpartikel in der Haut photoakustisch, also durch die Umwandlung von Lichtenergie in akustische Energie, in winzige Bestandteile zerkleinert. Dadurch verschwinden die Körperbilder nach und nach. Was das bedeutet, hängt von der Hautbeschaffenheit, der Intensität der Farbe und Stichtiefe ab. Weiss: „Erfahrungsgemäß sind bei größeren, komplexen und bunten Motiven etwa vier bis acht Sitzungen nötig, die idealerweise im Abstand von vier bis zehn Wochen aufeinander folgen.“

Weg mit Che Guevara und dem „Arschgeweih“

Das schwarze Konterfei von Che Guevara am Oberarm, das schwarzblaue Planetensystem in Bauch­nabelnähe oder das dunkelblaue
„Arsch­geweih“ am unteren Rücken: Zur Entfernung solcher und ähn­licher mittelgroßer, dunkler Motive kann neben dem Pikosekundenlaser auch der Nanosekundenlaser verwendet werden. Dieses Gerät setzt im Abstand von Nanosekunden, also Milliardstel Sekunden, Lichtimpulse und zerkleinert die dunkle Farbe photothermisch, also durch die Einwirkung von Hitze – was kostengünstiger als die photoakustische Zerkleinerung ist. Wiederum je nach Stichtiefe, Farbintensität und Beschaffenheit der Haut richtet sich laut Weiss, wie viele Behandlungen zur Entfernung nötig sind – häufig nur wenige im Abstand von einigen Wochen.

Weg mit dem Herzerl und Schriftzeichen

Das Herzerl am Finger, die Initialen der Verflossenen am Handgelenk oder das chinesische Schriftzeichen hinterm Ohr: Kleine Tätowierungen wie diese können, so Weiss, zwar ebenfalls mit dem Laser entfernt werden, wodurch die Bildung von Narben vermieden wird. Doch hält sich die Narbenbildung auch dann in Grenzen, wenn Klein- und Kleinstmotive mit dem Skalpell weggeschnitten, also vergleichsweise sehr schnell und kostengünstig entfernt werden.

 

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7 häufige Gründe für eine Tattooentfernung

„Es ist nicht mehr modern.“
Dr. Birgit Weiss: Dieses Motiv nennen vor allem jene Frauen, die sich in den Nullerjahren zur Tätowierung eines sogenannten Arschgeweihs hinreißen ließen – das Muster, das sich knapp oberhalb des Pos über den unteren Rücken erstreckt, gilt nun als No-Go, eine Trendrückkehr ist nicht absehbar.

„Es ist nicht mehr schön.“
Mit den Jahren ändert sich der Mensch, und mit ihm seine Haut: Das einst als schöner Körperschmuck empfundene Bild hat aufgrund von Hautveränderungen seine Form und Farbe verloren und erscheint als hässlich.

„Es passt nicht mehr zu mir.“
Auch das Wesen beziehungsweise die Lebenseinstellung und die Lebensart ändern sich. Den früheren Rebell gegen das Establishment, der seinen Protest durch Tätowierungen ausdrückte, können diese Motive in späteren Jahren stören. Anderen passen Namen von Verflossenen nicht mehr. 

„Es ist falsch.“
Dass der chinesische Schrift-zug anderes bedeutet als gedacht oder der Name der Lieblingsband falsch geschrieben ist, stört wohl jeden – ab dem Zeitpunkt, zu dem der Fehler erkannt wird. 

„Es war unüberlegt.“
Dass der Totenkopf am Oberarm landete oder der Intim­bereich mit einer speziellen Verzierung versehen wurde, geht auf einen erhöhten Alkoholkonsum, die Überredung durch Freunde und den Tätowierer in der Nähe zurück und ist schon ab dem Aufwachen am nächsten Morgen peinlich.

„Es behindert meine Karriere.“
Was am Unterarm von Menschen im Leistungssport oder in Kreativberufen eventuell stimmig erscheint, kann auf derselben Körperregion etwa von Rechtsanwälten prangend  untragbar sein, wenn es um den beruflichen Aufstieg geht.

„Es macht mich zum schlechten Vorbild.“

Mit Bildern, die einem in einer bestimmten Lebensphase gefielen, durchs gesamte Leben gehen: Das kann schwierig werden.
Und viele, die das erlebt haben, möchten ihre Kinder vor dieser Erfahrung bewahren – weshalb sie als Eltern finden, dass ihr Tattoo weg muss.

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Tattooentfernung:
Künftig leichter möglich?


Wissenschafter arbeiten an verschiedenen Methoden, die dabei helfen sollen, Tattoos unkomplizierter entfernen zu können, als dies derzeit möglich ist. So könnte man nach bisherigen Forschungen einer salzburgisch-französischen Gruppe künftig eventuell Hautzellen, in denen Farbpigmente stecken, mit Substanzen in Cremen oder Salben dazu bringen, die Farbe loszulassen. Auch an Pflastern, die Substanzen abgeben und so Farbpigmente aus der Haut lösen, wird gearbeitet.


7 häufige Fragen und Antworten

Wenn das Tattoo nicht mehr gefällt

MEDIZIN populär
Was kostet die Entfernung?

Dr. Birgit Weiss
Die Kosten für die Entfernung richten sich nach dem Aufwand, der dafür nötig ist. Und der hängt wiederum von der Größe des Tattoos, der Farbe, der Stichtiefe und der Hautbeschaffenheit ab. Oft reichen sie von 80 bis 800 Euro, in Einzelfällen liegen die Kosten auch darüber.

Tut die Entfernung weh?
Ja, aber nicht so weh wie die Tätowierung. Denn das zu bearbeitende Hautareal wird vor der Behandlung mit Kaltluft oder Coolpacks gekühlt, auch können schmerzstillende Salben aufgetragen oder Schmerzmittel injiziert werden.

Wohin verschwindet die Farbe?
Wird bei der Entfernung eine spezielle Methode praktiziert, die sogenannte Laser-Kombinationsmethode, kann der Großteil der Farbe nach außen abgeleitet werden. Ansonsten werden die mit dem Laser zerkleinerten Farbpigmente vom Körper über die Lymphe in die Lymphknoten transportiert, wo bei jedem Tätowierten bereits Teile von Farbpigmenten lagern. Ob dies Auswirkungen auf die Gesundheit hat, und wenn ja welche, ist noch Gegenstand der Forschung.

Muss ich vor oder nach der Entfernung etwas Bestimmtes beachten?
Die Haut sollte in dem Monat vor der Entfernung vor UV-Strahlen bewahrt werden. Denn ist die Haut bei der Entfernung auch nur leicht gebräunt, können Negativbilder des Motivs zurückbleiben. Nach der Entfernung muss die Haut ebenfalls eine Zeit lang vor UV-Licht geschützt werden, aber auch vor Hitzeeinwirkung etwa durch einen Saunabesuch. Außerdem sollte die Haut einige Tage lang mit medizinischen Produkten gereinigt und gepflegt werden. Wer sich nicht an diese Vorgaben hält, riskiert länger andauernde Hautirritationen, Pigmentverschiebungen oder die Bildung von Narben.

Welche Risiken bestehen sonst?
Bei der Entfernung einer Tätowierung kann es zur Blasenbildung und Verkrustung kommen. Wird die Haut nicht gepflegt, sind Hautinfektionen und allergische Reaktionen möglich.

Kann ich das Tattoo nicht einfach mit Säure wegätzen, durch eine ­Dermabrasion entfernen lassen oder abschaben?
Prinzipiell ja, aber davon ist abzuraten, da dies die Haut massiv schädigt, sehr schmerzhaft ist und ein großes Infektionsrisiko nach sich zieht. Auch ist mit einer längeren Heilungsdauer und der Bildung von Narben zu rechnen.

Was, wenn ich das Tattoo nur verändern will?
Vor einem sogenannten Cover-up empfiehlt sich die Aufhellung der Farben, wofür meist ein bis zwei Laserbehandlungen ausreichen.

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Stand 10/2019


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