Schluss mit Schmerzen: Was gegen Kreuzweh hilft

Juni 2022 | Medizin & Trends

Diese Schmerzen lernt wohl jeder irgendwann einmal im Lauf des Lebens kennen: Rückenschmerzen. Worauf sie häufig zurückgehen und was dagegen hilft.

– Von Mag.a Sabine Stehrer

Der Rücken: Im Groben ist damit die Rückseite des Oberkörpers gemeint, genauer handelt es sich dabei um die Region zwischen Nacken und Gesäß. Um jenen Teil des Körpers also, der das Zentrum unseres Stütz- und Bewegungsapparats bildet, uns Stabilität gibt und den aufrechten Gang ermöglicht. Ist dort etwas nicht in Ordnung, kann uns das ganz gehörig zu schaffen machen – sprich: ziemlich wehtun. Und Rückenschmerzen lernt wohl jeder irgendwann einmal im Leben kennen.

Ziehend, stechend, stumpf

Meist werden sie als ziehend, stechend oder anhaltend dumpf empfunden, manchmal als blitzartig ausstrahlend in die Extremitäten, in Beine und Arme, wo Kreuzweh auch Taubheitsgefühle bis hin zu Lähmungserscheinungen erzeugen kann.

So vielfältig sich Rückenschmerzen äußern, so viele Antworten gibt es auch auf die Frage, was da eigentlich wehtut, wenn es da oder dort wehtut. Denn wie der gesamte Stütz- und Bewegungsapparat besteht auch der Rücken aus einer Vielzahl an Gewebestrukturen, die imstande sind, zu schmerzen. Das weiß Prim. Mag. Dr. Gregor Kienbacher, MSc, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und ärztlicher Leiter des orthopädischen Klinikums Theresienhof in Frohnleiten in der Steiermark.

„Wenn der Rücken schmerzt, schmerzen häufig die Muskeln oder die Faszien, also das Bindegewebe, das die Muskeln umhüllt“, sagt er. „Es können aber auch die Ansätze von Sehnen wehtun, die die Muskeln mit den Knochen verbinden, und Nerven wie zum Beispiel der Ischiasnerv.“ Bei Brüchen nach Unfällen oder schleichenden Frakturen, wie sie bei Osteoporose auftreten, dem krankhaften Knochenschwund, vermag außerdem noch Knochengewebe zu schmerzen.

Untrainierte Rückenmuskulatur

Abgesehen von einer Erkrankung an Osteoporose oder Unfällen: Was kann die Schmerzen in den Gewebestrukturen des Rückens noch verursachen?

Bei den weitaus meisten RückenschmerzPatienten, genauer bei 85 Prozent, hat das Kreuzweh letztlich nur eine einzige Ursache, so Kienbacher: „Eine untrainierte Rückenmuskulatur.“ Denn werden die Muskeln am Rücken nie trainiert, gekräftigt und bei Kräften gehalten, kommt es zu Fehlhaltungen, Fehlbelastungen, auch Überlastungen. Von dort führt der Weg über Verspannungen der Muskulatur und Verklebungen der Faszien sowie Beeinträchtigungen der Sehnenansätze und Muskelnerven zu den Schmerzen. Das Fatale: Tut der Rücken weh, werden die Schmerzen vielfach selbst dann, wenn sie täglich auftreten, lange als gegeben hingenommen, und so geraten Betroffene oft in einen Teufelskreis.

Der beginnt laut Kienbacher meist mit noch weniger Bewegung und Schonung bis hin zum Hinlegen und Warten, bis der Schmerz verschwindet. Bald gesellen sich Stress und Ängste hinzu, häufig davor, dass etwas Schlimmes hinter den Schmerzen steckt, oder dass wegen der Schmerzen bald nicht mehr gearbeitet werden kann. Entwickeln sich auch depressive Verstimmungen, resultiert daraus meist noch einmal weniger Bewegung, was oft zu stärkeren Schmerzen führt, die chronisch werden. „Das liegt daran, dass psychische Belastungen ein denkbar schlechter Co-Faktor von Kreuzweh sind, da sie schon für sich genommen Kreuzweh auslösen können“, erklärt Kienbacher.

Arthrose, Blockaden

Psychische Belastungen, mangelnde Bewegung und eine untrainierte Rückenmuskulatur spielen aber auch bei jenen 15 Prozent der Rückenschmerz-Patienten eine Rolle, bei denen nicht nur Muskeln, Faszien, Sehnen oder Nerven am Rücken schmerzen.

Sowohl, wenn es um den Auslöser, als auch um die Verstärkung der Schmerzen geht, die in diesen Fällen zusätzlich durch andere Gesundheitsprobleme und Erkrankungen bedingt sind. Häufig durch Abnützungserscheinungen der Wirbelsäule, also Arthrose, durch Wirbelgelenksblockaden, Hexenschuss und Ischias. Seltener durch Bandscheibenvorfälle und Wirbelgleiten, Wirbelsäulenerkrankungen wie Morbus Bechterew und andere rheumatische Erkrankungen oder Osteoporose.

Zudem kann ein Schmerz noch als Rückenschmerz empfunden werden, der in Wahrheit von gesundheitlichen Problemen woanders im Körper ausgeht, wie vom Magen oder Darm, beispielsweise wenn ein Reizdarmsyndrom besteht, oder auch vom Herzen.

Multimodale Behandlung

Was hilft gegen Rückenschmerzen? Die Therapie richtet sich nach der Diagnose. „Behandelt wird aber fast immer multimodal, das heißt, die Therapie besteht aus mehreren Bestandteilen“, sagt Kienbacher. So werden die Schmerzen mit Medikamenten in Tablettenform, Injektionen oder Infiltrationen gelindert, Entzündungen auch mit Kälteanwendungen.

Gegen die häufigen psychischen Co-Faktoren, aber auch Auslöser von Rückenschmerzen, depressive Verstimmungen, Ängste und Stress, helfen ebenfalls Medikamente, meist reicht aber eine Psychotherapie aus. Schmerzhafte Verspannungen und Verklebungen von Gewebe können mit Wärmebehandlungen und Massagen gelöst werden, Wirbelblockaden mit chiropraktischen Griffen.

Chirurgische Eingriffe sind nur selten nötig. Gehen die Rückenschmerzen auf andere Erkrankungen zurück wie auf Osteoporose, müssen diese Krankheiten entsprechend mitbehandelt werden, um einen Behandlungserfolg im Sinn von Schmerzfreiheit zu erzielen. Und ist der Schmerz einmal weg, ist auch wieder mehr Bewegung möglich. Dann sind Physiotherapie und Sporttherapie angesagt, sowie dauerhaft ausreichend Sport mit gezieltem Krafttraining – auf dass der Rückenschmerz dann, wenn überhaupt, nur noch als Muskelkater auftritt.

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Rückenschmerzen, die Diagnose

Bei Rückenschmerzen erfolgt die Diagnose durch ein Arzt-Patient-Gespräch und eine körperliche Untersuchung. Auch bildgebende Verfahren wie ein Röntgen, ein Ultraschallverfahren, eine Magnetresonanztomografie oder eine Computertomografie können nötig sein. Ein Verdacht auf eine andere Erkrankung, die den Rückenschmerzen möglicherweise zugrunde liegt, erfordert weitere Untersuchungsschritte.

 

Stand: 06/2022

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